Kultur Korea 한국문화 Ausgabe 4/2010 EDITORIAL

Kultur Korea 한국문화 Ausgabe 4/2010 EDITORIAL

Kultur Korea 한국문화 Ausgabe 4/2010 EDITORIAL Liebe Leserinnen, liebe Leser, derzeit leben 6,7 Millionen Menschen mit ausländischem Pass in Deutschland. 23.550 oder 0,5 Prozent davon sind Südkoreaner, 1.268 Nordkoreaner. Die südkoreanischen Staatsbürger teilen sich in 13.625 Titelbild: Hyun Myung Jang Frauen und 9.925 Männer auf. Im letzten Jahr wurden 146 Personen Der koreanische Tenor Yosep Kang im REDDRESS mit südkoreanischem Pass in Deutschland eingebürgert und zwi- der koreanischen Künstlerin Aamu Song. schen 2002 und 2009 insgesamt 1.601 Personen, so die Zahlen des Die Aufnahme entstand im Mai 2008 bei einem Konzert im Rahmen des DMY International Statistischen Bundesamtes vom 31.12.2009. In diesen Statistiken sind Design Festival Berlin 2008 in der St. Elisabeth- die deutschen Staatsbürger mit koreanischen Wurzeln und deren Kirche. Nachkommen nicht enthalten. Obwohl die Zahl der in Deutschland lebenden Koreaner oder Menschen koreanischer Herkunft relativ gering ist, wird Korea aufgrund seiner zunehmenden politischen und wirtschaftlichen Bedeutung allmählich stärker in der deutschen Öffentlichkeit wahrgenommen. Die Zahl der Deutschen steigt, die beruflich oder im Rahmen ihres Studiums mit Korea zu tun haben. Natürlich ist das Wis- sen über Korea im Gegensatz zu dem über China oder Japan immer noch begrenzt. Dies zu ändern, ist unsere Aufgabe - und Kultur Korea ein kleiner Beitrag, diesem Anspruch gerecht zu werden. Wie ist es, als Koreaner in Deutschland zu leben, und wo kann man hier koreanische Atmosphäre und koreanische Kultur erleben? Die Oktober-Ausgabe unseres Magazins befasst sich mit dem Thema „Koreanisches Leben in Deutschland“ und geht diesen und anderen Fragen nach. Wie immer wünschen wir Ihnen viel Freude beim Lesen! Die Mitarbeiter des Koreanischen Kulturzentrums 2 3 INHALT Spezial: Koreanisches Leben in Deutschland 41 Gedanken zur Zusammenarbeit von Deutschen und MENSCHEN Koreanern in einer sich globalisierenden Welt im Bundesland Thüringen von Dr. Sylvia Bräsel 06 Koreanische Migrationsgeschichte in Deutschland. Eine Erfolgsgeschichte? von You Jae Lee 43 Die Stars von morgen von Dr. Rudolf Neumaier 08 Die Lebenssituation der koreanischen Gastarbeiter 45 Zwischen Kultur- und Klangwelten. Wie koreanische in Deutschland von Okki Seol Nachwuchspianisten nach Deutschland kommen von Anne Schneppen 10 Drei Paare aus zwei Welten: Koreanisch-deutsche Partnerschaften von Dr. Stefanie Grote KOREA IM ALLTAG 18 Zuhause in der Fremde von Martin Hyun 47 Kleiner Sprachführer-koreanische Redewendungen 20 Korea hautnah - und das täglich von Andreas Mücklich 48 Kochrezept - Dubu Jeongol (두부전골, Tofu-Schmortopf) Koreanische Auslandsadoptionen von Sandra Linn KALEIDOSKOP 21 Von Gochujang bis Kimchi. 23 Reise ins ICH von Jessica T. 50 Zu Besuch in einem koreanischen Lebensmittelladen in INSTITUTIONEN Berlin-Steglitz von Gesine Stoyke und Setbyol Oh 25 Ein Gang durchs Koreanische Kulturzentrum (한국문화원) Das Restaurant „Kimchi Princess“ in Berlin-Kreuzberg. von Gesine Stoyke 52 Interview mit der Geschäftsführerin Young-Mi Park Koreanistik/ Koreastudien in Deutschland von Setbyol Oh und Gesine Stoyke 28 von Gesine Stoyke und Christina Lee 57 Koreanische Gärten (한국정원) von Dr. Stefanie Grote Erfahrungsbericht: Koreastudien an der Freien 30 EXTRAWELT Universität (FU) Berlin von Theresa Loske 62 Urbannature von Nils Clauss Erfahrungsbericht: Studium der Asienwissenschaften 31 in Bonn von Christina Lee VERANSTALTUNGEN 32 Korea Institut Münster: Ein Hauch Hanguk (Korea) 68 Veranstaltungen des Koreanischen Kulturzentrums in Münster von Mi Young Park 74 Bundesweite Veranstaltungen 2010 34 Interview mit dem Vorstandsmitglied der Deutsch- Koreanischen Gesellschaft (DKG), Martin Hyun 77 Kurse des Koreanischen Kulturzentrums KULTURLEBEN SONSTIGES 36 Hanji gongye-für mich eine der schönsten Seiten Leserbrief/Preisträger/ Impressum Koreas von Birke Dockhorn 79 39 Koreanische Literatur in Deutschland von Dr. Sonja Häußler Foto: Nils Clauss „Urbannature” Nils Clauss Foto: 4 5 MENSCHEN ie jüngsten Debatten um die Integra- ten koreanischen Männer, Angehörige der Mittel- tionsprogramme der Bundesregierung schicht zu sein, stand/steht in spannungsreicher haben das Augenmerk auf das Leben der Diskrepanz zur deutschen Realität, da sie als Din Deutschland lebenden MigrantInnen gelenkt. „Ausländer“ und Angehörige der Arbeiterschaft Dabei wird oft deutlich, dass die MigrantInnen wahrgenommen wurden/werden. im Allgemeinen als „Problemkinder“ angese- 2. Anders als in anderen Communities in West- hen werden. Statt ihre Potenziale und Errungen- deutschland haben die koreanischen Kranken- schaften für sich selbst und auch für die deutsche schwestern und Bergarbeiter ihr Bleiberecht durch Foto: privat Foto: Gesellschaft hervorzuheben, werden die schein- zähe öffentliche Aktionen erkämpft (Kranken- Der Autor You Jae Lee ist baren Defizite angezeigt. In dieser Debatte hat schwestern 1977 und Bergarbeiter 1979/1980). Juniorprofessor für Koreanistik der Verein korientation der Deutsch-Koreaner Dabei haben sie nicht nur eine mögliche Benach- an der Universität Tübingen. Er ist Gründungsmitglied des durch seine Projekte „Musterschüler der Integra- teiligung durch die deutschen Behörden in Kauf korientation e.V. und hat an tion“, „Vom Gastarbeiter zur Bildungselite“ und genommen, sondern auch die restriktiv eingrei- seinen Projekten in leitenden „Shared.Divided.United“ zwischen 2008 und fenden Maßnahmen durch die koreanische Bot- Funktionen mitgearbeitet. 2010 auf die positiven Seiten der Migrationsge- schaft. schichte hingewiesen. Indem korientation auf die 3. Das Bedürfnis nach Erfahrungsaustausch und Erfahrungen, Wünsche, Träume und Lebensver- solidarischer Unterstützung führte zu einem dich- läufe der koreanischen MigrantInnen eingegan- ten Netz von Selbstorganisationen. Diese bilden gen ist, hat der Verein sie selbst als Akteure der bis heute Foren für politische, kulturelle Arbei- Geschichte ernst genommen und nicht nur als ten sowie Raum für Informationsaustausch und hilflose Objekte bestimmter Migrationspolitiken gegenseitige Hilfeleistung. Sie übernehmen z. T. in verschiedenen Zeiten behandelt. Diesem An- auch Ventilfunktionen, die trotz oder gerade durch satz lag eine Hierarchisierung der MigrantInnen den hohen binnenethnischen Organisationsgrad nach ethnischen Gruppen (hier die guten und dort eine Integration in die Mehrheitsgesellschaft er- die schlechten) fern, wie er gelegentlich von der möglicht. Mehrheitsgesellschaft als auch von anderen Mi- 4. Der hohe Bildungsgrad der zweiten Generati- grantengruppen missverstanden wurde. Vielmehr on ist bemerkenswert. Schätzungsweise schließen sollte er aufzeigen, dass viele MigrantInnen auf mehr als 70% der Deutsch-Koreaner der zweiten ihre Weise erfolgreich sind, und dass sich sogar Generation die Schule mit dem Abitur ab. Ent- Foto: Historisches Archiv des Koreanischen Bundesverbands Glückauf Deutschland e.V. Glückauf Bundesverbands des Koreanischen Deutschland Historisches e.V. Archiv Foto: die erfolgreichen MigrantInnen unter diskri- sprechend hoch ist die Aufnahme eines Studiums. minierenden und benachteiligenden Strukturen Die Studienfächer reichen von Medizin, Jura und durchkämpfen müssen. Was sich ändern muss, Wirtschaftswissenschaften über Ingenieurswis- ist nicht nur die Einstufung der MigrantInnen senschaften bis hin zu Humanwissenschaften. Es als „Problemkinder“, sondern auch die deutsche bleibt abzuwarten, ob sich die Diskrepanz zwi- Gesellschaft insgesamt, die sich öffnen und die schen Ideal und Realität, die man in der ersten Fremden und MigrantInnen als gleichberechtigte Generation beobachten konnte, in der zweiten Bürger aufnehmen muss. Generation zum Positiven auflösen lässt. Dies wäre eine nachträgliche Befriedigung und Bestä- Koreanische Schaut man nun auf die (süd)koreanische Migra- tigung für die erste Generation. tionsgeschichte in (West)Deutschland, so können einige Besonderheiten des koreanischen Falls im Das Studium der koreanischen Migrationsge- Migrationsgeschichte Vergleich mit anderen Communities aufgezeigt schichte gibt uns also viele Anregungspunkte. werden. Das Engagement der zweiten Generation, das in Deutschland. 1. Die Anwerbung durch gesonderte, als techni- durch die Arbeit des Vereins korientation zum sche Entwicklungshilfe ausgegebenen Program- Ausdruck kommt, gibt uns die Hoffnung, dass die me (1963 für Bergarbeiter und 1971 für Kran- Deutsch-Koreaner als Bürgerinnen und Bürger Eine Erfolgsgeschichte? kenschwestern) unterscheidet die koreanische der deutschen Gesellschaft auch über die Gene- Migration von anderen. Die Konzentration auf rationen hinweg einen positiven Beitrag zu einer Von You Jae Lee die zwei Berufsgruppen, fast symmetrisch nach offeneren, vielfältigeren und demokratischeren Geschlechtern geteilt, ist einmalig. Das Selbst- deutschen Gesellschaft leisten. 6 verständnis der Koreaner, vor allem der gebilde- 7 MENSCHEN und Sprache, sind nach jahrzehntelangem abgesichert sind, geraten in Armut. Diese deren sind diese „älteren Migranten“ auf- Aufenthalt in Deutschland für den Alltag Problematik ruft ein Schamgefühl hervor grund ihrer Erziehung sehr zurückhaltend Die Lebenssituation unwichtig geworden. und viele von ihnen versuchen, ihre Not und auch zum Teil sehr bescheiden. Des- zu verbergen. halb scheuen sie sich, öffentliche Hilfen Es scheint bei den koreanischen Frauen, und Angebote in Anspruch zu nehmen. der koreanischen Gastarbeiter die eine Sehnsucht nach ihrer Ursprungs- Die in Deutschland lebenden aktiven Rent- heimat haben, ein starker Wunsch vorhan- nerinnen

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