Zulassungsantrag der MTV Networks GmbH für die bundesweiten digitalen Fernsehspartenprogramme „MTV Base“ und „MTV Extra“ Aktenzeichen: KEK 088 Beschluss In der Rundfunkangelegenheit der MTV Networks GmbH, Osterwaldstr. 10, Haus B, 80805 München, vertreten durch die Geschäftsführerin Christiane zu Salm, – Antragstellerin – wegen Zulassung zur Veranstaltung der bundesweiten Fernsehspartenprogramme „MTV Base“ und „MTV Extra“ hat die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) auf Vorlage der Landesanstalt für Rundfunk Nordrhein-Westfalen (LfR) vom 10.07.2000 aufgrund der Sitzung am 19.12.2000 unter Mitwirkung ihrer Mitglieder Prof. Dr. Dr. h. c. Mestmäcker (Vorsitzender), Prof. Dr. Dörr, Prof. Dr. Kübler, Prof. Dr. Lerche, Dr. Lübbert und Prof. Dr. Mailänder entschieden: Der von der MTV Networks GmbH mit Schreiben an die Landesanstalt für Rundfunk Nordrhein-Westfalen (LfR) vom 15.12.1999 beantragten Zulassung zur Veranstaltung der bundesweit verbreiteten digitalen Fernsehspartenprogramme „MTV Base“ und „MTV Extra“ stehen Gründe der Sicherung der Meinungsvielfalt im Fernsehen nicht entgegen. Unberührt bleibt die Überprüfung unter Berücksichtigung des Plattform- und Vermarktungsvertrages, dessen Vorlage die LfR der Antragstellerin zur Auflage machen wird. 2 Begründung I Sachverhalt 1 Zulassungsantrag Die Antragstellerin MTV Networks GmbH (nachfolgend MTV Networks) hat mit Schreiben vom 15.12.1999 bei der Landesanstalt für Rundfunk Nordrhein-Westfalen (LfR), dort eingegangen am 17.12.1999, die Zulassung zweier bundesweiter digitaler Musikspartenprogramme „MTV Base“ und „MTV Extra“ für die Dauer von zehn Jahren beantragt. 2 Programmstruktur Die geplanten Programme MTV Base und MTV Extra sind xxxxxxxxxxx, überwiegend deutschsprachige musikorientierte Spartenprogramme, die sich speziell an Zielgruppen unter den 16 - 24jährigen richten. Vorgesehen ist, dass MTV Base die Schwerpunkte Rhythm and Blues sowie Hip Hop und Dance setzt, redaktionell über Künstler berichtet und Interviews sendet. Mit MTV Extra soll ein alternatives, eher auf den Bereich Rock fokussiertes Musikprogramm mit Hintergrundinformationen ausgestrahlt werden. xxx xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx xxx ... 3 Programmverbreitung und -vermarktung Die beantragten Digitalprogramme sollen über Satellit und Kabel in Deutschland, Österreich und der Schweiz verbreitet werden. Über die geplante Vermarktung werden keine Angaben gemacht; lediglich die geplante Finanzierungsweise durch Abonnentengebühren und Sponsoring xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx deutet darauf hin, dass eine Vermarktung im Pay-TV angestrebt wird. 3 4 Inhaber- und Beteiligungsverhältnisse 4.1 Antragstellerin Die MTV Networks GmbH (MTV Networks), München, ist eine GmbH mit einem Stammkapital von DM 50.000,00. Der Gesellschaftsvertrag gilt in einfachster, für eine 1-Personen-GmbH typischer Form. MTV Networks veranstaltet bereits das analoge, überwiegend deutschsprachige, jugendorientierte Musikspartenprogramm MTV aufgrund einer Lizenz der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien vom 20.04.2000 (vgl. Beschluss der KEK vom 22.02.2000 i. S. MTV, Az.: KEK 071). Dieses Programm wurde zuvor von der Muttergesellschaft MTV Networks Europe auf der Grundlage einer Lizenz der ITC aus dem Jahr 1990 ausgestrahlt. 4.2 MTV Networks Europe Die Muttergesellschaft der Antragstellerin, MTV Networks Europe, eine nach dem Recht des US-Bundesstaates Delaware gegründete „Partnership“ (Personengesellschaft mit unbeschränkter Haftung), ist ein Gemeinschaftsunternehmen der MTV Networks Europe, Inc. mit 49,99 % und der Viacom Networks Europe, Inc. mit 50,01 %, die ihrerseits beide 100%ige Töchter des US-amerikanischen Medienkonzerns Viacom, Inc. sind. Tochtergesellschaften der MTV Networks Europe veranstalten in zahlreichen anderen europäischen Ländern Programme unter der Marke MTV, so in 27 Ländern „MTV North", in Italien „MTV South", in acht nordischen Ländern „MTV Nordic" sowie in Großbritannien und Irland, Österreich und der Schweiz. In Großbritannien und Irland werden außerdem die Digitalprogramme M2, MTV Base, MTV Extra und VH-1 Classic veranstaltet und auf der Pay-TV-Plattform von BSkyB verbreitet. 4.3 Viacom, Inc. Der Mutterkonzern der Antragstellerin Viacom, Inc., New York, ist der drittgrößte Medienkonzern der Welt mit einem Umsatz von 12,86 Mrd. $ 1999 (Hachmeister/Rager „Wer beherrscht die Medien?“, 2000). Nicht erst seit der im Mai 2000 von der FCC genehmigten Übernahme der CBS, Corp. ist er in allen wesentlichen Medienbereichen 4 vertreten, so bei Produktion und weltweitem Vertrieb von Kino- und Fernsehfilmen (z.B. über die Paramount Pictures, die Paramount Television Group und die United International Pictures), im Radio- (Infinity Broadcasting) und Verlagsbereich (Simon & Schuster) sowie bei der Herstellung von Videos und dem Betrieb von Themenparks. Infolge der Fusion Viacom/CBS verfügt Viacom über zwei Networks. Zu ihr gehört nun neben dem Network CBS, das seine Programme an über 200 angeschlossene Stationen verbreitet und 1998 einen durchschnittlichen Zuschaueranteil von 10 % bei den Zuschauern zwischen 18 und 49 Jahren erreichte, das Network UPN (United Paramount Network), das einen Zuschaueranteil von 3 % bei den Zuschauern zwischen 18 und 49 Jahren realisierte. Dies steht im Widerspruch zur US-amerikanischen sog. "Dual Networks Rule", der für den Bereich des terrestrischen Fernsehens vorschreibt, dass ein "major network" wie CBS nicht über Anteilsbesitz an weiteren Networks verfügen darf; die FCC duldet diesen Zustand für eine 12-monatige Übergangsfrist (Pressemitteilung der FCC vom 03.05.2000). Daneben gehören noch weitere Kabel- und Satellitenkanäle zum Viacom-Konzern: MTV Networks, die Kinderprogramme von Nickelodeon, VH-1 und weitere Kanäle. Im Pay-TV betreibt er das Sendernetz Showtime Network. In Deutschland wird das bundesweite analoge Musikspartenprogramm VH-1 von der VH- 1 Television GmbH & Co. OHG veranstaltet, die über mehrere Beteiligungsstufen im Alleinbesitz der Viacom ist (vgl. Beschluss der KEK vom 23.11.1998 i. S. VH-1, Az.: KEK 031). Die derzeitige Geschäftsführerin der Antragstellerin, Christiane zu Salm, ist zugleich Geschäftsführerin dieser Veranstalterin und ihrer Gesellschafter Viacom VHENO GmbH und VH-1 Television Verwaltungs GmbH. Die Verbreitung des Kinderprogramms Nickelodeon wurde in Deutschland eingestellt. II Verfahren Die Vollständigkeitserklärung der Veranstalterin liegt vor. Vor der Entscheidung der KEK wurde einem Vertreter der LfR Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben. Ein Plattform- bzw. Vermarktungsvertrag ist nach Mitteilung der LfR noch nicht abgeschlossen. Die LfR wird die Antragstellerin durch Auflage verpflichten, den Plattform- bzw. Vermarktungsvertrag vorzulegen, sobald er abgeschlossen ist. 5 III Medienkonzentrationsrechtliche Beurteilung 1 Bestätigungsvorbehalt der KEK Nach § 20 Abs. 1 Satz 1 RStV bedürfen private Veranstalter einer Zulassung nach Landesrecht. Fragestellungen der Sicherung der Meinungsvielfalt im privaten Fernsehen werden von der KEK nach Vorlage durch die zuständige Landesmedienanstalt gemäß § 37 Abs. 1 Satz 1 RStV beurteilt. 2 Zurechnung von Programmen und Zuschaueranteile Die Spartenprogramme, deren Zulassung beantragt wird, haben mangels Ausstrahlung noch keinen ermittelbaren Zuschaueranteil. MTV Networks veranstaltet daneben das Programm MTV. Ferner sind ihr ebenso wie ihrer Muttergesellschaft Viacom, Inc. aufgrund deren 100%igen Beteiligung an der VH-1 Television GmbH & Co. OHG auch die Zuschaueranteile des Spartenprogramms VH-1 zuzurechnen, arg. e § 28 Abs. 1 Satz 3 i.V.m. § 29 Satz 2 RStV. Für die Programme MTV und VH-1 sind in der veröffentlichten Statistik der AGF/GfK-Fernsehforschung Zahlenangaben nicht enthalten. Die Zuschaueranteile dieser Programme können daher von der KEK nicht exakt ermittelt werden. Nach den Erhebungen der AGF/GfK erreichten die ausgewiesenen, größeren Programmanbieter in der Bundesrepublik Deutschland (ARD einschließlich ihrer Dritten Programme, ZDF, 3SAT, arte, Kinderkanal, RTL, SAT.1, ProSieben, Kabel 1, RTL II, Super RTL, VOX, DSF, DF1/Premiere World) im Referenzzeitraum von Dezember 1998 bis November 1999 einen Zuschaueranteil von insgesamt etwa 93,9 %. Der für alle restlichen Sender verbleibende Zuschaueranteil liegt somit bei ungefähr 6,1 %. Neben MTV und VH-1 bezieht sich dieser Zuschaueranteil auf eine Vielzahl von Programmen wie z.B. tm3 (ca. 0,9 %), Eurosport (ca. 1,1 %), n-tv (ca. 0,7 %), VIVA (keine Angaben), ONYX (keine Angaben), Phoenix (keine Angaben). Der auf die Programme MTV und VH-1 entfallende Anteil kann mithin nur einen Bruchteil dieser Zuschauerquote ausmachen, der unter 1 % liegen dürfte. 6 3 Zurechnung zum Plattformbetreiber Das beantragte Programm kann einem Plattformbetreiber zuzurechnen sein, sofern sich aus den im Plattform- bzw. Vermarktungsvertrag getroffenen Vereinbarungen für diesen ein vergleichbarer Einfluss im Sinne des § 28 Abs. 2 Satz 2 Nr. 2 RStV ableiten lässt (vgl. Beschluss der KEK vom 15.08.2000 i. S. Beate Uhse Kanal, Az.: KEK 086). Diese Feststellung bleibt einer erneuten medienkonzentrationsrechtlichen Prüfung vorbehalten. 4 Vorherrschende Meinungsmacht Ein Unternehmen darf in der Bundesrepublik Deutschland eine unbegrenzte Anzahl von Programmen veranstalten, sofern es dadurch keine vorherrschende Meinungsmacht erlangt (§ 26 Abs. 1 RStV). Vorherrschende Meinungsmacht wird gem. § 26 Abs. 2 RStV vermutet, wenn im Durchschnitt eines Jahres ein Zuschaueranteil
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