125 Jahre Zuger Kantonalbank Guido Speck 125 Jahre Zuger Kantonalbank 1892 – 2017

125 Jahre Zuger Kantonalbank Guido Speck 125 Jahre Zuger Kantonalbank 1892 – 2017

125 Jahre Zuger Kantonalbank Guido Speck 125 Jahre Zuger Kantonalbank 1892 – 2017 125 Jahre Zuger Kantonalbank Inhaltsverzeichnis 11 Vorwort 14 Exkurs 1: Die Anfänge der Kantonalbanken in der Schweiz 16 Exkurs 2: Geld und Kredit in Zug im 19. Jahrhundert 20 1892 – 1898: Der lange Weg zur Kantonalbank 40 Exkurs 3: Emission von kantonalen Banknoten 42 Exkurs 4: Landtwing'sches Fideikommiss am Postplatz 44 1899 – 1913: Risikogeschäfte vor dem Ersten Weltkrieg 56 Exkurs 5: Spekulationsfieber in der «Belle Epoque» 60 Exkurs 6: Die Finanzierung der Strassenbahn auf den Berg 64 Exkurs 7: Wasserversorgung durch Private 66 1914 – 1927: Aus einem schweren Alptraum erwacht 80 Exkurs 8: Die Nationalbank und der Bankrun von 1914 82 Exkurs 9: Eine Heizung für das Asyl in Baar 84 1928 – 1945: Dienerin zweier Herren 102 Exkurs 10: Die Steuerpolitik von Otto Henggeler 104 1946 – 1966: Wachstum an allen Fronten 120 Exkurs 11: Kantonalbank-Neubau am Postplatz 124 Exkurs 12: Das Einfamilienhaus – ein Traum für wenige? 128 1967 – 1995: Gewinnoptimierung statt Gewinnmaximierung 168 Exkurs 13: Der Siegeszug des Bancomats in der Schweiz 170 Exkurs 14: Sparen lohnt sich – oder doch nicht? 172 Exkurs 15: Konjunkturen in der Raumplanung 8 176 1996 – 2008: Der Umbau zur Vertriebs- und Beraterbank 192 Exkurs 16: Baarerstrasse 37: Kohle, Kirsch und Kommerz 196 Exkurs 17: Bevölkerungsentwicklung und Mobilität in Zug 198 2009 – heute: Zwischen Regulierung und Marktorientierung 218 Exkurs 18: 50 Jahre E-V-Z-K-B 220 Exkurs 19: Auf dem Weg zum kulturellen Engagement 222 Exkurs 20: Mit Volldampf voraus 224 Anhang 224 Bankpräsidenten der Zuger Kantonalbank 226 Direktoren der Zuger Kantonalbank 228 Entwicklung Filialnetz 230 Quellen/Literatur 234 Autorinnen und Autoren 235 Bildnachweis 236 Dank 236 Impressum 9 10 Vorwort Liebe Leserin, lieber Leser Die Zuger Kantonalbank feiert 2017 ihr 125-jähriges Bestehen. Das ist ein guter Grund zurückzuschauen, zu danken und zu- versichtlich in die Zukunft zu blicken. Der Dank gebührt allen, die seit der Gründung unseres Institutes zu dessen Erfolg bei- getragen haben: den führenden Köpfen, die mit Weitblick, in- novativen Ideen und Durchsetzungskraft ihre Ziele verfolgten, den Mitarbeitenden, die die Bank verkörpern und sie mit ihrem Engagement weitergebracht haben, und vor allem den Kun- den und Aktionären, die vielfach während Jahrzehnten unserem Institut die Treue gehalten und damit dessen wirtschaftlichen Erfolg überhaupt erst ermöglicht haben. In diesen Dank schliessen wir ganz besonders den Kanton Zug ein, der als Gesetzgeber und Aktionär stets hinter der Bank gestanden ist. Ihrem Zusammenwirken ist es zu verdanken, dass sich die Zuger Kantonalbank zur führenden Bank im Kanton Zug entwickeln konnte. Die Geschichte der Zuger Kantonalbank reicht mehr als 125 Jahre zurück, da ihrer Grün- dung ein langwieriger politischer Prozess voranging. Nach der Betriebsaufnahme entwickel- te sie sich kontinuierlich. Die Bank operierte aber nicht nur erfolgreich. Die Verantwortlichen haben jedoch aus Misserfolgen jeweils die richtigen Lehren gezogen. Es war stets eine Herausforderung, die Zuger Kantonalbank in der dynamischen Bankenwelt immer wieder richtig zu positionieren. Die vorliegende Publikation befasst sich nicht nur mit der Zuger Kantonalbank. Es wer- den auch Persönlichkeiten, Ereignisse, Entwicklungen, Institutionen und Einrichtungen be- leuchtet, welche für unsere Bank bedeutend waren und sie mitgeprägt haben. Daraus wird ersichtlich, wie eng und wie vielfältig sie seit mehr als einem Jahrhundert mit der Entwicklung des Kantons Zug, seiner Bevölkerung und seiner Wirtschaft verbunden ist. Anlässlich unseres Jubiläums blicken wir voller Zuversicht in die Zukunft. Die Banken be- finden sich seit Längerem in einem tiefgreifenden Veränderungsprozess, der auch vor unse- rem Institut nicht haltmacht. Die Zuger Kantonalbank ist aufgrund ihrer soliden Kapitalaus- stattung, ihrer klaren strategischen Ausrichtung und vor allem wegen des Engagements des verantwortungsbewussten Führungsteams und der motivierten Mitarbeitenden gut gerüstet, um die kommenden Herausforderungen zu meistern und für die Bevölkerung und die Wirt- schaft unseres Kantons weiterhin eine verlässliche Partnerin zu sein. Der Kunde steht bei uns auch in Zukunft im Fokus. Wir nehmen unseren Leitsatz «Wir begleiten Sie im Leben» ernst. Ich wünsche Ihnen bei der Lektüre des vorliegenden Buches viel Vergnügen. Bruno Bonati, Bankpräsident 11 12 Exkurse 1 und 2 Infolge der unterschiedlichsten Grün- dungsgeschichten und politischen Aus- prägungen differieren die Kantonalban- ken in Grösse, Aktivität und Rechtsform. 1. Die Anfänge der Kantonalbanken in der Schweiz S. 14 Hauptzweck der Ersparniskasse des Kantons Zug war es, «bei der ärmern Klasse den Sinn für Arbeitsamkeit und Sparsamkeit zu wecken». 2. Geld und Kredit in Zug im 19. Jahrhundert S. 16 Exkurs 1 Die Anfänge der Kantonalbanken in der Schweiz Wie weit sollen sich Private an einer Kantonalbank lichkeit für das Alter oder für Notfälle boten. Ihre Eigen- beteiligen können? Welche Rolle sollen diese Institu- kapitaldecke war aber für eine forcierte Kreditvergabe zu te im bereits bestehenden Bankensystem einnehmen? schwach. Die Privatbanken hingegen waren auf interna- Mit diesen und ähnlichen Fragen waren alle Schweizer tionale Finanzgeschäfte mit gut betuchten Kunden ausge- Kantone im 19. Jahrhundert konfrontiert. richtet. Doch insbesondere die Mittelschicht und die Bauern Text: Matthias Wiesmann brauchten neue Mittel. Neben einigen staatlichen Hypothe- karkassen entstanden so die ersten acht Kantonalbanken, Die Gründung der Kantonalbanken in den einzelnen Kan- die hauptsächlich als Aktiengesellschaften mit Staatsbetei- tonen erfolgte nicht auf einen Schlag und nicht nach dem ligung organisiert waren. Die gemischtwirtschaftliche Form gleichen Muster. Jede Gründungsgeschichte widerspiegelt schien für die Kapitalbildung und die engen Kontakte zur die im Kanton vorherrschende wirtschaftliche und politische Geschäftswelt vorteilhaft zu sein. Ebenso waren die Streu- Situation. Die Hauptursachen sind sich jedoch ähnlich. Mit ung des Risikos und ein liberales Wirtschaftsverständnis der Industrialisierung und dem Aufkommen der Eisenbahnen weitere Faktoren für privates Engagement. In Bern hingegen floss das Privatkapital in diese gewinnträchtigeren Bereiche, war die Gründung vornehmlich ein staatspolitischer Akt, in- das Grundpfandkreditgeschäft verlor an Reiz. Der gewerb- dem die an die Macht gekommenen Liberalen und Radi- liche und kaufmännische Mittelstand sowie die Bauern er- kalen auch materiell nach Unabhängigkeit von der alten hielten in der Folge gar keinen Kredit mehr oder nur noch Finanzaristokratie strebten. Die Kantonalbank von Bern war zu sehr hohen Zinsen. Der Staat sah es als seine Aufgabe, deshalb von Anfang an als reine Staatsbank organisiert. der kantonalen Wirtschaft mit der Gründung einer auf Kre- Zudem war sie auch als Handelsbank aktiv, während in an- dite und Hypotheken spezialisierten Bank aus der Klemme deren Kantonen diese Rolle von zentralen Diskontbanken zu helfen. Ein weiteres Motiv war wohlfahrtsstaatlich ge- (Bank in St. Gallen, Banque du Commerce de Genève etc.) trieben: Den Bürgern sollte eine sichere und zinstragende ausgeübt wurde, die liberale und radikale Industrielle zur Anlagemöglichkeit für Spargelder angeboten werden. Zum Abwicklung des Geldverkehrs aufgebaut hatten. Dritten konnten mit einer eigenen Bank neue Einnahmequel- In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden ei- len für die Staatskasse erschlossen werden, insbesondere nige dieser regionalen Kreditinstitute zu Universalbanken durch die Emission von Banknoten. umgruppiert, die sich um die Finanzierung von industriel- len Grossprojekten und den Eisenbahnbau kümmerten. Unabhängigkeit von der Finanzaristokratie Die meisten dieser späteren «Grossbanken» wie etwa die Die erste Welle von Kantonalbankgründungen erfolgte ab Schweizerische Kreditanstalt waren aber neu ins Leben ge- 1834 mit der Berner Kantonalbank und dauerte bis in die rufen worden. 1850er-Jahre. Die Monetarisierung der Wirtschaft hatte die Nachfrage nach Krediten und Zahlungsmitteln so stark er- Staatsbank per Volksabstimmung höht, dass die bestehenden Privatbanken und Sparkassen Die zweite Welle von Kantonalbankgründungen zwischen sie nicht mehr decken konnten. Die ab 1800 gegründeten Mitte der 1860er- und 1880er-Jahre hatte ihren Ursprung dezentralen Spar- und Leihkassen hatten einen gemeinnüt- in der Demokratischen Bewegung, die mehr Mitsprache der zigen und sozialmoralischen Charakter, die vor allem den Bürger forderte und mit staatsinterventionistischen Ideen ärmeren Bevölkerungsschichten eine sichere Rücklagemög- aufwartete. Alle Neugründungen waren deshalb Staats- 14 war der Zielkonflikt zwischen den auf Gewinn orientierten Privataktionären und den Interessen des Staates am Ge- meinwohl. Die Banken erwiesen sich für den Staatshaushalt zunehmend als gute Finanzquelle, die man allein abzapfen wollte. Mit der Staatsgarantie hatte man aber auch viel Ver- antwortung übernommen, sodass die kantonalen Behörden die Entscheidungsgewalt nicht mit Privataktionären und de- ren Vertretern teilen wollten. Verbunden war dieser Prozess mit der zeitgenössischen Meinung, dass diese staatlichen Betriebe unter öffentlicher Kontrolle den Wettbewerb nicht etwa aufhoben, sondern ihn belebten und monopolistische Tendenzen im Finanzsektor korrigierten. Staatsgarantie als Schlüsselkomponente Neue Institute kamen nur noch vereinzelt dazu. Die Zuger Kantonalbank tanzte als einzige

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