Leonhard Thurneysser : Drucker in Berlin

Leonhard Thurneysser : Drucker in Berlin

Leonhard Thurneysser : Drucker in Berlin Autor(en): Boerlin, Paul H. Objekttyp: Article Zeitschrift: Librarium : Zeitschrift der Schweizerischen Bibliophilen- Gesellschaft = revue de la Société Suisse des Bibliophiles Band (Jahr): 18 (1975) Heft 3 PDF erstellt am: 05.10.2021 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-388245 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. 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BO ERLIN (BA SEL) LEONHARD THURNEYSSER - DRUCKER IN BERLIN Daß im Jahre 1572 in Berlin eine Druckerei Nürnberger Familie entstammend, wurde gegründet wurde (die zweite in dieser 1531 (vermutlich am 22.Juli) als Sohn des Stadt), die durch die Qualität ihrer Erzeugnisse Goldschmiedes Jacob Thurneysser in Basel rasch großes Ansehen gewinnen sollte, geboren. Auch er erlernte das dürfte vielen Lesern dieser Zeitschrift nicht Goldschmiedehandwerk. Daneben diente er dem Medi- l T 1 s * v 3è .> &r sQ 3 » l X v w A Leonhard Thurneyssers Druckersignet: der Pegasus mit Thurneyssers Wappen und einer Armillarsphäre. Holzschnitt nach Entwurf von Jost Amman. Aus Leonhard Thurneysser, «Confirmatio Concertationis». Gedruckt bei Thurneysser, Berlin 1576. Universitätsbibliothek Basel. unbekannt sein. Nicht ganz so bekannt ist zinprofessor Johannes Huber als Famulus vielleicht, daß der Schöpfer dieser Offizin und durfte ihm auch aus den Schriften des ein Schweizer - genauer gesagt, ein Basler - Paracelsus vorlesen. Die übliche gewesen ist und daß die Druckerei nur eine Gesellenwanderung führte ihn von 1547 an nach von vielen Unternehmungen seines England und Frankreich, und 1551 ist er abenteuerlichen Lebens war, mit denen er zu bei den Truppen des Markgrafen Albrecht seiner Zeit in Europa weitherum Aufsehen von Brandenburg-Kulmbach zu finden (der erregte. in den Reformationskriegen eine Rolle Leonhard Thurneysser zum Thurn 1531 - spielte), bis er 1553 in der Schlacht von 1596), einer 1461 in Basel eingebürgerten Sievershausen in Gefangenschaft geriet. 1555 189 nach Basel zurückgekehrt, ging er mit einer aus Europa angezogen. Von einem unbändigen vermöglichen Witwe die Ehe ein, doch war Erkenntnisdrang getrieben und offenbar dieser Verbindung wenig Erfolg beschieden. mit einem hervorragenden Gedächtnis Da der Vormund seiner Frau ihm ihr begabt, hat Thurneysser unterwegs begierig Vermögen vorenthielt und da leichtfertige aufgenommen, was es über Mineralien, Bürgschaften Thurneysser betrügerischen über fremde, im Abendland noch Wucherern auslieferten, geriet er in große finanzielle unbekannte Pflanzen und ihre Wirkungen, über Bedrängnis. Ein Versuch, sich mit Geheimrezepte, über Heilmethoden fremder Hilfe eines goldüberzogenen Bleibarrens Völker und alles, was damit zusammenhing, daraus zu befreien, schlug fehl, und so verließ zu lernen gab. Das erstaunliche Wissen, Thurneysser Familie und Vaterstadt das er sich so im Verlaufe der Jahre ziemlich fluchtartig, um anderswo seinen erwarb, und die von seinem großen Vorbild Beruf auszuüben. Er scheint in Rußland Paracelsus übernommene, im Gegensatz zur gewesen zu sein, arbeitete später in Straßburg galenischen Schulmedizin stehende und schließlich bei dem Goldschmied Hüet- unmittelbare Beobachtung der Natur erlaubten lin in Konstanz. Dessen Tochter Anna wurde es ihm, mit der Zeit, obwohl er nie studiert denn auch nach Thurneyssers Scheidung, hatte, allerhand erfolgreiche Kuren 1563, seine zweite Frau, mit der er bis zu durchzuführen. Dieser Drang, nicht aus überlieferten ihrem Tode glücklich zusammenlebte. Theorien, sondern aus eigener Inzwischen hatte eine Thurneysser offenbar Anschauung zu lernen, hatte Thurneysser z. B. angeborene und durch den frühen Kontakt schon 1559 veranlaßt, die Leiche einer mit dem Gedankengut des Paracelsus hingerichteten Frau zu sezieren (sie war das ausgelöste Neigung zu den Naturwissenschaften Vorbild für das Klappmodell auf Abb. B). und zur Medizin die Oberhand Das Außergewöhnliche dieses Unternehmens gewonnen: Er zog 1559 ins Tirol, nach Tar- erhellt allein daraus, daß es dazu der renz im Gurgltal, um im Berg- und Hüttenbau Erlaubnis Kaiser Ferdinands I. bedurfte. - eine neue Tätigkeit zu beginnen. Dieser Das alles zeigt, daß der Metallurg Thurneysser Übergang ist so erstaunlich nicht, wenn man in den 1560er Jahren allmählich zum bedenkt, daß die Verarbeitung von Metallen Apothekerarzt wurde. das Wesen des Goldschmiedeberufes Inzwischen hatte er begonnen, sich auch ausmacht. In Tarrenz legte Thurneysser als Schriftsteller zu betätigen. Unterwegs, bald eine eigene Schmelz- und Schwefelhütte «auff dem wilden und wietenden Mer », waren an. Ihre Bedeutung scheint beachtlich die astrologische Abhandlung «Archi- gewesen zu sein, denn sie zog namhafte doxa » und die eine Verbindung von Alchemie Gelehrte an und führte dazu, daß Erzherzog und Medizin postulierende «Quinta Ferdinand II. von Österreich, seit 1564 Essentia» entstanden. 1569 nahm Thurneysser Regent des Tirols, den ehemaligen Basler Urlaub und fuhr auf allerhand Goldschmied in seine Dienste nahm. In seinem Umwegen nach Münster i. W., um diese beiden Auftrag ging Thurneysser auf ausgedehnte Texte drucken zu lassen. Hier erhielt er den Reisen, die ihn nicht nur durch die europäischen Auftrag, für Johann Grafen von Hoya, den Länder, sondern auch nach Ägypten Bischof von Münster und Osnabrück, eine und durch den Vorderen Orient führten, Apotheke einzurichten, und offenbar wurde und hier erhielten seine naturwissenschaftlichen er von ihm auch als Leibarzt beschäftigt. Interessen die entscheidenden Die «Archidoxa» erschien noch 1569, die Impulse. Denn der Orient und die vor allem in «Quinta Essentia» 1570, gedruckt bei dem den arabischen Ländern verbreiteten, auf früher in Köln tätig gewesenen Johann alten Überlieferungen beruhenden Kenntnisse Ossenbruck. Schon gleich diese ersten hatten seit je Ärzte und Naturforscher Publikationen sollten sich durch reiche Aus- 190 dabliebet ©Itöec Occiput, 5orttn>nb gelegé* Fronf. Çcit auff btc tlçial Traipor« twß mcfîfiabsfc Aurir. r(lo«55uit;|I»beit nrf« »«fut, erkiocn mó3«n noti) o«t orrioiï «H8fl«r«lr, Ccrrax. Prof i(iaif(;»i. Co"«fE«<),i«. Axittfc a CoWm fO« I NVauuï J tra ** Ffff« î Suii tri« Humen*. Miimm/. FaipiHd. PwonfiV. Ew/tcni. 4 Vlcüw Minta. liunid ucl lud. m 1-lifflDt. Vmoiliciw. rnrmr. tf0/** lûtes cdtnope ttgb' Sini«. Vllltó Anw. Fin.* ndtiiiglobofcru. Initium cruris. MbichIih infrr.crurfe. Crlirft crdfitics. Sublìmiti! cruris. jAujiulm att.cruris Snptrgenu. Genu. ¦-¦;¦: pop/«. Subtcrgcnu. ^--irjj Vrimdpdrs tibia. Surd exterior Sum Interior. Jhufeulus Sura, Itbiapedis. Udnid cexenâicis, finis Tibia. Tdrfii. A Tdtut interior, s res. Ciledntum. PtUltó./dmi. \C&. ss su «Confirmatio B Anatomisches Modell mit aufklappbarem Leib, H0lzschnitt.F0l.35" aus Leonhard Thurneysser Basel. Concertationis ». Gedruckt bei Thurneysser, Berlin 1576. Universitätsbibliothek 191 stattung auszeichnen. Zur «Archidoxa », fürst den weitgereisten, kenntnisreichen und welcher das einer allegorischen Komposition gewandten Autor vorstellen. Bei dieser eingefügte Porträt des Autors, in Kupfer, Gelegenheit erstaunte Thurneysser den vorangestellt ist, gehören acht astrologische Landesherrn dadurch, daß er der kranken Kur- Kupfertafeln mit dem Lauf der fürstin eine richtige Diagnose stellte, und Gestirne und des Menschenlebens, auf die sich nachdem es ihm auch gelungen war, sie jeweils drei auszuschneidende Scheiben mit erfolgreich zu kurieren, ernannte ihn der Kurfürst Zeiger drehbar montieren Keßen. Die noch im gleichenJahr zu seinem Leibarzt. «Quinta Essentia » enthält ebenfalls das Damit begann jene Periode in Thurneyssers Autorbildnis und eine Reihe von alchimistischen Leben, die den Höhepunkt seiner Illustrationen, Kupferstichen, umgeben Laufbahn bilden sollte. von ornamentalen Holzschnittbordü- In Berlin erhielt er für seine Wohnung ren. Die Entwürfe für beide Bände hatte der und seine Laboratorien einen Teil des in Münster tätige MaierHermann tomRing ehemaligen FranziskanerHosters, des sogenann- angefertigt; Stecher waren Remigius und Hans Hogenberg. Mit der Arbeit des Drak- LEGENDEN ZU DEN FOLGENDEN kers war Thurneysser allerdings äußerst VIER BILDSEITEN unzufrieden. Mit Recht, müssen wir sagen, 1 Bildnis von. Leonhard Thurneysser. Um die 1574. wenn wir etwa in Abbildung 2 Kupferstich, sg,yx 22,5 an (Platte). Vielleicht wiedergegebene Tafel mit der entsprechenden nach Entwurf von Jast Amman. Knpferstickkakineft

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