Auf der Altstraße Hallstadt – Erfurt zur Urpfarrei Altenbanz Bernhard CHRISTOPH Das linienhafte Geländedenkmal Ein Geländedenkmal quert auf zirka fünf Kilometern Länge das nördliche Stadtgebiet von Bad Staffelstein, den so genannten Banzgau. Die Altstraße Hallstadt - Erfurt nutzt hier das westliche Vorland der Banzberge, um möglichst abseits der ehemals wesentlich feuchteren Niederungen von Itz und Main (vgl. GREBE 1980, Seite195) den Weg von Süden nach Norden zu finden (Abb. 1). Dabei dürfen wir Hallstadt und Erfurt nicht als Anfangs- und Endpunkt der alten Verbindung ansehen. Vielmehr ist dies nur ein Abschnitt einer Süd-Nord-Achse, deren Beginn am Mittelmeer und deren Ende an Nord- und Ostsee zu suchen sind. Schon in vorgeschichtlicher Zeit fanden Handelsgüter wie der Bernstein den Weg von der Nordseeküste in den Mittelmeerraum. Unsere Region wurde hierbei in direkter Linie durchquert (vgl. RICKHOFF 1990, Seite 67, Abb. 31). Einge- bürgert hat sich die Altstraßenbezeichnung Hallstadt - Erfurt, weil beide Orte in historischen Urkunden diesbezüglich erwähnt werden (vgl. FASTNACHT 2007, Seite 55). Altstraßen an sich Anders als die Römerstraßen ist unsere Straße kein Baudenkmal, sie wurde niemals gebaut. Allenfalls dürfen wir an bestimmten Stellen Hilfs- einrichtungen wie Knüppeldämme in feuchten Tallagen vermuten, die heute längst überdeckt sind (KÜSTER 1995, Seite 205ff). Wenn sich auf weiten Teilen der alten Trasse inzwischen befes- tigte Wege befinden, so sind diese Befestigungen erst lange nach dem Verlust der ursprünglichen Bedeutung entstanden, den weitgehend alle Alt- straßen in Folge der Verlagerungen der Verkehrs- ströme in die Tallagen hinnehmen mussten (vgl. SAGE 1986, Seite 178). Gemeinsames Merkmal unserer Verbindung von Hallstadt nach Erfurt mit den anderen entsprechend alten und wichtigen Abb.1 Bereits in den 1970er Jahren hat Klaus SCHWARZ die frühen Fernwege in unserer Region dargestellt. Auf seiner Zeichnung ist sehr gut zu erkennen, wie die Altstraße Hallstadt-Erfurt auf dem Höhenrücken zwischen Itz und Main, die Banzberge tangierend, verläuft (aus SCHWARZ 1975, Beilage 41, Auszug). 137 Fernverbindungen ist deren Entstehung durch die Nutzung geeigneter Geländeverhältnisse. Dabei kam es zum einen darauf an, gute Untergrundbedingungen für das Fuhrwerk vorzufinden und zum anderen, die Ziele auf dem möglichst kürzestem Weg zu erreichen. Den Erhalt der dadurch herausgebildeten Trassen, die oft viele Spuren parallel zueinander erzeug- ten, verdanken wir der späteren Grenzziehung und Aufteilung der Grundflächen. Hierbei wurden damals bestehende Wege natürlich freigelassen und verblieben im Besitz des Landesherrn. Nach dem Ende des Alten Reiches übernahmen sie die Gemeinden zur Flächenerschließung, sofern nicht bereits ein abschnittsweiser Ausbau mit Eingliederung im bestehenden Wege- und Straßennetz erfolgt war. Da sich die wesentlichen Verkehrsströme später in Talnähe verlagert hatten, wurden lediglich die für das nun aktuelle System geeignet erscheinenden Abschnitte dieser alten Verbindungen in die neuzeitliche Ausbauphase der Verkehrswege integriert. Die restlichen Trassenverläufe sind meist nur noch als untergeordnete Flurwege zu erkennen, sofern sie nicht vollständig verschwunden sind. Ein schönes Beispiel für den abschnitthaften, neuzeitlichen Ausbau einer alten Fernverbindung in nun untergeordneter Funktion ist die Kreisstraße LIF 2 zwischen Neubanz und Kösten. Zu weiten Teilen ist diese Straße direkter Nachfolger der alten Verbindung aus dem Raum Frankfurt am Main ins Prager Becken (vgl. SCHWARZ 1975, Abbildung 48 und Beilage 41 sowie Bayerisches Landesvermessungsamt 5831 und 5832, jeweils Ausgabe 2004). Das Freibleiben der Altstraßentrassen bei der Grenzziehung und der Aufteilung der Grundflächen ist ein deutlicher Hinweis auf das hohe Alter dieser Verbindungen. Sie sind wohl meist lange vor der Aufsiedlung vieler Landesteile schon vorhanden gewesen. Die neu hinzukommenden Gren- zstrukturen haben sich offensichtlich an den bereits existierenden Verkehrsstrukturen orientiert. Viele Flur-, Gemeinde-, Kreis- und Landesgrenzen sind heute noch mit Altstraßen in Verbindung zu bringen, indem sie auf weiten Strecken parallel verlaufen und somit die Straße gleichzeitig Grenze ist. Daneben haben die frühen Fernverbindungen sicher die Entstehung vieler Orte ge- fördert, da für die Bewohner mit Dienstleistungen an den Handelsleuten neben der Landwirtschaft ein weiteres Standbein zur Existenzsicherung gegeben war. Abb. 2 In der Winterlandschaft gut erkennbar: Die durch Bewuchs gesäumte Altstraße kommt von Herreth (am oberen Bildrand in der Mitte) und biegt über den Dächern von Stadel in den Ort ein (Foto: Verfasser). 138 Der Verlauf der Straße im Stadtgebiet von Bad Staffelstein Bei Stadel 600 Meter nordöstlich der Herrether Kirche tritt die Altstraße Hallstadt Erfurt auf der Ortsverbindung zwischen Herreth und Stadel vom Landkreis Coburg in den Landkreis Lichtenfels, und damit in das Stadtgebiet von Bad Staffelstein ein (vgl. Bayerisches Landesvermessungsamt 5831, Ausgabe 2004). Die Trasse ist hier durch die befestigte Ortsverbindung erhalten und gesichert (Abb. 2). Sie nutzt dann elegant den Sattel zwischen den beiden Hochpunkten des Herrether Berges, der Höhe 387,9 und der Höhe 376,3 in der Flur Eckstall. Dem nördlichen Ausläufer der Flur Eckstall folgend, führt die Altstraße nach Stadel in das Tal des gleichnamigen Baches (Abb. 3). Am Ortsrand ist die ursprüngliche Eintiefung der ehemals unbefestigten Straße in Form der Hohlgasse noch sehr schön erkennbar. Dem Straßennamen Unter den Linden ist kein Hinweis auf diesen in der Vergangenheit so wichtigen Fernweg zu entnehmen. Dafür wurde die durch die lange Nutzung entstandene Eintiefung des Wegs in der Mitte des 19. Jahrhunderts für die Anlage von Erdkellern genutzt, wie dies auch andernorts an Altstraßen sehr häufig geschehen ist. An der heute gefassten Quelle des Stadelbachs wird so mancher Fuhrmann seinen Durst gelöscht haben, war hier doch feuchter Grund mit entsprechenden Erschwernissen für Mensch und Tier zu überwinden. Abb. 4 (oben) Zwischen Stadel und Altenbanz liegt diese Wegekapelle an der Altstraße (Foto: Verfasser). Abb. 5 (unten) Die Muttergottes mit dem Kind (Foto: Verfasser). Abb. 3 Die Altstraße von Herreth kommend taucht in das Stadelbachtal ab, dahinter liegt der Höhenzug der Banzberge, rechts die Kuppe der Steglitz, links außen der Kulch (Foto: Verfasser). Um die Erschwernis kurz zu halten, nimmt der alte Handelsweg in Stadel sofort Kurs auf die Höhe direkt westlich der Steglitz. Er nutzt dafür die natürliche Erosionsrinne am östlichen Ortsrand. Die zugehörige Straßenbezeichnung lautet heute Steglitz. Nach kurzem Aufstieg in östliche Richtung biegt unsere Trasse in Rich- tung Norden um. Sie verläuft hier auf der befe- stigten Flurstraße nach Altenbanz. Etwas seit- wärts, im nur 300 Meter entfernten Waldgebiet Scheidecken, befindet sich ein eisenzeitliches Gräberfeld (vgl. ABELS 1991/1992, Seite 19f). 139 An der Steglitz Ob in erster Linie der herausragende Kegel der Steglitz oder die Nähe zum Kloster Banz den Meranierherzog Otto VIII, zum Bau seiner Burg bewegt haben, wissen wir nicht. Einen Schaden Abb. 6 dürfte der adelige Herr aber in der nur 800 Meter Eine einsame Wanderin hat auf der Altstraße die Wegka- westlich vorbei führenden Straße von Hallstadt pelle passiert und strebt der Linde, einem sogenannten nach Erfurt sicher nicht gesehen haben, hätte er Zielbaum (im Hintergrund leicht rechts von der Bildmitte), diese mit der Burg auf der Steglitz doch sehr gut oberhalb von Altenbanz entgegen. Rechts darüber befindet sich die bewaldete Höhe des Kulch (Foto: Verfasser). kontrollieren können. Bei Altenbanz Auf halber Entfernung zwischen Stadel und Al- tenbanz finden wir direkt neben unserer Straße eine schöne Wegkapelle (Abb. 4). Die Kapelle dürfte im 19. Jahrhundert errichtet worden sein, beinhaltet aber eine Muttergottes mit Kind (Abb. 5), die wohl ins 18. Jahrhundert datiert (Lippert 1968, Seite 218). Als ein Merkmal des alten Handelsweges (Küster 1995, Seite 210) steht die Kapelle am Weinberg genannten westlichen Ausläufer der Steglitz (Abb. 6). Gut 300 Meter danach biegt der befestigte Weg nach Nordosten um und umgeht die Höhe 352. Ursprünglich hat sich die Altstraße in direkter Abb. 7 Flucht fortgesetzt und mündete beim Wegkreuz Am Beginn der nach Altenbanz hinab führenden Hohlgasse am Nordhang der Höhe 352 in die heute noch steht diese Linde, unser Zielbaum (Foto: Verfasser). vorhandene Hohlgasse ein (Abb. 7). Rund 300 Meter der Altstraße wurden aber in den 1960er Jahren der Flurbereinigung zugun- sten vergrößerter Arbeitseinheiten geopfert, sicher ohne Kenntnis der historischen Bedeutung. Sowohl an den Bewuchsmerkmalen als auch in der Brache ist bei günstiger Witterung der alte Trassenverlauf im Feld noch erkennbar (Abb. 8), ebenso im Luftbild. Nach dem Gang über das 140 Abb. 8 Kurz vor Altenbanz wurde die Altstraßentrasse durch die Flurbereinigung auf einer Länge von rund 300 Metern beseitigt. Im Feld in der Bildmitte ist sie jedoch noch erkennbar, und zwar an der leicht diagonal durchlaufenden hellen Linie. In der Verlängerung rechts davon befindet sich die Linde oberhalb von Altenbanz (Foto: Verfasser). unbestellte Feld erreichen wir die Hohlgasse und haben wenige Schritte weiter einen schönen Blick auf Altenbanz mit seiner Kirche (Abb. 9). Hier liegt das frühe Zentrum der Region. Abb. 9 Der Blick auf Altenbanz, wie er sich den fahrenden Händlern schon vor mehr als eintausend Jahren auf ihrem Weg nach Erfurt bot. Damals gab es
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