Wilfried Fiedler Einführung in die Albanologie Meißen 2006 (Vorläufige Version; Unvollständig) Einführung in die Albanologie 1 I. Bibliographie Die erste "Albanesische Bibliographie" von Ing. Manek, Dr. G. Pekmezi und Ob.- Leut. A. Stotz erschien in Wien 1909. Sie bietet auf XII+147 Seiten die auf Albanien bezogenen literarischen Werke und Veröffentlichungen, angefangen von Homer und den Autoren des klassischen Altertums mit Stellenangaben bis 1909. Nützlich ist noch heute an diesem sonst eher bescheidenen Werk das Sach-Register auf den SS. 144-147. Einen wissenschaftlich wesentlich solideren Eindruck macht die "Bibliographie Albanaise" von Émile Legrand, Paris-Athènes 1912. Sie besticht durch die Anführung der Titel in den Originalschriften auch in drucktechnischer Hinsicht. Dieses VIII+228 SS. umfassende Handbuch beginnt mit der Türkenzeit - mit den historischen Werken über die Kämpfe gegen die Türken im 15.-16. Jh., und sie ist ebenfalls chronologisch geordnet und mit detaillierten Indizes versehen. Es sei erwähnt, daß von dieser wertvollen Überblicksdarstellung zur DDR-Zeit in Leipzig beim Zentralantiquariat ein Nachdruck erschienen ist, der noch heute zu finden ist. Besonders für die sprachwissenschaftliche Albanologie sind die bibliographischen Angaben unentbehrlich, die seit 1914 im "Indogermanischen Jahrbuch" (in der Abteilung VII., zunächst von A. Thumb, ab Band IV [bis 1938] von N. Jokl betreut, unter der Bezeichnung "Albanesisch", ab Band III "Albanisch") erschienen sind und somit glücklicherweise unmittelbar an die Bibliographie von Legrand anschließen. Namentlich die im Vergleich zu anderen Gebieten sehr ausführlichen Besprechungen von Jokl sind noch jetzt von großem Wert und helfen uns, den Inhalt der manchmal ja sehr schwer zugänglichen Arbeiten festzustellen. Jokl hat auch den Kreis der zu besprechenden Arbeiten sehr weit gefaßt, so finden wir auch Bücher usw., die nicht direkt sprachwissenschaftlich sind, andererseits wird auch auf Titel verwiesen, die eher vom balkanologischen als vom streng albanologischen Standpunkt aus interes- sant sind. Für die ältere albanologische Literatur sind die Forschungen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und z.T. auch schon der Nachkriegszeit in Dh. Shuteriqis annotierter Bibliographie "Shkrimet shqipe në vitet 1332-1850" enthalten. Das Buch ist zuerst in Tiranë, 1976, erschienen und 1978 in Prishtinë nachgedruckt worden. Hier sind nicht nur Kurzcharakteristiken enthalten, sondern auch Abbildungen von Titelblättern usw. der für die Albanologie wichtigsten Werke. Wilfried Fiedler 2 Unentbehrlich für die Kenntnis der jeweils modernsten albanologischen wie überhaupt der sprachwissenschaftlichen Literatur sind die Angaben in der Linguistic Bibliography for the year ... des Permanent Committee of Linguistics (ersch. bei Martinus Nijhoff Publishers, The Hague/ Boston/London). Die (mit 653 gez. Seiten) umfangreichste Bibliographie für das gesamte Albanien be- treffende - also auch das außerhalb der Albanologie im engeren Sinne liegende Schrifttum verdanken wir Armin Hetzer und Viorel S. Roman: "Albanien. Ein bibliographischer Forschungsbericht. Mit Titelübersetzungen und Standortnachwei- sen." (München-New York-London-Paris 1983) Sie umfaßt - allerdings nicht vollständig - auch Zeitschriftenaufsätze zu unserem Gebiet. Besonders das umfangreiche Register (S. 615-53) kann helfen, auch entlegenere Veröffentlichungen aufzufinden. Speziell für das gesamte in Albanien erschienene Schrifttum, darunter natürlich auch das albanologische im weitesten Sinne, müssen wir weiterhin die albanische Nationalbibliographie... heranziehen. Es sind auch verschiedene Zusammenfassungen der albanologischen Nachkriegsliteratur erschienen, so von J. Kastrati, Bibliografi shqipe, Tiranë, 1959 und von Kolë Luka; von seinen Arbeiten ist besonders wertvoll, weil einen schwer zugänglichen Zeitabschnitt erfassend: Pasqyra bibliografike e Buletinit, Seria Shkencat Shoqërore, in BUShT 4 (1963), S. 203-41. Für eine allgemeinere Beschäftigung mit dem Albanischen, auch im wesentlichen für die Bedürfnisse des Grundstudiums, reicht allerdings die bei Hamp in dem Über- blicksartikel "Albanian" gebrachte Bibliographie (auf den SS. 1664-1692), min- destens bis zum Ende der 60er Jahre. Wenn hier die Zeitschriften genannt werden sollen, die für die Albanologie von Belang sind, so sind darunter nicht in erster Linie solche zu verstehen, die für die albanische Kultur der Vorkriegszeit insgesamt wichtig waren (wie Leka, Hylli i Dritës [die seit 1993 wieder erscheint], Albania, ...), sondern die Periodika, die stärker philologisch, besonders sprachwissenschaftlich ausgerichtet sind. Die korrekte bibliographische Aufnahme der wichtigsten Zeitschrift bereitet besondere Schwierigkeiten; sie hat ihren Namen mehrfach gewechselt: So erschien seit 1947 Buletin i Institutit të Shkencavet. Seri e shkencave shoqërore , im Laufe des Jahres 1952 wurde der Titel geändert in Buletin për shkencat shoqërore , mitten im Jahr 1957, nach der Gründung der Universität Tirana, in Buletin i Universitetit Shtetëror Einführung in die Albanologie 3 të Tiranës. Seria shkencat shoqërore (meist abgekürzt als BUShT ), schließlich seit 1964 in Studime filologjike . Diese glücklicherweise dennoch meist fortlaufend nummerierten Zeitschriften erscheinen in albanischer Sprache, meist mit französi- schem Resumé; daneben wurde ein Teil der Beiträge in Fremdsprachen in den Studia albanica herausgegeben. Das Pendant für Kosova sind die seit 1962 in Prishtinë erscheinenden Gjurmime albanologjike , denen gleichfalls seit 1984 eine fremd- sprachige Reihe Recherches albanologiques gegenübersteht. Dazu kommen in beiden Teilen des geschlossenen Sprachgebiets sprachpflegerische Zeitschriften, die sich selbstverständlich erst nach der Standardisierung der Schriftsprache etablieren konnten: in Albanien seit 1981 Gjuha jonë, in Prishtinë seit 1982 Gjuha shqipe. Selbstverständlich erscheinen viele für die Albanologie - zumal für die Literaturwissenschaft und Volkskunde wichtige - Beiträge in weiteren Periodica, die wir hier nicht aufführen können. Genannt sei nur noch eine viele Jahre lang veröffentlichte Publikation, die sich aus den von der Universität Prishtinë veranstalteten, für die Entwicklung der Albanologie höchst wichtigen und ver- dienstvollen Sommerkurse an der Universität in Prishtinë ergab: Seminari i kulturës shqiptare për të huaj , ab 1975 (Kurs von 1974), Band 4 (1978) mit dem Titel Seminari mbi kulturën shqiptare për të huaj , ab Band 5 (1979) Seminari Ndërkombëtar për Gjuhën, Letërsinë dhe Kulturën Shqiptare . Der letzte mir zugängliche Band ist unter dem gleichen Titel ( Seminari XVII... ) als Gemeinschaftspublikation von Tirana und Prishtina in Tirana 1995 herausgekommen. Diese Bände sind deshalb so wichtig, weil sie - im Gegensatz zu den oben genannten Organen, die vor allem die albanologische Arbeit im geschlosse- nen Sprachgebiet widerspiegeln - auch Auskunft über die Entwicklung des Faches in anderen, vor allem osteuropäischen, Ländern geben. II. Die Albaner - Siedlungsgebiet und Bevölkerungszahlen Das geschlossene alb. Siedlungsgebiet erstreckt sich über fast ganz Albanien, fast ganz Kosovo sowie Randbezirke von Montenegro, Serbien und besonders Makedonien. Nach Griechenland reicht das geschlossene alb. Siedlungsgebiet seit dem Ende des letzten Weltkriegs nicht mehr hinein, das Gebiet ist heute vorwiegend griechischsprachig, wenn auch noch zahlreiche Çamen, Sprecher des südlichsten der toskischen Subdialekte des zusammenhängenden Sprachgebietes, anzutreffen sind. Außerhalb des geschlossenen Gebietes gibt es Sprachinseln bzw. Streusiedlungen in Serbien (Sandschak), Kroatien (Zara), Makedonien, Bulgarien, der Türkei und der Ukraine, vor allem aber in Italien und Griechenland. Wilfried Fiedler 4 1.1. Verhältnisse in Albanien: 1 Nach der Volkszählung vom 2. April 1989 wurde in Albanien eine Bevölkerungszahl von 3,18 Mill. ermittelt. Bei der vorhergehenden Zählung im Januar 1979 hatte Albanien 2,59 Mill., somit hat sich die Bevölkerungs- zahl um 0,59 Mill (22,8%) erhöht. Daraus läßt sich für diesen Zeitraum eine durch- schnittliche Zuwachsrate von 2,1% berechnen, die höchste in ganz Europa. Nach den offiziellen Angaben waren 98% der Einwohner Albaner, d.h. albanischsprachig. Bevölkerung nach ethnischen Gruppen: Ethnische Gr. 1983 1983 1989 1989 1 000 % 1 000 % Albaner 2 747 96,7 3 118 98,0 Griechen 57 2,0 59 1,9 "Rumänen" 14 0,5 Makedonen 11 0,4 Montenegri- ner 6 0,2 alle vier zusam- 0,2 men:6 Sonst.(+Roma) 6 0,2 Die neueste Veröffentlichung zu diesem Thema findet man in B. Becis Buch Probleme të lidhjeve të shqipes me gjuhët e tjera ballkanike (Pejë o.J.), in dem Artikel "Pakicat kombëtare në Shqipëri", S. 21-27. Über die Minderheiten im Kosovo und in den vorwiegend albanischsprachigen Gebieten Makedoniens wird darin wenig ausgesagt. Nach B. haben in Albanien nur die griechische und die makedonische Bevölkerung Minderheitenstatus. Die Sprachgrenze zum Griechischen innerhalb Albaniens läßt sich (nach meinen eigenen Beobachtungen von 1957) so ziehen: (die angegebenen Orte sind griechisch- bzw. gemischtsprachig): Kakoméa-Bametat-Lefterohor-Derviçan-Nepravishtë- Poliçani-Sopiku. Nach dem so gebildeten gr.-sprachigen Streifen von ca. 12-15 km Breite kommt eine größere alb. (çamische) Sprachinsel, die den ganzen Südzipfel Albaniens mit ca. 25 Dörfern um Konispol außer den drei Dörfern Mursi, Karroqë und Perdikar, die sich dem geschlossenen gr. Sprachgebiet anfügen, umfaßt. Im 1 Angaben nach: Statistisches Bundesamt, Länderbericht Albanien 1990, Stuttgart
Details
-
File Typepdf
-
Upload Time-
-
Content LanguagesEnglish
-
Upload UserAnonymous/Not logged-in
-
File Pages143 Page
-
File Size-