„Sounds of Iceland“ – Islandfest Sonntag 17.11.2019 20.00 Uhr · Großer Saal ICELAND SYMPHONY ORCHESTRA DANÍEL BJARNASON Dirigent VÍKINGUR ÓLAFSSON Klavier (Artist in Residence) „Daníel Bjarnasons Musik ist so intelligent gestaltet, dass man jede Sekunde des Konzerts pausieren möchte, um in die Partitur zu schauen.“ NICO MUHLY, KOMPONIST UND PIANIST PROGRAMM Grußwort zum Abschluss des Islandfests I. E. Lilja Dögg Alfreðsdóttir, Ministerin für Bildung und Kultur Islands Anna Þorvaldsdóttir (*1977) „Aeriality“ Daníel Bjarnason (*1979) „Processions“ für Klavier und Orchester IN MEDIAS RES SPINDRIFT RED-HANDED PAUSE Jean Sibelius (1865–1957) Sinfonie Nr. 5 Es-Dur op. 82 TEMPO MOLTO MODERATO – ALLEGRO MODERATO ANDANTE MOSSO, QUASI ALLEGRETTO ALLEGRO MOLTO Das Konzert wird von Deutschlandfunk Kultur mitgeschnitten und am 19.11.2019 um 20.03 Uhr ausgestrahlt. PREMIUMPARTNER IN KOOPERATION MIT MIT FREUNDLICHER UNTERSTÜTZUNG VON MEDIENPARTNER Mobiltelefon ausgeschaltet? Vielen Dank! Cell phone turned off? Thank you! Wir machen darauf aufmerksam, dass Ton- und/oder Bildaufnahmen unserer Auf- führungen durch jede Art elektronischer Geräte strikt untersagt sind. Zuwider- handlungen sind nach dem Urheberrechtsgesetz strafbar. GRUßWORT Grußwort Liebe Musikfreund*innen, liebe Freund*innen Islands, die isländische Musiklandschaft ist so vielfältig wie die Insel, von der sie stammt. Noch vor 150 Jahren gab es nur wenige In­­strumente auf Island; es gab keine Musikschule, und nur einige wenige Isländerinnen und Isländer fanden den Weg nach Ko­­pen hagen oder Leipzig, um dort Musik zu stu dieren. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich dies radikal geändert. Es hat sich eine lebendige Musikkultur mit einer Vielfalt an Stilrichtungen entwickelt, und alle Musikerinnen und Musi- ker jedes Genres verfügen über eine professionelle Ausbildung. Mit der Harpa bekam die klassische Musik und das Symphonieorchester Islands erstmals ein eigenes Haus, welches auch architektonisch eine Reminiszenz an die Landschaft Is- lands und seiner Lage auf zwei Kon­­ tinenten ist. Basaltsäulen, Eisberge, Vulkane, KONZERTHAUS HARPA, DAS ZUHAUSE DES ICELAND Gletscherlagunen, wer nach Island SYMPHONY ORCHESTRAS reist berichtet nicht selten von magischen Erlebnissen. Ein Hauch dieser Magie und der Geschichten der Insel, ein ge fangen in Tönen, bringt das Kon- zerthaus Berlin mit den „Sounds of Iceland“ ins Herz Euro- pas. Ein Feuerwerk an Stilrichtungen, mit hochklassigen Künstlerinnen und Künstlern. Erleben Sie ein Stück isländi- sche Musikgeschichte im Konzerthaus, verlieren Sie sich in der Musik. Denn die, das verspreche ich Ihnen, ist großartig. I. E. Maria Erla Marelsdóttir, Botschafterin Islands in Deutschland AERIALITY Auratische Klangwelten „Aeriality“ von Anna Þorvaldsdóttir ENTSTEHUNGSZEIT 2010 – 2011 · URAUFFÜHRUNG 2011 · DAUER ca. 12 Minuten · BESETZUNG 2 Flöten, Bassflöte, Oboe, Englischhorn (auch Oboe), 2 Klarinetten, Bassklarinette, 2 Fagotte, Kontrafagott, 4 Hörner, 2 Trompeten, 2 Posaunen, Tuba, Percussion (3 Spieler), Harfe, Klavier, Streicher Nicht mehr als 350.000 Menschen leben im dünnbesiedelten Inselstaat im Nordatlantik, auf dem Anna Þorvaldsdóttir ge-­­­­­­­ boren wurde. Allerdings sollte man Island nicht nur mit von Menschen verlassenen Gletschern, Vulkanen, Geysiren und Lavafeldern verbinden. Die Musikszene der Insel boomt näm- lich, wobei Pop-Stars wie Björk nur die Spitze des sprichwört- lichen Eisbergs sind. Auch im Bereich der Kunstmusik machen junge Musiker*innen wie die Cellistin Sæunn Thorsteinsdót- tir und der Pianist Víkingur Ólafsson international von sich reden. Und unter den isländischen Gegenwartskomponisten zählt die 1977 geborene Anna Þorvaldsdóttir zu den profilier- testen: „Surreal wie das Nordlicht“ seien ihre „auratischen Klangwelten“, so „Die Zeit“. Studiert hat sie in ihrer Heimatstadt Reykjavík sowie an der University of California in San Diego, wo Anna Þorvaldsdóttir 2011 auch einen Doktortitel erwarb – mit ihrem bis da­­hin siebten Orchesterstück „Aeriality“. Inzwischen erhält Þorvaldsdóttir Aufträge von bedeutenden Orchestern aus aller Welt. Auch eine CD mit ihren Werken ist beim Majorlabel Deutschen Grammophon erschienen. Ihre Partituren spiegeln die überwältigende Natur ihrer Heimat wider, wobei man die vier Elemente in ihrer Musik jederzeit zu spüren scheint – oft verbunden mit Einsamkeit und Melan- cholie. „Die Natur“, sagt sie, „inspiriert mich beim Komponie- ren am meisten.“ Und weiter: „Landschaften und verschiedene andere Naturszenerien haben meine kreative Vorstellungskraft AERIALITY immer wieder beeinflusst und sie scheinen mich auf unterschiedliche Weise für jedes neue Stück zu inspi- rieren […]. Ich höre auf die Natur, nicht nur auf ihre Geräusche, son- dern auf alles, was mich umgibt. Im Allgemeinen finde ich es wenig er­­ strebenswert, die tatsächlichen Ge­­ räusche zu imitieren, die in der Na­­ tur zu hören sind. Das Zuhören be­­­- steht darin, zu hören, was mir die Visualisierung bietet. Ich schaue in den Himmel, ich sehe den Mond und einem hellen Stern. Sofort höre ich ANNA ÞORVALDSDÓTTIR die Harmonie dieses Bildes – es ist still, bewegt sich ein wenig, während das Licht des Sterns leicht pulsiert und das Bild und damit auch den Ton verändert.“ In Þorvaldsdóttirs Orchesterstück „Aeriality“, das zwischen den Bereichen der sinfonischen Musik und der Klangskulptur an gesiedelt ist, treffen massive Texturen auf ein ly­­risches Feld (Þorvaldsdóttir), in dem die Musik zu einem fließenden, strö- menden Klanggefühl zurückkehrt. Das Werk be zieht sich auf den Zustand des Durch-die-Luft-Gleitens und spiegelt dabei ein „Gefühl der absoluten Freiheit“, so die Komponistin. „In der Regel schreibe ich Musik im unteren Dynamikbereich – ich bitte darum, dass die Lautstärken immer subtil und der mu- sikalischen Progression angemessen dramatisiert werden. Die unteren dynamischen Levels (im Pianobereich) offenbaren meinen Wunsch, sich Tonhöhen und Klangmaterial mit einem Gefühl von Ruhe und Sorgfalt anzunähern, anstatt sie lediglich KURZ NOTIERT als unterschiedliche Tonpegel zu verstehen.“ (A. Þorvaldsdóttir) Der Titel ist ein Wortspiel, bei dem die Wörter aerial (luftig, ätherisch) und reality (Wirklichkeit) zusammengefasst werden, AERIALTY um zwei gegensätzliche Welten zu suggerieren: Während die Wirklichkeit das Bodenständige, Reale repräsentiert, verweist das Luftige auf den Himmel oder das Unberührbare. Teile des Werks, dessen Musik im Ton Fis seinen Ausgang nimmt und das am Boden beginnt, bestehen aus dichten Klangblöcken, die – wenn das Orchester zu einer einzigen Kraft gebündelt wird – zu einer gewaltigen Klangmasse zusammen- fließen. Die chromatischen Materialschichten werden um Vier- teltöne erweitert, die zu einem massiven „Ozean aus Tö­­nen“ anwachsen, der auf dem Höhepunkt des Werks in ein ätheri- sches Fließen mündet. Ziel der harmonischen Progression ist ein um den Ton C zentriertes Klangfeld, das von einem viertel- tönigen Nebel luftiger Klänge abschattiert wird. Anna Þorvaldsdóttirs Orchesterstück „Aeriality“ wird harmo- nisch vom chromatischen Gleiten von Fis nach C geprägt, wo­­ bei zwei gegensätzliche Prozesse – die eine Bewegung ist aufwärtsgerichtet (G – Gis – A – … – C), die andere abwärts (F – E – Es – … – C) – gleichzeitig ablaufen. Wenn eine neue Tonhöhe zur harmonischen Textur hinzukommt, wird sie von den vorherigen überlagert, wodurch eine Harmonie entsteht, die gleichzeitig chromatisch ist und sich mit zunehmenden AUFGEHORCHT Tonhöhen mit anderen Akkordfolgen überlappt. „Wenn Sie einen langen, ausgehaltenen Ton in den Noten sehen“, heißt es in der Partitur in einer Notiz an die Musi- ker*innen, „stellen Sie sich ihn wie eine empfindliche Blume vor, die Sie in der Hand tragen und nicht fallen lassen, wäh- rend Sie auf einem dünnen Seil balancieren. Es ist ein Weg, die Zeit einzuteilen und die kleinen Änderungen zu bemer- ken, die geschehen, während Sie weiter über das dünne Seil gehen. Absolute Ruhe mit der notwendigen Konzentration ist zur Durchführung dieser Aufgabe erforderlich.“ CD-TIPP Iceland Symphony Orchestra, Ilan Volkov, Label: DGG 2014 PROCESSIONS Eruption und Innerlichkeit „Processions“ für Klavier und Orchester ENTSTEHUNGSZEIT 2009 . URAUFFÜHRUNG 2009 . DAUER ca. 29 Minuten . BESETZUNG 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Percussion (4 Spieler), Harfe, Streicher, Klavier solo Daníel Bjarnason, der Komposition, Dirigieren und Klavier in Reykjavík sowie an der Musikhochschule in Freiburg studierte, zählt heute zu den bekanntesten isländischen Komponisten der jüngeren Generation. Seine Werke wurden unter anderem von Orchestern wie dem Los Angeles Philharmonic Orchestra, dem Winnipeg Symphony Orchestra und dem Ulster Orchestra ur auf- geführt – unter der Leitung von Gus tavo Dudamel, John Adams, James Conlon und Louis Langree. Bjarnasons Versiertheit als Arrangeur und Dirigent führte zur Zu sammenarbeit mit Musi- ker*innen aus den unterschiedlichsten Bereich­­en – auch außer- halb der klassischen Musik. So schrieb er 2010 ge meinsam mit Ben Frost das von Andrej Tarkowskis gleichnamigem Science- Fiction- Klassiker inspirierte Stück „Sólaris“ für Streichorches- ter, Schlagzeug, präpariertes Klavier und Elektronik. Mehrfach wurde Bjarnason für seine Kompositionen ausgezeichnet. Sein 2010 erschienenes De bütalbum Processions war ein vielbeach- teter Erfolg, das ihm in der Kategorie „Bester Kom­­ponist/Beste Komposition“ den Isländischen Musikpreis 2010 einbrachte. 2012 komponierte er die Filmmusik zu dem Feature „The Deep“, die mit dem Preis
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