Ein Heiliger Zum Anfassen

Ein Heiliger Zum Anfassen

11./12. November 2017 / Nr. 45 www.katholische-sonntagszeitung.de Einzelverkaufspreis 2,40 Euro, 6070 Jugendliche noch Heimliche Gottesdienste Szenen aus dem Leben stärker begleiten im Untergrund des heiligen Leonhard Die Vorbereitungen der Jugend- Wer sich nicht der Staatskirche Beim wohl ältesten Leonhardiritt synode sind in vollem Gange unterordnet, ist in China starken Bayerns in Inchenhofen durften und veranlassen die deutschen Repressalien ausgesetzt. Viele Ka- auch die Kleinen mitreiten (Foto: Bischöfe zu einer selbstkri- tholiken leben ihren Glauben da- Kröling). Außerdem zeigten Dar- tischen Bestandsaufnahme her im Verborgenen (Symbolfoto: steller Szenen aus dem Leben (Symbolfoto: imago). Seite 5 imago). Seite 2/3 des heiligen Leonhard. Seite 13 Vor allem … Ein Heiliger Liebe Leserin, lieber Leser as Gedenkjahr zur Refor- zum Anfassen Dmation ist seit der 500. ankt Martin ist wohl einer der bekanntesten Wiederkehr von Martin Luthers esenanschlag am 31. Oktober SHeiligen der katholischen Kirche. Fast je- in der letzte Runde. Mancher des Kind kennt die Geschichte vom römischen Leser wird vielleicht dankbar Soldaten, der seinen Mantel mit einem Bettler sein, dass nun wieder anderes geteilt hat. Landauf, landab fi nden in diesen in den Mittelpunkt rückt. Doch Tagen wieder Martinsumzüge statt. Wer auf den ganz ohne Martin Luther geht es auch bei der emenwoche Spuren des Heiligen wandeln will, wird auf dem nicht, mit der sich der Katholi- Martin-Weg in Trier fündig. Seite 29 sche Medienverband und damit auch unsere Zeitung als Mitglied vom 12. bis 19. November an die Ö entlichkeit wendet. „Gottes Bestseller – Die Bibel“, lautet das Motto. Wer sich mit der Heiligen Schrift beschäftigt, kommt an Luther nicht vorbei. Er hat mit seiner sprachgewal- tigen Übersetzung ins Deutsche dem Volk den Weg zur Bibel geebnet. Eine Leistung, für die ihm heute auch die Katholiken dankbar sind. Unser Rom-Korrespondent Ma- rio Galgano (siehe Seite 6/7) geht dem unterschiedlichen, aber in gleicher Weise leidenschaftli- chem Zugang von Papst Fran- ziskus und seinem Vorgänger Benedikt XVI. zum „Bestseller Gottes“ nach. Sehr überraschend fällt die Suche nach dem Land aus, in dem weltweit die meisten Bibeln produziert werden (Seite 2/3). Das Land ist hocho ziell atheistisch. Ihr Johann Buchart, Geschäftsführer Foto: KNA 2 THEMA DER WOCHE 11./12. November 2017 / Nr. 45 SCHIKANEN GEGEN KIRCHE Die Partei spielt Papst Chinas Machthaber Xi Jinping zieht die Zügel an und fordert Nähe zum Staat – Trotzdem blüht heimlich der Glaube: Rekordzahl an neu gedruckten Bibeln Nirgendwo auf der Welt werden je- des Jahr mehr Bibeln gedruckt als in China: 18 Millionen. Dabei ist das Land offiziell ungläubig. Auf dem Parteitag der Kommunisten wurde vor kurzem Xi Jinping als mächtigster Mann bestätigt. Seit er Ende 2012 als Parteichef an die Macht kam, ist es weitgehend vor- bei mit der Freiheit für die Religi- onsgemeinschaften. Sie machen sich große Sorgen um die Zukunft. Nach Jahren relativer Zurückhal- tung geht die Pekinger Regierung wieder schärfer gegen Katholiken vor, die sich nicht der gelenkten Staatskirche unterordnen. Erneut betonte Jinping jetzt vor den Dele- gierten, Religion müsse „chinesisch“ sein. Gerade für die katholische Kir- che wäre das ein krasser Widerspruch zur weltweiten Orientierung. Xi Jinping schüttelte beim Parteitag An der Tür zum Appartement, in Tausende Hände und ließ seine Reden dem sich regelmäßig eine Hauskir- über riesige Bildschirme ins ganze Land che in Zhuhai in der südchinesischen übertragen. Das moderne Auftreten darf Provinz Guangdong trifft, hingen bis nicht darüber hinwegtäuschen, dass der vor kurzem noch ein Kreuz und der Parteichef die Zügel der Macht in alther- Name der Kirche. Dann wurden die gebrachter Weise straff anzieht – auch Türschilder entfernt und dort, wo gegenüber den Religionen. früher Stuhlreihen standen, befindet Fotos: imago (4), KNA sich nun eine Couch. „Wir versu- chen, mehr wie eine Familie auszuse- hen, die sich zu einem Gespräch und Hauskirchen, von denen es Tausende umgehen. Ab dem kommenden Jahr Anthony Lam Sui-ki vom Holy Spi- einer Tasse Tee trifft, so dass uns nie- gibt, blieben unbehelligt. Inzwischen sollen diese verboten werden. Auch rit Study Center in Hongkong. Die mand bei der Polizei meldet“, erzählt bekennen sich laut Schätzungen 100 die Kirchen trifft die harte Hand aus aktuelle Entwicklung sei sehr beun- der 22 Jahre alte Enoch, der Mitglied Millionen von knapp 1,4 Milliarden Peking: Sie sollen sich „sinisieren“, ruhigend. in der Untergrundkirche ist. Chinesen zum Christentum. Die chinesisch werden. Neuerdings dür- Der Vatikan hält sich bedeckt. Im Mehrheit geht in Kirchen, die nicht fen Kinder keine Gottesdienste mehr vergangenen Jahr hatte Rom plötz- Geistliche in Haft offiziell registriert sind. besuchen. In den Gemeinderäumen lich – nach mehr als 60 Jahren Eiszeit Mit Xi Jinping, der Ende 2012 werden Kameras installiert, damit – Gespräche mit Peking aufgenom- Die Kirchen in China werden Chinas Präsident wurde, endete je- die lokalen Behörden die Gläubigen men. Die Untergrundkirche zeigte vorsichtig. Zwar gab es in dem kom- doch die Phase der Liberalisierung beobachten können. Kreuze werden sich entsetzt, sie fühlte sich verraten. munistisch-atheistischen Land nie und Offenheit. Seitdem wird das von Kirchendächern gerissen, Ge- Nur wenige Monate nach Beginn der echte Religionsfreiheit – selbst wenn Leben wieder kontrolliert, werden bäude demoliert, Bischöfe wie etwa Verhandlungen war von einer bald diese in der Verfassung garantiert die Grenzen des Erlaubten enger Peter Shao von der Untergrundkir- bevorstehenden Einigung zwischen wird. Offiziell erlaubt sind nur die gesteckt, wird die Gefolgschaft der che in Wenzhou verschwinden. Peking und Rom die Rede. Dann war Staatskirchen, deren Oberhaupt das Gesellschaft zum Kommunismus nichts mehr zu hören – bis jetzt ein Regime in Peking ist. Weil das viele eingefordert. Zahlreiche Blogger, Verschärfte Kontrollen Dossier erschien, herausgegeben von Christen ablehnen, haben sie sich zu Menschenrechtsaktivisten und An- der Vatikanischen Verlagsbuchhand- Untergrundgemeinden zusammen- wälte wurden inhaftiert und die Ar- In wenigen Monaten tritt außer- lung, das die Schicksale sämtlicher geschlossen. Die werden schon im- beit von Nichtregierungsorganisati- dem das überarbeitete Religionsge- chinesischer Bischöfe dokumentiert: mer drangsaliert, ihre Priester und onen, vor allem der ausländischen, setz in Kraft, das noch stärkere Kon- Bischöfe, die unter Hausarrest ste- Bischöfe unter Druck gesetzt und massiv eingeschränkt. Um das In- trollen von Geistlichen vorsieht. Das hen, die im Gefängnis sind, die nach inhaftiert. ternet werden immer höhere Wälle Gleiche gilt für religiöse Materialien Jahrzehnten von Zwangsarbeit und Doch in dem Maße, wie sich das gebaut. aus dem Ausland, Internetseiten und Isolation gestorben waren. Land in den vergangenen drei Jahr- Noch nutzen Millionen Chinesen die Jugendarbeit. „In der Vergan- Kirchenexperten aus China, die zehnten wirtschaftlich öffnete, ent- und Ausländer, die in China arbei- genheit haben die Funktionäre ein ihren Namen nicht nennen wollen, standen Freiräume für die sich ent- ten, sogenannte VPN-Tunnel, um Auge zugedrückt. Nun aber werden sehen die Dokumentation als War- wickelnde Zivilgesellschaft. Viele der die Sperren der staatlichen Zensur zu die Kirchen streng überwacht“, sagt nung und auch Eingeständnis seitens 11./12. November 2017 / Nr. 45 THEMA DER WOCHE 3 Die Nordkathedrale oder Erlöserkirche ist Pekings größtes christliches Gotteshaus. Sie untersteht heute der Chinesischen Katholisch-Patriotischen Vereinigung, die von der Kommunistischen Partei gelenkt wird. Offi ziell steht sie im Schisma mit der Weltkirche. In der jüngeren Vergangenheit kam es jedoch zu einer Annäherung. des Vatikan, dass es eine Annäherung der Volksrepublik, Mao Zedong, vor- China-Experten warnen gleich- wohl doch so schnell nicht geben behalten war. wohl vor Schwarz-Weiß-Malerei. China misstraut wird. „Es ist außerdem ein Zeichen Xi kontrolliert das chinesische „Die kommunistische Regierung ist Pater Anselm Grün an die Untergrundkirche, dass ihr Volk mindestens so lückenlos und sehr daran interessiert, dass sich Re- Leiden in Rom durchaus wahrge- rigide wie Mao. Und die Sorge vor ligionen am Aufbau einer Zivilge- In China sind kürzlich mehrere nommen und beachtet wird.“ noch strengeren Restriktionen ist sellschaft beteiligen und sich sozial geplante Vorträge des Benedikti- Auf dem Parteitag der Kommu- groß. Mit Blick auf die Annäherungs- engagieren“, sagt Martin Lachmann, nerpaters Anselm Grün verboten nistischen Partei (KP) in Peking, der bemühungen zwischen Peking und der bei einer der ersten christlichen worden (wir berichteten). Offen- kürzlich zu Ende ging und über den dem Vatikan stellte Wang Zuoan, Di- Nicht-Regierungsorganisationen sichtlich sei dies durch eine staatli- im ganzen Land groß berichtet wur- rektor des staatlichen Religionsamtes, Chinas, der Amity Foundation, ar- che Behörde geschehen, teilte der de, erhielt der 64-jährige Xi Jinping am Rande des Parteitages klar, dass beitet. Amity setzt sich nicht nur Bestseller-Autor auf der Homepage für weitere fünf Jahre die Bestätigung es zwei Bedingungen gibt. Erstens: für Bedürftige in China und Afrika der Abtei Münsterschwarzach mit. als KP-Chef. Seine Ernennung zum Rom bricht seine diplomatischen Be- ein, sondern ist auch der größte Bi- Grün hatte auf Einladung eines chinesischen Präsidenten durch das ziehungen zu Taiwan ab. Der Vatikan bel-Produzent

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