2 0 19 Jahresbericht Wohn- und Werkheim Worben Wohn- und Werkheim Worben 1 2 0 19 Jahresbericht Wohn- und Werkheim Worben Breitfeldstrasse 11, 3252 Worben Telefon 032 387 12 30 [email protected] www.wohnwerkheim-worben.ch Aussenwohngruppe Neufeldweg 4 3252 Worben Telefon 032 387 12 36 Spendenkonto PC 25-4246-4 Wohn- und Werkheim Worben Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser Der Zeitpunkt der Gestaltung eines Jahresberichts wird meistens im e rsten Quartal des folgenden Jahres vorgenommen. Die weiteren Berichte, zum Thema der Nutzung der «digitalen Kommunikation», wurden in einer Zeit verfasst, in der das begonnene Jahr 2020 einen gewohnten Lauf nahm. Vor dem Verfassen des Editorials hat sich in einem rassanten Tempo weltweit alles verändert und wir setzen uns nun mit Fakten und Ereignissen auseinander, in einer bisher unvorstellbaren Dimension. Die verbreitete Pandemie mit dem Virus Sars-CoV-2 hält auch die Schweiz in Atem. Auf das Wohn- und Werkheim sind intensive Aufgaben zur Bewäl- tigung unseres Betreuungsauftrags zugekommen. Zum Schutze unserer betreuten Menschen wurde am 16. März 2020 die Tagesstätte für die externen Klientinnen und Klienten vorübergehend geschlossen. Die bei- den Wohneinheiten wurden von einander im Zusammenleben getrennt. Die Hände hygiene und das «social distancing» sind wichtig und gehören zum Alltag. In den themenspezifischen Berichten des diesjährigen Jah- resbericht wird über das selbstbestimmende Element im «Handling» mit den elektronischen sozialen Medien berichtet. Im Kontext zur aktuellen S ituation im Umgang mit den Schutzmassnahmen, hat die digitale Kom- munikation eine enorme Bedeutung gewonnen. Für unsere Betreuten, die 3 ihre Eltern und Angehörigen über Wochen nicht mehr sehen und besu- chen dürfen, ist die digitale Nutzung die einzige Möglichkeit den Kontakt mit ihren Liebsten aufrecht zu erhalten. Es macht mich sehr betroffen wenn ich miterlebe, dass im Moment, angetrieben durch die gut begründeten «Schutzmassnahmen» im Betreuungsalltag, den betreuten Menschen viele Elemente der Selbstbestimmung auf Zeit abgesprochen werden. Ein Wert, der in unserer Arbeit «in normalen Zeiten» eine hohe Güte und Wichtig- keit hat. Gerade in Krisenzeiten wie diese, braucht es in der Begleitung der Klientinnen und Klienten viel Empathie und Verständnis, damit sie die erlebten Einschränkungen besser ertragen können. Ich widme mich nun wieder dem vergangenen Jahr zu. Das Wohn- und Werkheim konnte im Projekt des «Berner Modell», bei den meisten Klien- tinnen und Klienten, die zweite Abklärungsrunde mit VIBEL 2 durchführen. Auch in diesem abschliessenden Projektteil war die Zusammenarbeit mit den betroffenen betreuten Menschen, ihren Angehörigen und gesetz- lichen Vertretern sehr positiv. Hiermit danken wir allen Mitwirkenden für ihr Engagement und das geschenkte Vertrauen. Im personellen Bereich konnten wir wieder einigen Mitarbeitenden für die langjährige Mitarbeit danken und ihnen zu einem Dienstjubiläum gratu- lieren. Ich leite nun schon seit zehn Jahren das Wohn- und Werkheim. Rückbli- ckend auf meine bisherige Tätigkeit hatte ich an keinem Tag das Gefühl «Routinearbeit» zu leisten. Jeder neue Arbeitstag bringt meiner Aufgabe als Institutionsleiter neue und interessante Herausforderungen. Mit der Auslastung unseres Wohn- und Beschäftigungsangebotes sind wir sehr zufrieden. In unserem Betreuungsauftrag der Klientinnen und Klienten hatten wir im letzten Jahr eine konstante Belegung. Durch diese Konstanz und die gute Auslastung konnten wir die betriebswirtschaftlichen Ziele erreichen. Der Stiftungsrat des Wohn- und Werkheims hat im vergangenen Jahr eine Bau- und Planungskommission gebildet. Die Angehen der Strategischen Ziele durch die Planung eines zeitgemässen Neu- und Umbaus wird nun konkreter und hat einen hohen Stellenwert gewonnen. Roland Wyss, Institutionsleiter Wohn- und Werkheim Worben «Das Smartphone ist das mobile elektronische Büro unserer Familie» Wir sind die Familie Hänni Bachmann, Kay`s Familie. Kay ist seit August 2019 im Wohn- und Werkheim Worben, seiner zwei- ten Familie. Kay wohnt bei uns in Biel und fährt täglich mit dem Postauto von der Haltestelle Biel Friedhof nach Worben Post und retour. Die elek- tronischen Durchsagen der Haltestellen und die elektronische Anzeige im Bus sind für Kay sehr wichtig, um sich zu orientieren und für seinen geregelten Reiseablauf. Er kennt jede Haltestelle der Strecke und in Biel auch die französischen Namen. «Elektronische Medien sind in unserer Familie sehr wichtig, vor allem Kay`s Ein Leben ohne elektronische Unterstützung Mutter liebt elektronische Gadgets. wäre für Kay ziemlich langweilig. Schon sehr Das Smartphone ist das mobile schnell haben wir bemerkt, dass er Spielsachen elektronische Büro unserer Familie, ein in elektronischer Form sehr mag und auch eine Kommunikationsvermittler, Reiseleiter, gewisse Fingerfertigkeit und Wissen an den Tag Informant und Lösungsfinder». legt. Mit etwa 8 Jahren, bekam Kay seinen ersten SmallTalker. Dieses Gerät ist ein Kommunikationshilfsmittel für Menschen, deren lautsprachliche Kom- munikation eingeschränkt ist. Es ist ein tragbares mobiles Gerät mit einem Touchscreen und Symbolen. 5 Durch Anklicken der Bilder, spricht der SmallTalker. Kay lernte die Anwen- dung des Geräts zusammen mit der Logopädin in der heilpädagogischen Tagesschule. Leider ist Unterhalt, individuelle Einstellungen, Systembearbeitungen eher kompliziert und es macht nicht gross Freude, Einstellungen zu verändern. Zusätzlich braucht es eher lang, bis ein ganzer Satz kommuniziert wer- den kann. Zusätzlich hatte Kay in der Schule einen eigenen Laptop mit Spezialsoft- ware, das die Eingaben mittels Taste laut vorsprach. Damit lernte er, Buch- staben und Wörter zu lesen (erkennen) und schreiben. Doch auch mit die- sem Programm war ein gewisser Nachteil, dass es eher kompliziert war und ein grosser Aufwand, zum Beispiel Arbeitsblätter einzuscannen und dann zu bearbeiten. Kay`s Vater sagte mal, wenn Steve Jobs, der Grün- der von Apple ein Kind mit einer Behinderung gehabt hätte, wären diese Geräte für die unterstützende Kommunikation viel einfacher zu bedienen! «Kay trägt mit Freude Kay trägt eine GPS Armbanduhr mit integrierter die Uhr, doch sie dient SIM Karte. Sollte sich einmal auf dem Arbeits- wohl vor allem zur weg etwas Unvorhergesehenes ereignen, kann Beruhigung der Mutter, er im Notfall die eingespeicherten Rufnummern damit sie ihn selbst- erreichen. Auch kann mittels App auf einem ständig nach Worben Smartphone sein Standort ausfindig gemacht pendeln lässt». werden. Wohn- und Werkheim Worben Doch das wichtigste elektronische Gerät ist für Kay das Smartphone. Je- doch benutzt er es ohne SIM Karte. Er telefoniert nicht und auch sonst braucht er es nicht als Kommunikationsmittel. Via WiFi hört Kay zu Hause damit Musik und schaut Filme auf YouTube. Auf YouTube interessieren Kay vor allem Filmchen von Pendeluhren, Waschmaschinen und Lautsprecherdurchsagen von Bussen und Bahnen. Auch Kinderkonzerte, Kinderchöre und Pingu Filme liegen hoch im Trend. Wir wissen eigentlich immer etwa, was er sich gerade anschaut, und haben deshalb auch keine «Kindersicherung» eingestellt. Digitale Medien eröffnen uns und auch Menschen mit Beeinträchtigung eine riesen Vielfalt in unserem Leben: Förderung, Kommunikation, Hil- fe, Unterstützung, Erleichterung, soziale Kontakte. Doch bergen sie auch Gefahren und Risiken: Digitale Inhalte, die nicht richtig verstanden oder eingeordnet werden, können verstörend wirken, oder Nutzende werden Opfer von Betrug und Missbrauch. Für all dies brauchen wir ein grosses Wissen, was ist erlaubt im Internet, was nicht, wann machen wir uns strafbar; und wie kann ich dieses Wissen meinem Kind mit einer geisti- gen Beeinträchtigung vermitteln? Ich wünsche mir, dass wir digitale Medi- en zur persönlichen Unterstützung und Förderung nutzen, sorgfältig und verantwortungsvoll damit umgehen, ohne andere Menschen zu verletzen oder zerstören. Regula Bachmann-Hänni 7 «Kommunikation ist ein menschliches Grund- bedürfnis» Ich heisse Manuela Boss und arbeite seit gut einem Jahr als Sozialpäda- gogin auf der Wohngruppe des Wohn- und Werkheims. Mit meinen 28 Jahren gehöre ich zwar nicht zu der Generation, die bereits im Kinder- garten mit Smartphones und Tablets in Berührung kommt, jedoch spielen die digitalen Medien für mich trotzdem seit vielen Jahren eine wichtige Rolle. Mein Smartphone habe ich fast immer bei mir, denn es dient mir in er- ster Linie zur Kommunikation mit meinen Freunden und Verwandten über WhatsApp. Darüber hinaus sind die Funktionen und Möglichkeiten der verschiedenen Apps und Websites, die ich nutze, beinahe unbegrenzt und erleichtern mir den Alltag enorm: Ich lese online Zeitungen, höre Podcasts und Musik, informiere mich über die verschiedensten Themen, suche nach Rezepten und Inspiration oder bezahle Rechnungen. «Nicht verzichten könnte ich Was soziale Netzwerke betrifft, bin ich eher zurückhal- zudem auf die SBB-App und tend: ich habe einen Account bei Facebook, nutze die auf Google Maps – wie oft App aber nur selten. Auch mein Studium der Sozialen hat diese App schon meinen Arbeit an der Berner Fachhochschule wäre ohne digitale fehlenden Orientierungssinn Medien nicht denkbar gewesen. Ein Laptop mit Internet- kompensiert». zugang stellt dort eine Grundvoraussetzung dar. Wohn- und Werkheim Worben Die digitalen Medien sowie das Internet durchdringen mehr und mehr fast sämtliche Bereiche der Gesellschaft. Natürlich hat sich auch die Ar- beitswelt durch die Digitalisierung stark verändert, was dazu führt,
Details
-
File Typepdf
-
Upload Time-
-
Content LanguagesEnglish
-
Upload UserAnonymous/Not logged-in
-
File Pages32 Page
-
File Size-