HEIDELBERGER STUDIERENDENZEITUNG Juli 2003 – Nr. 85 UNABHÄNGIG UNBESTECHLICH UNVERZICHTBAR www.ruprecht.de Hm... Inhalt Das Wetter ist viel zu schön, um sich lange zu konzentrieren l Prozentual – schon schweifen die Gedanken mehr deutschsprachige Musik im ab. Aber das ist ja nicht das Radio per Gesetz? Brauchen wir Schlimmste: Während ich ver- das? Kontroverse auf Seite 2 suche, den Ausführungen des Dozenten zu folgen, bleibt der l Provozieren schweifende Blick bei dem Mäd- chen vor mir hängen, das irgend- will Feridun Zaimoglu, Entdecker wie interessanter ist. Wieso bloß? der „Kanak Sprak“. Er tut es im Interview auf Seite 3 Ganz einfach: Das Hirn hat in Nanosekunden von geistiger Verarbeitung theoretischer Fakten l Pro oder Contra auf erfolgsorientierte Beobach- tung weiblicher Formen umge- Studiengebühren? Eine neue Studie kommt für Deutschland zu einem schaltet. Dieses uralte genetische eindeutigen Ergebnis. Seite 4 Programm lässt sich auch bei größter Selbstdisziplin überwin- Foto: hol den. Jede Abwägung, ob der l Propaganda prüfungsrelevante Inhalt der Vor- aus Sandstein: Die Heidelberger lesung oder die geile Ische Thingstätte, von den Nazis erbaut. gegenüber mehr Aufmerksamkeit Platzt der Protest? Historie auf Seite 6 verdient, entscheiden die völlig unzureichend verdeckten Run- dungen nach K.O. in den ersten l Professionell Zehntelsekunden. Ich frage mich Treuhandkonto vor dem Scheitern aufgezogen war das Festival „Rock nach jeder Vorlesung, welcher im Feld. Warum dennoch keiner Vollidiot die Koedukation (Mann dort war steht auf Seite 7 Die Heidelberger Studenten haben ihre Entscheidung getroffen: Das und Frau lernen gemeinsam) ein- angesetzten Quoren bzw. der Zahl Quorum wurde nicht erreicht. Der Boykott der ab kommenden Semester der eingeschriebenen Studierenden geführt hat. Ständig wird abge- fälligen 40 Euro Verwaltungsgebühren ist somit gescheitert. Bereits auf das so niedrig wie in Heidelberg. l Prominente wogen: Will man den verpassten Treuhandkonto eingezahlte Geld wird innerhalb dieser Woche an die Univer- Von den Organisatoren des Stoff aufarbeiten oder die Miss- sität weitergeleitet, die Einzahler sind damit fristgerecht zurückgemeldet. Treuhandkontos war bis zum Story in neuer Inszenierung: Die Germany-Kandidatin zum Kaffee Redaktionsschluss noch keine Stel- „Bettleroper“ bei den Schlossfest- einladen? Wie immer folgt ein lungnahme zu erhalten. Erste Ursa- spielen. Kritik auf Seite 8 Die Vorgabe war nicht besonders „Arbeitskreises Treuhandkonto“ chenforschung werde frühestens auf klarer Sieg für den kleinen Mann hoch: 6500 Einzahler auf das Treu- ausgefüllt, um ihrem Protest gegen dem heutigen Arbeitskreistreffen im Ohr, der sich mit seinem handkonto -das entspricht ungefähr die Verwaltungsgebühren Aus- betrieben werden. Ein möglicher l Pro Nase Kumpel von zwischen den Beinen 25 Prozent der Studierenden- druck zu verleihen. Heidelberg steht Grund ist jedoch die späte Versen- verbündet hat und die Ent- schaft- wären nötig gewesen, um mit diesem Ergebnis allerdings dung der Kostenbescheide über eine Freikarte fürs Open Air Kiono scheidung zugunsten des Freige- das Heidelberger Quorum zu er- nicht alleine da. In ganz Baden- die neue Gebühr, die viele Studie- zu gewinnen, und das gleich fünf füllen. Alternativ hätten auch 4000 Württemberg war die Beteiligung rende vor einer Überweisung auf mal! Gewinnspiel auf Seite 9 tränks für Miss Germany 2004 Überweisungen in Heidelberg und am Verwaltungsgebührenboykott das Treuhandkonto erst einmal trifft. Welcher (nicht-schwule) 22000 landesweit genügt. eher mäßig, die angepeilten Quoren abwarten wollten. Erst im Laufe der Mann soll sich bei der Doch der Kontostand vom ver- werden bis zum landesweiten Stich- vergangenen Woche gingen diese l Progressiv Reizüberflutung aufs Studieren gangenen Wochenende spricht eine tag am 15. Juli an wohl keiner den Studenten zu, inklusive einer konzentrieren? Wiedermal trägt eindeutige Sprache. Lediglich 404 Universität im Ländle erreicht Verlängerung der Rückmeldefrist wie immer kämpfen die Macher Studierende hatten bis zum 12. werden. Doch nirgends war die bis Ende Juli. (sus) der Letzten für Moral und mensch- die sozialistische Bildungspolitik Juli den Überweisungsträger des Beteiligung im Verhältnis zu den (Fortsetzung auf Seite 5) liches Miteinander: Seite 12 schuld daran, dass unsere Studi- enzeiten so lang sind. Die Lösung dieses Dilemmas ist die Wieder- einführung des nach Geschlech- Kahlschlag im Blätterwald Einmütige Eintracht tern getrennten Unterrichts. Ist das nicht ein Vorschlag, der auch Fachzeitschriften werden vielerorts abbestellt Farbentragende Korporierte an der Uni Ihnen einleuchtet Herr Franken- berg? Bitte helfen Sie uns! (rl) Die gut gefüllten Zeitschriftenaus- von gut 200 Abos aus dem Pro- Im Mai fand an der Universität ein klei- nen mit Schärpe und Mütze in Zahlen des Monats lagen in Heidelbergs Bibliotheken gramm nehmen. An der Zentralen ner Putsch statt. Allerdings haben ihren Farbenkombinationen. Weder könnten schon bald der Vergangen- Bibliothek der Physikalischen Insti- fast nur Studenten in Verbindungen ist es ungewöhnlich oder umwer- heit angehören. Immer mehr Insti- tute haben von einstmals 130 Zeit- davon Kenntnis genommen: Seit fend, dass Mitglieder von Verbin- Haarscharf tute bestellen zu teuer gewordene schriften gerade mal 70 überlebt. langer Zeit wurden in der Uni wieder dungen Präsentationen veranstalten Treuhandkonten an Universitäten Fachjournale ab. „Über den Daumen gepeilt fällt „Farben getragen“. oder Farben tragen. Das sie jedoch in Baden-Württemberg alle fünf Jahre ein erheblicher gemeinsam Vorstellungsabende gefordertes Quorum / Einzahler Nachdem in der Vergangenheit Teil unserer Zeitschriften weg“, Im Hörsaal 9 der Neuen Uni prä- in der Universität abhalten, dazu besonders naturwissenschaftliche beschreibt Rike Balzuweit, Biblio- sentierten sich 13 der insgesamt noch farbentragend, ist in jüngerer 6 500 6 Fachbibliotheken von den Streichun- thekarin der Fakultät für Mathema- 25 Korporationen der Neckarstadt Vergangenheit ohne Beispiel. 6 000 6 Stand: 12. Juli 2003 gen betroffen waren, scheint die tik und Informatik, die Lage. Von gemeinsam. „Studentenverbindun- Ein solches Novum konnte nicht 5 152 5 Welle nun auf andere Disziplinen 306 Titeln im Jahr 1994 sind heute gen in Heidelberg – Wir stellen lange ohne Reaktion bleiben. Zwei überzuschwappen. Allein am Hei- an der Fakultät 208 übrig geblie- uns vor!“, war der Titel der Veran- Wochen später richtete unter ande- 4 000 4 delberger Südasien Institut (SAI) ben. „Alle Bibliotheken kämpfen staltung, für die im Vorfeld kaum rem der Antifaschistische Arbeits- 2 647 2 sind dieses Jahr 68 Zeitschriften mit dem selben Problem“, meint geworben worden war. kreis einen offenen Brief an das 3 000 3 dem Rotstift zum Opfer gefallen. Balzuweit. Während die Budgets Dementsprechend Rektorat. Die Studenten verlangten 2 500 2 In der Bereichsbibliothek der Wirt- zur Anschaffung von Literatur drückten fast aus- eine Stellungnahme insbesondere 902 791 1 552 1 634 schaftswissenschaften wurden 47 bestenfalls stagnieren, steigen schließlich Korpo- zur Regelung des Farbentragens 404 225 206 Titel zum 1. Januar 2002 eingestellt. die Preise von wissenschaftlichen rierte die Holzbänke. an der Uni. Bisher liegt noch keine HD Freiburg Tübingen KA MA Konstanz Ulm Das Institut für Politische Wissen- Zeitschriften enorm an. (wro) Viele Teilneh- offizielle Stellungnahme vor. (gru) Quelle: www.studis.de/lak-bawue/ schaft (IPW) wird demnächst 42 (Fortsetzung auf Seite 4) mer erschie- (Fortsetzung auf Seite 4) Nr. 85 / Juli 2003 2 Kontrovers Deutschsingen per Gesetz Brauchen wir eine Quote für deutschsprachige Musik im Radio? „Ja“ „Nein“ Michael Fitz Nach einem Vorschlag des Berthold Seliger Bundestagspräsidenten Wolf- Musiker und Schauspieler gang Thierse soll eine Quote Konzertagent für deutschsprachige Musik im Radio eingeführt werden. Unsere französischen Nach- barn haben schon lange eine solche Regelung. Hierzulande stieß dieser Vorschlag bisher größtenteils auf Ablehnung. leider lag uns bis Schauspieler und Sänger Redaktionsschluss Michael Fitz schreibt, obwohl kein Bild vor er sich für die Radioquote aus- spricht, nicht nur deutschspra- chige Songtexte. Berthold Seliger, der in Berlin eine große Konzertagentur führt, hält eine künstliche Regelung dagegen für völlig überfl üssig. (cu, vf) Foto: privat oh! Als sich Heinz-Rudolf der Plattenfirmen wider und sorgt ie Quote soll es richten! „ausländische“ Musik hören. Ich will Kunze Anfang der 90er dafür, dass hier eine Vorzensur Nach Vorstellungen der Mu- Manu Chao, Coldplay, Solomon Wfür die Radioquote stark zugunsten des Radioformats statt- Dsikindustrie soll eine 50-Pro- Burke, Lambchop, Bratsch, Velvet machte, schob man ihn in die Ecke findet. Das heißt, dass nur die zent-Quote für deutschsprachige Underground und Elton Ellis hören, der Deutschtümler, Heimatroman- Künstler unter Vertrag genommen Musik in den Radiosendern die um nur einige zu nennen. Ich will tiker oder Nationalisten. Mit Si- wird, deren Sound „radiotauglich“, hiesige Musikkultur retten. Kein mir nicht von Wolfgang Thierse cherheit ist er falsch verstanden also im Tagesprogramm einsetzbar Gedanke kann dumm genug sein, und Konsorten vorschreiben lassen, worden. Dieses Thema gehört nicht ist. Dass speziell Deutschsprachiges als dass ihn nicht ein deutscher So- dass stattdessen jeder zweite Song in die Hände von sensationsgeilen bei einem Tagesprogrammanteil zialdemokrat nachplappern würde, von BAP oder Pur sein muss. Boulevardredaktionen, sondern
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