ST. SEVERIN Ev.-luth. Kirchengemeinde Keitum auf Sylt GEMEINDEBRIEF JULI BIS NOVEMBER 2021 Für Keitum, Archsum, Munkmarsch, Tinnum und alle Freundinnen und Freunde INHALT Liebe Gemeindemitglieder, liebe Freundinnen und Freunde von St. Severin! 02 – 03 Grußwort „Alle unter einem Dach“ Das ist wie ein Gleichnis dafür, dass gegenseitig helfen, auf unserem eigenen uns oft gar nicht bewusst ist, was für Lebensweg umsichtige und mutige Ent- 04 – 05 Theologischer Impuls Im Pröstwai in Keitum wird ein Haus Konstruktionen unser Leben und Mitein- scheidungen zu treffen. für die Kirchenmusik gebaut. Ende Mai ander halten und stützen. Ein Dachstuhl 06 Abschiedsworte haben wir Richtfest gefeiert. Trotz aller ist nicht sichtbar, er verschwindet unter Gott selbst macht das möglich, denn Ingo Pohl Coronaeinschränkungen war es ein Fest. dem Bleidach, den Ziegeln, dem Reet- Gott ist wie ein schützendes Dach. Ich Als Kirchengemeinderat sind wir stolz und dach. Aber er ist entscheidend dafür, dass wünsche uns und Ihnen, dass wir uns unter 07 – 09 Resümee dankbar, dass dieses Projekt nach einer die ganze Dachkonstruktion hält und das diesem Dach treffen, beschützt, behütet 5 Jahre Ingo Pohl langen Phase des Planes Wirklichkeit wird. Haus vor Regen und Sturm geschützt ist. und bereit, Neues zu entdecken. Der Keitumer Architekt Uwe Hansen leitet 09 Kirchen- und Friedhofsführung das Bauprojekt, das Anfang 2022 fertig In der Bibel heißt es bei Jesus Sirach im Ihre Pastorin werden soll. Dann kann Organist Alexan- 34. Kapitel: „Die Augen des Herrn sehen Susanne Zingel 10 – 12 Dr. Thorwald Ahlborn der Ivanov einziehen und KünstlerInnen, auf die, die ihn liebhaben. Er ist ein gewal- die in unserer Kirche bei Konzerten mit- tiger Schild, eine starke Stütze, ein Schutz 13 Herr von Harder Fliesen-Rätsel wirken, werden im Haus der Kirchenmusik gegen die Hitze, ein schützendes Dach am zu Gast sein. Sie können zusammen musi- heißen Mittag, er bewahrt vor dem Strau- 14 Frau Dorothée Gommen-Hingst zieren und proben und verfügen über ein cheln, er hilft vor dem Fall.“ schönes Notenarchiv - alles unter einem 15 Frau Frauke Deertz Dach nah bei der St. Severinkirche. Gott ist wie ein schützendes Dach. Un- ter Gottes Schutz und Segen kann sich 16 – 17 Förderkreis St. Severin Keitum e.V. „Alles unter einem Dach“ – das ist ein Leben in Fülle und Vielfalt entwickeln. Die guter Plan für die Kirchenmusik, aber Dachdecker gelten als eine freie Zunft. Die 18 – 19 Aus dem Kirchenbrief auch für uns als Gemeinde. Der Dach- Redewendung: „Das kannst du halten wie August bis November 2016 stuhl unserer Kirche ist von 1184 der ältes- die Dachdecker“, erinnert daran. Dach- te datierte Dachstuhl Norddeutschlands. decker durften seit dem Mittelalter un- 20 – 25 Mittwochskonzerte & Damals wurde der Dachstuhl erst einmal ter verschiedenen Handwerkergilden frei Kirchenmusik am Boden zusammengesetzt. Dann wur- wählen. Sie durften sich selbständig ent- den Abbundzeichen in das Holz geschla- scheiden, ihre eigenen Wege gehen und 26 Chorproben digital gen und damit eine Bauanleitung, wie die eigene Techniken entwickeln. Vielleicht Balken des Dachstuhls zusammenpassen. weil es eine besondere Kunst ist, einen 27 Regionalkonferenz Danach wurde die ganze Konstruktion auf Dachstuhl zu bauen und kein Haus wie das das Kirchenschiff gehoben und oben zu- andere ist. 28 Gottesdienste sammengesetzt. Sehr viele Jahrhunderte hält der Dachstuhl von St. Severin schon. St. Severin und unsere Gemeinde möge 29 Freud und Leid Erst vor fünf Jahren wurden Wikingerru- immer ein Ort sein, wo wir in aller Freiheit nen dort oben wiederentdeckt. Sie waren herausfinden können, was für uns richtig 31 Kontakt & Impressum lange unter Dachsparren ganz verborgen. ist. Es möge ein Ort sein, wo wir uns 2 3 Ein Haus, das sich Gemeinde nennt Wir leben in einer sich rasant verän- der Universität Greifswald spricht von Kir- Kirchengemeinde 2.0 darf sich nicht die Strukturentscheidungen, die die Kir- dernden Gesellschaft. Wovon Martin Hei- chengemeinden mit alttestamentarischen statisch verstehen, versorgend und be- chen zur Zeit treffen noch schwieriger. Um degger schon vor fast 100 Jahren schrieb Begriffen. Es gibt Tempelgemeinden, Sy- wahrend, sondern mehr im Sinne Jesu für mich damit klar zu kommen, muss ich ist mittlerweile Realität: wir leben in einer nagogengemeinden und Zeltgemeinden. als eine Gemeinschaft im Unterwegs. Für mir mehr Zeit nehmen, mich selbst auch Zeit sich auflösender Gewissheiten. Sozial- Erklärt für die Region Sylt hieße das: wir mich macht Kirchengemeinde Sinn, wenn immer wieder neu in den Austausch Jesu, strukturen definieren sich neu, kulturelle sind reich an unterschiedlichen Gemeinde- sie ein Ort und Raum für Jüngerschulung in seine Schule zu begeben. Und ich möch- Vielfalt ersetzt nationale Identität, Mobi- typen und haben im gemeinsamen Mitein- ist. Menschen kommen zusammen, tau- te nicht nur hüten und einladen, ich möch- lität ist wichtiger als Verwurzelung und die ander darin viele Chancen. Wir haben zwei schen sich aus, hören einander zu, haben te auch Zeit und Gelegenheit haben, selber digitale Welt hat eine Geschwindigkeit, die Tempelgemeinden St. Severin und Wes- Platz, Fragen zu stellen und miteinander Kundschafter zu sein. einige von uns bereits wie in einem Ketten- terland. Hier gibt es das bisschen mehr. Wege zu gehen. Pastor*innen dozieren karussel zum Opfer der Fliehkraft macht, Einen A Organisten, Kulturangebote, au- nicht Ungefragtes, sondern vermögen es, Das Haus, das sich Gemeinde nennt, wir verlieren den Kontakt. Das alles löst bei ßerordentliche Gottesdienstfeiern, Reise- den Themen der Glaubensschüler*innen verändert sich und das ist gut so. Ich wün- vielen Ängste aus. Populisten, Verschwö- angebote, Treffpunkte. Morsum und die eine Sprache zu verleihen. Und das alles sche uns allen viel Neugierde und Mut. Das rungstheoretiker und Trumpisten finden Norddörfer wären Synagogengemeinden, nicht zum Selbstzweck. Es darf nicht da- Titelbild ist gut gewählt: in diesem Prozess darin ihren Nährboden. Räume an denen sich größtenteils Ortsge- rum gehen an einem Ufer, an dem Men- ist es nämlich heilsam, nicht alles zu de- meinde versammelt. Die Gemeinden Hör- schen ertrinken, ein nettes Clubhaus zu ckeln und erst einmal den Wind durchwe- Aber diese Zeit der Veränderungen ist num/Rantum und List würden nach Prof. führen, sondern Rettungsschwimmer fit hen zu lassen. Unsere Gemeinde hat eine nicht nur bedrohlich. Sie bietet selbstver- Herbst Zeltgemeinden sein. Gemeinden, zu machen, um im Meer des Lebens Ertrin- gutes und segensreiches Fundament. Das ständlich Chancen. Ein Mehr an Indivi- die in absehbarer Zukunft keine eigene kende zu retten. Menschen in einer Schule möglichst eine Gemeinde in Vielfältigkeit dualität, den Wandel gestalten durch die Pastor*in mehr haben und im Übergang des Glaubens zu begleiten ist keine in sich sich geborgen fühlt, ist die Funktion eines Möglichkeit eigener Wandelbarkeit, in- leben von der versorgten Gemeinde zu der selbst zufriedene Lebensblase, sondern alle einenden Daches. Daran mitzubauen ternationaler Austausch, mehr Gleichbe- um sich sorgenden Gemeinde. Den Zelt- sollte sich meiner Meinung nach an dem lade ich sie alle von Herzen ein. rechtigung und Beziehungen ohne Zwang. gemeinden wird in Zukunft die größte Be- Vorbild Jesu orientieren: d.h. im Leben Hinzu kommt ein Quantensprung von dem, deutung zukommen. In ihnen wird es sich der Gemeinde sollen Kundschafter fit ge- Ingo Pohl was wir über das Leben auf der Erde und nämlich entscheiden, ob es Kirche gelingt, macht werden, um selber in neuem Land im All wissen. All das ist wie die ständige ihre Pastorenzentriertheit zu switchen hin bestehen zu können, um Menschen neuen Eroberung neuen Landes. zu einer Bewegung der Taufberufenen. Landes als Christen zu begegnen, von ihren Wahrnehmungen zu lernen und etwas von Kirche besitzt in diesem neuen Land Wenn ich auf Jesus von Nazareth dem mitzuteilen, was den Kundschaftern noch einige alte Burgen. Das sind bewähr- schaue, glaube ich nicht, dass er über- selbst wichtig geworden ist. Und Kund- te Rückzugsräume und Traditionsträger. haupt auf Kirchengemeinden im Sinne schafter bringen dann ihre Erfahrungen Sie können Schutz bieten. Aber um Land von Gruppen verwaltenden Glaubens Wert zurück, reflektieren, spiegeln und tanken zu entdecken und deren Bewohner kennen gelegt hat. Im festen Vertrauen auf das selber auf. Ohne das verkümmert christ- zu lernen, bedarf es Kundschafter mehr Hereinbrechen des Reiches Gottes, war es liche Gemeinde zu einem im eigenen Sud denn Festungsverwalter. Will Kirche die dem Wanderprediger aus Galiläa wichti- köchelnden und langsam verdunstenden neuen Möglichkeiten der Jetztzeit nutzen, ger, die Herzen Gläubiger zu bilden und sie Konzentrat – bis der Topf anbrennt. muss sie mehr Scouts entsenden anstatt uneingeschränkt auf die Wirklichkeit Got- Burgherr*innen auszubilden. Konzeptionell tes auszurichten anstatt Glaubensorte zu Meine Lieben, Menschen in die Jünger- hinkt Kirche da leider weit hinterher. organisieren. Jesus war mit seinen Freun- schulung Jesu einzuladen, darin sehe ich den und Freundinnen in Bewegung. Er rief meinen Platz im Haus, das sich Gemeinde Es gibt noch ein Bild für Kirchenge- sie heraus aus ihren Lebensbezügen, damit nennt. Dies immer zu leben und rüber zu meinden, das mir sehr gut gefällt und das sie eine Zeit mit ihm verbrachten, eine Zeit bringen bei den vielen Verwaltungsauf- mehr Entwicklungsspielraum eröffnet als im unterwegs. gaben, die das Hüten des Hauses mit sich das Bild der Burg. Prof. Michael
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