Zur Libellenfauna Der Ostfriesischen Insel Wangerooge

Zur Libellenfauna Der Ostfriesischen Insel Wangerooge

ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Seevögel - Zeitschrift des Vereins Jordsand zum Schutz der Seevögel und der Natur e.V. Jahr/Year: 1996 Band/Volume: 17_4_1996 Autor(en)/Author(s): Lempert Jochen Artikel/Article: Zur Libellenfauna der ostfriesischen Insel Wangerooge 82-87 82 Zur Ubellenfauna der Insel Wangerooge Zur Libellenfauna der ostfriesischen Insel Wangerooge Von Jochen Lempert Einleitung UG 1: Bombentrichter im Ostteil des Trich­ Danksagung: Ich danke dem Mellumrat für seine Unterstüt­ Durch Untersuchungen der letzten Jahre tergeländes; ca. 12 x 8 m; Ufer bestanden zung der Arbeit und für die Erlaubnis, Beobach­ (Bröring & N iedringhaus 1981, M lody 1986, mit Typha angustifolia, Scirpus sp., Eleo- tungen aus den unveröffentlichten Jahresberich­ Schmidt 1974, 1980) und Veröffentlichung charis sp., ferner einige Exemplare Pota­ ten zu benutzen. Für ergänzende Auskünfte älteren Materials (Finch & N iedringhaus mogetón natans. Chemismus: 3.6.82 0 2 danke ich Lothar Adorf, Lothar Bach, Hans Ru­ 1996, Rudolph 1984) zeichnet sich ein zu­ 8.6 mg bei 23° C, ph 6.5, dH 17°; 15.8.83 dolf Henneberg, Philipp Keßler, Birgit Müller, Rolf nehmend differenziertes Bild der Odona­0 2 15.3 mg bei 21.5° C, ph 9, dH 15°; Niedringhaus, Ute Sartorius. Mein Dank gilt ganz tenfauna der deutschen Nordseeinseln ab. 19.6.84 0 2 9.5 mg bei 17.5° C, ph 8.5, dH besonders auch Dietmar und Christiane Grote Unterschiede zum Artenspektrum des 10°. Nicht mehr zugänglich. für Unterkunft, langjährige Hilfe und Diskussio­ nen. Festlandes werden deutlich. Die bisherigen UG 2: Bombentrichter nahe UG 1, ca. 20 x Kenntnisse der Faunistik und Ökologie sol­ 5 m, einzelne Ex. Typha angustifolia, Equi- Ergebnisse len hier durch weiteres Beobachtungsma­ setum, Potamogetón natans und Nym- Lestes barbarus terial von der Insel Wangerooge ergänzt phaea alba. 19.6.84 0 2 7.5 mg bei 16° C, werden. ph 9, dH 5°. Nicht mehr zugänglich. Die Art konnte ich in allen Jahren, außer im Juli 1981 mit meist nicht optimalen Flugbe­ UG 3: Wiesentümpel im Westinnengroden dingungen, nachweisen. Besonders häufig Untersuchungszeitraum und nahe den Schienen beim Leuchtturm. war Lestes barbarus 1983, als Anfang Juli Untersuchungsgebiet Durchmesser ca. 15 m, Tiefe ca. 1 m. Ver­ an mehreren Tagen zwischen 10 und 20 landungsgürtel aus Eleocharis sp., Bolbo- Die Insel wurde in 6 Jahren besucht. Es frischgeschlüpfte Tiere am UG 9 gefunden schoenus maritima, ferner Lemna trisulca. wurden, sobald das Wetter es zuließ, an je­ wurden. Obwohl das Gewässer bereits im Chemismus: 4.6.82 0 2 14.1 mg bei 25° C, dem Tag ganztägige Exkursionen durchge­ Verlauf des Juni austrocknete - der ph 7, dH 15°. Hier und an UG 4 ab 1983 führt. Beobachtungszeiträume: 1981: schlammige Gewässergrund und die Ufer­ starke Vegetationsschäden durch Vertritt 23.7. -27.7.; 1982: 2.6.-4.6. und vegetation waren zur Beobachtungszeit und Fraß von Pferden. 14.8. -17.8.: 1983: 5.7.-11.7. und 15.8.; noch feucht -, überlebten die Larven. Die 1984: 18.6.-20.6. und 10.8.-12.8.; 1985: Larven schlüpften im mit Carex nigra be­ 3.6.-4.6.; 1994: 25.6.-26.6. UG 4: westlich neben UG 3; Durchmesser standenen Überschwemmungsbereich. Die hier vorgelegten Untersuchungen ge­ ca. 10 m, Vegetation wie UG 3 plus Alisma Vorwiegend dort waren dann im August ben schwerpunktmäßig den Zustand in der plantago-aquatica, Ranunculus sp. Che­ auch Eiablagen zu beobachten (Abundanz ersten Hälfte der 80er Jahre wieder. Er­ mismus: 4.6.82 0 2 9.8 mg bei 28° C, ph am 15.8.83: 1 Ex. pro m Uferlinie). gänzt werden sie durch Frühjahrsbeobach­ 6.5, dH 10°; 15.8.83 0 2 1.5 mg bei 22.5° C, Ein weiteres Gewässer, an dem die Art tungen aus dem Jahr 1994 und von Beob­ ph 8.5; 19.6.84 0 2 11 mg bei 21.5° C, ph mehrfach gefunden wurde, war das UG 5. achtungen von P. Kessler aus dem Jahr 8.5, dH 14° Dort wurden am 19.8.83 7 Ex., am 1989 und L.A dorf & U. Sartorius aus dem UG 5: am Bahnhof südlich der Gleise 3 be­ 11./12.8.84 3 Ex. und 1994 am 26./27.6. Jahr 1992 (unveröff. Stationsberichte des nachbarte stark verlandete Gewässer: Un­ insgesamt 7 frischgeschlüpfte Ex. beob­ Mellumrats 1989 und 1992 und briefl. Mitt.). tersucht wurde schwerpunktmäßig das achtet. Der Schlupf erfolgte hier aus den mit Wangerooge besitzt in allen Teilen der Insel größte, zentral gelegene Gewässer. Es ist Moos bewachsenen und lockerenScirpus eine große Zahl (>100) von Kleingewäs­ fast vollständig durchwachsen vonScirpus bestandenen Randbereichen ohne Ober­ sern, deren Entstehung zum großen Teil auf tabernaemontani, ferner Bolboschoenus flächenwasser. Daneben gab es einige Bombentrichter zurückgeht. Bei einem Teil maritima, Eleocharis sp., Ranunculus Funde von Einzeltieren an anderen Gewäs­ meist flacherer Gewässer handelt es sich aquaticus, Characeen, Laubmoose und sern. um ehemalige Eiskuhlen. Diese zur Eisge­ Spirogyra- Watten. 4.6.82 0 2 13.7 mg bei Lestes dryas winnung angelegten Gewässer wurden 27.5° C, ph 8, dH 13; 19.6.84 0 2 5.1 mg bei Insbesondere am UG 5 1983/84 und 1994 etwa bis in die Kriegsjahre genutzt. Sie sind 16° C, ph 6.5, dH 13°. in größerer Zahl fliegend bzw. schlüpfend. heute meist stark verlandet, zählen aber zu Daneben an einer Reihe weiterer Gewässer den interessantesten Gewässern. Gegen­ UG 6: tiefer Tümpel ca. 50 m südwestl. beobachtet (Schlupf auch am UG 9, Imagi­ über dem Zustand, denH eymer (1958) be­ Müllkippe nahe Weg; mit Potamogetón na­ nes in zwei Jahren an einem Tümpel im schreibt, sind enorme Veränderungen auf­ tans uñó einem fädigen Laichkraut, am Ufer West-Innengroden, max. 8.7.83 10 Ex.). In getreten. Ehemals bestandsbildende Arten Gagelstrauch und Drosera. 4.6.82 0 2 8.7 Anzahl nur an Gewässern mit dichtenBol­ wie Stratiodes undEriophorum sind voll­ mg bei 23.5° C, ph 6, dH 5°; 15.8.83 0 2 4.7 boschoenus- oder Scirpus-Beständen zu ständig bzw. nahezu verschwunden. Einige mg bei 20° C, ph 6.5, dH 9°. finden, an solche mit locker stehenden und Gewässer sind stark verlandet oder - ins­ UG 7: Eiskuhle westlich UG 6, stark verlan­ niedrigen (<50 cm) Cyperaceen nur Einzel­ besondere im Trichtergelände-Ost - von det, mit div. Cyperaceen durchsetzt mit funde. Sanddorngebüschen überwuchert, so daß einer Zwergform von Potamogetón cf. na­ Lestes sponsa sie nicht mehr betreten werden können. tans. 4.6.82 0 2 8.4 mg bei 23° C, ph 6.5, Viele ehemals nährstoffarme Gewässer im dH 5°; 19.6.84 0 2 9 mg bei 23.5° C, dH 5°. Alljährlich häufigste Art der Gattung, die an nahezu allen Gewässern auch schlüpfend Westen sind durch Vieh- und - unterhalb UG 8: tiefer Tümpel am Weg vom Friedhof gefunden wurde. der ehemaligen Müllkippe - durch Sicker­ zur Saline mit schütterem Typha- undEleo- wasser stark eutrophiert. cöar/s-Saum; kleiner Potamogetón natans- Lestes virens Charakterisierung der Untersuchungs- Bestand. Am Bahnhofsgewässer (UG 5) bei allen Be­ gewässer (UG): UG 9: Tümpel auf dem Gelände der Mel- suchen im August gefunden (maximal 5 Es wurden 9 Kleingewässer ausgewählt, lumratstation West, stark verlandet, gele­ Männchen am 18.8.83), ferner ein Einzel­ die in mehreren Jahren untersucht wurden; gentlich manuell vertieft; Ufer mit Salix re- fund am Stationsteich-West (UG 9). Auf­ etwa 15 weitere Gewässer wurden spora­ pens und ausgedehntemCarex nigra- Be­ grund der Stetigkeit am UG 5 dort wahr­ disch untersucht. stand, mehrere Horste von Juncus sp. scheinlich bodenständig. SEEVÖGEL, Zeitschrift Verein Jordsand, Hamburg 1996 / Band 17, Heft 4 83 Ischnura elegans trockneten Gewässer im August der beiden endet. Kessler fand C. lunulatum auch 1989. Schlüpfende Tiere der Art konnte ich in den Jahre fehlte die Art; im August 1983 waren Monaten Juni und Juli an allen untersuch­ auch an wasserführenden Gewässern Der Aufenthaltsbereich der Männchen am ten Gewässern nachweisen. Auffällig war keine Tiere auf der Insel mehr zu finden (vgl. Gewässer überschnitt sich am stärksten das weitgehende Fehlen selbst von adulten I. elegans). mit dem von Enallagma cyathigerum. Sie Imagines der Art im August des trockenen Das Austrocknen führte offenbar zu Be­ flogen über dem Freiwasser und setzten Jahres 1983, als lediglich 1 Ex. beobachtet standseinbußen, so konnte die Art am sich an randständigen Halmen ab (vgl. werden konnte (Abwanderung oder bereits 20.6.84 bei optimalem Wetter nicht auf der Schmidt 1985). Ende der Flugzeit?). Ein wanderndes, na­ Insel gefunden werden, erst im August Coenagrion pulchellum hezu adultes Weibchen wurde am 20.6.84 1984 wurden einzelne Individuen festge­ Die Art konnte in allen Jahren an nahezu al­ in der Salzwiese des Außengrodens ange­ stellt. len Gewässern, meist in geringer Zahl (max. troffen. Ein wanderndes Männchen wurde am 10 Ex. an UG 5), beobachtet werden, auch Die Dauer der täglichen Fortpflanzungsakti­ 4.6.82 in der Salzwiese des Ostaußengro­ Schlupfnachweise gelangen mehrfach. vitäten am Gewässer ist bei I. elegans sehr dens rastend angetroffen. Es flog dann, im­ lang: Die erste Paarung wurde gegen 10.00 mer wieder absetzend, gegen den Wind Coenagrion puella h (MESZ), letzte Eiablagen noch um 22.00 h nach Ost. Am 4.6.85 gelang die Beobach­ Die Hufeisenazurjungfer trat an allen Ge­ beobachtet. tung eines wandernden Tandems dieser wässern der Insel als häufigste Art der Gat­ Die bei der Art häufig zu beobachtenden Art: Das Paar hielt sich erst am Gewässer tung auf. Tandembildungen mit anderen Arten kön­ auf, flog dann in geringer Höhe etwa 20 m Brachytron pratense nen durchaus fatale Folgen haben, wie fol­ weiter und stieg dann hoch auf, bis es außer Im Juni 1982 wurde mehrfach je 1 Männ­ gende Beobachtung zeigt: Am Kopulati­ Sichtweite war.

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