Sirjohn Franklin: Ein Ruckblick Zu Seinem 150

Sirjohn Franklin: Ein Ruckblick Zu Seinem 150

POLAR- UND MEERESFORSCHUNG SIRJOHN FRANKLIN: EIN RUCKBLICK ZU SEINEM 150. TODESTAG VON REINHARD A. KRAUSE In England begann im Jahre 1845 eine Arktis-Expedition mit drei Schiffen unter der Führung von Sir John Franklin (1786-1847). Ihr vorrangiges Zie l war die Befahrung der sogenannten No rd-West-Passage. Sie war von der Royal Navy ausgerichtet und großzügig mit den modernsten Mitteln der Zeit ausgestattet. Einige ihrer ausschließlich freiwilligen Te ilnehmer hatten bereits Erfah rungen in de r Bereisung polarer Gebiete, und allen Te ilneh­ mern ge meinsam wa r eine hohe Motivation. Trotz dieser hervorragenden Ran dbedingun­ gen kehrte die Expedition1 nicht zurück. Der Aufwand, um ih r Schicksal aufzuklären, dürfte ein malig in der Entdeckungsgeschichte der Erde sein. Entsprechend umfangreich ist auch die Literatur zu diesem The menkomplex. Man vergegenwärtige sich, daß allein im unminelbarem Zusammenhang mit den Suchex peditionen bis 1855 durch das britische Par­ lament über 2000 Seiten mit Abbildungen und diversen Karren publiziert wurden. Die Suchexpeditionen dauerten bis 18802, und weitere Nachforschungen wurden bis in die jüngste Zeit durchgeführt.3 Bis zum heutigen Ta ge findetSi r John Frank! ins Schicksal reges Interesse, und zwar nicht nur im Rahmen historischer Forschungsarbeiten. Literaten, bildende Künstler und Musi­ ker fühlen sich gleichfalls durch das The ma angeregt. Erinne rt sei an die Ausstellung von Bildern und Graphiken des irischen Künstlers Vin cent Sheridan 1997 im DSM.4 Die vorstehenden Ausführungen suggerieren bereits, daß es hier nicht darum gehen kann, auch nur einen annähernd vo llständigen Überblick über den Themenkomplex zu lie­ fern.An Franklin zu erinnern, Ursachen und Wirkung seiner Expeditionen zu the matisie­ ren, einige Begleitumstände anzudeuten, mehr kann im folgenden nicht geleistet werden. Zur Biographie ]ahn Franklins Fran klin wurde am 4. April 1786 in Spilsby, Linconshire, geboren. Seine Eltern Wi llingham und Hannah (geb. We ckes) waren gut situiert. Sie hatten zwölf Kinder. John wa r der jüng­ ste der fünf männlichen Nachkommen, von denen einer im Kindesalter starb. Sein ältester Bruder Thomas nahm sich 1807 das Leben, nachdem er das Familienvermögen verspeku­ liert hatte. Wäre es nach dem Wi llen de r Eltern gegangen, wäre John als Theologe ausgebil­ det worden. John beharrte aber hartnäckig darauf, zur See zu fahren. Als kau m 15jähriger begann er eine Laufbahn zum Offizier der Royal Navy und war 1801 Tei lnehmer der berühmten Barde of Copenhagen. Im gleichen Jahr wurde unter der Leitung von Matthew Flinders (1874-1814) eine Navy-Expedition nach Australien ausgerüstet. Es ge lang Flin- 396 Sir john Frank/in. Gemälde von T Phillips, als Sir }ahn Frank/in um 1830. (Archiv DSM) Hochzeitsgeschenk für Frank/ins erste h·au Anne Parden 1823 angefertigt. (Aus: The Polar Record, No. 31, 1946) dcrs, seinen Neffen John als »midshipman« mit an Bord der INVEST!Gi\TOR zu nehmen. Diese Entdeckungsreise nach Australicn, von der er erst 1804 zurückkehrte, dürfte ihn in mehrfacher Hinsicht tief geprägt haben. Auf dieser Reise lernte er die Methoden der astro­ nomischen Ortsbestimmung kennen und legte den Grundstein für sein zeitlebens doku­ mentiertes wi ssenschaftliches Interesse. Die INVESTIGATOR mußte letztendlich in Sydney (damals Port Jackson) aufgegeben werden. Das Schiff war in einem derart schlechten Zustand, daß es unmöglich war, damit nach England zurückzukehren. Der Koloniegouver­ neur stellte Flinders die kleine schnellsegelnde PORPOlSE zur Verfügung. Im Konvoi mit zwei Frachtseglern sollte die Reise entlang der Ostküste durch die Torresstraße nach Ba ta­ via gehen. Die PORPOISE und einer der Frachter liefen jedoch im Ba1-rier Reef auf und gingen verloren . In einem Beiboot segelte Flinders 800 sm nach Sydney zurück und brachte nach sieben Wo chen für die 85 auf einer Sandbank kampierenden Schiffbrüchigen Hilfe. Bei allen diesen Abenteuern hatte sich Fran klin durch besondere Umsicht und Dienstfertigkeit aus­ gezeichnet. Kaum wieder in England angekommen, blieb es ihm nicht erspart, an der See­ schlacht von Trafalga r teilnehmen zu müssen. Die BE L LEROPHON, auf der er als Signalgast diente, wurde in der Schlacht fürchterlich zusammengeschossen. Fran klin ge hörte, trotz seines exponierten Einsatzes, zu den wenigen äußerlich Unverletzten seines Schiffes. Sein Gehörsinn aber, durch den Donner der Kanonen geschädigt, erholte sich zeit seines Lebens nicht wieder. Nach Trafalgar zum Leutnant befördert, diente er auf der BEDFORD und wurde 1815 bei einem An griff auf New Orleans schwer ve rwundet. Das Ende der Napoleonischen Kriege wäre für Franklin, wie für viele seiner Ko llegen, vermutlich auch das Ende seiner Navy­ Karriere gewesen, hätte er nicht die Freundschaft des Botanikc rs Roben Brown (1773- 1858) be sessen, eine Freundschaft, die sich auf die gemeinsam durchlebte Australienexpe­ dition stützte. Brown, inzwischen ein anerkannter \'V'issenschaftler5, war ein enger Vertrau- 397 1I(J .'/ I 0111/\ � .", ,,.• ., B A R R E N � ./ v L A� N 0 S '· !>iJij Bay ' / f �-····•1 \ ,, .';:· . " ...., .. , '• · . .... _ -,._ ( LEGEND ·, '·•- iliiiN I RA'lt-IIN $ HIJUII llbl� 18;11 HBC IIIJOSON S BA< COMPANY I'OSI NWC \JUHI tl WESI r:tl�./rPJit�Y I' OS 1 'l}[J 110 , •. Die Reiseroute der 1. Franktinsehen Landexpedition in den Jahren 1819-22. Aus: Polar Record, Juli 1997. 398 te r von Si r Joseph Banks ( 1743-1 820) 6, der, u.a. Präsident der Roy al Society, ein Mann von außerordentlichem politischem Einfluß war. Über diese Verbindung erfuhr Franklin offenbar frühzeitig Genaueres über eine geplante Arktisexpedition. Mit den Schiffen DoROTHEA und TR ENT sollte versucht wer­ den, via Spitzbergen zum Pol vorzustoßen. Sofort bekundete Franklin sein großes Interesse an dieser Aufgabe und erhielt sein erstes Schiff skommando als Kapitän der TRENT. Auf dieser Reise bewies er eine umsichtige Schiffsführung und konnte das Vertrauen rechtfertigen, das seine Vorge­ setzten in der Admiralität ihm entgegenge­ bracht hatten.7 In den Jahren 1819-1822 leitete Franklin eine Überlandexpedition, um die Nordküste Kanadas von der Mündung des Coppermine Rivers in östliche Richtung zu erforschen. Seine Gruppe erreichte zwar die Küste und konnte noch 550 sm der zergliederten Küste Sir ]ahn Frank/in nach einem Gemälde von vermessen, aber der Rückzug wurde zu Derby. (Archiv DSM) einem To desmarsch, den nur elf der ur­ sprünglich zwanzig Teilnehmer überlebten . Franklin wurde durch seine erste Überlandexpedition zu einer Berühmtheit - »the man who ate bis boots«. Inzwischen zum Commander befördert und zum Mitglied der Roy al Society gewählt, brach Franktin 1825 zu seiner zweiten Überlandexpedition auf. Diese ver­ lief wesentlich erfolgreicher als die erste. Ziel war es diesmal, die kanadische Nordküste westlich des Coppermine zu vermessen. Als Zugang zur Küste wurde der Mackenzie River gewählt. An der Flußmündung trennte sich die Gruppe. Seinen Freund und Begleiter der ersten Expedition, Dr. John Richardson (1787-1865), schickte Fran ktin nach Osten. Richardson erreichte den Coppermine River. Er selbst wandte sich zusammen mit George BackH nach We sten, wo sie Frederick Beechy (1796-1856) mit der BLOSSOM zu treffen hoff­ ten. Nach gefährlichen B egegnungen mit Einheimischen wurde Mitte Juli 1826 die Her­ sehe! Island erreicht, ca. 140°W. Mitte August, nahe 150° W, mußte man sich angesichts des kommenden Winters zurückziehen.9 Sowohl Franklins als auch Richardsons Gruppe erreichten wohlbehalten die schon im Vo rjahr benutzte Überwinterungshütte. 1827 im September w ar die Expedition zurück in England. Nach diesem erfolgreichen Unterneh­ men, durch das nahezu 2000 sm Küstenlinie in die Karten aufgenommen werden konnten, wurde Franktin mit Ehren überhäuft, u.a. zum Captain befördert und ge adelt (1829). Franklin war seit 1823 verheiratet, 1824 Vater eine r Tochter ge worden. Seine Frau verstarb jedoch 1825, kurz nach der Abreise zu seiner zweiten Überlandexpedition. 1828 heiratete er Jane Griffin (1 792-1875)- eine unter mehreren Aspekten ungewöhnliche Frau. 1830, nach Fertigstellung des Expeditionwerkes zur zweiten Überlandexpedition, wurde ihm das Kommando über die Fregatte RAI BO\'V' des britischen Mittelmeergeschwaders anve rtraut.10 Offensichtlich waren hier seine Aufgaben, die er hervorragend bewältigte, weniger militärischer als diplomatischer Natur. Zwei höchste Auszeichnungen wurden ihm zuteil, 399 Sir john Franklin mit Fort Ente1prise im Hintergrund. (Aus: Polar Record, juli 1997) und sein bewiesenes diplomatisches Geschick ist sicher auch der Grund dafür ge wesen, ihn zum Gouverneurvo n van Die men's Land (Tasma nien) zu berufen. Die heutige Geschichts­ schreibung ist sich darüber einig, da ß das Franklinsche Regiment, 1836-1843, fü r Ta sma­ nicn äußerst wichtig und segensre ich gewe en ist . Die Umstände seiner Abberufung lassen allerdings darauf schließen, daß es damals Personen gab, die in London gegen ihn intrigier­ ten und ihn erfolgreich diskreditierten. Ab 1844 bemühte sich Franklin um das Kommando einer gepla nten Arktis-Expedition zur Aufsuchung und Befahrung der Nord-We st-Passage, das ihm zugesprochen wu rde, nachdem Einwände wege n seines hohen Alters beseitigt waren. Die Expedition ve rließ Gree nhite (Themse) am 19. Mai 1845 mit drei Schiffen. Neben den beiden Expeditions- 400 sch iffen ERE B US und TE RRO R fungierte die BARETTO JUNIOR als Te nder. In der Nähe von Disko Island vor der Grönländischen Westküste (70° N), wurden das Material und der Pro­ viant des Te nders auf die beiden Expeditionsschiffe

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