View metadata, citation and similar papers at core.ac.uk brought to you by CORE provided by OTHES DIPLOMARBEIT Titel der Diplomarbeit „Der Italo-Western - Eine Genreanalyse anhand der Filme Sergio Leones und Sergio Corbuccis“ Verfasser Bakk.phil. Christian Hellinger angestrebter akademischer Grad Magister der Philosophie (Mag.phil.) Wien, Juni 2011 Studienkennzahl lt. Studienblatt: A 236 349 Studienrichtung lt. Studienblatt: Diplomstudium Romanistik Italienisch Betreuerin: O. Univ.-Prof. Mag. Dr. Birgit Wagner Für meine Eltern. DANKSAGUNG Zunächst möchte ich die Gelegenheit nutzen, mich bei der Betreuerin meiner Diplomarbeit, Frau O. Univ.-Prof. Mag. Dr. Birgit Wagner, zu bedanken. Sie hat diese Funktion sehr kurzfristig übernommen und mir doch all die Aufmerksamkeit und Zeit gewidmet, die für das Verfassen der vorliegenden Arbeit notwendig waren. Ihre profunde Fachkenntnis und Kompetenz auf dem Gebiet der Medienwissenschaft, die sie uns während des Studiums vermittelte, waren mir eine hilfreiche Anleitung und ein Vorbild zugleich. Weiters bedanke ich mich bei zwei guten Freunden für ihre Unterstützung. Wolfgang Galler danke ich für seine Freundschaft und das Teilen von Freude und Frust während meines gesamten Studienweges an der Wiener Romanistik. Florian Widegger möchte ich für seine hilfreichen Tipps bei der Planung meines Themas danken. Die Liebe zum Film verbindet uns und sein geradezu enzyklopädisches Wissen über weniger bekannte Aspekte des Spaghettiwestern war mir eine große Unterstützung. Meiner Freundin Evi möchte ich für ihr Verständnis und den emotionalen Rückhalt danken, den sie mir seit Jahren bietet und der mir auch beim Verfassen meiner Diplomarbeit Kraft und Inspiration gab. Während der parallelen Arbeit an unserem Diplom habe ich bei ihr stets Kraft und liebevolle Aufmunterung gefunden. Schließlich bedanke ich mich ganz besonders bei meinen Eltern, denen ich diese Arbeit auch widmen möchte. Durch ihre bedingungslose Unterstützung auf allen Ebenen, ihre Selbstlosigkeit und ihren Zuspruch gaben sie mir stets die Freiheit, mein Studium individuell zu gestalten. Dafür, und auch für die Tatsache, dass sie mich stets aufbleiben ließen, um im Fernsehen Western anzusehen, sei ihnen hier ganz herzlich gedankt. Ebenso dankbar bin ich meinem Bruder Mario, der mir seine Begeisterung für das Genre schon früh näher brachte. Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 3 - Aufbau und Inhalte der Arbeit 7 - Eine kurze Stellungnahme zu den Quellen 12 2. Sergio Leone – Der Vater des Spaghettiwestern 13 - 2.1 Biografie des Regisseurs 13 - 2.2 Ein umstrittener Charakter 16 3. Der Weg hin zu einem italienischen Western 18 - 3.1 Die Karl May Filme 18 - 3.2 Akira Kurosawas Samuraifilm 20 - 3.3 Die Anfänge des Italo-Western 23 4. Historischer Exkurs: Cowboys, Revolverhelden und die Eisenbahn 27 - 4.1 Der Goldrausch und der Eisenbahnbau 28 - 4.2 Cowboys, Gunfighter und Revolverhelden 29 - 4.3 Fiktion und Realität 31 - 4.4 „Westward the women“ – Frauen im Wilden Westen 35 5. Die Filme Sergio Leones 37 - 5.1 Per un pugno di dollari (1964) 37 - 5.2 Per qualche dollaro in più (1965) 40 - 5.3 Il buono, il brutto, il cattivo (1966) 42 - 5.4 C’era una volta il West (1968) 47 6. Die Filme Sergio Corbuccis 53 - 6.1 Django (1966) 55 - 6.2 Il grande Silenzio (1968) 58 7. Wiederkehrende Motive im Italo-Western 61 8. Clint Eastwood 63 - 8.1 Vom US-Serienstar zur europäischen Kultfigur 64 - 8.2 Eastwood und Leone – eine Zweckgemeinschaft 66 1 9. Stil und Ästhetik 70 - 9.1 Stilistische Einflüsse auf das Schaffen Leones 70 - 9.2 Landschaft und Set-Design 75 - 9.3 Der Faktor Zeit 78 10. Die Figurengestaltung des „Helden“ im Italo-Western 80 - 10.1 Ein neues Heldenbild 80 - 10.2 Der Anti-Held als Allegorie 84 - 10.3 Identifikation mit den Spaghetti-Helden 86 11. Frauenfiguren im Italo-Western 87 - 11.1 Frauenbilder im Spaghettiwestern 87 - 11.2 Jill McBain als „Urmutter einer Nation“ 89 12. Der Spaghetti-Sound 91 - 12.1 Ennio Morricone 91 - 12.2 Leone und Morricone – die Geburt eines Erfolgsduos 92 - 12.3 „Todesballette“ – Der Soundtrack zu „C’era una volta il West“ 95 13. Die Debatte rund um die Gewalt in Spaghettiwestern 97 - 13.1 Vorwürfe gegen Sergio Leone 99 14. Die Erben Leones: Einflüsse auf andere Regisseure und Genres 104 - 14.1 Von Sam Peckinpah über „Dirty Harry“ bis zu Quentin Tarantino 104 - 14.2 „Nobody“ und „Trinità“ – Die wahren Kinder des Spaghettiwestern 108 Zusammenfassung 112 Zusammenfassung (italienisch) / Riassunto in italiano 113 Bibliografie 123 Abbildungsnachweis 126 Liste der Filmtitel, die in der Arbeit Erwähnung finden 128 Lebenslauf 136 2 „The West was made by violent and uncomplicated men.” 1 Sergio Leone Einleitung „Als ich Anfang der siebziger Jahre im österreichischen Fernsehen den ersten Leone- Western ‚Für eine Handvoll Dollar“ sah, war ich von der Machart dieser vollkommen anderen Art von Western völlig verzaubert. Noch nie hatte ich einen solchen Helden gesehen, der auf eiskalte, zynische Art mit seinen Feinden umging und immer einen coolen Spruch auf der Lippe hatte. Duellszenen wurden zum Höhepunkt stilisiert und begleitet von einer außergewöhnlichen Musik, die einen sofort in ihren Bann zog.“ 2 So beschreibt der Österreicher Ulrich P. Bruckner, der ein umfassendes Werk über das Phänomen „Italo-Western“ bzw. „Spaghettiwestern“ zusammenstellte, seine erste Begegnung mit dieser Art von Film. So wie ihm erging es wenig zuvor unzähligen Kinobesuchern der frühen Sechziger Jahre, deren Reaktion auf diese europäischen Wild- West-Filme gespalten war. Die einen waren, ähnlich Bruckner, fasziniert von dem revolutionären, visuellen Stil dieser nie da gewesenen Abenteuergeschichten, die anderen waren abgestoßen von der teils äußerst grafischen Darstellung von Gewalt, die sie aus den amerikanischen Western der Fünfziger und frühen Sechziger Jahre nicht gewohnt waren. Doch woher kam dieses Subgenre des Western und warum fiel es gerade in Italien auf fruchtbaren Boden? Schon weit vor dem Durchbruch des Spaghettiwestern gab es europäische Versuche, den Wilden Westen zu portraitieren, so etwa durch Sergej Eisenstein oder auch durch den Tiroler Luis Trenker, bekannt durch viele Bergsteiger-Filme und späterer Sympathisant mit dem NS-Regime, der 1936 den Western „Der Kaiser von Kalifornien“ drehte, der von dem europäischen Emigranten Suter erzählt, der Mitte des 19. Jahrhunderts den amerikanischen Goldrausch auslöste.3 Allgemein scheinen Europäer in der Geschichte des Films schon immer einen besonderen Faible für den Mythos des amerikanischen Westens gehegt zu haben. Gerne wird von US-Filmhistorikern vergessen, 1 Sergio Leone in Frayling Christopher, Sergio Leone. Something to do with death. New York, London: 2000. S. 142. 2 Bruckner Ulrich P., Für ein paar Leichen mehr. Der Italo-Western von seinen Anfängen bis heute. Berlin: 2002. S. 7. 3 vgl. Frayling Christopher, Spaghetti Westerns. Cowbyos and Europeans from Karl May to Sergio Leone. London, New York: 2006. S. 5. 3 dass einige der namhaftesten US-Westernregisseure wie etwa Fritz Lang, John Ford oder Fred Zinnemann deutscher, irischer bzw. österreichischer Abstammung waren.4 Was jedoch unterschied frühere europäische Annäherungen an den Western von der immensen Erfolgsgeschichte der Filme Sergio Leones? Zwei Krisen der Filmbranche begünstigten die Entstehung des Spaghettiwestern in Italien und dessen späteren internationalen Erfolg, wobei sich die eine in Europa und die andere in den USA vollzog. In Amerika neigte sich Ende der Fünfziger Jahre die Ära des klassischen Western mit seinen legendären Regisseuren wie John Ford, Fred Zinnemann oder Howard Hawks dem Ende zu. Viele der alten Meister waren bereits tot oder widmeten sich fortan anderen Genres und viele der Westernikonen wie John Wayne, James Stewart, Robert Mitchum oder Gary Cooper waren mittlerweile zu alt, um noch glaubhaft heldenhafte Ritte zu vollführen.1950 wurden in den USA rund 150 Western gedreht, 1963 war die Zahl auf lediglich 15 Titel aus dem Genre geschrumpft.5 „Aus den alten, raubeinigen Westernhelden waren alternde, verbrauchte Männer geworden, die Bösewichte waren müde und stellten keine wirkliche Bedrohung dar. Zudem waren fürs programmhungrige Fernsehen kilometerlange Western-Serien produziert worden, bis schließlich auch der letzte Westernfan das Interesse an diesem Genre verlor.“ 6 Nach Jahrzehnten der Vorherrschaft in den US-Kinos verlor der Western langsam aber sicher seine einstige Bedeutung. Parallel dazu vollzog sich auch in Italien um 1963 ein Umbruch. Dort war das Publikum jener antiken Sandalenepen überdrüssig geworden, die massenhaft, von mythologischen Figuren inspiriert, in den großen Studios produziert wurden, was sich schließlich auch massiv in den Ticketverkäufen der Kinos niederschlug. Mitte der Fünfziger Jahre wurden pro Saison noch gut 800 Millionen Tickets verkauft, ca. zehn Jahre später waren es lediglich 680 Millionen. Hinzu kam die Tatsache, dass amerikanische Studios nach Kassenflops in Italien gedrehter Kostümepen, wie etwa „Cleopatra“ (1963) mit Liz Taylor in der Hauptrolle, ihre Projekte nach und nach aus Italien zurückzogen.7 Die italienischen Produzenten solcher mythologischen Kostümfilme hatten über die Jahre Erfahrung mit historischen Filmen gesammelt, die aufwändige Kulissenbauten und Außendrehs notwendig machten. Nun sahen diese sich nach neuen, unverbrauchten Stoffen und Geschichten um. 4 vgl. ivi, S. 39. 5 vgl. Frayling, Something to do with death, S. 121. 6 Bruckner, Für ein paar Leichen mehr, S. 8. 7 vgl. Frayling, Something to do with death, S. 119. 4 „The genre evolved
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