Dokserver des Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam http://zeitgeschichte-digital.de/Doks Jan-Holger Kirsch „Wir haben aus der Geschichte gelernt“ Der 8. Mai als politischer Gedenktag in Deutschland http://dx.doi.org/10.14765/56741.1 Reprint von: Jan-Holger Kirsch, „Wir haben aus der Geschichte gelernt“. Der 8. Mai als politischer Gedenktag in Deutschland, Böhlau Verlag Köln 1999 (Beiträge zur Geschichtskultur Bd. 16) ISBN 3-412-09798-5 Copyright der digitalen Neuausgabe (c) 2015 Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam e.V. (ZZF) und Autor, alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk wurde vom Autor für den Download vom Dokumentenserver des ZZF freige- geben und darf nur vervielfältigt und erneut veröffentlicht werden, wenn die Einwilligung der o.g. Rechteinhaber vorliegt. Bitte kontaktieren Sie: <[email protected]> Zitationshinweis: Jan-Holger Kirsch, „Wir haben aus der Geschichte gelernt“. Der 8. Mai als politischer Gedenktag in Deutschland (1999), Dokserver des Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam, http://dx.doi. org/10.14765/56741.1 Ursprünglich erschienen als: Jan-Holger Kirsch, „Wir haben aus der Geschichte gelernt“. Der 8. Mai als politischer Gedenktag in Deutschland, Boehlau Verlag Köln, 1999 (Beiträge zur Geschichtskultur Bd. 16) ISBN 3-412-09798-5 Copyright der digitalen Neuausgabe (c) 2015 Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam e.V. (ZZF) und Autor, alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk wurde vom Autor für den Download vom Dokumentenserver des ZZF freige- geben und darf nur vervielfältigt und erneut veröffentlicht werden, wenn die Einwilligung der o.g. Rechteinhaber vorliegt. Bitte kontaktieren Sie: <[email protected]> Inhalt Vorbemerkung 1. Vom Schweigen zur Geschwätzigkeit? Der Umgang mit dem Nationalsozialismus als Thema politischer Debatten und wissenschaftlicher Analysen .... ........ ... ... ....... .1 H. Die politisch-militärischen Ereignisse im Umfeld des 8. Mai 1945 ..... .. ... ...... ... .. .... ............. .... ... ......... .... ... .. ...... ..... ....... .... .. .. ... .15 III. Zur Theorie der Erinnerungskultur.. ........ ................... .. ....... ......... ......... .19 1. Kultur - politische Kultur - Geschichtskultur. ..... ... ... ........ .... .. .. ... .19 2. Kollektives Gedächtnis. ................. .. .. ............. ..... .... ........ ... ...... ...... .26 3. Gedenktage und Gedenkj ahre......................... ..... ........................... .3 4 4. Politische Gedenktage in Deutschland .......... ........... ..................... .38 IV. Zur Empirie der Erinnerungskultur (1): Der 8. Mai als politischer Gedenktag vor 1985 .......... ..... .... .... .. .. ... .. ... .47 1. Bundesrepublik Deutschland ........ .... ..... .... ... .. ... .. ............ .. ... .... ..... .4 7 2. Deutsche Demokratische Republik ... ... ...... ........... .... ..... .... .. .. .. .. .. .. 60 V. Zur Empirie der Erinnerungskultur (2): Der 8. Mai 1985 ......... .... ... ... ...... .... ...... ... ..... ...... ..... ... ... ........ ...... .... ... ... .71 1. Bundesrepublik Deutschland ... .. .... ...... ..... ..... ..... ........................ ... .71 1.1. Der Kontext des Gedenkjahrs 1985 .............. ......................... .. ...... .71 1.2. Eine "noble Geste"? Reagans Besuch in Bitburg und Bergen-Belsen .. ... ... .. .... .. ... ..... ... .79 1.3. Eine "Sternstunde der deutschen Nachkriegsgeschichte"? Weizsäckers Rede im Deutschen Bundestag. ... ..... .. ... .... ... ..... ... .. ... 96 1.4. "Trauern oder feiern"? Weitere öffentliche Stellungnahmen zum 8. Mai. .... ... ... .... ..... .. .... .1 07 2. Deutsche Demokratische Republik ...... .......... ...... .. ... ... ..... ... .. .... ... .122 2.1. Der Kontext des Gedenkj ahrs 1985 ......................................... .. ..... 122 2.2. "Wir in der DDR haben die Chance von 1945 genutzt" Veranstaltungen und Verlautbarungen zum 8. Mai. ............. .. .... .. .132 3. 'Bonner Republik' und DDR: Zwei deutsche Erinnerungskulturen im Vergleich ..... ... .. ..... ...... .140 Copyright (c) Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam e.V. 2015 und Autor VI. Zur Empirie der Erinnerungskultur (3): Der 8. Mai 1995 in der 'Berliner Republik' .. .... ....... ..... ..... ......... ... .... .151 1. Der Kontext des Gedenkjahrs 1995 ........... ..... ... ... .... ......... ... ..... .... .151 2. Gegen welches Vergessen? Diskussionen um eine Anzeigenkampagne.... ....... ... ... ...... ... ... ... .... .170 3. An der Seite der Sieger? Gedenkstunden in Bonn und Berlin ... ... ...... .. .... .. .... .... ....... ..... ...... .179 4. Auf dem Weg zu einer neuen Normalität? Weitere öffentliche Stellungnahmen zum 8. Mai. ...... .... ............... .189 VII. Geschichtskultur als Lernprozeß: Drei deutsche Erinnerungskulturen im Vergleich ... .... ... ... .... ..... ... ....... .201 VIII. Übersichten 1. Der politische Gedenkkalender der BRD ..................................... .209 2. Der politische Gedenkkalender der DDR ... ...... ..... ... ........ ... ..... .... .21 0 Zeitungs- und Zeitschriftensiglen .............................. ................ ... .... ... .211 Bibliographie.. ... ...... .... ... ..... ... .. ... .... ... ... .. ..... .. ... ..... ... .... ... ... .. ..... .. .... ..... .212 Personenregister. ...... .. .. ... ... ..... ... .... ... .... ... .... ... .... .................................... .254 Copyright (c) Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam e.V. 2015 und Autor Vorbemerkung Neben der Erforschung des Nationalsozialismus ist die Geschichte der sogenann­ ten "Vergangenheitsbewältigung" längst zu einem eigenen zeithistorischen Gegenstand geworden. Unter der Perspektive, wie die beiden deutschen Staaten den Nationalsozialismus erinnernd vergegenwärtigten, läßt sich eine auf­ schlußreiche Gesellschaftsgeschichte der Nachkriegszeit schreiben. Denn außer der offiziösen Geschichtspolitik gab und gibt es auch den "Eigen-Sinn" ver- störender Erinnerungen, die nur zum Teil den bewußten Intentionen folgen. Wie beide Ebenen im öffentlichen Raum aufeinandertreffen, bildet eine Kernfrage dieses Buches. Daß die wissenschaftliche Beschäftigung mit den sozialen Mechanismen des Gedächtnisses unverändert aktuell ist, braucht kaum eigens betont zu werden. Gerade deshalb ist dem Vorwurf "marktgängiger Edelbetroffenheit" (Eike Geisel) zu begegnen, der sich auf die ständige Präsenz der NS-Zeit in Medien und Öffentlichkeit bezieht. Wenn nicht nur Gesinnungsbekenntnisse formuliert werden sollen, muß diese Thematik wie jede andere einer gewissen analytischen Strenge unterworfen werden, ohne daß ihre besondere moralische Virulenz aus dem Blick gerät. Inwieweit das vorliegende Buch dem gerecht wird, mag dem Urteil der Leserinnen und Leser Vorbehalten bleiben. Für das Zustandekommen des Bandes habe ich zuallererst Prof. Dr. Jörn Rüsen zu danken, der mein Interesse an Gedenktagen bereitwillig aufgriff, mit vielen Anregungen förderte und sich schließlich für die Publikation in den "Beiträgen zur Geschichtskultur" einsetzte. Beim Böhlau-Verlag unterstützten mich Johannes van Ooyen und Karin Krause dabei, ein Manuskript in ein Buch zu verwandeln. Für einen unbürokratisch gewährten Druckkostenzuschuß danke ich dem Elektrizitätswerk Minden-Ravensberg (EMR), das die Kultur- und Wissenschaftsförderung auch in Zeiten knapper Kassen für eine wichtige Aufgabe hält. Da ich im übrigen um die Schwächen des menschlichen Gedächtnisses weiß, versuche ich gar nicht erst, alle diejenigen zu nennen, die mir wichtige inhaltliche Hinweise gegeben haben - sie werden es bei der Lektüre selbst am besten bemerken. Oktober 1998 Jan-Holger Kirsch Copyright (c) Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam e.V. 2015 und Autor I. Vom Schweigen zur Geschwätzigkeit? Der Umgang mit dem Nationalsozialismus als Thema politischer Debatten und wissenschaftlicher Analysen "Ihr werdet die Deutschen immer wieder daran erkennen können, ob sie den 8. Mai als Tag der Niederlage oder der Befreiung bezeichnen."1 Nicht zufällig schrieb Heinrich Böll diesen Satz im Jahr 1985. Vier Jahrzehnte nach dem Ende von NS-Herrschaft und Zweitem Weltkrieg kam es in der Bundesrepublik erstmals zu einer breiten öffentlichen Kontroverse um die Deutung des 8. Mai 1945. Während die DDR den Tag seit ihrer Gründung als ’Befreiung’ feierte, war das Datum in Westdeutschland meist als ’Niederlage’ eingestuft worden. Mit Beginn der 1980er Jahre gewann der Nationalsozialismus einen neuartigen Stellenwert in der bundesdeutschen Geschichtskultur. Der 50. Jahrestag der "Machtergreifung" (30. Januar 1983), der 40. Jahrestag des gescheiterten Attentats auf Hitler (20. Juli 1984), der 40. Jahrestag des Kriegsendes (8. Mai 1985), der 50. Jahrestag der "Reichskristallnacht" (9./10. November 1988) und der 50. Jahrestag des Kriegsbeginns (1. September 1989) markierten eine dichte Folge kalendarischer Gedenkanlässe, die sich in den 1990er Jahren fortsetzten. Die politische Führung der Bundesrepublik und die Massenmedien griffen ein wachsendes gesellschaftliches Interesse auf und verstärkten es mit ihren Beiträgen weiter.2 Damit wurde ein deutlicher Paradigmenwechsel erkennbar: Hatte Theodor W. Adorno 1959 von "dem leeren und kalten Vergessen" des Nationalsozialismus gesprochen,3 hatten Alexander und Margarete Mitscherlich 1967 die "Unfähigkeit 1 Böll, H., "Brief an meine Söhne oder: Vier Fahrräder", in: ZEIT, 15.3.1985, S. 13-16, hier S. 15. Eine ausführlichere Fassung findet sich in: ders.. Die Fähigkeit zu trauern. Schriften und Reden 1983-1985, Bomheim-Merten 1986, S.
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