Download Heft 3/4 – 2007, 33. Jahrgang (Pdf)

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1 Inhalt 33. Jahrgang Nr. 3–4/2007 Aufsätze Jörn Glasenapp Vom Arbeiter zum Tänzer. Florian Kain Mechanik und Performanz in Charlie Chaplins Modellfall politischer Pression »Modern Times« 64 im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Warum Dieter Hildebrandts Kay Hoffmann »Notizen aus der Provinz« vom ZDF Zehn Jahre nach Breloers »Todesspiel« 71 1979 abgesetzt wurden 5 Hildegard Knoop Viel Kultur und »ein bisschen Politik«. Rezensionen Guy Walter und das Kabarettprogramm im Südwestfunk 1947–1962 19 Zur DDR-Programmgeschichtsschreibung und einem Sammelband Wolfgang Mühl-Benninghaus (Hrsg.): Drei Mal auf Anfang Forum (Knut Hickethier) 74 Leif Kramp Andreas Fickers: Millionen für das AV-Erbe 32 »Politique de la grandeur« versus »Made in Germany« Steve Bryant (Markus Speidel) 77 Selecting TV Output for the BFI National Archive. Klaus Katz/Dietrich Leder/Ulrike Ries-Augustin The Development of u.a. (Hrsg.): New Policies and Practices 36 50 Jahre WDR. Am Puls der Zeit. 3 Bände (Bernd Semrad) 78 Verena Wiedemann Freier Zugang zur Information als Grundrecht Florian Kain: für eine moderne Gesellschaft 39 Die Geschichte des ZDF 1977 bis 1982 (Volker Lilienthal) 80 Andreas Fickers/Sonja de Leeuw »Creating Access to Europe’s Television Heritage«. Oskar Fanta: Video Active – Ein Projektbericht 44 Sehen – Raten – Lachen (Lutz Warnicke) 82 Heather L. Gumbert Mythen und Lektionen des DDR-Fernsehens. Sandra Hermes: Eine amerikanische Perspektive 52 Qualitätsmanagement in Nachrichtenredaktionen (Kristina Wied) 84 Karin Falkenberg Zum Beginn des Farbfernsehens in Deutschland vor 40 Jahren 56 Daniel Gethmann Schallspuren in der Tonschreibekunst. Zum Entstehungskontext des Phonographen 58 2 Rundfunk und Geschichte 3–4 (2007) Karl Nikolaus Renner: Ulrike Schwab: Fernsehjournalismus Erzähltext und Spielfilm (Kristina Wied) 85 (Michael Wetzel) 95 Anna Amelina Sylvie Lindeperg: Propaganda oder Autonomie? Nuit et Brouillard Das russische Fernsehen von 1970 bis heute (Eva Hohenberger) 97 (Wolfgang Schlott) 86 Vinzenz Hediger/Patrick Vonderau (Hrsg.): Zeitschriftenrezension Filmische Mittel, industrielle Zwecke Recherche Film und Fernsehen (Julia Novak) 98 (Nicola Hochkeppel) 88 Peter Zimmermann/Kay Hoffmann (Hrsg.): Internetrezension Dokumentarfilm im Umbruch SRG SSR Timeline 1931–2007 (Eva Hohenberger) 100 (www.ideesuisse.ch) (Ursula Ganz-Blättler) 90 Martin Klimke/Joachim Scharloth (Hrsg.): 1968. Handbuch zur Kultur- und Mediengeschichte Daniel Gethmann: der Studentenbewegung Die Übertragung der Stimme (Nicolai Hannig) 101 (Alexander Badenoch) 92 Frank Bösch/Norbert Frei (Hrsg.): Andreas Weidinger: Medialisierung und Demokratie im 20. Jahrhundert Filmmusik (Sigrid Baringhorst) 102 (Helga de la Motte-Haber) 93 Wolfgang Rumpf: Music in the Air Bibliografie (Oliver Zöllner) 94 Zeitschriftenlese 96 (1.1.–31.5.2007) Daniel Hermsdorf: (Rudolf Lang) 104 Billy Wilder (Claudia Lillge) 95 Autoren der Aufsätze 3 Autoren der Aufsätze FLORIAN KAIN, Dr. phil., geboren 1974 in Wolfs- burg, ist Redakteur Landespolitik beim »Hamburger Abendblatt«. An sein Studium der Fächer Deutsche Sprache und Literatur, Öffentliches Recht sowie Mittlere und Neuere Geschichte an der Universität Hamburg schloss sich die Dissertation zum Thema »Die Geschichte des ZDF. 1977 bis 1982« im Fach Medienkultur an. 2003 veröffentlichte er eine Unter- suchung über die medienpolitische Debatte in den 1960er Jahren (»Das Privatfernsehen, der Axel Sprin- ger Verlag und die deutsche Presse«). 2005 besuch- te Florian Kain die Journalistenschule Axel Springer. E-Mail: fl[email protected] HILDEGARD KNOOP, geb. 1960, studierte Germa- nistik, Politikwissenschaften und Publizistik an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Seit 1994 arbeitet sie in verschiedenen Fernseh-Redak- tionen des ehemaligen Südwestfunks bzw. heutigen Südwestrundfunks in Baden-Baden und Stuttgart, zunächst als freie Mitarbeiterin, seit 2002 als Redak- teurin der nachmittäglichen Bildungs-Sendung »Pla- net Wissen«. E-Mail: [email protected] 5 Florian Kain Modellfall politischer Pression im öffentlich-rechtlichen Fernsehen Warum Dieter Hildebrandts »Notizen aus der Provinz« vom ZDF 1979 abgesetzt wurden Der Beitrag analysiert unter Zugriff auf das ZDF-interne Schrifttum die Umstände, die dazu führten, dass Dieter Hildebrandts Satire-Reihe »Notizen aus der Provinz« 1979 eingestellt wurde. Was bereits von zeit- genössischen Medien als »Modellfall politischer Pression« auf das öffentlich-rechtliche Fernsehen inter- pretiert wurde, beweist die Analyse der Akten aus dem Unternehmensarchiv von Europas größter Fern- sehanstalt: Die Sendung wurde trotz guter Einschaltquoten auf Druck von Politikern der CDU/CSU vom Bildschirm verbannt, auch wenn öffentlich »programmliche Gründe« wie die vermeintliche »Überholtheit« des Konzepts angeführt wurden. Maßgeblich verantwortlich waren Programmdirektor Dieter Stolte und Intendant Karl-Günther von Hase. Die Reihe des Kabarettisten war zuvor immer wieder in die Kritik von konservativen Politikern aus den ZDF-Aufsichtsgremien geraten, unter anderem weil Hildebrandt in sei- nen Moderationen auch vor der satirischen Behandlung der gesellschaftlich aufgeheizten Atmosphäre durch den RAF-Terrorismus und der daraus resultierenden sicherheitspolitischen Debatte nicht Halt ma- chen wollte. Der Fall steht exemplarisch für das Machtverhältnis zwischen Medien und Politik in einem Zeitraum, in dem das öffentlich-rechtliche Fernsehen vor der historischen Herausforderung durch den Markteintritt kommerzieller Anbieter stand. s war mehr als nur der Auftakt zu einer weite- für die Jahre ab 1977 nicht gesprochen werden. Es Eren Kabarett-Reihe, als das ZDF im März 2007 waren scharfe Auseinandersetzungen, insbesonde- erstmals »Neues aus der Anstalt« ausstrahlte – je- re mit Parteienvertretern im Fernseh- und im Ver- nes beim Publikum von der Premiere an akzeptierte waltungsrat, die die anstaltsinterne und die öffent- 45-minütige Format für intelligente Politsatire. Nach liche Wahrnehmung der »Notizen aus der Provinz« mehr als 26 Jahren, in denen das ZDF ohne politi- prägten und schließlich zu deren Absetzung führten. sches Kabarett im Programm ausgekommen war, Dabei spielte das gesellschaftliche Klima der spä- ließ sich von einer historischen Zäsur sprechen. Die ten 1970er Jahre in der sicherheitspolitisch ange- Verantwortlichen bewiesen Selbstironie und Gespür spannten Situation im Zuge der tödlichen Attentate für die eigene Geschichtlichkeit, indem sie bewusst der RAF-Terroristen eine entscheidende Rolle. Die den Kabarettisten Dieter Hildebrandt als ersten Gast zentralen Akteure waren Dieter Hildebrandt selbst; in die Premierensendung einluden. Hildebrandt war der Generalsekretär der hessischen CDU, Christian es gewesen, dessen Sendung »Notizen aus der Pro- Schwarz-Schilling, zugleich Vorsitzender des CDU- vinz« 1979 von Intendanz und Programmdirektion Freundeskreises im ZDF-Fernsehrat; Dieter Stol- des ZDF vom Bildschirm verbannt wurde. Seither te, damals Programmdirektor des ZDF; Peter Ger- hatte bei den Mainzern nie wieder politisches Kaba- lach als Leiter der ZDF-Hauptabteilung Unterhaltung rett in einer eigenen Sendereihe stattgefunden. Hil- und schließlich Karl-Günther von Hase, der im März debrandt war ein halbes Jahr später zum Sender 1977 nach stundenlangem Ringen vom ZDF-Fern- Freies Berlin gegangen, wo er mit dem »Scheibenwi- sehrat zum neuen Intendanten und Nachfolger von scher« eine neue kabarettistische Heimat fand. Karl Holzamer gewählt worden war.2 »Neues aus der Anstalt« galt der Fernsehkritik als Wiederbelebung einer »kompromisslos unterdrück- ten Leidenschaft«. Den Mainzern sei mit der Sen- dung »Großes gelungen«, schrieb etwa die »Süd- deutsche Zeitung«: »45 Minuten enorme Wortkraft […] einer der gehaltvollsten Kabarettabende der vergangenen deutschen Fernsehjahre.«1 Doch von einem leidenschaftlichen Verhältnis zwischen den Programmverantwortlichen der Mainzer Anstalt – 1 Vgl. Thomas Becker: Sie wollen nur spielen. In: Süddeutsche Zeitung, 1.3.2007. in der es eine eigene Redaktion für »Kabarett und 2 Vgl. hierzu: Florian Kain: Die Geschichte des ZDF 1977 bis 1982. Kleinkunst« gab – und der politischen Satire kann Geschichte des ZDF. Teil III. Baden-Baden 2007, S. 21–32. 6 Rundfunk und Geschichte 3–4 (2007) Dieter Hildebrandt und der »Heiße Herbst« lichen Beitrag das Empfinden von vielen Zuschauern verletzt worden ist, die zum Buback-Mord nur einige Am 28. April 1977 wandte sich Dieter Stolte in einem Tage danach nicht jene Distanz haben können, die geharnischten Brief an Peter Gerlach: »Mir ist unver- sie auf eine Einbeziehung dieses Ereignisses in eine ständlich, wie es die Redaktion vertreten will, daß satirische Sendung anders als mit Verständnislosig- ein Ereignis, das erst kurz zuvor die Öffentlichkeit keit reagieren ließe.«5 zutiefst erschüttert und aufgewühlt hat, zum Anlaß für einen satirischen Beitrag genommen wird, daß Stolte war zusätzlich alarmiert durch eine Anfrage der Buback-Mord herhalten muß für Wortspielereien Christian Schwarz-Schillings, der verlangte, dass in und satirische Formulierungen, mit denen Dieter Hil- einer gemeinsamen Sitzung der Ausschüsse »Spiel debrandt den Bogen bis hin zum Thema Bücherver- und Musik« und »Politik und Zeitgeschehen« über brennungen spannt.« Es gebe zwar Geschmacksfra- die Sendung diskutiert werden müsse. Das wollte gen, über die sich streiten ließe – aber genauso gebe die ZDF-Spitze am liebsten verhindern, weshalb der es ein Feingefühl und Gespür dafür, was unter politi- Programmdirektor im Namen des Intendanten den schen Aspekten

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