woxx déi aner wochenzeitung l’autre hebdomadaire 1557/19 ISSN 2354-4597 2.50 € 06.12.2019 Wéini kënnt de Klima-Kleeschen? Wir haben die Klimaproteste gehört, versichern Politik und Wirtschaft. Doch bei der COP25 setzen sie wie gehabt auf Marktmechanismen und leere Versprechen. Edito S. 2 EDITO NEWS REGARDS 0 1 5 5 7 L’IGP à l’attaque p. 3 Unsichtbare Ausbeutung S. 6 Phantasien der Männer S. 8 L’étude menée par l’IGP démontre une Durch einen aktuellen Fall im Ösling Seine bahnbrechende Faschismus- fois de plus que nos forces publiques ist das Thema Menschenhandel analyse ging nicht von Ideologie, manquent de tact face à la protection hierzulande in den Fokus gerückt. sondern vom soldatischen Körper aus: 5 453000 211009 des données. Es fehlt an nötigen Maßnahmen. Klaus Theweleit im Interview. 2 NEWS woxx | 06 12 2019 | Nr 1557 EDITORIAL Zivilgesellschaft uNd cOP25 NEWS So geht’s nicht! Raymond Klein Nehmen Politik und Wirtschaft die Klimaproteste Druck machen im Sin- Forderungen der Klimaproteste ne einer Kurskorrektur hin zu höheren wirklich zur Kenntnis? Auf der CO2-Einsparungen, wenn sie bei den Konferenz in Madrid ist davon kaum Verhandlungen ausgeblendet werden? etwas zu bemerken. Ein weiteres Hauptthema der COP sind die Marktmechanismen, die das „Sie hat die Herzen vieler Jugendli- Kosten-Nutzen-Verhältnis von CO2-Ein- cher und vieler Menschen in der gan- sparungen optimieren sollen. In Madrid zen Welt geöffnet.“ Die Aussage der muss das Regelwerk dafür ausgearbei- chilenischen Präsidentin der COP25, tet werden – trotz weit auseinander lie- Carolina Schmidt, über Greta Thun- genden Verhandlungspositionen. Es ist berg soll zeigen, dass die Aktivistin, zu befürchten, dass unter dem Druck, am Mittwoch in Lissabon eingetroffen, zu einem Ergebnis kommen zu müssen, in Madrid willkommen ist. Ist also die faule Kompromisse gemacht werden. Zivilgesellschaft dabei, im „Eilmarsch Immerhin haben die Erfahrungen mit durch die Institutionen“ Thunbergs den Kyoto-Marktmechanismen in den Forderungen Gehör zu verschaffen? vergangenen 20 Jahren gezeigt, dass Keineswegs! Dass die junge Frau Missbrauch und schädliche Nebenwir- große Medienaufmerksamkeit genießt, kungen den Klimaschutz eher schwä- öffnet ihr natürlich viele Türen – eine chen als stärken. Das Problem: Viele gute Sache für den Klimaschutz. Doch Länder versprechen sich von diesen viele, die nicht im Rampenlicht stehen, Mechanismen Vorteile und die Wirt- bekommen zu spüren, was Wirtschaft schaftslobbys sind davon begeistert. und Politik tatsächlich von den Pro- testen und ihren – wissenschaftlich legitimierten – radikalen Forderungen Die „Klimarettung“, die und Aktionen halten. So müssen sich sich ankündigt, arrangiert fünf Aktivist*innen von „We don’t shut up“ vor Gericht verantworten, weil sie Politik und Wirtschaft im November – nach dem Motto „We gleichermaßen. shut down!“ – die Kohlezufuhr des Kraftwerks Weisweiler bei Aachen für Man sieht, trotz Initiativen mehrere Stunden blockiert hatten. Der wie Fridays for Future agieren die für die todbringenden Emissionen ver- Entscheidungsträger*innen auf den antwortliche Konzern RWE war sich Klimakonferenzen immer noch wie nicht zu schade, die Betreffenden auf zuvor. Auch wenn sie es öffentlich über zwei Millionen Schadenersatz zu anders darstellen, sind für viele verklagen. Politiker*innen die Wirtschaftslobbys Doch auch vor Ort in Madrid ist die Freundinnen, wohingegen NGOs die Zivilgesellschaft nicht immer will- als Bedrohung oder gar als Feindinnen kommen. So wurden Aktivist*innen betrachtet werden. Denn die „Klima- daran gehindert, die Newsletter „ECO“ rettung“, die sich ankündigt, arrangiert des „Climate Action Network“ (CAN) Politik und Wirtschaft gleichermaßen: zu verteilen. Das Netzwerk teilte über Flexible Marktmechanismen, die eine NEWS Twitter mit, ein solches Verbot sei Anpassung der Selbstverpflichtungen fichiers de la police: aucune sensibilité p. 3 neu – die offizielle Begründung lautet, nach oben verbilligen. Dass die ver- man wolle die COP „paperless“ ma- sprochenen CO2-Einsparungen nur hei- fusion fNCTTFEL-OgBl: schluckimpfung S. 4 chen. Nicht ganz glaubwürdig, sieht ße Luft sind, zeigt sich, wie bei Kyoto, e 8 congrès du clae: le charme et les défis man sich die Fotos des in den Hallen wohl erst mit fünf oder zehn Jahren d’un pays dit cosmopolite p. 5 ausliegenden Werbemülls an, die die Verspätung in vollem Unfang. Dann ECO-Newsletter am nächsten Tag ver- wäre es bereits zu spät, um einen öffentlichte. Es dürften eher die kriti- Temperaturanstieg um zwei Grad und REGARDS schen Beiträge, wie der täglich an Län- mehr zu vermeiden. Menschenhandel: die Verletzlichsten schützen S. 6 der oder Firmen verliehene „Fossil of Darauf sollte sich die Zivilge- faschistische Männer: geboren durch gewalt S. 8 the Day“-Preis sein, an denen sich die sellschaft nicht einlassen, sondern Klima-Diplomat*innen stören. klarmachen: So geht es nicht! Die der letzte linke Kleingärtner, Teil 15: Meinten es die COP25-Organisa- Klimakonferenzen von 2019 und hanomag und grünkohl S. 11 tor*innen ernst mit dem Klimaschutz, 2020 sind die letzte Chance für die série : Que reste-t-il de nos amours ? (9/10): dann sollten sie sich eigentlich über Menschheit, sich an die Gesetze kritische Stimmen aus der Zivilgesell- der Erdatmosphäre anzupassen. Sie « les appareils remplacent la conversation » p. 12 schaft freuen. Eines der Hauptthemen sind auch die letzte Chance für die Niederlande: stunk um stickstoff S. 14 sind die derzeit vorliegenden, völlig Entscheidungsträger*innen, sich an die unzureichenden, nationalen CO2-Selbst- Gesetze der globalen Zivilgesellschaft c overbild: demo in Paris 2013, foto von Raymond Klein verpflichtungen. Wie aber können die anzupassen. woxx | 06 12 2019 | Nr 1557 NEWS 3 AKTUELL SHORT NEWS Fichiers de la police Forum Nr. 401: Wir haben Anthropozän! (lm) – Halten „wir Menschen“ das Schicksal der Erde in den Händen, Aucune sensibilité wie es das Cover der Dezembernummer von Forum suggeriert? Pünktlich zum Klimagipfel widmet sich das Magazin dem recht neuen Paradigma l uc caregari eines Zeitalters, in dem die Menschheit die Erde so stark verändert hat wie zuvor nur geophysikalische Prozesse. Das Dossier beginnt mit mehreren Beiträgen zur Dringlichkeit der Probleme und zu Lösungsmöglichkeiten L’Inspection générale de la police ne devrait pas exister, comme entre aus verschiedenen Blickwinkeln: eine andere Landwirtschaft, die Natur als (IGP) vient de présenter son étude les données de la police administra- juristisches Subjekt, eine nachhaltige Entwicklung, die diese Bezeichnung sur l’usage des fichiers sensibles par tive et les fichiers relevant du pénal. verdient und lokales Handeln im Angesicht des zu erwartenden Kollaps. Es les forces publiques, commandée De même pour les prétendues « don- folgen zwei Versuche, den Begriff Anthropozän in Frage zu stellen, jeder auf par le ministre Bausch. Les nées douces » – des appréciations per- seine Art befangen, aber zum Weiterdenken anregend. Weitere Artikel sind conclusions ne sont pas tendres. sonnelles des policiers, des rumeurs dem Verschwinden von Gletschern und Fischbeständen gewidmet, sowie et des constats –, qui ne sont pas dem künstlerischen Umgang mit dem Thema – illustriert unter anderem mit Coincé au deuxième étage d’un bâ- toujours consistantes. L’IGP constate einer Relektüre des Gedichts „Wird welken wie Gras“ (Friederike Mayrö- timent administratif dans une arrière- dans ce cadre un « problème au ni- cker). Neben dem Dossier enthält das neue Heft Plädoyers zugunsten von rue de Gasperich, entre les bureaux veau de la qualité des données y insé- Gendern und Fußgänger*innen sowie ein Interview mit Sam Tanson. Die de l’enregistrement de la TVA, l’IGP rées et de la durée de conservation », Kulturministerin spricht über den Sinn staatlicher Förderung, den Film est une de ces administrations qui ne et de recommander à la police de se Fund, die Eurovision und ihre Buchtipps für die Feiertage. parle que très rarement à la presse. doter « d’une méthode de contrôle de C’est peut-être pour cette raison que [la] qualité » des informations. l’inspectrice générale et ancienne juge Unisec : Passe d’armes entre Monti et le parquet au tribunal d’arrondissement Monique w : Stirn et son inspecteur général adjoint (lc) – Début novembre, l’Ombudsman Claudia Monti avait présenté son pre- Vincent Fally étaient un peu étonné-e-s photo oxx mier rapport sur l’Unisec, l’unité de sécurité pour mineur-e-s à Dreiborn et de voir une foule si nombreuse de alternative à la prison de Schrassig, où la justice enfermait jusqu’il y a peu journalistes se rendre à leur confé- encore des mineur-e-s, provoquant des condamnations internationales à rence de presse. Pourtant, avec l’ex- répétition. Au cours de sa conférence de presse, Monti avait aussi relevé les plosivité du dossier du fameux fichier problèmes de communication avec le parquet général ainsi que le manque central, ce n’est guère surprenant. Et la de communication entre juges de la jeunesse et les jeunes mis derrière les presse n’a pas été déçue. barreaux. Il semble que cette critique n’ait pas été du goût du parquet, qui Présentant l’étude demandée par a envoyé la première avocate générale Simone Flammang sur les ondes de le ministre de la Sécurité intérieure, le RTL pour répliquer. Selon cette dernière, la communication entre les res- Vert François Bausch, qui voulait ra- ponsables de l’Unisec et la justice serait excellente. Quant au peu d’infor- mener le calme dans le dossier, l’IGP mations données par le parquet, elle les impute à la loi
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