Das Weißstorchjahr 2013 Im Ehemaligen Altkreis Greifswald

Das Weißstorchjahr 2013 Im Ehemaligen Altkreis Greifswald

Das Weißstorchjahr 2013 im ehemaligen Altkreis Greifswald Kontakt: Frank Tetzlaff, Dorfstraße 9 Tel.: priv. 038351 139888, dienstl. 03834/8849754 Jens Köhler, Fleischerstraße 2 Tel.: priv. 03834 842535 od. 0177-2080223 Wilfried Starke, Rosenstraße 12 Tel.: priv. 03834 843690 Ein Überblick Das Storchenjahr 2013 im ehemaligen Altkreis Greifswald und der Hansestadt Greifswald reiht sich erneut in den negativen Bestandstrend der letzten 12 Jahre ein. In unserem Betreuungsbereich wurden insgesamt 37 Horstpaare registriert, von denen 29 Paare erfolgreich brüteten. Diese brachten insgesamt 63 Jungstörche zum Ausfliegen. Mit einer Jungenzahl (JZa) von 1,70 aller anwesenden Horstpaare und einer Jungenzahl (JZm) aller erfolgreich brütenden Paare von 2,17 erreichten unsere Störche 2013 zwar ein wenig besseres Ergebnis als 2012, aber trotzdem erneut nicht die angenommene erforderliche Nachwuchsrate für einen sich selbst erhaltenden Brutbestand (hierfür sollte die JZa bei 2,0 und die JZm bei 2,5 liegen). Auffallend in diesem Jahr waren die extrem hohen Jungvogelverluste durch anhaltend kalte und regnerische Wetterlagen in einer äußerst sensiblen Phase für die Jungstörche. So wurden allein am Tag der Beringung in den kontrollierten Horsten 9 tote Jungstörche gefunden, die ganz offensichtlich durch ungünstige Witterungseinflüsse verendet waren. Das war ein bis dahin einmaliges Ereignis. Insgesamt wurden uns 25 Jungstörche gemeldet, welche das Erwachsenenalter nicht erreichten und somit das Brutergebnis schmälern. Abb. 1: Horstpaare allgemein über 42 Jahre im Altkreis Greifswald incl. der Hansestadt Die Ankunft im Brutgebiet Wie schon in den Vorjahren erreichte uns das Storchenweibchen mit dem Ring Hiddensee H2951 sehr zeitig am 14.03. Sie besetzte nach ihrer Ankunft den Horst im Tierpark. Siw ist eine sogenannte Westzieherin. Sie verbringt den Winter in Spanien, Portugal oder Nordafrika, wie uns Ablesungen ihrer Ringnummer gezeigt haben. Somit hat sie einen wesentlich kürzeren Zugweg als der Großteil unserer Störche, die die östliche Route über den Bosporus nach Afrika nehmen. Darüber hinaus hielt sich seit dem 15.03. ein weiterer beringter Storch im Tierpark auf, der seit mehreren Jahren in einem Zoo in Thüringen überwintert und in Langenhanshagen bei Rostock brütet. Die Heimkehr der Ostzieher, die den Großteil unserer Störche bilden, begann wie gewöhnlich in den letzten Märztagen. So landete trotz der spätwinterlichen Witterung der männliche Ringstorch Hiddensee HH001 bereits am 25.03. auf seinem Nest in Mesekenhagen. Dass mit diesen kalten Witterungsverhältnissen nicht alle Störche klar kamen, zeigt der Totfund von einem völlig unterernährten Altstorch Anfang April in den Galgenkampwiesen in Greifswald. Dieser Vogel war unberingt und konnte keinem Nest zugeordnet werden. Nachdem diese ersten sehr zeitigen Heimkehrer ihr Brutgebiet erreicht hatten, dauerte es etwa weitere zehn Tage, bis die erste große Zugwelle in unserer Region einsetzte. Der Großteil unserer Brutstörche wurde durch einen ungewöhnlich späten Wintereinbruch mit starken Schneefällen und frostigen Temperaturen über Teilen Osteuropas am Heimzug gehindert. Wie die Daten von mehreren besenderten Störchen verrieten, war die Überquerung der Nordkaparten besonders schwierig. Diese ungünstige Wetterlage sorgte für einen außergewöhnlichen Zugstau von tausenden Störche im südlichen Polen, der Westukraine und der Nordslowakei. Erst ab dem 6. April kamen die nächsten Meldungen von Heimkehrern, wobei die Masse um die Monatsmitte eintraf. 40 Eine sehr späte Brutansiedlung wurde im Tierpark Greifswald beobachtet. Nachdem das bereits oben erwähnte Weibchen den Horst gewechselt hatte und ab den 9.4. in Hinrichshagen neu verpaart war, stellte sich erst am 9.Mai ein neues Paar im Tierpark ein und schritt sogar noch zur Brut. Abb. 2: gemeldete Erstankünfte 2013 im Altkreis Greifswald incl. Hansestadt Die Brut, Verluste und Verlustursachen Wie bereits oben erwähnt besetzten 37 Paare einen Horst in unserem Betreuungsbereich. Von diesen brüteten 29 Paare (78,4%) erfolgreich. 8 Paare (21,6.%) blieben ohne Nachwuchs. Von den 29 erfolgreich brütenden Paaren wurden insgesamt 63 Jungstörche zum Ausfliegen gebracht, was einem leichten Plus von 8% zum Jahr 2012 entspricht (2012: 58 Junge). Dieser Anstieg darf aber nicht darüber hinweg täuschen, dass das Ergebnis trotzdem nur durchschnittliches Niveau erreichte. Das diesjährige Brutergebnis setzt sich aus 7x 1, 11x 2, 10x 3 und 1x 4 Jungen zusammen. Dazu muss erwähnt werden, dass bei der 4er Brut durch zusätzliche Futterzugabe und zwischenzeitlicher Aushorstung als Schutz vor schlechtem Wetter eine zwar gutgemeinte, aber nicht natürliche Verfahrensweise gegeben war. Ob ohne diese Maßnahmen alle 4 Jungstörche zum Ausfliegen gebracht worden wären, bleibt ungewiss. Auffallend ist aber, dass die noch bis 2008 relativ regelmäßig und auch in größerer Anzahl auftretenden 4er-Bruten in den letzten Jahren ausbleiben. Die letzten 5er-Bruten, welche zwar Ausnahmen darstellen, sind schon 6 Jahre her. Dieses könnte mit der Nahrungsverfügbarkeit zusammenhängen, lässt sich aber abschließend nicht völlig klären. Genauso kann es an der Unerfahrenheit junger Erstbrüter liegen. Um dieses und andere Faktoren zu klären werden alljährlich rund 1000 Jungstörche im Bereich (ehem. DDR) der Vogelwarte Hiddensee beringt. Eine Neu- bzw. Wiederbesiedlung war im Altkreis Greifswald in Lüssow zu verzeichnen. Das dortige Paar zog seit 2009 erstmals wieder Jungstörche groß. In Owstin gelang nach dreijähriger Anwesenheit und Brutversuchen auch endlich ein Bruterfolg. In Upatel hielt sich mehrmals wieder ein Einzelstorch auf. Erstmals wurde in Groß Karrendorf eine Brut begonnen. Bereits in den vergangenen Jahren hielt hier ein Paar den Horst besetzt, ohne jedoch ein Gelege zu zeitigen. In Subzow stellte sich, nach dem Abriss der großen Scheune mit dem sich seit Jahrzehnten darauf befindlichen Horst, leider noch kein Paar wieder ein. 2013 wurde ein als Ausgleich aufgestellter Mast nur von einem Einzelstorch dauerhaft genutzt. Im ehemaligen Landkreis Ostvorpommern (Altkreise Anklam, Greifswald,Wolgast) sieht die Statistik in diesem Jahr sehr ähnlich aus. Insgesamt waren 105 (2011: 106, 2012: 107) Horstpaare anwesend, von denen 79 zur Brut schritten und 171 (2011: 219, 2012: 176) Jungstörche großzogen. Mit einem mittleren Teilbruterfolgsergebnis von 1,63 (JZa – mittlere Jungenzahl aller anwesenden Horstpaare) verfehlten unsere Störche 2013 den als für die Bestandserhaltung erforderlichen Wert von 2,0. Insgesamt waren 75,24% aller Bruten erfolgreich. 41 Abb. 3: Horstpaare ohne Bruterfolg in % (Balken) und JZa (Linie) In Abb. 3 sind die Horstpaare ohne Bruterfolg in Prozent mit der Jungenzahl allgemein verschnitten. Ein gutes Storchenjahr lässt sich an dem größeren Abstand zwischen den Balken (HPo%) und der Linie (JZa) erkennen. Die Gründe für Gelege- oder Jungvogelverlusten bei erfolglosen Paare sind nicht immer 100%ig zu klären. Häufige Ursachen für einen Totalausfall der Brut sind Horstkämpfe, keine ausreichende Nahrungsgrundlage, Unterkühlung der noch kleinen Küken bei anhaltend nasser Witterung oder auch die Unerfahrenheit von Erstbrütern. Diese schreiten häufig erst gar nicht zur Brut oder Vernachlässigen das Gelege oder die Jungen. Ein ungewöhnlicher Fall des Jungvogelverlustes wurde in Groß Karrendorf dokumentiert. Hier begannen erstmals seit der regelmäßigen Erfassung im Jahr 1971 ein Paar mit einer Brut. Leider verstarben beide anwesenden Jungstörche im Alter von etwa 5 Wochen. Die Altvögel hatten mehrere Silikonschnüre als vermeintliche Nahrung ins Nest gebracht. Diese wurden dann dem Nachwuchs nach der Aufnahme zum Verhängnis. Einen weiteren Totalverlust gab es in Jarmshagen, nachdem die Eier nach heftigen Horstkämpfen aus dem Nest geworfen wurden. Das bereits erwähnte, sehr spät heimkehrende Paar im Tierpark blieb ebenfalls ohne ausfliegende Jungstörche. Zwar schlüpften drei Junge, diese wurden aber allesamt nach und nach aus dem Nest geworfen. Die späte Rückkehr und das Abwerfen der Jungen sprechen für ein noch junges, unerfahrenes Brutpaar. Die Todesursache drei kleinen Jungstörche in Klein Zastrow bleibt unklar. Ebenfalls einen Totalverlust gab es in Ludwigsburg. Hier wurden zwar beide Jungstörche groß, konnten aber nach dem Verlassen des Nestes nicht selbständig fliegen. Nach der Bergung wurde festgestellt, dass beide Tiere Missbildungen der Handschwingen aufwiesen. Mehrere Federn waren nicht vollständig ausgebildet oder wurden verdreht aus dem Federkiel geschoben. Die Jungstörche wurden in den Tierpark Greifswald verbracht, wo sie mit anderen flugunfähigen Artgenossen auf der Storchenwiese leben. Im Nest Wendelstein in Greifswald blieb ebenfalls Nachwuchs aus. Am Beringungstag konnte nur noch ein unbefruchtetes Ei gefunden werden. Ein Fall von Kronismus (hier wird der Nachwuchs vom eigenen Elterntier getötet und auch gefressen) wurde von Anwohnern in Helmshagen beobachtet. In diesem Horst wurden allerdings trotzdem drei Junge groß. Wie bereits erwähnt, wurden beim Besteigen der Horste zur Beringung am 03.07. ungewöhnlich viele tote Jungvögel geborgen. So lagen beispielsweise jeweils zwei tote Jungstörche in den Nestern in Gustebin, Groß Kiesow oder Guest. Alle kleinen Störche waren sehr wahrscheinlich wegen anhaltender Regenfälle mit niedrigen Temperaturen in der letzten Juniwoche an Unterkühlung verendet. Das ist zwar ein natürliches und von uns nicht beeinflussbares Ereignis, für eine gute Jahresbilanz und positive Statistik aber sehr negativ. Meldungen von Nichtbrütern

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