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Postadresse: Erdbergstraße 192 – 196 1030 Wien Tel: +43 1 601 49 – 0 Fax: + 43 1 711 23-889 15 41 E-Mail: [email protected] www.bvwg.gv.at L521 2187310-1/44E L521 2187302-1/13E L521 2187300-1/13E L521 2187305-1/13E L521 2187308-1/13E IM NAMEN DER REPUBLI K! Das Bundesverwaltungsgericht erkennt durch den Richter MMag. Mathias Kopf, LL.M. über die Beschwerden 1. des XXXX , geb. XXXX , 2. des XXXX , geb. XXXX , gesetzlich vertreten durch den Vater XXXX , 3. des XXXX , geb. XXXX , gesetzlich vertreten durch den Vater XXXX , 4. des XXXX , geb. XXXX , gesetzlich vertreten durch den Vater XXXX , und 5. des XXXX , geb. XXXX , gesetzlich vertreten durch den Vater XXXX , alle Staatsangehörigkeit Irak, alle vertreten durch Auer Bodingbauer Leitner Stöglehner Rechtsanwälte OG, 4020 Linz, Spittelwiese 4, gegen die Bescheide des Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl vom 20.12.2017, Zlen. 1067682703- 150472479, 1067683406-150472665, 1067683101-150472568, 1067682801-150472673 und 1067686702-150472690, nach Durchführung einer öffentlichen mündlichen Verhandlung am 11.06.2019 und 10.07.2019 zu Recht: A) Die Beschwerden werden als unbegründet abgewiesen. B) Die Revision ist gemäß Art. 133 Abs. 4 B-VG nicht zulässig. - 2 - ENTSCHEIDUNGSGRÜNDE : I. Verfahrensgang: 1. Der Erstbeschwerdeführer ist der Vater des minderjährigen Zweitbeschwerdeführers, des minderjährigen Drittbeschwerdeführers, des minderjährigen Viertbeschwerdeführers und des minderjährigen Fünftbeschwerdeführers. Sämtliche Beschwerdeführer sind Staatsangehörige des Irak, gehören der kurdischen Volksgruppe an und bekennen sich zur sunnitischen Glaubensrichtung des Islam. 2.1. Der Erstbeschwerdeführer stellte am 07.05.2015 für sich und als gesetzlicher Vertreter seiner mitgereisten Kinder, nämlich des Zweitbeschwerdeführers, des Drittbeschwerdeführers, des Viertbeschwerdeführers und des Fünftbeschwerdeführers, im Gefolge ihrer schlepperunterstützten unrechtmäßigen Einreise in das Bundesgebiet vor einem Organ des öffentlichen Sicherheitsdienstes einen Antrag auf internationalen Schutz. Im Rahmen der niederschriftlichen Erstbefragung vor Organen des öffentlichen Sicherheitsdienstes der Polizeiinspektion St. Pölten am Tag der Antragstellung legte der Erstbeschwerdeführer dar, den Namen XXXX zu führen, Staatsangehöriger des Irak, Vater von vier minderjährigen Kindern und verheiratet zu sein. Er sei Angehöriger der kurdischen Volksgruppe und bekenne sich zum sunnitischen Islam. Er sei XXXX in XXXX in der Nähe von Mossul geboren und habe dort zuletzt gelebt. Er habe drei Jahre die Grundschule besucht und sei zuletzt als Arbeiter tätig gewesen. Seine Ehegattin, seine Eltern, drei Brüder und drei Schwestern seien im Irak oder einem anderen Drittstaat aufhältig. Im Hinblick auf den Reiseweg brachte der Erstbeschwerdeführer zusammengefasst vor, den Irak vor etwa acht Monaten mit den minderjährigen Kindern illegal von XXXX ausgehend auf dem Landweg in die Türkei verlassen zu haben. Nach einem sechsmonatigen Aufenthalt in Istanbul sei er in der Folge schlepperunterstützt auf dem Landweg über Bulgarien, Serbien und Ungarn nach Österreich gelangt. Zu den Gründen der Ausreise befragt, führte der Erstbeschwerdeführer aus, in der Nähe der Stadt Mossul gewohnt zu haben. In dieser Region herrsche Krieg. Die Milizen des Islamischen Staates hätten Kinder verschleppt und Frauen vergewaltigt. Viele Bewohner der Region seien getötet worden. Seine Ehegattin sei auch von den Milizen des Islamischen Staates verschleppt worden. Im Fall der Rückkehr fürchte er für sich und seine Kinder den Tod. Seine vier - 3 - minderjährigen Kinder würden sich den Angaben anschließen. Er sei deren Erziehungsberechtigter. 2.2. Mit am 12.01.2016 beim belangten Bundesamt eingelangten Schreiben übermittelten die beschwerdeführenden Parteien fünf irakische Personalausweise im Original und eine irakische Heiratsurkunde in Kopie. 2.3. Mit Note der zuständigen Bezirkshauptmannschaft vom 19.12.2016 wurde dem belangten Bundesamt mitgeteilt, dass dem Erstbeschwerdeführer ein österreichischer Führerschein ausgestellt wurde. 2.4. Mit E-Mail vom 14.04.2017 brachte der Erstbeschwerdeführer ein Zertifikat des Vereins Österreichisches Sprachdiplom Deutsch Niveau A1 in Vorlage. 2.5. In der Folge langte am 11.07.2017 die Vollmachtsbekanntgabe des Dr. Joachim RATHBAUER, Rechtsanwalt in 4020 Linz, Weißenwolffstraße 1/4/23 ein und wurden in diesem Schriftsatz des Weiteren Ausführungen zu den persönlichen Verhältnissen der beschwerdeführenden Parteien in Österreich getroffen. 2.6. Mit E-Mails vom 14.07.2017 und 18.07.2017 brachten die beschwerdeführenden Parteien drei Unterstützungserklärungen in Vorlage. 2.7. Nach Zulassung der Verfahren wurde der Erstbeschwerdeführer am 20.07.2017 vor dem Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl, Regionaldirektion Oberösterreich Außenstelle Linz, im Beisein eines gerichtlich beeideten Dolmetschers in der Sprache Kurdisch niederschriftlich vor dem zur Entscheidung berufenen Organwalter einvernommen. Eingangs bestätigte der Erstbeschwerdeführer, der Einvernahme in gesundheitlicher Hinsicht folgen zu können und den Dolmetscher einwandfrei zu verstehen. Ferner bestätigte der Erstbeschwerdeführer, bis dato der Wahrheit entsprechende Angaben gemacht zu haben. Seine Angaben seien ihm rückübersetzt und alles richtig protokolliert worden. Zur Person und den Lebensumständen befragt legte der Erstbeschwerdeführer insbesondere dar, den Namen XXXX zu führen. Er sei XXXX in der Stadt Erbil geboren, in einem Dorf in der Nähe von Erbil bei seinen Eltern aufgewachsen und habe dort bis zum Jahr 2000 gelebt, Angehöriger der kurdischen Volksgruppe und des sunnitischen Glaubens, verheiratet sowie Vater von vier minderjährigen Söhnen. Ab dem Jahr 2000 habe er bis 06.08.2014 aufgrund einer von ihm eingegangenen Liebesheirat nicht mehr in Kurdistan, sondern im Distrikt Machmur im Gouvernement Erbil in der Nähe von Mossul gemeinsam mit seiner Ehegattin und den vier Kindern in einer Mietwohnung gelebt. Seine Ehegattin befinde sich bei seinen - 4 - Schwiegereltern in Erbil. Er habe im Irak zwölf Jahre die Schule besucht. Zunächst sei er bis zum Jahr 2008 als Hilfsarbeiter beruflich tätig gewesen. Anschließend habe er bis zum 06.08.2014 bei der Polizei in Erbil gearbeitet. Sein Vater sei bereits verstorben. Seine Mutter befinde sich in Erbil bei deren Bruder. Seine drei Brüder und seine drei Schwestern seien in der Türkei aufhältig. Er stehe mit seiner Mutter über das Internet ein- bis zweimal in der Woche in Kontakt. Seine wirtschaftliche Situation vor seiner Ausreise sei nicht so gut gewesen. Was den Grund für das Verlassen des Heimatstaates betrifft, legte der Erstbeschwerdeführer dar, Kurdistan im Jahr 2000 verlassen zu haben, weil beide Familien mit seiner Heirat nicht einverstanden gewesen seien. Er habe nicht in Erbil bleiben können, andernfalls ihm die Familien Probleme bereitet hätten. Seine Schwiegerfamilie sei nicht mit der Eheschließung einverstanden gewesen, weil er bereits vor dem Heiratsantrag bzw. der Verlobung vier Jahre eine Beziehung mit seiner Ehegattin geführt habe, was deren Familie in Erfahrung gebracht habe. Seine Ehegattin habe ihn in der Folge betrogen, weshalb seine Familie und seine Schwiegerfamilie von ihm die Tötung seiner Ehegattin verlangt hätten. Er habe dies abgelehnt, zumal er Polizist sei und nicht töten wolle. Die Familie seiner Ehegattin würde sich nicht trauen, seine Ehegattin während aufrechter Ehe zu töten. Wenn er einer Scheidung zustimmen würde, würde seine Ehegattin getötet werden. Er beabsichtige wegen seiner Kinder keine Scheidung. Trotz des Vorrückens der Milizen des Islamischen Staates habe die Familie seiner Ehegattin eine Rückkehr seiner Person in die Stadt abgelehnt, weshalb er sich in die Türkei begeben habe. Des Weiteren könne er nicht mehr in den Irak zurück, weil ein Festnahmeauftrag gegen ihn ausgesprochen worden sei. Für seine minderjährigen Kinder würden diese Ausreisegründe auch gelten. Nachgefragt zu Details schilderte der Erstbeschwerdeführer, dass er bei der Polizei Wächter vor der Türe des Polizeigebäudes gewesen sei. Er habe diese Tätigkeit immer ausgeübt und die Menschen beim Betreten kontrolliert. Es werde ihm vorgeworfen, seine Dienststelle beim Vormarsch des Islamischen Staates verlassen zu haben. Er habe bei Kriegsbeginn - am 10.08.2014 - an seinen Vorgesetzten einen Kündigungsantrag gerichtet, aber nicht dessen Reaktion abgewartet, wobei dieser bei Abgabe den Antrag unterschrieben und erklärt habe, dass dies passe. Auch sein Vorgesetzter sei später nicht mehr dort geblieben. Alle Polizisten und Behörden hätten aufgegeben und seien wegen des Krieges weggegangen. Es drohe ihm nun eine Strafe von drei bis zu fünf Jahren Haft. Er hätte die Dienststelle nicht verlassen dürfen und stattdessen mitkämpfen müssen, um nicht bestraft zu werden. Dies habe er aufgrund seiner vier Kinder nicht gewollt. Des Weiteren wurden dem Erstbeschwerdeführer Fragen bezüglich seiner widersprüchlichen Schilderungen in der Erstbefragung und der Einvernahme vor der belangten Behörde zum - 5 - Aufenthaltsort seiner Ehegattin und seines Reisedokumentes sowie Fragen zur Integration in Österreich gestellt. Zudem wurde dem Erstbeschwerdeführer angeboten, ihm die aktuellen landeskundlichen Feststellungen zum Irak zur Abgabe einer Stellungnahme auszuhändigen. Der Erstbeschwerdeführer verzichtete auf diese Möglichkeit. Im Rahmen der Einvernahme brachte der Erstbeschwerdeführer einen irakischen Polizeiausweis in Kopie, einen irakischen Führerschein in Kopie, Lichtbilder von seiner Tätigkeit als Polizist,

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