„Hinein in die Vaterländische Front!“ Die Vaterländische Front als Machtbasis des Ständestaats? Masterarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Master of Arts im Masterstudium Politische Bildung Johannes Kepler Universität Linz Institut für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte Betreuer: Univ.-Prof. Dr. Marcus Gräser Verfasser: Philipp Lumetsberger, BSc Linz, Februar 2015 Eidesstattliche Erklärung Ich erkläre an Eides statt, dass ich die vorliegende Masterarbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt bzw. die wörtlich oder sinngemäß entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Die vorliegende Masterarbeit ist mit dem elektronisch übermittelten Textdokument identisch. Linz, Februar 2015 Philipp Lumetsberger 1 Inhalt I. Abkürzungsverzeichnis ............................................................................................ 3 1. Einleitung ................................................................................................................ 4 2. Ständestaat ............................................................................................................ 6 2.1. Vorgeschichte .................................................................................................. 6 2.2. Verfassung ..................................................................................................... 16 2.3. Der Einfluss der Berufsstände ....................................................................... 26 3. Vaterländische Front............................................................................................. 29 3.1. Gründung der VF ........................................................................................... 29 3.2. Zusammensetzung ......................................................................................... 33 3.3. Aufbau der VF ................................................................................................ 37 3.4. Verwendete Symbole ..................................................................................... 39 3.5. Unterorganisationen der VF ........................................................................... 41 3.5.1.Österreichisches Jungvolk ........................................................................ 41 3.5.2. Frontmiliz ................................................................................................. 42 3.5.3. Freiwilliges Schutzkorps .......................................................................... 44 3.5.4. Volkspolitisches Referat .......................................................................... 47 3.5.5. Frauenorganisationen .............................................................................. 48 3.6. Maßnahmen der VF zur Mobilisierung der Bevölkerung ................................ 51 3.7. Führer der VF ................................................................................................. 56 3.7.1. Engelbert Dollfuß ..................................................................................... 56 3.7.2. Ernst Rüdiger Starhemberg ..................................................................... 58 3.7.3. Kurt Schuschnigg .................................................................................... 60 3.8. Vergleich der VF mit der NSDAP und der PNF .............................................. 61 3.8.1. Die NSDAP .............................................................................................. 63 3.8.2. Die PNF ................................................................................................... 65 3.8.3. Der Vergleich mit der VF und deren Unterschiede .................................. 67 4. Ende des Ständestaats ......................................................................................... 71 4.1. Das Ende der VF............................................................................................ 81 5. Fazit ...................................................................................................................... 85 6. Literatur ................................................................................................................ 89 2 I. Abkürzungsverzeichnis BO Betriebsstellenorganisation DO Dienststellenorganisation EG Einheitsgewerkschaft FM Frontmiliz FS Freiwilliges Schutzkorps KWEG Kriegswirtschaftliches Ermächtigungsgesetz MSW Mutterschutzwerk NSDAP Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei ÖBB Österreichische Bundesbahnen ÖJV Österreichisches Jungvolk PNF Partito Nazionale Fascista SA Sturmabteilung SAG Soziale Arbeitsgemeinschaft SS Schutzstaffel VF Vaterländische Front VfGH Verfassungsgerichtshof VPR Volkspolitisches Referat VwGH Verwaltungsgerichtshof 3 1. Einleitung „Österreicher! Österreicherinnen! Es ist die Pflicht jedes aufrechten Österreichers, sich für die vaterländische Front zu melden. Alle, ob nun in Vereinen, Verbänden o- der Parteien zusammengeschlossen oder ob Einzelpersonen, ob Mann oder Frau, ob Greis oder Jüngling, alle, die Österreich lieben, melden sich für die Vaterländische Front.“1 Mit diesen Worten wurde unter dem Titel „Hinein in die Vaterländische Front!“ am 21. Mai 1933 zum Beitritt aufgerufen. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit jener Bewegung, die in der Zeit des Stän- destaats von 1934 bis 1938 als einzige offiziell existieren durfte: der Vaterländischen Front. Um einen besseren Überblick zu bekommen, wird sowohl am Beginn als auch am Ende der nachfolgenden Ausführungen ein Teil der in dieser Zeit stattfindenden Ereignisse geschildert. Bevor jedoch der Blick auf die Vaterländische Front gerichtet wird, wird das Konstrukt des Ständestaates, in dem die Vaterländische Front ihre Tätigkeit ausübte, näher betrachtet. Dabei erfolgt zunächst eine Analyse der Verfas- sung, die als das Fundament auf dem das ständestaatliche System ruhte, gesehen werden kann. Danach werden kurz das System der Berufsstände und deren Ein- flussmöglichkeiten zur Betrachtung herangezogen. Zu Beginn der Ausführungen zur Vaterländischen Front wird zunächst deren Gründungsgeschichte skizziert. Bei der Frage nach der Zusammensetzung der Vaterländischen Front wird geklärt, wer bzw. welche Personengruppen der Vaterländischen Front beigetreten sind und wie dieser Beitritt erfolgte. Danach folgen ein Blick auf die Struktur der Vaterländischen Front sowie deren organisatorischer Aufbau. Da die Bewegungen jener Zeit sich etlicher Symbole und Zeichen bemächtigten und diese für sich nutzten, sollen auch jene verwendeten Symbole der Vaterländischen Front in den Ausführungen dieser Arbeit ihren Platz finden. Im Anschluss daran erfolgt eine Skizzierung der Unterorganisatio- nen der Vaterländischen Front, mit denen man versuchte, unterschiedliche Bevölke- rungsgruppen für sich zu gewinnen. Den Unterorganisationen folgend werden die Maßnahmen geschildert, mit denen man ebenfalls versuchte, die Bevölkerung zu mobilisieren. Bevor ein Vergleich der Vaterländischen Front mit jenen Parteien in Deutschland und Italien vollzogen wird, werden noch kurz die Biographien der Führer 1 Wiener Zeitung, 230. Jahrgang, 21. Mai 1933, Nr. 118, S. 3. 4 der Vaterländischen Front nachgezeichnet. Den Abschluss bildet ein Blick auf das Ende der Vaterländischen Front, bei dem deren Auflösung dargestellt wird. Im Zuge der Ausarbeitung dieses Werks standen folgende Fragestellungen im Vor- dergrund: Inwieweit konnten die Berufsstände und die neu geschaffenen Räte die Ge- setzgebung tatsächlich beeinflussen? Warum hatte die Vaterländische Front mit Akzeptanzproblemen innerhalb der Bevölkerung zu kämpfen und konnten die neu geschaffenen Organisationen zu einer größeren Akzeptanz beitragen? Verfügte die Vaterländische Front, im Vergleich zu den faschistischen Bewe- gungen in Deutschland und Italien, über besonders unterschiedliche Merkmale oder Eigenheiten? Daran anknüpfend werden folgende Aussagen formuliert, deren Gültigkeit im Rah- men dieser Arbeit überprüft werden soll: Der Einfluss der Vaterländischen Front bei der Zusammensetzung der Räte schränk- te deren Handlungsspielraum ein. Der anfänglich erfolgte Ausschluss politischer Gruppierungen aus dem öffentlichen Leben wirkte sich negativ auf deren Eingliederung in die Vaterländische Front aus. Für die Ausarbeitung der einzelnen Inhalte wurde, neben der Sekundärliteratur, auch auf Quellen zurückgegriffen. Als Quellen dienten hierbei vor allem aus der damaligen Zeit stammende Gesetzestexte und Zeitungen. Vereinzelt wurden auch Minister- ratsprotokolle für die nachfolgenden Ausführungen herangezogen. Im Bereich der Sekundärliteratur wurden sowohl Monographien als auch Beiträge aus Sammelbän- den verwendet. Die vorliegende Arbeit soll einen Überblick über die Vaterländische Front liefern und auch deren Komplexität, die mitunter auf den ersten Blick gar nicht so sehr hervor- sticht, aufzeigen. Darüber hinaus sollen die Problematiken, mit denen die Vaterländi- sche Front zu kämpfen hatte, geschildert werden. Schließlich soll auch noch ein Blick auf die Parteien in den beiden Nachbarländern Deutschland und Italien geworfen und mit jener in Österreich verglichen werden. 5 2. Ständestaat 2.1. Vorgeschichte Nach den Wahlergebnissen vom 24. April 1932 wurde Karl Buresch vom Bundesprä- sidenten mit der Bildung einer neuen Regierung beauftragt. Dieser hatte die Vorstel- lung, dass es in der Regierung zu einer Zusammenfassung sämtlicher bürgerlichen Parteien kommen sollte. In seiner Vorstellung hätten somit auch die Großdeutschen und der Heimatblock einen Platz in der
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