Verkehr Und Innovation

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Verkehr und Innovation Autor(en): Primas, Margarita Objekttyp: Article Zeitschrift: Archäologie der Schweiz = Archéologie suisse = Archeologia svizzera Band (Jahr): 13 (1990) Heft 2: Kanton Zürich PDF erstellt am: 11.10.2021 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-11647 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. 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Ein Dienst der ETH-Bibliothek ETH Zürich, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz, www.library.ethz.ch http://www.e-periodica.ch Verkehr und Innovation Margarita Primas Dynamische Vorgänge wie Verkehr, Handel, Um einen Existenznachweis prähistorischen Technologietransfer oder Krieg werden Handels zu führen, wurden mit in der archäologischen Literatur eher wachsender Akribie zwei methodische selten abgehandelt; es dominieren die Zu- Wege beschritten: die Auswertung von D standsanalysen einzelner Siedlungsphasen, Verbreitungskarten und die Rohstoffanalyse, ganzer Regionen oder Zeitabschnitte. bald einzeln, bald in Kombination1. Die Die Frage ist natürlich berechtigt, ob Ergebnisse waren aber in den wenigsten solche Vorgänge ohne schriftliche Überlieferung Fällen abschliessend. So erwiesen sich überhaupt erkannt werden können, die Probleme der Herkunftsbestimmung ob sie sich aus dem archäologischen von Kupfer, Obsidian oder Bernstein als Quellenmaterial rekonstruieren Hessen, sehr komplex; die eindeutige Zuordnung m?>: vorausgesetzt, es sei genügend dicht und eines Verbrauchsgebiets zu einer Lagerstätte aftS gut ausgewertet. Diese Voraussetzung ist gelang längst nicht immer. &S sicher vital. Dynamik ist ja definitionsge- Nicht weniger problematisch gestaltet sich mäss an eine räumliche und zeitliche die Aufzeichnung und Interpretation von Spannweite gebunden, nicht an den Verbreitungskarten. Zunächst geht es hier Einzelfall. Wenn daher im folgenden am darum, Aehnlichkeitsbeziehungen Beispiel der Region Zürich versucht wird, zwischen handwerklichen Produkten zu gewisse dynamische Aspekte des 4. bis 2. gewichten. Ergeben sich überzeugende Jahrtausends v. Chr. zu beleuchten, so sind Abhängigkeiten der Form oder des allein schon durch die räumliche Herstellungsverfahrens, so sind als nächster Beschränkung und den Forschungsstand Schritt die chronologischen Prioritäten zu Grenzen abgesteckt. Doch bietet die klären. Alsdann stellt sich die Frage nach Konzentration auf den Kleinraum die Möglichkeit, dem Vorgang, der die beobachtete Verteilung allgemeine Probleme an einem bewirkte. Die Vielfalt der Modelle, die überschaubaren Material konkret zu erläutern. zur Problemlösung entwickelt wurden, ist besonders gross2. Das kommt nicht von ungefähr. Ethnologen und Historiker haben seit langem schon erkannt, dass die Modalitäten »Handel« als des ökonomischen Handelns in ein Forschungsproblem weiteres soziokulturelles Umfeld eingebettet der sind. Bevor dieses nicht wenigstens in prähistorischen seinen Umrissen untersucht ist, kann kaum Archäologie entschieden werden, ob Güter hauptsächlich Abb. 1 im Rahmen verwandtschaftlicher Durchbohrte Meeresmuschel aus Unter »Handel« sei im folgenden der Beziehungen ausgetauscht, als Abgaben der neolithischen Inselsiedlung Austausch »Kleiner Hafner« im materieller Güter verstanden eingezogen oder zu Markte gebracht wurden. Zürichsee. M. 1:1. (Nach Suter, Anm. 5). (entsprechend dem Ebenso englischen Begriff »ex- bedürfen beliebte Schlagwörter Coquillage de mer perfore de la change«, der sich auf die involvierten Güter wie Überschussproduktion, Werkstätten, Station insulaire neolithique du bezieht. Im Unterschied dazu bezeichnet Prospektoren, Spezialisten, Händler, die »Kleiner Hafner« dans le lac de Zürich. »trade« die der In durch Gordon Tätigkeit Kaufleute). Childe's einflussreiche Conchiglia marina perforata dall'in- einer so weit gefassten Definition finden Synthesen3 weite Verbreitung erlangten, der sediamento neolitico »Kleiner auch andere als gewinnorientierte Formen kritischen Auseinandersetzung. Hafner« nel lago di Zurigo. des Austauschs ihren Platz. Zudem muss nicht a priori schon geklärt sein, ob Güter Abb.2 gegen Güter oder gegen Verrechnung in Rohstoffprobleme Dentaliumröhrchen und Anhänger aus Kalkstein, aus der neolithischen einer wie auch immer Währung gestalteten Siedlung Feldmeilen-Vorderfeld. den Eigentümer wechselten. Eine Eine totale Selbstversorgung ist bei sess- Foto SLMZ. derartige Festlegung wäre für die prähistorische haften Bevölkerungen kaum je zu finden. Petit tuyau de dentale et pendentif en calcaire de T etablissement da Vor allem in Archäologie unpraktisch, der zwei Bereichen spielten fremde neolithique de Feldmeilen-Vorderfeld. Tauschmodus im besten Fall aus indirekten Güter schon früh eine Rolle: 1. Als Rohstoff Evidenzen erschlossen werden kann, für Geräte. Im Zuge erfahrungsgelenkter Tubicino di dentalium e pendacolo in calcarea, dall'insedia- nicht aber durch den Einblick in pietra Optimierungsstrategien wird unter mento neolitico Feldmeilen-Vorderfeld. Buchhaltungsdokumente. Umständen ein lokal nicht verfügbares Material Abb.3 Perlen aus Glas, Bernstein, Metall: Zürich-Wollishofen, Haumesser (oben), Estavayer-Ie-Lac FR, Concise VD und Auvernier NE. Foto SLMZ. Perles en verre, ambre et en metal: Zurich-Wollishofen, ß J Haumesser (en haut), Estavayer- Ie-Lac FR, Concise VD et 1 Auvernier NE. Perle in vetro, ambra e in metallo: Zurigo-Wollishofen, Haumesser J¦'i (in alto), Estavayer-Ie-Lac FR, Concise VD e Auvernier NE. •1 is i' ^* NT bevorzugt. 2. Schmuck und Amulette folgen Zürich-Mozartstrasse, Kleiner Hafner und grenzten Austausch von Spezialitäten im nach Form und Material sehr oft besonderen Feldmeilen-Vorderfeld5. Mit Abstand am überregionalen Rahmen geschlossen Auswahlkriterien. »Exotische« Substanzen meisten verwendet wurde in allen der werden. Die Umstellung von Stein- auf sind bei diesen Fundgruppen daher sogenannte Jaspis aus Lagerstätten des Metallgeräte erfolgte graduell und recht langsam, keine Seltenheit4. Unter der Kategorie oberen Jura6. Die nächsten Aufschlüsse dies nicht nur im Zürichseebecken. »Schmuck« werden in der archäologischen finden sich an der Lägern in einer Distanz Seit der 1. Hälfte des 4. Jahrtausends v.Chr. Literatur Objekte nach formalen Gesichtspunkten von rund 20 km, doch können auch etwas wurden in den Siedlungen zwar zusammengefasst, deren Funktion weiter entfernte Vorkommen mit besserem Kupfergegenstände gegossen. Im Fundmaterial längst nicht immer aus dem Fundkontext Material eine Rolle gespielt haben. haben sie aber Seltenheitswert, ganz im eindeutig erschliessbar ist. Der Begriff ist Provenienzanalysen fehlen einstweilen. Für eine Gegensatz zu den Gusstiegeln, von denen dennoch praktisch und wird hier in einem im wesentlichen regionale Beschaffungsstrategie sich zumindest die Bruchstücke in einiger sehr allgemeinen Sinn weiter verwendet. sprechen die deutlichen Zahl erhalten haben8. Dies ist eine Folge Die Liste der im Zürichseebecken Unterschiede zwischen den Silexinventaren der des Recycling, das mit Metall in einem nachgewiesenen, ortsfremden Rohstoffe aus West- und der Nordschweiz. Nur ganz Ausmass betrieben werden konnte, wie es für neolithischen und bronzezeitlichen Siedlungen wenige Einzelstücke aus dem Zürichseegebiet Stein oder Keramik nicht durchführbar war. umfasst Silex und weitere Gesteine stammen aus anderen Regionen. Im Dass sich im Zürichseebecken daher kein sowie Metalle. Sie sind im Gerätbestand Gegensatz zur Westschweiz fehlt hier einziges stratifiziertes Kupferbeil in einer mit wechselnden Anteilen vertreten. Dazu Grand-Pressigny-Silex aus Frankreich, Siedlungsschicht des 4. oder 3. Jahrtausends kommen als Schmuckmaterialien während Plattensilex aus dem bayerischen v.Chr. fand, überrascht nicht. Die Meeresmuscheln, Gagat, Bernstein und wieder Donautal ganz vereinzelt nachgewiesen Uferdörfer, die vom Ende der frühen bis Metalle. Nach dem Volumen wirkt diese ist. zum Anfang der mittleren Bronzezeit (d.h. zweite Fundgruppe sehr viel bescheidener Bei den Steinbeilen war die Beschaffung im 16. Jh.v.Chr.) bewohnt waren, weisen als die erste, doch ist es ja nicht allein des Rohmaterials noch einfacher; das bereits etwas mehr Metallgerät auf. Von die Menge, die zählt. naheliegende Flussbett der Sihl und die einem deutlichen Anstieg der Produktion Zunächst sei am Material der Zürichseestationen Moränen der weiteren Umgebung bildeten kann aber erst während der späten die alte These überprüft, die offenbar die beliebtesten Materialquellen. Bronzezeit gesprochen werden. metallenen Werkstoffe hätten eine kräftige Eine

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