Spiel 18.2.Df3.Indd

Spiel 18.2.Df3.Indd

Österreichische Post AG darstellendes Info.Mail Entgelt bezahlt SPIEL GZ 02Z0300004 M Nr. 02 | 2018 Unterhaltungsmaschine Theater Die große Lust am Heiteren wird bestens bedient Interviews Gedanken Besprechungen zum Schwerpunktthema: Komik, Humor und Lachen Editorial Liebe Mitglieder*innen, Die zweite Ausgabe des „Darstellendes Spiel“ im neuen Gewande ist erschienen. Wie ihr alle wisst, sagt man im Theater, die zweite Vorstellung ist die Schwierigste. Da ist die Anspannung der Premiere weg, eine ganze Vorstellungsreihe steht noch bevor und es schleicht sich der Schlendrian ein. Mit diesem Wissen ging ich an die Arbeit! Hoffentlich hat es was genützt! Es hat bezüglich der ersten Ausgabe viel Lob gege- ben - Dankeschön - aber auch einige Vorschläge zur Verbesserung. Die werde ich selbstverständlich versu- chen zu integrieren. Von bösartigen Rückmeldungen habe ich nichts gehört und bin auch nicht wirklich diese Frage, die dann aber doch darin gipfelt, dass scharf darauf. man sich meistens für das Komische entscheidet und Was mich sehr freut, ist das rege Interesse der vielen als Ausnahme einmal ein Drama spielt. Bühnen, die Beiträge schicken. So ist es mir möglich Ihr könnt einiges dazu lesen: Abhandlungen zum The- euch alle einmal vorzustellen. Bis wir allerdings mit ma und Interviews mit Theaterverbandsmitgliedern. dem letzten Verein durch sind, werden ein paar Ausga- Ausserdem habe ich ein paar Produktionen besucht. ben notwendig sein, aber wie man an all den Jubiläen sehen kann, gibt´s euch auch noch in ein paar Jahren! Viel Vergnügen sag ich da nur und denkt immer daran: „Wer sich totlacht, überlebt!“ Das diesmalige Schwerpunktthema ist der „Humor“. Wenn es nämlich einen beherrschenden Gesprächs- Mit kollegialen Grüßen stoff landauf, landab gibt, dann ist es die Stückaus- Euer wahl im Allgemeinen und die Entscheidung: „Was ernschts oder was luschtigs?“ im Speziellen. Viele Dis- Thomas Gassner kussionen, viele Argumente, viele Haltungen beleben IMPRESSUM: Medieninhaber, Herausgeber und Verleger: Theater Verband Tirol, Stadlweg 25, 6020 Innsbruck Redaktion, graphische Gestaltung: Thomas Gassner, Redaktionsmitarbeit: Hermann Freudenschuss, Hedwig Dejaco, Almud Magis, Stephanie Larcher-Senn, Benjamin Nicolussi Castellan Titelfoto: Heimatbühne Brandenberg, Editoral: Arnold Weißenbach, Fotos: Elke Resl, Bernhard Stolz, Privat Druck: Gutenberg/Werbering; Aufl age: 4.000 Stück Blattrichtung: Das Theatermagazin „Darstellendes Spiel“ ist eine unabhängige und kostenlose Zeitung des Theater Verbands Tirol und erscheint viermal jährlich. Kein Teil des Magazins darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung des Verbands reproduziert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Für eventuelle Fehler wird nicht gehaftet. Für zur Verfügung gestellte Fotos, Texte usw. liegt das Copyright beim Auftraggeber. darstellendes SPIEL | 3 Inhalt MIT SPITZER FEDER DIES & DAS 01 Ein Erklärungsversuch der landesweiten 04 GRILLHOF NEU!!! Komödienhysterie Willkommens-Treffen Gewiss ist dem Menschen das Lachen eigentümlich Der Humor steckt nicht nur in Komödien KURZ & BÜNDIG In eigener Sache (Hinweise des TVT) 05 Unsere Fachbereichsleiter*innen: Andrea Frenademetz MIT ROSAROTER BRILLE Alexander Alscher 02 Interviews mit: Robert Schmidt Roman Wegmann Daniel Lenz/Funtasy Kleinkunsbühne (Ibk) Querköpfe im Bogentheater Cilli Schaub/Die Plateauniker (Mieming) Euregio Inntalpreis an Passionsspiele Werner Frank/Innsbrucker Ritterspiele Thiersee und S`Theata Niederndorf NAH & FERN ABGESPIELT 03 Volksbühne Kirchbichl 06 Volksbühne Langkampfen Volksbühne Alpenland Thiersee mit FrauenART „Der Gschwendlhofbauer-Bazi“ Theaterforum HUMISTE Heimatbühne Imsterberg Volksbühne St. Johann i. Tirol mit Stamser Dorfbühne „Heiter bis Lustig“ Leobühne Innsburck Volksbühne Pettnau Heimatbühne Brandenberg mit Theaterverein Nauders „Dümmer als die Polizei erlaubt“ Heimatbühne Tösens Das kleine Urgtheater Dorftheater Kolsass mit Schauspiele Kauns „Die gmischte Sauna“ 4 | darstellendes SPIEL MIT SPITZER FEDER Ein Erklärungsversuch der landesweiten Komödienhysterie Tante Jolesch wird gefragt: cherliche oder Absurde, um deren besteht ein erhöhter Bedarf am Hei- „Nehmen wir an: Du sitzt in ei- Widersinnigkeit oder Unmoral zu teren, steht es um den Alltag nicht nem Gasthaus und weißt, dass entlarven. allzu gut, zumindest um den uns du nur noch eine halbe Stunde Bei Politikern, die heutzutage das aus unterschiedlichen Interessen oft zu leben hast. Was bestellst du Weltgeschehen bestimmen, greift eingeredeten Alltag. Haut man sich dir?“ Ihre Antwort: „Etwas Fer- aber selbst das Lächerliche zu kurz, in einem Bauernschwank über die tiges.“ das kann man fast nicht mehr über- keifende Bissgurn, oder den höhen! sich blöd stellenden Striezi- Donald Trump witzelte über sei- Zweiterer Witz entstammt einem Mann, ab, sollte man einen Blick in nen Vizepräsidenten: „Der wür- sehr konservativen Weltbild, des- die eigene Beziehungskiste riskie- de Homosexuelle am liebsten sen Humor darauf ausgerichtet ist, ren! Daher auch mein Dank an die aufhängen!“ anders Seiende oder Denkende Bühnen, denn sie lösen viele dieser heraubzusetzen, um sich im Verein Spannungen mit Humor. Das Pub- er Unterschied dieser der Lachenden in einem Überlegen- likum dankt ihnen dieses Ventil mit beiden Witze spie- heitsgefühl zu suhlen. Diese These zahlreichem Erscheinen und eben- gelt den Unterschied geht übrigens bis Plato ins alte Grie- so zahlreichen Lachtränen. Dzweier Weltanschau- chenland zurück. Wobei die Funktionen des Lachens ungen und deren Humor wider und sich im Laufe der Geschichte sehr bestätigt die These, dass es einen Es gibt also mehrere Arten des La- gewandelt haben: Zusammenhang von politischem chens (boshaftes Lachen, Lachen Bei den alten Griechen hatte das und ästhetischem Geschmack gibt. über Galgenhumor, auslachen, be- Lachen vorwiegend etwas Boshaf- Ersterer Witz entstammt dem jüdi- freiendes Lachen, gesundes La- tes (Plato, Aristophanes, Homer), schen Humor (Friedrich Torberg), ist chen) und es dient dadurch auch aber trotzdem Befreiendes. geprägt von Selbstironie und dien- ganz unterschiedlichen Zwecken. Gleiches erleben wir in asiatischen te dazu, einen grauenhaften Alltag Es kann zur Demütigung vermeint- und schamanischen Kulturen, in auf Distanz zu halten und somit lich Untergeordneter eingesetzt denen das Lachen einen wesentli- einigermaßen erträglich zu gestal- werden, zum Spannungsabbau in chen Bestandteil einer ausgegliche- ten. Selbst in Konzentrationslagern schwierigen Lagen, zum Ventil in nen Gesellschaftsstrukur darstellt. gab es Kabarettbühnen! Auch die der Psychotherapie, zum Abbau Im Entstehen der monotheistischen Mechanismen der Satire greifen in von Konflikten oder einfach nur zum Glaubensrichtungen – vor allem im diese Art von Humor. Es ist die Re- Vergessen eines mehr oder weniger Neuen Testament des Christen- aktion auf eine vorgefundene Reali- gestressten Alltages! tums – wurde das Lachen ganz tät und deren Überhöhung ins Lä- Man kann also mit Recht sagen, verpönt. Das gipfelte sogar in der darstellendes SPIEL | 5 MIT SPITZER FEDER DIE BISSGURN frühmittelalterlich-christlichen Ver- net wird. Heute betitelt „Humor“ die sche Alte, die blede Urschl, die ho- wirrung, dass besonders bei Frauen geistige Fähigkeit, etwas als komisch mosexuelle Quasseltante usw.) spielt lautes Lachen als Zeichen sexueller wahrzunehmen und man dann auf in nahezu der gesamten Literatur Promiskuität, sprich Hurerei, inter- heitere Art die Welt widersprüchlich, eine wesentliche Rolle. Durch dieses pretiert wurde. Das Komische diente befremdlich oder überhöht darstellt. Ventil können innere Spannungen dazu, Macht zu demonstrieren oder Das setzt natürlich voraus, dass der gelöst werden, und jeder kann wie- Normen aufrecht zu erhalten und war Mensch sich mit der Gesellschaft der befreit zu seinem „Gut-Mensch- meist moralisch negativ bewertet. und seinen Auswirkungen beschäf- Sein“ zurückkehren. Denn das Kor- Erst ab den Aufklärern Ende des 18. tigt, damit er Übertretungen und Ta- rekte stellt auch einen erheblichen Jhd. (Hobbes, Kant, Voltaire) über bubrüche überhaupt erkennen kann. Aufwand dar. Schopenhauer, bis in die Moderne, Daher ist das Komische auch von „Das Lachen“ (althochdt.: (h)lah- entdeckte die Philosphie die posi- Kultur zu Kultur verschieden. han für lärmen) selbst ist eine re- tiven Seiten des Lachens und so- Das Mittel des Humors ist „der flexartige, unwillkürliche Körperreak- mit wurde der Humor nicht nur ein Witz“! (althochdt.: wizzi für Wis- tion auf eine komische Stimulation/ salonfähiges Thema, sondern ihm sen). Dazu benötigt es vor allem die Situation oder eben eines Witzes. wurden sogar gesundheitsfördernde Kenntnis des Sachverhaltes, sprach- Humor und das Lachen sind unter- Funktion attestiert. Heutzutage gibt liche, geistige Fähigkeiten und ein schiedliche Phänomene, die sich es eigene Bereiche der Wirtschaft, Gefühl für Timing. Denn die Über- zwar bedingen, aber ohne einander die Lach- und Humormanagement raschung ist das Geheimnis jeder auskommen können. Humor kann einsetzen. Pointe, die dem Inhalt des Witzes ohne das Lachen sein und das La- Man sollte aber die Begriffe, „Hu- eine unerwartete Wendung verleiht. chen ohne Humor. mor“, „Witz“ und „das Lachen“ nicht Mittels des Witzes ist es uns erlaubt, Abschließend kann man Otto Schenk in einen Topf werfen. Tabuisierendes (meist Sexuelles), verstehen, der meint: „.. Ich hoffe Der Begriff „Humor“ wird erst seit Geschmackloses, politisch Brisan- nur, das Publikum bleibt gesund und dem 16. Jhd.verwendet und ist dem tes,

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