MAX REGER IN MEMORIAM 100 SA 2. JULI 2016 KÖLN, TRINITATISKIRCHE 20.00 UHR SO 3. JULI 2016 ODENTHAL, ALTENBERGER DOM 14.30 UHR 2 PROGRAMM MAX REGER IN PROGRAMM MEMOR I A M 100 SA 2. JULI 2016 Max Reger Toccata und Fuge d-Moll op. 129,1 und 2 KÖLN, TRINITATISKIRCHE Toccata op. 80,11 Orgel 20.00 UHR Orgel aus: Drei Geistliche Gesänge op. 110 SO 3. JULI 2016 Choralkantate Nr. 4 Nr. 3 O Tod, wie bitter bist du ODENTHAL, ALTENBERGER DOM »Meinen Jesum lass ich nicht« WDR Rundfunkchor Köln 14.30 UHR Oratorienchöre Altenberger Dom Benedictus op. 59,9 Toccata d-Moll op. 59,5 Orgel Oratorienchöre Altenberger Dom Orgel Andreas Meisner Orgel und Leitung Choralkantate »Auferstanden, auferstanden« WDR Rundfunkchor Köln aus: Acht Geistliche Gesänge op. 138 für Alt, gemischten Chor und Orgel Hannes Reich Einstudierung Nr. 1 Der Mensch lebt und bestehet WoO V/4 Nr. 5 Stefan Parkman Einstudierung und Leitung Nr. 4 Unser lieben Frauen Traum Oratorienchöre Altenberger Dom WDR Rundfunkchor Köln WDR Rundfunkchor Köln Beate Koepp Alt aus: Drei sechsstimmige Chöre a cappella op. 39 KEINE PAUSE Nr. 3 Frühlingsblick WDR Rundfunkchor Köln SENDETERMIN WDR 3 FR 8. JULI 2016, 20.05 UHR Auf den Seiten des WDR Rundfunkchors unter wdr-rundfunkchor.de finden Sie fünf Tage vorher das Programmheft zum jeweiligen Konzert. HÖREN SIE DIESES KONZERT AUCH IM WDR 3 KONZERTPLAYER: WDR3.DE 4 5 MAX REGER IN MEMORIAM MAX REGER IN MEMORIAM MAX REGER IN MEMORIAM – EIN LEBEN ZWISCHEN PPP UND FFF Max Reger war ein Mensch ohne Maß – im Und auch die Grenzen der Konfessionen über- Arbeitsleben und auch privat. In besonders wand Max Reger. Er bezeichnete sich zwar als kreativen Schaffensphasen soll er fast schon »katholisch bis in die Fingerspitzen«, doch die im Akkord Notenmaterial produziert haben. katholische Kirche machte es ihm nicht immer Choräle, Orgelwerke, Klavierstücke, Walzer, leicht. Schon früh funkte die Gemeinde im hei- Violinsonaten – und doch reichte ihm die Zeit mischen Fichtelgebirge dazwischen: Sie verbot kaum aus. So äußerte er in einem Brief folgen- sein gelegentliches Orgelspiel im Gottesdienst, den Wunsch: »Vorläufig habe ich nur ein Ge- da es bei der »Andacht störe« und dem Instru- bet. Wenn doch unser Herrgott es machen ment »schade«. Also widmete er sich während wollte, dass jeder Tag 72 Arbeitsstunden hat, des Gottesdienstes anderen Dingen in der Kir- damit ich alles niederschreiben könnte, was ich che: so z. B. dem evangelischen Gesangbuch, alles im Hirn habe.« In Spitzenzeiten gab der das in der von beiden Konfessionen genutzten Pianist mehr als 120 Konzerte pro Saison, die Kirche ebenfalls auslag. Reger war sofort faszi- Nächte verbrachte er teilweise im Schlafwagen niert von den protestantischen Chorälen mit zwischen den Aufführungsorten. ihrer bildhaften Sprache, so dass er fortan zum Grenzgänger zwischen den beiden Konfessio- Da ist einerseits Max Reger der Workaholic, nen wurde. Aufgrund seiner Heirat mit einer und andererseits Reger, der Genussmensch, geschiedenen Protestantin exkommuniziert, der den Sinnesfreuden nicht abgeneigt ist. verlor er jedoch bald jeden Kontakt zur katholi- Maßloses Essen, Kette rauchen und der Griff schen Kirche. Fortan war Reger also zwar gläu- zu Hochprozentigem haben seinen frühen Tod big, jedoch nicht mehr kirchlich verwurzelt. mit 43 Jahren beschleunigt. Es herrschte in Dass religiöse Fragen für ihn ein Leben lang jeder Hinsicht Überfülle in seinem Leben: Be- große Bedeutung behielten, zeigt seine Aus- sonders auch in seiner Musik – betrachtet man einandersetzung mit den Themen Tod und seine Vortragsanweisungen aus den Partituren, Vergebung, die sein Œvre durchziehen. fällt auf, dass es ihm nie laut genug, nie leise genug sein konnte – so changieren die dyna- mischen Vorgaben häufig zwischen den Ex- tremen. Max Reger, Ölbild eines unbekannten Malers 6 7 MAX REGER IN MEMORIAM GESANGSTEXTE Max Reger schöpft aus dem vollen Reichtum Max Reger schuf zwischen 1902 und 1907 der spätromantischen Harmonik. Chromatik, eine Sammlung für den gottesdienstlichen dissonanzreiche Akkorde und überraschende Gebrauch, die zu den Hauptfesten der evan- harmonische Fortschreitungen sind die Mittel, gelischen Kirche ihren Einsatz finden sollte. mit denen der romantische Klang in seinen Aus den insgesamt fünf Werken erklingt die Werken erzeugt wird. In seinen »Drei sechs- Choralkantate »Auferstanden, Auferstanden« stimmigen Chören a cappella op. 39« geht es für Alt, gemischten Chor und Orgel. Das Werk um die zentralen Themen: Stille, Schweigen strebt eine volkstümliche Nähe zur Vergäng- und Ruhe – musikalisch verpackt in satte Ak- lichkeit, größtmögliche Einfachheit und zu- korde des spätromantischen Chorsatzes. Mit gleich reizvolle Abwechslung in der Illustration besonderer Sorgfalt wählte Reger Texte, die der einzelnen Strophen an. nicht konfessionell gebunden, jedoch nach ei- genen Worten »ruhig und beschaulich« sind – Insgesamt zielen Max Regers Chöre auf präch- Natur- und Stimmungslyrik mit symbolischem tige Klangentfaltung und scheinen den Hall- Hintersinn. effekt großer Kirchenräume einzukalkulieren, der den Klangeindruck impressionistisch ver- Als Hommage an Johann Sebastian Bach ent- wischt. Auch die an- und abschwellende Dyna- standen 1909 in Leipzig die »Drei geistlichen mik zwischen den Extremen von ppp bis zum Gesänge op. 110«. Bach war für Reger »das fff mit Ausschöpfung aller Zwischennuancen Alpha und Omega der Musik überhaupt«. Die lässt als Vorbild die sinfonische Orgel der Jahr- Motette »O Tod, wie bitter bist du« stellt eine hundertwende hervorscheinen. Entsprechend Reflexion über den Tod aus zwei Perspektiven gewaltig war die Besetzung damaliger a cap- dar: Einerseits der Tod als Schrecken, anderer- pella Chöre: Eine Stimmbestellung von bis zu seits als Erlösung. Jenseitsfurcht und Jenseits- 245 Sängern geht aus Dokumenten hervor! verlangen vertont Reger mit Dissonanzen, die die Tonalität ins Schwanken bringt. Erst im Im Konzert mit dem WDR Rundfunkchor ver- zweiten Teil der Motette, wenn der Tod als stärken die Oratorienchöre Altenberger Dom Wohltäter dargestellt wird, löst sich auch die den Gesamtklang. Denn die Zusammenarbeit musikalische Spannung auf in einen aufgehell- mit regionalen klassisch-orientierten Laien- tes, choralartiges E-Dur. chören ist dem WDR Rundfunkchor ein großes Anliegen. Elfi Vomberg GESANGS­ TEXTE 8 9 GESANGSTEXTE GESANGSTEXTE Max Reger (1873 – 1916) MEINEN JESUM LASS ICH NICHT (TEXT: CHRISTIAN KEIMANN 1607 – 1662) 4. Ich werd ihn auch lassen nicht, wenn ich nun dahin gelanget, 1. Meinen Jesum laß ich nicht; wo vor seinem Angesicht weil er sich für mich gegeben, meiner Väter Glaube pranget. so erfordert meine Pflicht, Mich erfreut sein Angesicht: nur allein für ihn zu leben. Meinen Jesum laß ich nicht. Er ist meines Lebens Licht: Meinen Jesum laß ich nicht. 5. Nicht nach Welt, nach Himmel nicht meine Seele wünscht und sehnet, 2. Jesum laß ich nimmer nicht, Jesum wünscht sie und sein Licht, weil ich soll auf Erden leben; der mich hat mit Gott versöhnet, ihm hab ich voll Zuversicht der mich frei macht vom Gericht; was ich bin und hab, ergeben. Meinen Jesum laß ich nicht. Alles ist auf ihn gericht: Meinen Jesum laß ich nicht. 6. Jesum laß ich nicht von mir, geh ihm ewig an der Seiten; 3. Laß vergehen das Gesicht, Christus läßt mich für und für Hören, Schmekken, Fühlen weichen, zu dem Lebensbächlein leiten. laß das letze Tageslicht Selig, selig, wer mit mir so spricht: mich auf dieser Welt erreichen; Meinen Jesum laß ich nicht. wenn des Leibes Hülle Bricht: Meinen Jesum laß ich nicht. Geertgen tot Sint Jans (um 1460/65 – vor 1495): Glorifizierung der Jungfrau Maria 10 11 GESANGSTEXTE GESANGSTEXTE Acht Geistliche Gesänge op.138 aus: Drei geistliche Gesänge op. 110 DER MENSCH LEBT UND UNSER LIEBEN FRAUEN TRAUM NR.3 O TOD, WIE BITTER BIST DU CHORALKANTATE BESTEHET NUR EINE KLEINE ZEIT (TEXTDICHTER UNBEKANNT) »AUFERSTANDEN, AUFERSTANDEN« O Tod, wie bitter bist du, FÜR ALT, GEMISCHTEN CHOR UND (TEXT: MATTHIAS CLAUDIUS wenn an dich gedenket ein Mensch, 1. Und unser lieben Frauen der traumet 1746 – 1815) der gute Tage und genug hat, ORGEL WOO V/4 NR. 5 ihr ein Traum: wie unter ihrem Herzen und ohne Sorgen lebet; (TEXT: JOHANN KASPAR LAVATER gewachsen wär ein Baum. Der Mensch lebt und bestehet o Tod, wie bitter bist du, 1741 – 1801) Nur eine kleine Zeit, wenn an dich gedenket ein Mensch, 2. Und wie der Baum ein Schatten gäb Und alle Welt vergehet der gute Tage hat wohl über alle Land: Herr Jesus Christ der 1. Auferstanden, auferstanden bist du, Mit ihrer Herrlichkeit. und dem es wohl geht in allen Dingen Heiland also ist er genannt. Herr, der uns versöhnt. Es ist nur Einer ewig und an allen Enden, und wohl noch essen mag! O wie hat nach Schmerz und Schanden Und wir in Seinen Händen. O Tod, wie bitter bist du, o Tod! 3. Herr Jesus Christ der Heiland ist unser Gott mit Ehren dich gekrönt, Heil und Trost, mit seiner bittern Marter wie dein Leiden dir vergolten, O Tod, wie wohl tust du dem Dürftigen, hat er uns all erlöst. wie beschämt der Feinde Schar, der da schwach und alt ist, die dich, Herr, vertilgen wollten, der in allen Sorgen steckt dich, der sein wird, ist und war! und nichts Bessers zu hoffen noch zu erwarten hat; 2. Stille lagst du in der Höhle, Drei sechsstimmige Chöre op. 39 o Tod, wie wohl tust du. großer König Israels. Gottes Hand hielt deine Seele, 3. FRÜHLINGSBLICK deinen Leichnam schloß ein Fels. (TEXT: NIKOLAUS LENAU 1802 – 1850) Um dich weineten Betrübte, um dich lachte Feindes Spott. Durch den Wald, den dunkeln, geht In geheimer Laubesnacht, Aber du warst der Geliebte Gottes, Holde Frühlingsmorgenstunde, Wird des Vogels Herz getroffen und Gott war dein Gott. Durch den Wald vom Himmel weht Von der grossen Liebesmacht, Eine leise Liebeskunde. Und er singt ein süsses Hoffen. 3. Bis zum dritten Tage ruhte dein Gebein im Grabe tief. Selig lauscht der grüne Baum, All’ das frohe Lenzgeschick Wie, wie war dir, Sohn, zu Mute, Und er taucht mit allen Zweigen Nicht ein Wort des Himmels kündet; da dein Vater: »Lebe!« rief, In den schönen Frühlingstraum, Nur sein stummer, warmer Blick unter dir der Fels erbebte! In den vollen Lebensreigen.
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