Wanderungen Im Fränkischen Odenwald Herausgeber: Stadt Amorbach Kellereigasse 1 63913 Amorbach Telefon 09373-2090

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Schutzgebühr: 1,– EUR Rainer Türk Wanderungen im fränkischen Odenwald Herausgeber: Stadt Amorbach Kellereigasse 1 63913 Amorbach Telefon 09373-2090 www.amorbach.de Texte: Rainer Türk Layout und Realisierung: Hubert Brunnengräber Fotos: Stadt Amorbach, Rainer Türk, Hubert Brunnengräber Weitere Informationen: Odenwaldklub e.V. Im Staatspark Fürstenlager 64625 Bensheim-Auerbach Telefon 06251-855856, Fax 855858 www.odenwaldklub.de Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald Nibelungenstraße 41 64653 Lorsch Telefon 06251-707990, Fax 7079915 www.geo-naturpark.de Vorwort Die Lage von Amorbach, geprägt durch den Zusammenfluss von 7 Tä- lern in unmittelbarer Umgebung und dadurch wiederum verbunden durch das Zusammenlaufen mehrerer uralter Handels- und Heeres- straßen, waren Gründe für eine sehr frühe Besiedlung dieser Region. Funde aus der Jungsteinzeit (ca. 4000-2000 v. Chr.) im Amorbacher Heimatmuseum sind hierfür ein Beweis. Aus der Römerzeit lässt der Fund eines Votivsteines darauf schließen, dass hier eine römische Be- neficiarierstation bestand. Die eigentliche Besiedlung dieses Raumes aber begann mit der Gründung der Benediktinerabtei Amorbach, die dann über 1000 Jahre das Leben in dieser Gegend beeinflusste und prägte. Nach der Gründungsüberlieferung der Abtei soll der hl. Pirmin 714 am Amorsbrunn gewirkt und dort einige Mönchszellen errichtet haben. 734 sei dann durch den hl. Amor, einem Schüler von Pirmin, ein Benediktinerkloster an seiner heutigen Stelle errichtet worden, und der hl. Bonifatius habe die bald darauf errichtete Klosterkirche 3 geweiht. Diese Annahme ist jedoch aus heutiger Sicht eine Erfindung von Mönchen aus dem Mittelalter. Der hl. Pirmin wirkte am Oberr- hein, ein hl. Amor ist nicht nachweisbar und die Weihe der Klosterkir- che durch den hl. Bonifatius ist nicht belegt. Nachgewiesen ist, dass das ehemals reichsunmittelbare Benediktinerkloster schon bald nach seiner Gründung Einfluss und Besitz mehrte und eine überregionale Bedeutung erlangte. 993 übergab Kaiser Otto III. das Kloster dem Bischof von Würz- burg. Klostervögte wurden die Grafen von Henneberg, deren Unter- vögte auf dem Frankenberg, dem heutigen Gotthardsberg, eine Burg besaßen und vom Kloster unbotmäßige Abgaben verlangten. 1168 beschloss daher Kaiser Friedrich I. Barbarossa auf dem Reichstag in Würzburg die Zerstörung der Burg Frankenberg und verfügte, dass die se Bergkuppe niemals wieder befestigt werden dürfe. Nur die dem hl. Gotthard geweihte Kapelle blieb erhalten. Sie wurde der Ab- tei Amorbach unterstellt, die dort ein Nonnenkloster errichtete und den Berg fortan „Gotthard“ nannte. Des Weiteren übertrug der Kaiser seinem treuen Gefolgsmann Ruprecht von Dürn die Vogtei über das Kloster Amorbach. Die Herkunft der Herren von Dürn ist unbekannt. Bis 1196 aber findet sich dieser Name in insgesamt 142 vom Kaiser Friedrich Bar- barossa und seines Sohnes, Heinrich VI., unterzeichneten Urkunden. Dies bezeugt die Kaisernähe von Ruprecht I., der in das politische und höfische Leben der Staufer voll eingebunden war. Zur Durchführung seiner Aufgaben als Klostervogt ließ Ruprecht I. um 1170 auf einem Bergvorsprung oberhalb der Mud südlich von Amorbach eine neue Vogteiburg im Stil der staufischen Burganlagen errichten und gab ihr die Größe und die Pracht der Kaiserpfalzen. Nach dem Tode von Ruprecht I. übernahm sein Sohn Ulrich I. den Besitz. Aber schon 1204 fand er in einer Fehde den Tod. Nachfolger wurde sein noch minderjähriger Sohn Konrad I. Durch seine Heirat mit Mechtild von Lauffen hatte er eine reiche Erbschaft mit einem erheb- lichen Landgewinn angetreten, die ihm den Ausbau der Burg Wilden- berg und vor allem die Errichtung des Arkadensaals des Palas ermög- lichte. Mit Konrad I. erreichte die Herrschaft Dürn ihren Höhepunkt. 1226 nannte sich Konrad I. nach seiner neuen Residenz „Cunradus de Wildenberc“. 1236 gründete Konrad I. das Zisterzienserinnenkloster Seligenthal. Als er aber 1244 die Nonnen vom Gotthardsberg nach Seligenthal umsiedeln ließ, um an alter Stelle erneut eine Befesti- gungsanlage zu errichten, geriet er in Konflikt mit Kaiser und Papst und musste die Nonnen wieder zurückkehren lassen. 1253 erhob Kon- rad von Dürn Amorbach zur Stadt und verlieh ihr die Marktrechte, 4 eine Amtsanmaßung, die eigentlich nur dem Kaiser oder dem König zustand. Aber schon nach dem Tode von Konrad I. begann der Zerfall dieses Adelsgeschlechts. 1271 verkaufte Ulrich III. Burg Wildenberg mit der oberen Zent und ein Jahr später Stadt und Zent Amorbach dem Mainzer Erzbischof Werner von Eppstein. Burg Wildenberg wur- de mainzischer Amtssitz, und aus der einstigen staufischen Ritterburg wurde ein Verwaltungszentrum der fünf Amorbacher Zenten. Das Ende von Wildenberg kam am 4. Mai 1525. Kampflos fiel die Burg in die Hände der aufständischen Bauern und wurde aus Pro- test gegen die zur Mäßigung ratende „Amorbacher Deklaration“ ih- res Anführers Götz von Berlichingen sowie ihrer Hauptleute von den aufgebrachten Bauern niedergebrannt. Während die Amtskellerei in Amorbach nach den Aufständen unverzüglich wieder aufgebaut wur- de, blieb Burg Wildenberg in Schutt und Asche liegen und geriet in Vergessenheit. Im 15. Jahrhundert wurden in Amorbach einige Gebäude errich- tet, die heute eine besondere Wertschätzung genießen. Dazu gehören 1448 der Bau der Klostermühle, der heutigen Schlossmühle, 1475 die Mainzische Kanzlei oder das Alte Stadthaus, 1478 das Alte Rathaus, in dem sich heute die Touristinformation der Stadt Amorbach befindet, 1482-87 die Amtskellerei zur Verwaltung der Mainzer Liegenschaften, die in Amorbach besser durchgeführt werden konnte als in einer ab- gelegenen Höhenburg und 1488 die neue Zehntscheuer in unmittel- barer Nachbarschaft zur Amtskellerei, in der die Abgaben eingelagert wurden. Der Dreißigjährige Krieg, und hier insbesondere die schwe- dische Besatzungszeit von 1631-1634, brachte der Bevölkerung Tod und Elend. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung überlebte nicht die Schreckensjahre. Erst nach Kriegsende begann sich das Leben zöger- lich zu normalisieren. 1656 einigten sich Mainz und Würzburg auf einen Gütertausch. Seit dem Verkauf der Dürnschen Besitzungen an den Mainzer Erzbischof unterstand Amorbach in weltlicher Hinsicht Mainz, kirchlich dagegen dem Bistum Würzburg. Diese fast 400 Jah- re andauernde Interessenüberschneidung wurde durch einen Güter- tausch beendet, und Amorbach kam gänzlich nach Mainz. Im 18. Jahrhundert wandelte sich Amorbach zu einer der schöns- ten Barockstädte Deutschlands. 1724-1727 wurde das Oberamtshaus neu erbaut. Die Jahrtausendfeier der Abtei, 1734, löste den Entschluss aus, die Abteikirche im barocken Stil neu zu errichten (1742-1747). Nur die Westtürme sollten erhalten bleiben, um die historische Be- deutung hervorzuheben. Sie erinnern mit ihren Doppelfenstern an den romanischen Ursprung. Der Neubau wurde nach den Plänen des 5 Mainzer General-Baudirektors Maximilian von Welsch ausgeführt, der eine mittelalterliche, kreuzförmige Basilika im Innern neuzeitlich um- gestaltete. Für die Stuckarbeiten wurden die bedeutendsten Künstler aus dem bayerischen Raum verpflichtet. Im Chor wurde die Anbetung des Lammes dargestellt, in der Vierung das Jüngste Gericht sowie die Verherrlichung des Benediktinerordens und im Mittelschiff die Taten des hl. Benedikt. 1750 entstand das prachtvolle Chorgitter zur Abtrennung der Laienkirche vom Mönchschor, ein Meisterwerk der Schmiedekunst. Krönender Abschluss der Kirchenausstattung bildete die weltberühmte Orgel der Brüder Philipp und Heinrich Stumm. Der Neubau der Abteikirche veranlasste den Oberamtmann von Ostein auch die Pfarrkirche St. Gangolf zu erneuern (1751-1753). So entstand eine Hallenkirche mit einem Haupt- und zwei gleich ho- hen Seitenschiffen und hohen Fenstern. Stuckarbeiten wurden durch Freskenmalerei ersetzt. Abschluss der Erneuerungen war der Neubau der Klostergebäu- de (1784-1787). Es entstand ein 118 m langer Konventbau mit zwei Eckpavillons und dem hervortretenden Mittelteil. Die bedeutendsten Gebäude wurden das Refektorium (Speisesaal), die Bibliothek und der „Grüne Saal“, der Festsaal des Klosters. Nach Auflösung des Mainzer Kurstaates durch den Reichsde- putationshauptschluss 1803 erlosch auch das klösterliche Leben in Amorbach. Fürst Carl Friedrich Wilhelm zu Leiningen bekam als Ent- schädigung für den Verlust seiner linksrheinischen Besitzungen, die er an Frankreich abtreten musste, große Teile vom ehemaligen Mainzer und Würzburger Kirchenbesitz zugewiesen. Die Mönche mussten die Abtei verlassen und der Fürst richtete seine Residenz in den Kloster- gebäuden ein. Aber schon drei Jahre später verlor der Fürst seine politische Souveränität und in rascher Folge wurde Amorbach 1806 badisch, 1810 hessisch und 1816 schließlich bayerisch. Die Verwal- tung der Leiningenschen Besitzungen aber verblieb in Amorbach. Der Klosterhof wurde geöffnet, der Seegarten, in dem die Mönche seit dem 15. Jahrhundert eine Fischzucht betrieben, wurde durch den berühmten Gartenarchitekten Ludwig von Sckell in einen englischen Landschaftsgarten umgewandelt und die Klostermühle bestand als Schlossmühle bis 1928. Heute befindet sich in ihr das Schlosscafé. Kirchenführungen schließen auch die Besichtigung der Bibliothek und des „Grünen Saales“ ein. Großer Beliebtheit erfreuen sich die Or- gelkonzerte in der ehemaligen Abteikirche, die zum Ruf Amorbachs als Kulturstadt beitragen. Für Erholung und Entspannung stehen viele Kilometer gut markierter Wanderwege zur Verfügung. Ihr Ausgangs- punkt ist das Alte Rathaus in der Innenstadt. 6 Die Darstellung dieser Wanderwege finden Sie in der topo-

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