Blätter des Schwäbischen Albvereins 4/2012 GEHT AUCH 2013 AUF WANDERTOUR. Der Schwäbische Albverein und die Privatbrauerei Dinkelacker-Schwaben Bräu engagieren sich gemeinsam für den Erhalt und die Verschönerung unserer Heimat – auch im kommenden Jahr. Wenn unsere Heimat auch Ihnen am Herzen liegt und Sie das großzügige Freizeitangebot des Schwäbischen Albvereins in Anspruch nehmen möchten, treten Sie im Dezember 2012 bei und werden Sie Mitglied. Dafür belohnt Sie die Privatbrauerei mit einem Gratis-Kasten Dinkelacker. Die Beitrittserklärung fi nden Sie hier: www.schwaebischer-albverein.de/service/beitrittserkl.htm Weitere Informationen erteilt der Schwäbische Albverein, Tel.: 0711 / 22585 – 0 Für neue Mitglieder: Ein Kasten Dinkelacker gratis! DINKELACKER. VON GANZEM HERZEN HIER. Blätter des Schwäbischen Albvereins 4/2012 • 118. Jahrgang Dr. Eva Walter Helmut Hecht Burgen der Schwäbischen Alb Wandertipp: Burgenweg: In luftiger Höhe 4 Vom Neckar zur Donau 19 Liebe Leserinnen und Leser, ein früher Wintereinbruch hat eine Reihe goldener Oktobertage von gestern auf heute beendet. Wir ziehen einen wärmeren Anorak an und drehen daheim den Temperaturregler hoch, aber ansonsten stört uns der Winter Helmut Hecht Helmut Hecht eigentlich nur im Auto bei Schnee- und Burgenbau-Boom auf der 24-Stunden-Wanderung auf Eisglätte. Wie mag das einst gewesen Schwäbischen Alb 7 dem Burgenweg 22 sein, als der Schnee im Spätherbst auf die Ritterburgen der Schwäbischen Alb herab rieselte? Ein solches Gemäuer warm zu bekommen, ist fast nicht vorstellbar. Es muss ein schweres, entbehrungsreiches Leben gewesen sein, mit Romantik, die uns heute Dr. Eva Walter Prof. Dr. Theo Müller oft vorgegaukelt wird, dürfte das Ritterdasein Burgenherrlichkeit? 10 Der Rosskümmel, eine für wenig zu tun gehabt haben. Baden-Württemberg neue Pflanze 24 In diesem Heft beschäftigen wir uns näher mit den Burgen der Schwäbischen Alb. Vielleicht lockt Sie dann im Frühjahr die Ausstellung der Galerie Albstadt »Burgen und Helmut Hecht Schlösser ohne Zahl« und bei grünendem Rätsel um die Buckelquader 12 Kurt Heinz Lessig Wald eine Wanderung zu einer der idyllisch Unsere kleine Tierkunde 25 gelegenen Ruinen? Rund 30 organisierte Burgenwanderungen bieten wir unter dem Forum 25 Motto »Wandertage – Heimat erleben« im Jubiläumsjahr 2013 an, begleitend MundartDichtung heute 28 zur Burgenausstellung! Oder wollen Sie Helmut Hecht lieber daheim im neuen Burgenwegführer Anfänge der Burgenforschung schmökern? Dieses Heft gibt Ihnen auf auf der Schwäbischen Alb 14 jeden Fall viele Anregungen fürs nächste Wanderjahr! Zunächst einmal aber wünscht Ihnen das Gunter Haug Präsidium eine schöne, nicht allzu hektische Abenteuer Landesgeschichte 29 Vorweihnachtszeit und schöne Feiertage! Auch der Jahreswechsel ist nicht mehr Dr. Veronika Mertens Schwäbische Albvereinsjugend – aktiv 30 weit, und mit dem Jahr 2013 beginnt unser Schlösser und Burgen ohne Zahl 125-jähriges Vereinsjubiläum. Ritter auf Ausstellung in der Galerie Albstadt 16 Kinderseite – Weihnachtsrätsel 32 Burgen gab `s zur Zeit der Gründung unseres Vereins keine mehr, aber vergleichbar sind Karin Kunz Jahrestermine 2013 33 unsere Vereinsgründer schon irgendwie mit Wandertage – Heimat erleben 2013 18 Burgenbauern – war doch die Erbauung des Aus den Fachbereichen 36 Teckturms auf Burg Teck der Anlass dafür, dass der Schwäbische Albverein aus der Taufe Schwäbischer Albverein – Aktiv 43 gehoben worden ist. Schwäbischer Albverein – Intern 55 Alles Gute für 2013! Titelbild: Die Burg zum Buch: Lichtenstein stammt nicht aus dem Mittelalter, sondern ist eine »neuere« Neue Bücher, Karten & CDs 57 Dr. Hans-Ulrich Rauchfuß Präsident Anlage, erbaut nach dem Roman von Wilhelm Hauff Hansjörg Schönherr Vize-Präsident 1840 – 42. Foto: EW Reinhard Wolf Vize-Präsident Thomas Pfündenl Thomas Blick auf Ruine Hohenrechberg mit dem Hohenstaufen im Hintergrund Burgen der Schwäbischen Alb In luftiger Höhe Von Dr. Eva Walter Von den rund vierhundert mittelalterlichen Bur- Burgen als Machtinstrument gen auf der Schwäbischen Alb haben nur weni- Herzögen und Königen galt der Burgenbau als »Instrument der Raum- ge die Zeiten überdauert. Als stattliche Ruinen beherrschung und strategischer Planung«. Der erste, der die territorial- grüßen Hohenrechberg und Hohenneuffen, Ho- politische Bedeutung der Burgen erkannte und einsetzte, war Herzog henurach und Reußenstein von der Höhe des Alb- Friedrich II. von Schwaben, der Vater Friedrich Barbarossas. Erbauer der traufs. »Unter allen architektonischen Schöpfun- Stammburg Hohenstaufen (um 1070) war Friedrich von Staufen, der gen der Stauferzeit, dieser Blütezeit der Baukunst«, Großvater Barbarossas. Die berühmten Könige und Kaiser dieses Ge- schreibt der Historiker Dr. Hans Martin Maurer, schlechts haben diese Burg – mit Ausnahme Kaiser Friedrichs I. - weder »war die Burg die eigentümlichste. Höfe, Dörfer, von innen noch von außen gesehen. Die Staufer besetzten ihre Burgen Städte, Kirchen, Klöster gab es zu allen Zeiten, die mit abhängigen Adligen, freien Rittern oder Ministerialen. Die »Burg- Ritterburg aber ist ein unverwechselbares Produkt mannen« hatten ein besonderes Dienstverhältnis, das Burglehenrecht, des Mittelalters. Sie ist wie kein anderer Bautyp erhielten mit ihrer Familie Wohnrecht und Aufenthaltspflicht auf der geeignet, Strukturen, Wesen und Geist staufischer Burg. Sie mußten immer zu ihrer Verteidigung bereit sein. Die Stau- Zeit zu repräsentieren.« fer verfügten Ende des 12. Jahrhunderts über die meisten Burgen und Die mittelalterliche Gesellschaft war ein hierar- hatten dadurch eine gesicherte Machtbasis. Erhaltene staufische Bur- chisch gegliederter Feudalstaat mit dem Adel als gengründungen sind beispielsweise Hohenrechberg (erbaut 1200 – 1250), bestimmender Schicht zwischen König und Bevöl- Staufeneck (um 1240) und Ramsberg (um 1200). Während des Investi- kerung. Die Adligen lebten in den Dörfern ihrer turstreites, der 1122 mit dem Wormser Konkordat, einem Kompromiss, Herrschaft, wohl in abgesonderten Höfen und endete, war die Gesellschaft in Erschütterung versetzt. Die zentrale Kö- Herrenhäusern – man kennt die Bauformen nicht nigsgewalt erlitt einen starken Einbruch, während der Adel sich den lan- genau. ge erwünschten Freiraum verschaffen konnte, dessen Ausdruck der selb- Im 11. Jahrhundert brachte der Burgenbau auch ständige Bau einer Burg war. Im 13. Jahrhundert entschloss sich auch die ein verändertes Verhältnis zwischen Adel und Be- mittlere Adelsschicht zu diesem wichtigen und folgenreichen Schritt. völkerung zum Ausdruck. Der Adel grenzte sich Der Bau einer Burg war doppeltes Wagnis. Der Bauherr erschloss unweg- deutlicher als bisher ab und zog von der bisheri- sames Gelände und unwirtliche Höhen, nahm hohe Bau- und Folgekos- gen dörflichen Umwelt hinauf auf luftige Höhen ten und Arbeitsleistungen auf sich. Gleichzeitig forderte er durch seinen und in abenteuerliche Wildnis. selbständigen Schritt die Königs- und Herzogsgewalt heraus, welche 4 • Blätter des Schwäbischen Albvereins • 4 /2012 Suche nach ausgeglichenen, kraftvollen, in sich geschlosse- nen Formen schlug sich auch in der Architektur des Burgen- baus dieser Zeit nieder.« Am Albtrauf entstanden am Rande der territorial entscheidenden Burgengründungen unter auf- strebenden Adelsfamilien ganze Gruppierungen von Anla- gen auf engstem Raum. Beispielsweise schufen die Söhne der Herren von Neidlingen, die zwei Ortsburgen besaßen, wei- tere, inzwischen allerdings abgegangene Wohnsitze auf dem Heimenstein sowie Lichteneck und Randeck. Die Sulzburg, die einzige Burg im Tal, ist heute Ruine. Die Wielandsteiner Burgen bei Lenningen zählen zu den bemerkenswertesten Gruppierungen auf der Schwäbischen Alb: Vier eigenstän- dige Burganlagen, heute allerdings Ruinen und Burgstellen, befanden sich auf einem 350 Meter langen Bergsporn. Um 1150 entstanden der Alt- und der Hintere Wielandstein, rund hundert Jahre später kamen der Vordere und der Mittlere Blick ins Lindachtal mit Ruine Reußenstein (ganz oben). Die Wielandstein- Wielandstein hinzu. Burgen waren die größte zusammenhängende Burgengruppe der Schwä- bischen Alb (oben). Die Burg als Bauwerk Zwei Aufgaben kamen einer Burg als Bauwerk zu. Einerseits bisher die Befestigungshoheit innehatte, und machte seinen sollte sie als Militäranlage für Fremde unzugänglich und für militärischen Machtanspruch deutlich. Die Burg war Festung Feinde uneinnehmbar sein. Andererseits sollte sie der damals und Residenz zugleich, wurde fester Mittelpunkt einer Adels- führenden Gesellschaftsschicht als standesgemäße Unter- herrschaft. Dr. Maurer meint zu dieser Entwicklung: »So be- kunft dienen. So ist der äußere, an den erhaltenen Ruinen denklich vom Standpunkt des Königtums und der zentralen noch sichtbare Charakter einer Burg von ihrer Wehrfunktion Gewalten die Aufsplitterung der Machtausübung auf zahl- bestimmt – während sich das Innere der Burg, das Alltagsle- lose Herrschaftsträger war, so brachte diese Entwicklung an- ben der Burgbewohner, nur schwer nachvollziehen läßt. dererseits einen Aufschwung und eine Blüte des Adels nicht Der Burgherr nutzte die natürlichen Gegebenheiten am Alb- nur in politischer, sondern auch in kultureller und geistiger trauf und baute die Burg entweder auf einem der freistehen- Beziehung hervor. Es war die große Zeit des deutschen Rit- den Berggipfel (Hohenstaufen, Limburg, Teck, Hohenneuf- tertums. Kultivierte Lebenshaltung, ritterlicher Tugend- und fen, Hohenurach, Achalm), am Rand eines Tals (Reußenstein, Ehrenkodex, Pflege des Heldenlieds und Minnegesangs, Frei- Lichtenstein)
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