Wolfgang Thierse SPD � 8847 B Dr

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Plenarprotokoll 12/104 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 104. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 10. September 1992 Inhalt: Tagesordnungspunkt 1: Michael Glos CDU/CSU 8872A Fortsetzung der Dr. Klaus Zeh, Minister des Landes Thürin gen 8875 A a) ersten Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs Norbert Otto (Erfurt) CDU/CSU . 8876 A eines Gesetzes über die Feststellung Ursula Schmidt (Aachen) SPD 8877 A des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1993 (Haushaltsgesetz Dr. Reinhard Meyer zu Bentrup CDU/ 1993) (Drucksache 12/3000) CSU 8877 D b) Beratung der Unterrichtung durch die Johannes Nitsch CDU/CSU . 8879 B Bundesregierung - Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ Der Finanzplan des Bundes 1992 bis DIE GRÜNEN 8879 D 1996 (Drucksache 12/3100) Kurt J. Rossmanith CDU/CSU 8881 D Wolfgang Thierse SPD 8847 B Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 8883B, 8887 C Dr. Günther Krause (Börgerende) CDU/CSU 8849 D Ingrid Matthäus-Maier SPD 8887 A Wolfgang Thierse SPD 8850 A Anke Fuchs (Köln) SPD (Erklärung nach § 30 Ingrid Matthäus-Maier SPD . 8850C, 8854 C GO) 8888 A Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMU . 8888B Wolfgang Roth SPD 8852 B Marion Caspers-Merk SPD 8892 A Uwe Lühr F D P. 8856B Dr. Sigrid Hoth F.D.P. 8893D Dr. Fritz Schumann (Kroppenstedt) PDS/ Klaus Lennartz SPD 8895C, 8898 B Linke Liste . 8859 B Dr. Klaus W. Lippolt (Offenbach) CDU/ Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/ CSU 8897 D DIE GRÜNEN 8861 B Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . 8898C, 8935 A Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . 8861C Dr. Klaus Töpfer CDU/CSU 8899 D Dr. Günther Krause (Börgerende) CDU/ CSU 8862 B Dr. Ulrich Briefs fraktionslos 8901 A Dr. Dagmar Enkelmann PDS/Linke Liste 8903A, Jürgen W. Möllemann, Bundesminister 8932 C BMWi 8864A, 8888B Ulrich Junghanns CDU/CSU , . 8903 D Wolfgang Roth SPD , . 8868 B Horst Sielaff SPD . 8905D Jürgen W. Möllemann F.D.P. 8870B Georg Gallus F D P 8907 A II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 104. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. September 1992 Jan Oostergetelo SPD . 8907B, 8909 D Ursula Männle CDU/CSU 8949 B Bartholomäus Kalb CDU/CSU 8907 D Dr. Edith Niehuis SPD . 8951 B Ignaz Kiechle, Bundesminister BML 8908 D Maria Michalk CDU/CSU 8953 B Horst Sielaff SPD . 8909C Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste . 8954 C Dr. Heinz Riesenhuber, Bundesminister BMFT . 8910 A Petra Bläss PDS/Linke Liste 8955 D Siegmar Mosdorf SPD 8911B Christina Schenk BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 8957 C Josef Vosen SPD 8912 C Dr. Angela Merkel, Bundesministerin Dietrich Austermann CDU/CSU . 8914A BMFJ . 8959B Josef Vosen SPD 8916A, 8928 A,B Marianne Birthler, Ministerin des Landes Brandenburg 8962 A Dr.-Ing. Karl-Hans Laermann F.D.P. 8916C Achim Großmann SPD 8917D, 8925 B Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA 8964 C Dieter Pützhofen CDU/CSU 8920 D Ottmar Schreiner SPD 8967 C Carl-Ludwig Thiele F.D.P. 8922 D Dr. Norbert Blüm CDU/CSU 8969 C Dr. Ilja Seifert PDS/Linke Liste 8924 A Dr. Gisela Babel F.D.P. 8972 A Hans Peter Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 8925 C Dr. Heiner Geißler CDU/CSU . 8974 D Dr. Irmgard Schwaetzer, Bundesministerin Anke Fuchs (Köln) SPD 8975 A BMBau 8925 D Albrecht Müller (Pleisweiler) SPD . 8928 D Renate Jäger SPD 8976 C Wilfried Bohlsen CDU/CSU 8930 C Cornelia Schmalz-Jacobsen F.D.P. 8977 D Ernst Waltemathe SPD . 8931C, 8932 D Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste . 8979 B Werner Zywietz F.D.P. 8934 A Dr. Rainer Ortleb, Bundesminister BMBW 8980 B Manfred Kolbe CDU/CSU 8935 C Doris Odendahl SPD 8981 B Albrecht Müller (Pleisweiler) SPD . 8935 D Dr. Margret Funke-Schmitt-Rink F.D.P. 8983 A Elke Ferner SPD 8937 C Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. (Er Manfred Kolbe CDU/CSU 8939 B - klärung nach § 32 GO) . 8984 A Dr. Christian Schwarz-Schilling, Bundesmi- 8940 D nister BMPT . Nächste Sitzung 8984 C Peter Paterna SPD 8942 C Hannelore Rönsch, Bundesministerin Anlage BMFuS 8943 B Anke Fuchs (Köln) SPD . 8946A Liste der entschuldigten Abgeordneten . 8985* A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 104. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. September 1992 8847 104. Sitzung Bonn, den 10. September 1992 Beginn: 9.00 Uhr Präsidentin Dr. Rita Süssmuth: Liebe Kolleginnen der ostdeutschen Wirtschaft weitergeht. Zwischen und Kollegen! Die Sitzung ist eröffnet. März/April und Mai/Juni allein dieses Jahres ist die Wir setzen die Aussprache zum Haushalt 1993 Produktion um weitere 5 % zurückgegangen. Die fort: Arbeitslosigkeit steigt weiter; die Arbeitsproduktivi- tät lag Ende 1991 bei 32 % der westdeutschen Arbeits- Erste Beratung des von der Bundesregierung produktivität. Das Arbeitnehmereinkommen liegt bei eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über 52,7 % des Niveaus im alten Bundesgebiet — bei die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für einem Preisniveau, das sich dem im westlichen das Haushaltsjahr 1993 (Haushaltsgesetz Deutschland annähert. 1993) — Drucksache 12/3000 — Eine weitere Zahl: Das aktuelle Wirtschaftswachs- tum beträgt in den alten Bundesländern gegenwärtig Beratung der Unterrichtung durch die Bundes- 0,6 %, in den östlichen Bundesländern 1,8 %. Das regierung Der Finanzplan des Bundes 1992 bis Bundeswirtschaftsministerium war in seiner Projek- 1996 tion der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung bis 1996 — Drucksache 12/3100 — von einem Wachstum von 2 bis 2 1/2 % im Westen und Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind, 9 % im Osten ausgegangen. Welche Differenz! wie gestern, zehn Stunden für die heutige Aussprache Eine letzte Zahl: Die privatwirtschaftlichen Investi- vorgesehen. — Dazu höre ich keinen Widerspruch. tionen pro Kopf betragen gegenwärtig im Osten Dann eröffnet die Rednerreihe heute morgen der 5 900 DM, im Westen 9 700 DM, und damit wollen wir Abgeordnete Thierse. den Aufschwung Ost, die Angleichung der Lebens- verhältnisse organisieren! Wolfgang Thierse (SPD): Frau Präsidentin! Meine Alle diese Zahlen besagen immer wieder nur eines: Damen und Herren! Der Bundeskanzler hat gestern Die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung ist ge- weniger einen Bericht zur Lage der Nation, schon gar scheitert; sie hat verheerende Folgen im Osten nicht eine schonungslose Zustands- und Aufgaben- Deutschlands angerichtet. beschreibung gegeben, sondern vielmehr einen selbstbewußt-stolzen Rückblick auf die eigene Lei- (Beifall bei der SPD und der PDS/Linke stung, eine Beschwörung des Mutes von gestern. Die Liste) erstaunliche Gelassenheit des Bundeskanzlers — die Dies ist der Hintergrund, der Untergrund für das, mir als individuelle Tugend durchaus erstrebenswert was in diesem Lande passiert. Nacht für Nacht brennt erscheint —, diese joviale, gutgelaunte Gelassenheit es in Deutschland. „Keine Gewalt" war unsere Losung kontrastiert allzusehr, so beobachte ich, mit der Wut im Herbst 1989, und jetzt dieser Ausbruch von derer, die die Folgen einer bestimmten Gelassenheit Gewalt. Die friedliche Revolution ist zur Fratze der zu ertragen haben. Aggressivität verkommen. Gestern waren mehrere hundert Betriebsräte aus ostdeutschen Unternehmen in Bonn, urn ihren Protest Ich weiß, es sind wohl nicht dieselben Menschen, hierherzutragen. Sie haben eine kleine Statistik mit- die vor drei Jahren friedlich auf die Straße gegangen gebracht — Sie werden sie auch bekommen haben —, sind und diejenigen, die jetzt gewalttätig sind; aber die durchaus repräsentativ sein dürfte. In 40 großen wir Ostdeutschen haben uns insgesamt in diesen drei Unternehmen, die untersucht worden sind, sind seit Jahren verändert, wir sind nicht mehr die gleichen. Januar 1990 78,7 % der Arbeitsplätze, also vier Fünftel Was geschieht unter uns? Was ist mit uns geschehen, der Arbeitsplätze, vernichtet worden, verlorengegan- wenn die Gewalt nicht nur mit schweigender, sondern gen. mit lautstarker Zustimmung begleitet wird? Vorgestern hat das Statistische Bundesamt Ver- Der Selbstbewußte und der Wohlhabende wird gleichszahlen für Ost und West veröffentlicht. Sie gegenüber Gegensätzen und Konflikten gelassener besagen unmißverständlich, daß der Zusammenbruch sein können als einer, dessen Selbstsicherheit durch 8848 Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 104. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. September 1992 Wolfgang Thierse soziale Not, durch Zukunftsängste, durch Depressio- wenn die Entlastungsfunktion solcher Schuldzuwei nen behindert ist. Die Menschlichkeit trägt sich leich- sungen nicht zu übersehen ist? Das bestürzende ter auf zwei Beinen spazieren; schon auf einem Bein Schwinden von Toleranz und Aufnahmebereitschaft macht sie mehr Mühe, und wenn m an am Boden liegt, ist, so denke ich, von Politik mit verschuldet — denkt man erst an sich und schlägt wohl auch um sich. zunächst durch eine unverantwortliche Sprache. Wer Es hilft also nichts. Wir werden den Mitbürgern im von „Asylantenflut" spricht, bestätigt und bestärkt Osten — und nicht nur da — auf die Beine helfen Bedrohungsängste und Abwehrreaktionen. Ich erin- müssen, ihre Lebensbedingungen verbessern müssen nere mich an die vorgestrige Rede des Finanzmini- — als Bedingungen des Wiedererlemens von Tole- sters. Sein erster Einsparungsvorschlag war, zur Kon- ranz. solidierung der Staatsfinanzen solle der Asylanten- strom eingeschränkt werden. Wer so redet, der bestä- rivial — um mich Aber es ist nun auch nicht so t tigt und bestärkt ausländerfeindliche Stimmung. Dies drastisch auszudrücken —, daß sich die Moral nach nenne ich feuergefährliches Reden. dem Fressen wie selbstverständlich einstellt. Außer- dem verhungert keiner, auch nicht im Osten. Für die (Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/ Hemmung — wenigstens die Hemmung, andere Men- CSU:

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