Franz Lehar p810-1948J DER GOTTERGATTE Operetta in three acts · Libretto: Victor Leon & Leo Stein Historical Recording 1945 Liesl Andergast Juno Franz Borsos Jupiter Anton Dermota Amphitryon Henny Herze Alkmene Fred Liewehr Sosias Lizzi Holzschuh Charis Funkeinrichtung: Lothor Riedinger Wiener Rundfunkorchester & Chor Max Schonherr CD 1 IT] Ouverture 7'04 0 Vorspiel im Olymp (1. Bild) 0'12 [TI Nr. 1 Introduction »Wir armen, armen Musen« 2'20 0 Dialog ))Wir brauchen kein Variete« 2'24 IT] Nr. 2 Duett »Bonjour, man amil« 4'19 0 Dialog »Jupiter, ich rate dir« 5'53 0 Nr. 3 Duettino »lch harre dein« 1'10 0 Dialog »fix Sapperlot, is das ein Weiberl!« l '16 0 Nr. 4 Finale »Alie sind informiert« 3'31 Erster Aki (2. Bild) [ill Nr. Sa Melodram 0'58 [D Nr. 6 Entrl!e und Serenade »Heute Nacht ist es besonders finster« 2'44 @] Dialog »Sosias!« l '05 @] Nr. 6a Entree »Heute Nacht wird etwas vor sich gehen« l '08 [I4_] Nr. 7 Jupiters Ankunft und Duett »Wer kundet Amphitryon an?« 7'11 @] Dialog »Na wart' nur Sosias« 0'32 Nr. 8 Terzett � »Du hast mich doch betrogen« 2'58 � Dialog »Ach um Gotteswillen, ich bin ia ganz aufler Atem« 5'13 IT?] Nr. 10 Cupido-Lied »Man halt mich fur den groflten a lier Gotter« 3'40 T.T.: 53'50 CD 2 Erster Akt (3. Bild) OJ Dialog »Die Nacht neigt dem Ende zu« 0'39 [I] Nr. 12 Lied »Wachs! du, Liebchen?« 4'43 [I) Dialog »Charlis lass! mich nicht hinein« 1 '31 0 Nr. 13 Finale »Alkmene, Geliebte« 5'07 [I] Aufzug der Krieger und Festgciste »Exzellenz, die Festgaste kommen« 6'21 Zweiter Aki (4. Bild) [}] Nr. 14 Zwischenmusik 2'03 0 Dialog »Einige Stunden spOter« 3'36 [}] Nr. 15 Gavotte »Jeder Mann glaubt seiner Frau« 2'22 0 Dialog »Die Gnadige isl noch hier?« 2'20 [IQ] Nr. 16 Ter:zett (Trinklied) »Wer ein Trinklied sing!« 1'29 [DJ Dialog »Hallo meine Darnen, was ist dos denn?«« l '02 [!3J Nr. 16a Jupiter Marsch »Nun zum letzten Mal zu ihr« 0'53 � Dialog »Kommen's Sie nur nOher, Exzellenz Amphitryon« 1'55 � Nr. 18 Schlussgesang »Cupido, du loser Spotter« 1'04 Bonus Tracks An der Saar und am Rhein 2'44 (Herbert Ernst Groh, Tenor; Metropol-Vokalisten; Orchester des Metropol-Theaters Berlin; Werner Schmidt-Boelcke, Dirigent; Aufnahme: 1939) Du und ich sind fureinander bestimmt 2'35 (Aus dem Film »Groflfurstin Alexandro«, Richard Tauber, Tenor; Odeon Kunstler-Orchester; Aufnahme: 1933) Wien, du bist das Herz der Welt 3'48 (Ester Rethy, Sopron; Wiener Symphoniker; Franz Lehar, Dirigent; Aufnahme: 1942) Orientalischer Marsch 3'22 (Wiener Philhormoniker; Franz Lehar, Dirigent; Aufnahme: 194 l) Pikanterien-Walzer »Asklepios·Walzer« 4'03 (Otto Dobrindt und sein grofles Kunstlerorchester; Aufnahme: 1943) Stadtparkschonheiten 4'11 (Otto Dobrindt und sein groBes KUnstlerorchester; Aufnahme: 1943) Ungarische Tanzfantasie op. 45 fur Violine und Orchester 6'16 (Willi Uhlenhut, Violine; Wiener Rundfunk-Unterhaltungsorchester; Max Schonherr, Dirigent; Aufnahme: 1944) Serenade fur Violine und Orchester 4'54 (Ferdinand Meysel, Violine; Rundfunkorchester Berlin; Otto Dobrindt, Dirigent; Aufnahme: 1949) T.T.: 67'13 Lizenziert durch Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv /ORA) uber rbb media GmbH Max Schonherr, ca. 1938 © bsterreichisches lnstitut fur Zeitgeschichte, Wien ,,Jupiter als Geburtshelfer der Operette". doch verfolgt Jupiter darUber hinaus jenen bekannten Franz LehCJrs GOTTERGATTE mythologischen Plan, auf den ihn hier allerdings erst Thalia bringen mu/3: ,,in der Gestalt Amphitryons die Die Geburt der Operette aus dem Geiste der sprOde Dome" zu besuchen. Maenandros ist entzUckt Pikanterie. und verspricht Thalia ,,eine Loge zur Premiere". Gesagt, geton - ,,vorworts! Auf zur Erdenfahrtl" Wiihrend sich ,,Die Operette, dos ist so eine Sache in drei Akten, Theaterdirektor und Generaldirektor samt Mercur, wo die Darnen in Musikbegleitung ihre Beine sehen ,,Bureauchef der Abtheilung fur Lose und Schicksale" /assen". Eine einfachere Antwort auf die komplizierte und Amor, ,,Referent fur ,Neue Freie Liebe'" reisefertig Frage: ,,Operefte- was isl das?" IClsstsich kaum denken, machen, erwocht in Juno ein Verdoch - mit einigen zumal sie in einer Operette gegeben wird, noch dazu Uberroschenden Konsequenzen fUr den weiteren Verlouf. von Thalia, ihres Zeichens Muse der Schauspielkunst. Doch die vier Herren, mittlerweile ,,in AutomobildreB mit Das Werk hei/3t DER G6TTERGATTE, Franz Leh6rs dritter Brillen, t0nzeln" nichts ahnend ,,nach vorne, eilen dann Operette aus dem Jahre 1904. Die Librettisten Victor nach hinten, besteigen dos Automobil - Amor steht Leon und Leo Stein hatten darin den Einfoll, die Geburt hinten - und fahren ab. 11 des Genres aus der Suche nach einem ,,Kassa-Stuck" Soweit dos neu ersonnene Vorspiel im Olymp, dem zu erklciren. Denn ein solches erbittet der ebenso die sp0teren Librettisten der LUSTIGEN WITWE zwei Akte verzweifelte wie bankrotte Theaterdirektor Maenondros mit einer sehr freien Varionte des alten Amphitryon­ von den neun ,,armen, ormen Musen". Die wiederum Stoffes folgen !assen. Damit woren sie in der noch jungen wenden sich an den ,,Generaldirektor der Olymp­ Geschichte des Genres immerhin die ersten, was bei Compony of Limited," GOttervater 11 Herr von Jupiter", der offensichtlichen Operettentauglichkeit des Themas als Thalia die rettende ldee kommt, ,,fur dos Theater ein durchaus erstaunt. Der Clou ihrer Version besteht freilich neues Kunstgenre zu ersinnen. 11 darin, doss nicht nur Jupiter die Gestalt Amphitryons Dech eines fehlt noch fur besogte drei Akte - die onnirnmt, sondern ouch Juno die der Alkrnene - der Sache selbst: ,.,lrgendetwasPikanfes - gewUrzt mil einem Ehebruch also gar nicht stattfindet. Dadurch wird die kleinen Ehebruch." Und genau dos stellt Jupiter dem Geschichte zwor ihrer Kleistschen Abgriinde beroubt, Maenandros in Aussicht, vorausgesetzt, er begleitet ihn entspricht aber umso mehr jenem ungeschriebenen als Librettist seiner Erlebnisse noch Theben. Dort will er Gesetz des Genres, wonach man ,,intim ... anders nicht" n0mlich dos Flehen der treuen Alkmene erh6ren, ,,ihr werden k0nne als ,,legitim." Was lag also n0her als den Herrn Gemahl Amphitryon zuruckzuverschaffen", der Seitensprung mit der eigenen Frau? Eine - nicht der ols General im mazedonischen Krieg beschi:iftigt zuletzt seit der FLEOERMAUS - beliebte Operettenlosung ist. Ausgerechnet GOttergattin Juno hat ihn in ihrer von gutbiirgerlicher Doppelmorol. Ob diese neue Funktion ols ,,Protektorin der Civil- und Militorehen' Variation eines alten Operettenthemas freilich als darum gebeten, in der Annahme, er erteile ,,Mars den Gewinn zu betrachten ist, dorUber stritlen schon bei der Au!trag, doss er endlich einmal Schlu/3 macht mit dem Urouffiihrung am 20. Jonuar 1904 die Kritiker. So lobte mozedonischen Aufstand do unten." Das tut er zwar, etwa der spiitere Mahler-Biograph Richard Specht ,,die gluckliche /dee ... ouch Juno einzuliihren', wiihrend sich Jupiters Gedonner im G6TTERGATTEN alle ,,in Verehrung". Leh6rs spOterer JUXHEIRAT-Librettisl Julius Bauer mokierte: Aber liegt dos am Komponisten? Und sind desholb ,,Leon und Stein, die sittlicher als Moliere sein wollen - alle antiken Sujels tabu, ,,weil Offenbach allein zu der Cosus macht nicht lachen. • solchen BUchern Musik schrieb?" Eine Frage, die sich schon damals fur den spOteren Oscar Straus­ G01TERGA1TE 1904 Librettisten und Kritiker Leopold Jacobsohn stellte. ,,Dorf darum kein moderner Componist dem Stile lo/gen? Noch mehr freilich beschiiftigte die Kritik die Frage Ja, und zehnmal Jo; mit der bekannlen Einschrcinkung nach der Exislenzberechtigung solch mythologischer natUrlich: Notabene, wenn man kann. Und Lehcir GOtterparodie ohne ienen Komponisten, mil dessen kann. Er isl kein Offenbach, gewiB nicht. Aber er isl Namen sie untrennbar verbunden ist: Jacques ein erfindungsreicher Musiker. .. " Und dos erweist er Offenbach. An ihm also musste sich der Komponist in gerade in dieser Partitur, in der fast jede Nummer sich erster Linie messen lessen - mil dem voraussehbaren spielerisch aus der Situation entwickelt, dos Orchester Ergebnis: ,,FranzLehcir ... ist al/es Weniger als ein neuer in alien Facetten schillert, jede Figur musikalisch Offenbach." Warum? ,,Alles Frivole, Leicht!uBige und charakterisiert wird. Wie er dos macht, macht ouch den Parodistisch-Freche !ehlt ihm", befand Richard Specht - Unterscheid zu Offenbach. Denn Lehar nimmt jede Figur zu Recht, nimmt man die Offenbachiade als MaBstab, zu ernst, anstatt sie der LOcherlichkeit preiszugeben, wie es Unrecht, geht man vom Textaus, den er zu vertonen hatte. einem musikalischen Satiriker anstUnde. Das will er ouch Denn dos Libretto des GbTTERGATTEN isl nichts weniger nicht sein, ebenso wenig wie Ubrigens seine Librettisten ols eine freche mythologische Porodie, dozu fehlt ihm und im Gegensatz zum gleichaltrigen Oscar Straus, der jeglicher politischer lmpuls, sowohl was die himmlische nur wenige Monate spciter auf derselben Wiener BUhne, Rolle Jupilers - nicht zufiillig ein Generaldirektor, als dem Carl-Theater, mit einer echt parodistischen Operette ouch was die milit6rische Amphitryons betrifft. Vielmehr debutierte: DEN LUSTIGEN NIBELUNGEN. sind beide durch und durch private Figuren, deren Mehr ols in den vorangegangenen WIENER FRAUEN Konflikt schwankhaft vermenschlicht wird, eine Tendenz, und selbst dem RAsTELBINDER fond Lehar im GbTTERGATTEN die dem Amphitryon-Stoff in all seinen Varionten seit zu jener musikdramatischen Geschlossenheit, die einem jeher innewohnt. DER GbTTERGATTE ist eher eine Travestie BUhnenwerk erst eigenen Charakter verleiht. Und der der Wiener Gesellschoft in antiken Gewiindern, deren findet sich
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