06.07.20 ANHEUSER-BUSCH INBEV SA – DAS BIERIMPERIUM SCHLÄGT ZURÜCK! 130,00 € Allzeithoch: 122€ (Nov. 2015) Aktueller Kurs: 46€ (Juli 2020) 13,00 € 1 © Gewinnerportfolio 06.07.20 ÜBERBLICK Wer auf dieser Welt gerne unterschiedliche Biere genießt und gelegentlich aufs Etikett schaut, der wird immer wieder auf einen Namen stoßen. Die Rede ist von DEM Bierimperium schlechthin: Anheuser-Busch InBev SA – kurz AB InBev. Quelle: AB InBev Als unangefochtener Weltmarktführer braute der belgisch-brasilianische Konzern mit Sitz im belgischen Löwen allein im Jahr 2019 über 561 Millionen Hektoliter Bier. Daraus resultierte ein Umsatz von 52 Mrd. USD und ein Nettogewinn von über 9 Mrd. USD. Mit mehr als 630 Biermarken im Angebot – darunter acht der zehn weltweit umsatzstärksten Marken – ist AB InBev mittlerweile der größte Player in der globalen Getränkeindustrie. Während der gesamte Konzern aus zahlreichen Übernahmen kleinerer und größerer Brauereien hervorging, gelang im Jahr 2016 der Mega-Deal: AB InBev, damals bereits Weltmarktführer, schluckt die Nummer 2 der Bierindustrie SAB Miller für über 100 Mrd. US- Dollar und schafft sich damit endgültig den Ruf als uneinholbarer Bier-Champion. Trotz der enormen Marktmacht und dem Status als profitabelstes Konsumgüterunternehmen der Welt mit einer operativen Gewinnmarge von überwältigenden 31% verbreitet der Blick auf die Kursentwicklung seit dem Königskauf 2016 bei den meisten Aktionären nur noch Katerstimmung. Was ist los beim Übernahmespezialisten? Ist AB InBev mittlerweile ein träge sinkendes Bier-Schiff oder ein unterschätzter Gigant mit enormem Aufholpotenzial und berauschenden Zukunftsaussichten? Das erfährst du in der folgenden Analyse. 2 © Gewinnerportfolio 06.07.20 Für Bier-Interessierte vorher aber noch ein kleiner Exkurs in die Geschichte des Biers. Wer sich ausschließlich für das Geschäftsmodell von AB InBev interessiert, kann den folgenden Abschnitt einfach überspringen. Das Bier – Eine Weltgeschichte Quelle: Terra X: Bier – Eine Weltgeschichte https://www.youtube.com/watch?v=S7DoXMTpciI Seine Anfänge hatte das Bier vor gut zehntausend Jahren, als die Menschen sesshaft wurden und Gerstenwasser zusammen mit Hopfen, das aus der Familie der Cannabispflanzen stammt, erhitzten. Das „flüssige Brot“ diente beispielsweise im alten Ägypten als Währung, indem die Arbeiter für den Pyramidenbau mit dem begehrten Getränk entlohnt wurden. Auch bei den Römern fand es große Beliebtheit, unter anderem deshalb, weil es durch das Erhitzen im Gegensatz zu dem stehenden Wasser aus Brunnen frei von Keimen und Krankheitserregern und zudem sehr nahrhaft war. Im späten Mittelalter setzte sich das Bier auch in Europa flächendeckend durch. Das heutige Bier ist demzufolge ausschließlich auf das damals von Frauen praktizierte „Hausbrauen“ zurückzuführen. Seit dem Reinheitsgebot im Jahre 1516 gewann auch deutsches Bier zunehmend an Popularität, die unter anderem vom weltweit größten Volksfest, dem Münchner Oktoberfest, verkörpert wird. Schon im Mittelalter lieferte das aus Gerste, Weizen oder anderen Getreidearten gewonnene Malz den Zucker des Bieres und bestimmt somit maßgeblich dessen Alkoholgehalt. Was jedoch lange völlig unbekannt war, ist die heute für den Gärprozess wichtigste Zutat, die Hefe. Mittlerweile sind mehr als 600.000 verschiedene Arten von Hefe-Bakterien bekannt, die das Malz letztlich zu Bier verwandeln und dabei für den individuellen, wiedererkennbaren Geschmack verantwortlich sind. Da die Brauereien in ständigem Wettbewerb standen und sich dieser mit zunehmender Urbanisierung und anschließender Globalisierung immer weiter verschärfte, gingen die Entwicklung des Bieres und der allgemeine Technologiefortschritt seit Jahrhunderten Hand in Hand. Oftmals haben die Brauereien selbst wesentliche technische Entwicklungen im Bereich von Logistik und Transport, biotechnologischer Fermentation, Handhabung von Feststoffen, Flüssigkeiten und Gasen sowie dem Energiemanagement angestoßen. Andernfalls wurden die Neuerungen in kürzester Zeit adaptiert und profitabel eingesetzt. Bierfans, die sich den Brauprozess gerne einmal von AB InBev erklären lassen würden, werden hier fündig: https://www.youtube.com/watch?v=JqKR56qk2mU&feature=emb_title 3 © Gewinnerportfolio 06.07.20 Obwohl das British Empire zu einem erheblichen Teil auf seiner erfolgreichen Bierindustrie und dem Export über Seerouten bis ins ferne Indien beruhte, waren es größtenteils deutsche Auswanderer, die auf dem jungen amerikanischen Kontinenten in St. Louis anfingen, im großen Stil Bier zu brauen. E. Anheuser & Co. nach der Übernahme der Bavarian Brewery im Jahr 1860, bevor Eberhard Anheuser seinen Schwiegersohn Adolphus Busch als Partner aufnimmt. Quelle: AB InBev Unter den deutschen Auswanderern war auch der Unternehmer Adolphus Busch, der sich bald als erfolgreichster Bierbrauer des Landes herausstellte. Er erkannte, dass Bier zukünftig weit mehr als nur ein süffiges, berauschendes Getränk sein wird. Seinen Durchbruch landete er schließlich mit dem Bier Budvar nach Budweiser Art – einer Kleinstadt in Tschechien. Als Erfolgsrezept erwies sich dessen konstante Qualität bei der Herstellung und der gleichbleibende Geschmack des leichten, untergärigen Bieres. Zusätzlich legte er Wert auf Vermarktung seines Bieres und dachte nicht nur an den Inhalt, sondern auch an die industrielle Abfüllung und Verpackung. Dabei wurde beispielsweise der heute bekannte Kronkorken erfunden. Selbst die für Brauereien ernüchternde Zeit der Prohibition von 1920 bis 1933 meisterte Anheuser-Busch, indem die Produktion auf Speiseeis, Limonade und Backhefe umgestellt wurde. Seit 1957 gilt das Budweiser als umsatzstärkste Biermarke weltweit. Aufgrund lokaler Monopole genossen die familiengeführten Großbrauereien lange ein bequemes und zugleich luxuriöses Dasein. Diesem Komfort sollte mit Beginn der 90er-Jahre jedoch bald ein schnelles Ende gesetzt werden. Zu diesem Zeitpunkt beginnt die Erfolgsgeschichte von AB InBev. 4 © Gewinnerportfolio 06.07.20 GESCHÄFTSMODELL Obwohl jedes dritte getrunkene Bier weltweit von Anheuser Busch InBev stammt, ist der Firmenname und somit auch der Konzern für viele unbekannt. Dies liegt hauptsächlich daran, dass ausschließlich die einzelnen Biermarken beworben werden. Rationalisierung und der Fokus auf das Geschäft mit dem Bier steht bei AB InBev an oberster Stelle. Entsprechend ist groß angelegte Image-Werbung für den Konzern selbst aus Sicht des Unternehmers Geldverschwendung. Um das Unternehmen kennen zu lernen und sein zugrundeliegendes Geschäftsmodell verstehen zu können, ist ein näherer Blick auf seine Historie notwendig. Historie von AB InBev Alles beginnt mit dem brasilianisch-schweizerischen Unternehmer Jorge Paulo Lemann, der bis heute mit 10% an AB InBev beteiligt ist und das Unternehmen geprägt hat wie kein anderer. Der mittlerweile 80-jährige Tennisspieler strebte ursprünglich eine Profikarriere an, entschied sich in seiner späten Jugend dann aber doch für ein Studium der Wirtschaftswissenschaften in Harvard. Mit dem Bachelor-Titel in der Tasche gründete er nach ein paar Jahren Berufserfahrung in der Bankenbranche gemeinsam mit drei weiteren Investoren 1971 die Investmentbank Banco Garantia. Sein Verhandlungsgeschick und die bald engen Kontakte zu Industriellen verhalfen ihm im Jahr 1989 zum Kauf der brasilianischen Brauerei Brahma für 60 Millionen Dollar. Damit war der Grundstein gelegt. Trotz Verkauf der eigenen Investmentbank an die Credit Suisse aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten konnten die Investmentpartner ihre Brauerei Brahma unter Führung von Lemann vollständig behalten. Nachdem Lemann seine Tennis-Profikarriere im Davis-Cup-Team nach einigen Grand-Slam-Turnieren in Wimbledon und Paris an den Nagel hing, weil er erkannt hatte, dass er es nicht unter die besten zehn der Welt schaffen könne, beschloss er: „Dann werde ich eben Weltmeister in der Wirtschaft.“ Konkret hatte er sich längst auf die Bierindustrie eingeschossen. Danach folgte eine beispiellose Übernahmeserie: 1999 wurde die brasilianische Konkurrenz Antarctica geschluckt und das Unternehmen in AmBev umgetauft. 2004 folgte die belgische Interbrew, wobei der Firmenname InBev entstand. Vier Jahr später gelang endlich die lang ersehnte feindliche Übernahme des US-Marktführers Anheuser-Busch. Diese hatte der von Forbes als „spannendster Milliardär“ betitelte Jorge Paulo Lemann bereits über 20 Jahre von langer Hand geplant. Bei dieser unternehmerischen Meisterleistung spielte Carlos Brito, die rechte Hand von Lemann, eine wichtige Rolle und agiert seitdem als ausführender Vorstandschef (CEO) des Weltkonzerns AB InBev. 5 © Gewinnerportfolio 06.07.20 Unternehmerische Führung Als sein Mentor auf Lebenszeit hatte Lemann den jungen, ehrgeizigen Ingenieur und Wirtschaftler Carlos Brito bereits 1989 bei der Banco Garantia in ein Stipendienprogramm aufgenommen. Über die gesamte Unternehmensgeschichte hinweg übertrug er Brito kontinuierlich herausforderndere, unternehmerische Aufgaben und zog sich selbst immer weiter aus dem operativen Geschäft zurück, bis er ihn letztlich im Jahr 2008 zum CEO des Gesamtkonzerns krönte. Von vorn herein hatte Lemann dabei das Ziel verfolgt, anstelle eines bloßen Managers einen kernigen Unternehmer aufzubauen, der mit endlos langem Horizont sein Bierimperium führt. Entsprechend fällt auch Britos Honorar mit 33 Millionen US-Dollar im Jahr 2019 auf den ersten Blick ziemlich üppig aus. Jedoch setzt sich diese Vergütung hauptsächlich aus Boni für erreichte Langfristziele zusammen, die meist über Jahrzehnte hinweg gestellt und mittlerweile
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