"Nur Durch Begriffe Kann Man Beides Voneinander Trennen"

"Nur Durch Begriffe Kann Man Beides Voneinander Trennen"

"Nur durch Begriffe kann man beides voneinander trennen" Zum produktiven Verhältnis von Theorie und Literatur in Yoko Tawadas deutschsprachigem Werk Masterarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Master of Arts (MA) an der Karl-Franzens-Universität Graz vorgelegt von Michaela MAYER am Institut für Germanistik Begutachterin: Univ.-Prof. Dr.phil. Anne-Kathrin Reulecke Graz, 2015 Ehrenwörtliche Erklärung Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen nicht benutzt und die den Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen inländischen oder ausländischen Prüfungsbe- hörde vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht. Die vorliegende Fassung entspricht der eingereichten elektronischen Version. Graz, am 17.08.2015 Michaela Mayer „Wenn ich von mehreren Realitäten, die nebeneinander existieren, sprechen würde, müsste ich davon ausgehen, dass jede Realität für sich steht. […] Was aber, wenn sie alle aus Wasser bestehen würden?“ (Yoko Tawada, Fremde Wasser, S. 55) Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ............................................................................................................................... 3 2 Verwandlungen : Tawadas Tübinger Poetik-Vorlesungen .................................................. 5 2.1 Einführende Bemerkungen: Tawada und die Gattung ‚Poetikvorlesung‘ ........................ 5 2.2 Die erste Vorlesung: Stimme eines Vogels oder das Problem der Fremdheit ................. 6 2.2.1 Das Problem der Fremdheit: Grundlegendes zum Verhältnis von Literatur und Theorie in Tawadas Vorlesungen ....................................................................................... 6 2.2.2 Stimme eines Vogels: Zur Verwendung des Motivs der Vogelsprache im Text ...... 10 2.3 Die zweite Vorlesung: Schrift einer Schildkröte oder das Problem der Übersetzung ... 15 2.3.1 Schrift einer Schildkröte: Zur gezielten Inszenierung des japanischen Blicks in der Vorlesung .......................................................................................................................... 15 2.3.2 Das Problem der Übersetzung: Tawadas poetologische Überlegungen zum Thema ‚Mehrsprachigkeit‘ ............................................................................................................ 21 2.4 Die dritte Vorlesung: Gesicht eines Fisches oder das Problem der Verwandlung ........ 25 2.4.1 Gesicht eines Fisches: Poetologische Überlegungen zur arbiträren Beziehung von Sprache und Wirklichkeit ................................................................................................. 25 2.4.2 Das Problem der Verwandlung: Tawadas Ausführungen zu den Potentialen einer Position des ‚Dazwischen‘ ................................................................................................ 32 3 U.S. + S.R. Eine Sauna in Fernosteuropa: Eine exemplarische Analyse von Tawadas literarischem Schaffen ........................................................................................................... 37 3.1 Einführende Bemerkungen ............................................................................................. 37 3.2 Zur formalen Beschaffenheit von U.S. + S.R.: Versuch einer Erzähltextanalyse .......... 38 3.2.1 Zu Inhalt und Aufbau: Eine erste Charakterisierung der Erzählung ........................ 38 3.2.2 Zu Chronologie und Zeitgestaltung: Eine exemplarische Analyse .......................... 39 3.2.3 Zu Stimme und Modus: Über die formale Relevanz der reflexiven Passagen in der Erzählung .......................................................................................................................... 44 3.3 Poetologisch-theoretische Bezüge: U.S. + S.R. als ein Werk der Reiseliteratur? .......... 48 3.3.1 Zum Problem der Darstellung des Fremden in der Reiseliteratur ........................... 48 3.3.2 Das Motivs des Wasser und seine Bedeutung im Text ............................................ 50 3.3.3 Reiseliteratur und Übersetzung: Zur Darstellung von sprachlicher Differenz im Text ........................................................................................................................................... 54 3.3.4 U.S. + S.R. und Anton Tschechow: Eine kritische Auseinandersetzung mit Gattungskonventionen ...................................................................................................... 58 3.3.5 U.S. + S.R. und das ‚Dazwischen‘: Zu möglichen Verweisen auf die Theorie Homi K. Bhabhas in der Erzählung ............................................................................................ 63 4 Abenteuer der deutschen Grammatik: Yoko Tawadas poetische Linguistik ................... 69 4.1 Einführende Bemerkungen ............................................................................................. 69 1 4.2 Tawadas linguistische Gedichte als eine Grammatik der Verfremdung? ....................... 70 4.3 Abenteuer der deutschen Grammatik – Gedichte? ......................................................... 72 4.3.1 Versuch einer Lyrikanalyse ..................................................................................... 72 4.3.2 Die Abenteuer der deutschen Grammatik als Texte der konkreten Poesie? ............ 78 4.4 Kultur- und gesellschaftskritische Aspekte von Tawadas Sprachverfremdung ............. 86 5 Fazit ...................................................................................................................................... 93 6 Literaturverzeichnis ............................................................................................................ 94 6.1 Primärliteratur ................................................................................................................. 94 6.2 Sekundärliteratur ............................................................................................................ 94 6.2.1 Sekundärliteratur von Tawada ................................................................................. 94 6.2.2. Sekundärliteratur über Tawada ............................................................................... 94 6.2.3 Weitere Sekundärliteratur ........................................................................................ 96 2 1 Einleitung Sich im Jahr 2015 dafür zu entscheiden, eine Masterarbeit über Yoko Tawada zu verfassen, scheint ein redundantes Unternehmen zu sein, ist das Werk der japanischstämmigen Autorin in den letzten beiden Jahrzehnten doch zu einem beliebten und viel behandelten Forschungs- thema in der internationalen Germanistik und Literaturwissenschaft avanciert. So sind etwa allein in den letzten zehn Jahren vier wissenschaftliche Sammelbände1 zu ihrer Person und ih- rem Werk erschienen. Die hier vorliegende Arbeit versteht sich daher vor allem als eine Er- weiterung und Ergänzung zu einigen der bereits bestehenden Diskurse und Untersuchungsas- pekte. Im Fokus soll hierbei die von TheoretikerInnen wie Sigrid Weigel oder Esther Kilchmann angestellte Beobachtung stehen, nach welcher in Tawadas Texten eine besonders enge Ver- bindung zwischen Literatur und Theorie vorherrscht.2 Bei Weigel heißt es hierzu etwa, dass „in ihrem [=Tawadas] Schreiben die Übergänge zwischen Poesie und Theorie fließend sind [und] beide sich gegenseitig befeuern“3. Die folgende Analyse greift diese These auf und setzt sich intensiver mit ihr auseinander, indem sie, anhand unterschiedlicher Textbeispiele, das konkrete Auftreten von Literatur und Theorie in Tawadas Werk genauer betrachtet. Dabei spielen formale Kriterien ebenso eine Rolle wie die Frage, ob, inwieweit und auf welche Art und Weise das hybride Verhältnis zwi- schen den beiden auch die Inhalte der einzelnen Texte beeinflusst und mitbestimmt. Tawada ist nämlich generell dafür bekannt, in ihren Texten Grenzen zu überschreiten bzw. durchlässig zu machen und scheinbare Gegensatzpaare – wie etwa Sprache und Körper, Mutter- und Fremdsprache oder Ost und West – produktiv miteinander zu vereinen.4 Es lässt sich daher die These aufstellen, dass das Wechselverhältnis von Literatur und Theorie in ihrem Werk nicht nur als Gestaltungsmittel, sondern auch als Ausgangspunkt und/oder Einflussfaktor für 1 Vgl. Yoko Tawada. Hrsg. von Heinz Ludwig Arnold. München: edition text + kritik 2011. (= Text + Kritik. Zeitschrift für Literatur. 191/192.); L’oreiller occidental-oriental de Yoko Tawada. Hrsg. von Bernard Banoun und Linda Koiran. Paris: Didier Érudition 2010. (=Etudes germaniques. 65/3.); Yoko Tawada. Fremde Wasser. Vorlesungen und wissenschaftliche Beiträge. Hrsg. von Ortrud Gutjahr. Tübingen: konkursbuch Claudia Gehrke 2012.; Yoko Tawada: Voices from Everywhere. Hrsg. von Doug Slaymaker. Lanham: Lexington 2007. 2 Vgl. Esther Kilchmann: Enden der Einsprachigkeit. Intrakulturelle Schreibweisen in der deutschen Gegen- wartsliteratur bei Yoko Tawada und Tim Krohn. In: Vielheit und Einheit der Germanistik weltweit. Interkultura- lität als Herausforderung und Forschungsparadigma der Literatur und Medienwissenschaft. Hrsg. von Franciszek Grucza. Frankfurt am Main [u.a.]: Peter Lang 2012. (=Publikationen der Internationalen Vereinigung für Ger- manistik. 12.) S. 72. 3 Sigrid Weigel: Suche nach dem E-Mail für japanische Gespenster. Yoko Tawadas Poetik am Übergang diffe- renter Schriftsysteme. In: Yoko Tawada: Fremde Wasser. Vorlesungen und wissenschaftliche Beiträge. Hrsg. von Ortrud Gutjahr. Tübingen: konkursbuch

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