Jahrbuch Für Brandenburgische Landesgeschichte. - 2.1951

Jahrbuch Für Brandenburgische Landesgeschichte. - 2.1951

Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte. - 2.1951 Landesgeschichtl. Vereinigung Berlin 1951 eBooks von / from Digitalisiert von / Digitised by Humboldt-Universität zu Berlin ß hiVi Ittlirliuöi bra n b m ü u rß ifdi r {ontogpfdiiiiire 1951 Jahrbuch für brandenburgische Landesgesehichte 2. Band Herausgegeben im Auftrage der Landesgeschichtlichen Vereinigung für die Mark Brandenburg e. V. von Martin Henning und Dr. Heinz Gebhardt Berlin 19 5 1 Auslieferung durch die Fontane-Buchhandlung, Dora Pohlmann, Berlin-Neukölln, Hermannstr. 54 Genehmigt durch die Amerikanische Militärregierung Berlin (13.627) INHALT Dr. Günter Stein: Berlins Stadtmauer (mit 4 Abbildungen) 1 Erich B. Zornemann: Berlin im Leben und Werk Wilhelm Raabes ....... 4 Gertrud Schacht geb. Mengel: . Meine Erinnerungen an Theodor Fontane 9 Dr. Mario Krammer: Aus Theodor Fontanes Jugendland . , 10 Dr. Hermann F r i c k e : Dobbertin. Eine erhalten gebliebene Fontanestätte ..... 20 Dr. Berthold Schulze: Der Anteil der Zisterzienser an der ostdeutschen Kolonisation, besonders in Brandenburg 20 Prof. Dr. Willy Hoppe: Bieserithai. Zur askanischen Besitzergreifung des Barnim (m. 2 Skizzen) 26 Harry Methling: Das Wunderblut von Wilsnack ............ 30 Dr. Emil Schwartz: Beiträge zur Geschichte der Reformation in der Mark Brandenburg I. Das Ausscheiden der nördlichen Uckermark aus der Diözese des Bistums Kammin .35 II. Der Prozeß des Prenzlauer Kalands gegen Dorothea Sander (1537-1543) 37 Max K r ü g e 1: Buckow in vor- und frühgeschichtlicher Zeit (m. 3 Abb. u. 3 Skizzen) 39 Dr. Georg Klünder: Die Zauche und ihre Pfarreien bis 1600 . • . 47 Prof. Dr. Hermann M i t g a u - Göttingen : Alt-Frankfurter Studententrachten (mit 4 Abbildungen)' . .69 Bücherschau: Dr. Kurt Meyer, Alt-Berliner politisches Volkstheater (1848 -1850) 75 Walter Stengel, Quellenstudien zur Berliner Kulturgeschichte: Spiele, Masken, Tierliebhabereien . .... -75 Paul Ortwiri Rave, Wilhelm von Humboldt und das Schloß zu Tegel 76 Mario Krammer, Alexander v. Humboldt. Mensch ~ Zeit — Werk 76 Personen-, Sach- und Ortsverzeichnisse .. .... * * * Günter Stein: Berlins Stadtmauer Im Sommer 1948 wurden im Stadtzentrum von Ber­ [0,01 m] zuzuzählen wären. Als Baumaterial kamen der lin, das durch Luftangriffe schwer gelitten hatte, Ent­ Feldstein und der Backstein zur Verwendung: der trümmerungsarbeiten durchgeführt. Dabei stieß man Feldstein in unregelmäßigen, verschieden großen im Zuge der Neuen Friedrich- und Waisenstraße auf Brocken meist in den unteren Teilen des Mauerwerks, starke und hohe Mauerreste, die mit Sicherheit zur z. T. als Füllmauerwerk, der Backstein (im „Kloster­ mittelalterlichen Befestigung Berlins gehören1). Ber­ format" mit durchschnittlichen Abmessungen von liner Tageszeitungen brachten Fotos und kurze No­ 28X14X9—10 cm, meist im sogenannten gotischen Ver­ tizen darüber. Zwei Reihen alter, kleiner Häuser, die band [2 Läufer, 1 Binder])3) in den oberen Teilen der gegen Osten von der Neuen Friedrichstraße, gegen Mauer (siehe Skizze). Durch nachmittelalterhche und Westen von der Waisenstraße begrenzt wurden, trug neuzeitliche Anbauten ist das Mauerwerk sehr verun- man bis auf einige Halbruinen vollkommen ab. Die klärt, auch sind Feldstein- und Backsteinmauerweise dabei zwischen ihnen zufällig freigelegten Mauerzüge, nicht immer in einer bestimmten Höhe scharf vonein­ deren Erhaltung von zuständiger Seite veranlaßt ander getrennt, sondern greifen ganz verschieden in­ wurde, sind die Reste des mittelalterlichen Mauer­ einander über (Abb. 4). ringes, der an der Ostseite des alten Berlin vom mittel­ alterlichen Stralower Tor (heute Stralauer — Schickler Am ersten Mauertrakt überwiegt auf der Feldseite Straße) am Grauen Kloster vorbei bis zum mittelalter­ der Feldstein als Baumaterial, während auf der Stadt­ lichen Oderberger Tor (heute Königstraße) führte. In seite der Feldstein als Sockel anfangs auf 9 m Länge nachmittelalterlicher Zeit waren von beiden Seiten 2,45 m hoch, anschließend 1,40 m, 2,20 m und 0,50 m 2 hoch erhalten ist. Darauf folgen in der Regel eine Roll­ Häuser an diese Mauer gebaut worden ), wobei das schicht und mehrere Backsteinschichten (Abb. 2), von Äußere der Wehranlage durch An- und Umbauten, denen gewöhnlich je neun auf den steigenden Meter Durchbrüche oder Verputz z. T. erheblich verändert kommen. Hier ist auch Feldstein als Füllmaterial ver­ wurde, die Bausubstanz als solche aber in großen wendet worden. Die Backsteine liegen im „gotischen" Teilen erhalten blieb. Verband, doch wechseln stellenweise auch jeweils drei Die Mauerreste beginnen etwa 55 m nördlich der Läufer mit einem Binder (siehe Skizze A). Der nörd­ Stralauer Straße und ziehen sich in sanfter Krümmung lich folgende niedrige zweite Mauerzug besteht an der nordwestlich immer parallel zum Verlaufe der Neuen Feldseite aus Feldsteinen, an der Stadtseite ist er Friedrichstraße bis in die Nähe der Klosterkirche hin. größtenteils mit neuzeitlichem Mauerwerk verblendet. 5 m hinter dem Hause Waisenstr. 3 beginnt mit seinem Stellenweise sind auch mittelalterliche Backsteine südlichen Ende (Abb. 1) ein 61,50 m langer Mauerzug, sichtbar. — Der daran anschließende dritte Mauerteil der nach 28,40 m. um weniges die anfängliche Richtung — wegen seiner Höhe von über 4 m von dem vorigen nach Osten verläßt (Abb. 2). In dieser Richtung folgt unterschieden — besteht nur aus Backsteinen, die sauber nach einer Unterbrechung von 8,60 m ein zweiter Trakt im „gotischen" Verband vermauert sind. Auf der von 15,90 m, dem sich ein drittes, 6,10 m langes Feldseite lassen die abgebrochenen Binder erkennen, Mauerstück direkt anschließt. Hier endet die Mauer daß dort die äußeren Schichten in nachmittelalterlicher wiederum, um sich nach 14,50 m nur auf der Feldseite, Zeit abgetragen worden sind. Auf der Stadtseite sind also von der Neuen Friedrichstraße aus, zugänglich, an der Stadtseite aber von den Häusern Waisenstr. 14, 15 (Gasthaus „Zur letzten Instanz") und 16 verbaut, weiterhin fortzusetzen. Dieser vierte Trakt, der hinter einem kleinen Gebäude neuesten Datums (etwa 22 m lang) verschwindet, wird nach diesen 22 m, einer wei­ teren Unterbrechung von etwa 8 m (zur Parochial- straße gehöriger Zugang) sowie weiteren etwa 21 m, nun aber wieder westwärts gerichtet, in einem fünften, 13,50 m langen Mauerstück greifbar (Abb. 3). Dann sind bis zur Südseite der Apsis der Klosterkirche, d. h. also auf etwa 75 m, keine Mauerreste über der Erde sichtbar. Weiterhin wurde im Zuge der mittelalter­ lichen Stadtmauer kein Mauerwerk mehr gefunden. Die Höhe der erhaltenen Mauerteile ist sehr unter­ schiedlich. Sie beträgt auf der Stadtseite am südlichen ersten Mauertrakt etwa 4 m, nach 28,50 m Länge etwa 4,50 m und am Ende dieses Mauerzuges dann nur noch 2,33 m. Der zweite, 15,90 m lange Mauerrest ist sehr niedrig, die größte Höhe beträgt hier auf der Stadtseite 0,90 m. Das daran anschließende dritte Stück ist an der Stadtseite 4,35 m hoch. Der vierte, nur an der Feldseite freiliegende Mauertrakt von 25,10 m Länge ist dort bis zu 4,90 bis 5 m, das fünfte und letzte Stück von 13,50 m Länge an der Stadtseite bis etwa 3 m hoch. Die Mauerstärke beträgt knapp über dem heutigen Niveau der Stadtseite am ersten und fünften Mauer­ trakt 1,10 m, in 2 m Höhe 1 m, die Stärke des dritten (nur aus Backsteinen bestehenden und der äußeren Schichten beraubten) Stückes unten 0,72 m, in 2 m Höhe 0,65 m, über 4 m Höhe nach einem Absatz im Mauerwerk nur noch 0,35 bis 0,40 m, wobei jeweils noch 0,15 m (verlorene Steinschicht [0,14 m] + Fuge Abb. 1. Mauerstück 1 (Stadtseite) vom heutigen Niveau 36 Schichten (= 4 m) zu zählen, während welcher die Mauer in ihrer Stärke von unten WT^^l 0,72 m bis 0,65 m in 2 m Höhe und bis etwa 0,58 m in der 36. Schicht abnimmt, wobei zu jeder Schicht 0,15 m zuzuzählen sind, um auf die ursprüngliche Mauer­ stärke zu kommen. Über dieser Schicht ist ein deut­ licher Absatz an der Stadtseite zu erkennen, während sich die Mauer um weitere drei Backsteinschichten an der Feldseite, etwa 0,35 m—0,40 m (H- 0,15 m) stark fortsetzt, offenbar der Rest einer Brüstungsmauer, die einen auf dem Absatz aufsetzenden, nach hinten aus­ kragenden Wehtrgang gedeckt haben wird, für dessen Vorhandensein etwa 0,30X0,20 m große und etwa 0,20 m tiefe Balkenlöcher im Abstand von 0,40 m vonein­ ander in Höhe der 35. und 36. Schicht Zeugnis ab­ legen können. Gleichem Zweck könnten ähnliche Bal­ kenlöcher an der Stadtseite des ersten Mauerzuges ge­ dient haben, die sich dort ebenfalls am Mauerabsatz, aber nur in 3,55 m Höhe — über einem Feldsteinsockel von 2,20 m und 12 Backsteinschichten — befinden (Abb. 2, oberhalb des Backsteinmauerwerks und unter­ halb des Verputzes undeutlich zu erkennen). — Der Abb. 2 Mauer stück 1 (Stadtseite) vierte, an der Feldseite über 25 m lange zugängliche Mauerzug besteht nur aus Backsteinen. Die äußeren Was uns an spärlichen Einzelheiten über das Äußere Schichten sind bis in 2—2,50 m Höhe verloren, setzen der' mittelalterlichen Ringmauer überliefert ist, paßt aber durch ihre Binder mit den hinteren Schichten in zum Befund der Reste, so daß sich, wenigstens für Verband gehalten darüber an (vgl. dazu Skizze C). diesen Teil des Mauerringes, Holtzes Angaben im Zählt man die unten sichtbaren Schichten des großen und ganzen bestätigen lassen: „unten fast inneren Mauerwerks und die oben erhaltenen vor­ durchweg aus großen, fest vermauerten Feldsteinen, deren Schichten, dann kommt man auf 44 bis oben aus Backsteinen bestehend, war sie, wie wir aus 46 Schichten über dem heutigen Niveau der Feld­ den Resten erkennen, meist 6 Fuß (etwa 1,80—2 m) seite, das 0,30—0,40 m höher als das der Stadt­ dick". In der Einschränkung „fast durchweg" wird seite ist, man kommt also auf etwa 5 m Höhe der offensichtlich der jetzt bestätigten Tatsache Rechnung Mauer auf der Feldseite. Hier sind auch drei (später getragen, daß die Mauer streckenweise auch unten nur vermauerte) Schießscharten sichtbar. Sie beginnen aus Backsteinen bestand. Holtze fährt dann fort: „nicht über der 35. Schicht, also in knapp 4 m Höhe, sind überall jedoch, hinter dem Grauen Kloster z.

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