Die Zeitschrift des Katholischen Militärbischofs für die Deutsche Bundeswehr Soldat in Welt und Kirche 04I18 101. Katholikentag 2018 Suche Frieden Reportage vor Ort: Nachruf „Was kommt nach dem Krieg? zum Tod von Die Suche nach Frieden“ Karl Kardinal Lehmann ISSN 1865-5149 Editorial © KS / Doreen Bierdel Liebe Leserinnen und Leser. Für die Ausgabe April, die sich einen Monat vor Beginn des Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), der deutschen 101. Deutschen Katholikentags in Münster mit dessen Leit- Sektion Pax Christi und Ordensleute für den Frieden ein- motto „Suche Frieden“ befasst und damit einen Beitrag aus schließlich der Initiative Kirche von unten (IKvu) verstanden Sicht der Katholischen Militärseelsorge leisten möchte, ist sich dabei als Teil der damaligen Friedensbewegung. Die es lohnenswert, 35 Jahre zurückzublicken. Katholikentage 1982 in Düsseldorf und 1984 in München gaben davon beredtes Zeugnis. Am 18. April 1983 veröffentlichten die Katholischen Bischö- fe das Wort der Deutschen Bischofskonferenz „Gerechtig- Die damals von Helmut Kohl (CDU) geführte Bundesregie- keit schafft Frieden“. Was bewegte die Bischöfe vor nun rung bezog unmittelbar nach dem Erscheinen des Bischofs- 35 Jahren, sich in einem eigenen Hirtenwort sowohl an die worts Stellung: „Das Hirtenwort nimmt von hoher theologi- Christgläubigen als auch an die Politik in Deutschland zu scher und ethisch-moralischer Warte Stellung zum zentralen wenden? Es zielte u. a. auf den Beschluss der Außen- und Problem unserer Zeit, der Wahrung und der Sicherung des Verteidigungsminister des Nordatlantischen Bündnisses Friedens in Freiheit“, so der Beginn der Stellungnahme. (NATO) vom 12. Dezember 1979 ab, 572 neue Mittelstre- „… von hoher theologischer und ethisch-moralischer War- ckenraketen in einem Mix von Cruise-Missiles (Marschfl ug- te“ – Wer den Politjargon kennt, der weiß, was hinter einer körper) und Pershing II als Antwort auf die fortdauernde solchen Formulierung steckt: „Vergiss es – das ist nichts Stationierung sowjetischer SS20-Raketen in Europa eben- Praktisches“, so könnte man es bösartig übersetzen. falls zu stationieren. Zusammen mit westlichen Angeboten und Vorschlägen zu Rüstungskontrollverhandlungen an die Zeitgleich veröffentlichten 1983, also im Jahr der entschei- UdSSR ging dieses westliche Vorhaben, welches nicht un- denden Phase der Genfer Verhandlungen zwischen den wesentlich vom damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt Vereinigten Staaten von Amerika und der Sowjetunion über (SPD) in seiner Londoner Rede vor dem Internationalen Ins- die Begrenzung der Mittelstreckenraketen, nicht weniger als titut für Strategische Studien (IISS) im Oktober 1977 initiiert zwölf Bischofskonferenzen Pastoralschreiben zum Frieden. worden war, als „NATO-Doppelbeschluss“ in die darauf fol- Besondere Aufmerksamkeit jedoch fand das Hirtenwort genden Auseinandersetzungen mit der sogenannten „Frie- der US-amerikanischen Bischofskonferenz „The Challenge densbewegung“ in die Geschichte der Bundesrepublik ein. of Peace: God‘s Promise and Our Response”, vom 3. Mai 1983. Im Kern ging es in allen damals veröffentlichen Hir- Kaum eine andere politische Entscheidung seit der Wieder- tenworten um die Frage nach der ethischen Begründung für bewaffnung in den 50er Jahren hatte in Deutschland – und oder gegen den Besitz, die Drohung und den (Erst-)Einsatz auch darüber hinaus in Europa – zu derart kontroversen von Nuklearwaffen. Leitende Frage war: „What happens, Auseinandersetzungen geführt. Große Teile des westdeut- when deterrence fails?“ Eine Frage, die auch heute in ei- schen Verbandskatholizismus, darunter der Zusammen- nem neuen Licht gestellt werden darf und soll. schluss der katholischen Jugendverbände im Bund der Josef König, Chefredakteur Impressum Herausgeber dingt die Meinung des Herausgebers KOMPASS. Soldat in Welt und Kirche Der Katholische Militärbischof für die wieder. Für das unverlangte Einsenden ISSN 1865-5149 Deutsche Bundeswehr von Manuskripten und Bildern kann keine Gewähr und für Verweise in das Redaktionsanschrift Verlag, Druck und Vertrieb Internet keine Haftung übernommen KOMPASS. Soldat in Welt und Kirche Verlag Haus Altenberg werden. Bei allen Verlosungen und Am Weidendamm 2 Carl-Mosterts-Platz 1 Preisausschreiben in KOMPASS. Soldat 10117 Berlin 40477 Düsseldorf in Welt und Kirche ist der Rechtsweg Telefon: +49 (0)30 20617-421/-420 ausgeschlossen. Telefax: +49 (0)30 20617-499 Leserbriefe E-Mail: kompass@katholische- Bei Veröffentlichung von Leserbriefen Internet soldatenseelsorge.de behält sich die Redaktion das Recht auf www.katholische-militaerseelsorge.de Chefredakteur Josef König (JK) Kürzung vor. Redakteur Jörg Volpers (JV) Social Media Redakteurin Friederike Frücht (FF) Hinweis Bild, Layout und Satz Doreen Bierdel Die mit Namen oder Initialen gekenn- Lektorat Schwester Irenäa Bauer OSF zeichneten Beiträge geben nicht unbe- Inhalt 4 Titelthema Aus der Militärseelsorge Rubriken 101. Katholikentag: Suche Frieden 4 Vor 35 Jahren 16 „Was kommt nach dem Krieg?“ 15 Kolumne des Wehrbeauftragten „Gerechtigkeit schafft Frieden“ Podiumsdiskussion in Hamburg 19 Kompass Glauben: Geheimnis 5 Wie ist es um den Frieden 18 „Tradition suchen oder bestellt? von Dr. Enrico Fels Tradition schaffen?“ 20 zum LKU: Demut (Teil I) 100. Akademiegespräch in 9 „Willst Du den Frieden, München 24 Mutige Zeugen: Abbé Franz Stock rüste zum Krieg!“ Kommentar von Oberst 21 Nachruf auf Kardinal Lehmann 26 Auf ein Wort: Ostern für Zweifler Rüdiger Attermeyer, GKS 22 Weltfriedenstag in Hamburg 28 Filmtipp: STRONGER 10 Interview mit dem „Justitia et Pax“-Vorsitzenden 23 Militärbischöfe beim 29 Glaube, Kirche, Leben: Bischof Dr. Stephan Ackermann Bundespräsidenten • Hallo, hier ist Leni! • Woche für das Leben 2018 12 Suche Frieden – Auftrag und 23 Familienwochenende am Sehnsucht ein Kommentar von Möhnesee 30 Medien: Relaunch der Internetseite Prof. Dr. Thomas Sternberg, ZdK 27 40. Kreuzweg des Pfarramts 30 VORSCHAU: 14 Buchrezension: Veitshöchheim – einmal anders Unser Titelthema im Mai Kampf um die Ukraine 27 Tag der Archive 31 Rätsel Titelbild: © KS / Doreen Bierdel 60. Internationale Soldatenwallfahrt Lourdes 2018 Pacem in terris Friede auf Erden Die deutsche Katholische Militärseelsorge fährt auf Einladung des französischen Militärbischofs von Mittwoch, 16.5., bis Dienstag, 22.5.2018, zur 60. Internationalen Soldatenwallfahrt nach Lourdes. Teilnehmen können Angehörige der Bundeswehr mit deren Familien sowie unter bestimmten Vorausset- zungen Reservistinnen und Reservisten zwischen 16 und 65 Jahren. In Lourdes erwartet Sie ein sowohl geistliches als auch kamerad- schaftliches Programm. Nähere Informationen zum Teilnehmerkreis und zur Anmeldung erfahren Sie nur beim für Sie zuständigen Katholischen Militärpfarr- amt! Weitere und stets aktualisierte Informationen im Internet unter www.kmba.de und www.katholische-militaerseelsorge.de. DAMALS Vor 35 Jahren „Ziel des militärischen Titelthema Beitrags zur Friedens- sicherung darf daher unter den heutigen Deutsche Bischöfe: Vernichtungskrieg ist niemals erlaubt! Bedingungen nicht die Kriegführung, sondern Am 18. April 1983 legen die katholi- muss die Verhinderung schen Bischöfe in der Bundesrepublik Deutschland ein gemeinsames Hir- des Krieges sein, und tenwort mit dem Titel „Gerechtigkeit schafft Frieden“ vor. Auch in anderen zwar jeden Krieges.“ Staaten erscheinen jetzt, zwanzig Jah- re nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil und inmitten der Diskussion um die Aufstellung von Pershing-Raketen im Zuge des NATO-Doppelbeschlusses, kirchliche Erklärungen zum Frieden. Bereits einige Monate vorher haben die katholischen Bischöfe in der DDR einen knapp und prägnant formulier- ten Hirtenbrief zum Weltfriedenstag verkündet, in dem sie dem fragwürdig erscheinenden Konzept des „Gerech- ten Krieges“ das in der Bergpredigt Gerechtigkeit schafft Frieden. verankerte Ideal der Gewaltlosigkeit Wort der Deutschen Bischöfe zum Frieden, gegenüberstellen. Ihre westdeutschen hrsg. vom Sekretariat der Kollegen erwecken mit ihrem über Deutschen Bischofskonferenz, 70-seitigen, elaborierten Text auf den 18. April 1983 ersten Blick den Eindruck, ein Do- kument in erster Linie für friedens- ethisch versierte Kenner der Materie Die Bischofskonferenz ächtet nicht nur verfasst zu haben. Dennoch erregt das die nukleare Abschreckung, die „auf Hirtenwort angesichts seiner nicht min- Dauer kein verlässliches Instrument der prägnanten Formulierungen auch der Kriegsverhütung“ sei, sondern den außerkirchliche Aufmerksamkeit. In ei- Krieg an sich: „Ziel des militärischen ner Mischung aus Verwunderung und Beitrags zur Friedenssicherung darf da- Anerkennung kommentiert Der Spiegel: her unter den heutigen Bedingungen „Zum ersten Mal meldet hier eine Ins- nicht die Kriegführung, sondern muss titution, die sich im politischen Spekt- die Verhinderung des Krieges sein, und rum der Bundesrepublik so konservativ zwar jeden Krieges.“ Der Einsatz von wie möglich aufführt, massive Zweifel Massenvernichtungswaffen, so die Bi- an einem geheiligten Kodex westdeut- schöfe, sei „durch nichts zu rechtferti- scher Sicherheitspolitik an, wie sie gen. Der Vernichtungskrieg ist niemals bislang nur von links zu hören war: an ein Ausweg, er ist niemals erlaubt.“ der moralischen Erlaubtheit der militäri- schen Abschreckung.“ Dr. Markus Seemann 4 Kompass 04I18 Wie ist es um den Frieden derzeit in der Welt bestellt? von Dr. Enrico Fels, Leiter der Forschungsgruppe „Sicherheit und Diplomatie“ am Center for Global Studies der Universität Bonn Titelthema ie Bedeutsamkeit von Frieden für hochdeutschen
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