Z 8398 C Informationsdienst der Christlich Demokratischen Union Deutschlands Union in Deutschland Bonn, 6. April 1972 Kein Junktim • OSTPOLITIK Die Ansichten der Union zur Ostpolitik der Bundesregierung Berlin - Ostverträge verdeutlichen Parteivorsitzender Or. Rainer Barzel und der stell- Die CDU/CSU-Fraktion begrüßt es ausdrücklich, daß den vertretende Bundesvorsitzende Westberlinern zu Ostern die Gelegenheit gegeben war, ihre Dr. Gerhard Stoltenberg. Verwandten in Ost-Berlin und der „DDR" zu besuchen. Da- Dabei wird auf das durch wurde ein dosiertes Stück menschlicher Erleichterung bevorstehende Gespräch am gewährt, das ihnen seit Jahren grundlos und willkürlich ver- 12. April zwischen Bundeskanzler weigert wird. Natürlich täuscht die Freude über einen Zipfel Brandt und der Spitze der von Freizügigkeit nicht darüber hinweg, daß es einen Ost- Unions-Fraktion eingegangen. West-Verkehr auch zu Ostern nicht gab, und daß die soge- Seite 5 und Seite 7 nannte „Geste des guten Willens" als Art psychologischer Einmischung in die Diskussion um die Ostverträge lanciert war. Die Erfahrungen der Ostertage haben jedermann in der • PARLAMENT Welt deutlich gemacht, mit welcher Aufmerksamkeit ein Vor- Bundestagspräsident von Hassel gang beobachtet worden ist, der sonst überall zu den selbst- gibt einen Einblick in die verständlichen Tatsachen des Alltags gehört. Arbeitsweise des Parlaments. Die CDU/CSU hofft, daß die Bundesregierung endlich damit Was geschieht, wenn der aufhört, das von den Alliierten ausgehandelte Berlin-Abkom- Bundeskanzler zurücktritt? Gibt men, so wie es die Sowjets wollen, aufs engste mit einer In- es einen Fraktionszwang? Wie kraftsetzung der Ostverträge zu verquicken. Die Bundesregie- steht es mit der wirtschaftlichen rung weiß genau, daß keiner der westlichen Alliierten das von Unabhängigkeit unserer ihr selbst konstruierte Junktim zwischen dem Vier-Mächte- Abgeordneten? Abkommen und den Ostverträgen gewollt hat. Sie weiß, daß Dokumentation die Weigerung der Sowjetunion, das Berliner Vier-Mächte-Ab- kommen zu unterzeichnen, bereits einen Vertragsbruch dar- stellt. • NPD Die Bundesregierung kann sich nur noch den östlichen Das von der Linken verbreitete Umarmungsversuchen entziehen, wenn sie unmißverständlich Ammenmärchen, daß NPD- klarstellt, daß die österlichen Begegnungen in Ost-Berlin aus- Wähler mit naturgesetzmäßiger schließlich auf das alliierte Berlin-Abkommen zurückzuführen Folgerichtigkeit zur CDU sind und die Ratifizierung der von ihr ausgehandelten Ostver- überwechseln, widerlegt träge eine Sache des einzigen freigewählten deutschen Parla- CDU-Sprecher Weiskirch ments, nämlich des Deutschen Bundestages, ist. anhand von Wahlanalysen. Dr. Werner Marx, MdB Seite ß Union in Deutschland - Informationsdienst der Christlich Demokratischen Union Deutschlands. Redaktion: Karl Hans Roos, Anton Georg Grützner, Dr. Peter Wellert. 53 Bonn, Konrad-Adenauer-Haus, Tel. 2021 Informationen zwar als private Meinung auf die Ratifizierung der Ostver- Kontroverse über respektieren, er sei aber träge nennt die Pariser Wirt- Menschenrechte „selbstverständlich nicht kirch- schaftszeitung „Les Echos" die lich maßgebend". Die Unter- zu Ostern vorübergehend in zeichner hätten kein Monopol Kraft gesetzten Erleichterungen Die Berliner Mauer war Gegen- für die Versöhnung. Evange- im Berlin-Verkehr: „Indem die stand einer Kontroverse in der lische Persönlichkeiten wie Behörden der ,DDR' den West- New Yorker UN-Menschenrechts- Richard von Weizsäcker und berlinern ,auf einseitige Weise' kommission. Der US-Delegierte Gerhard Schröder hätten z. B. und sogar vor der Ratifizierung William Schaufele bezeichnete andere Vorstellungen von einem der Verträge mit Moskau und die Mauer als Beispiel für die Weg zur Versöhnung mit dem Warschau durch Bonn erlaubten, Einschränkung der Bewegungs- Osten. sich nach Ost-Berlin oder in die freiheit und wies darauf hin, daß Deutsche Demokratische Repu- 1971 rund 4400 „DDR"-Bürger blik zu begeben, leisten sie Bun- unter Lebensgefahr über See deskanzler Brandt in dem harten nach Dänemark und Schweden „Zusätzliche Kampf, den er im Bundestag für oder über Stacheldraht und Mi- Erklärungen" seine Ostpolitik wird führen müs- nensperren aus dem Machtbe- sen, einen beträchtlichen Dienst. reich der „DDR" geflohen seien. NRW-Ministerpräsident Kühn Der Beschluß der ,DDR'-Behör- Diese Ausführungen bezeichnete (SPD) bei seiner Ankunft in den vervollständigt gleichfalls der Sowjetdelegierte Jewdokejew Moskau: „Natürlich wird sehr die Akte des Kanzlers im Hin- als „Wiedererweckung von Erin- wichtig sein, was ich von den blick auf die bedeutende Begeg- nerungen an den kalten Krieg". sowjetischen Politikern an zu- nung, die er nach Ostern mit dem Die Kontroverse entwickelte sätzlichen Erklärungen in bezug christlich-demokratischen Oppo- sich bei einer Debatte darüber, auf die Situation rund um die sitionschef, Rainer Barzel, haben ob Menschen Rechtens ihr Hei- Verträge erfahre." wird. Aber das Plädoyer Brandts matland verlassen dürfen. Ein würde zweifellos noch mehr Ge- weiterer Ansatzpunkt für die US- Ein Journalist fragt: „In wel- wicht haben, wenn die .Mauer in Kritik war im gleichen Zusam- cher Hinsicht möchten Sie zu- beiden Richtungen' überschritten menhang die Situation der so- sätzliche Erklärungen haben? werden könnte. Für den Augen- wjetischen Juden. Was erscheint Ihnen erklärens- blick ist es nun noch nicht so wert?" weit, und es gibt kaum Anzei- Antwort von Kühn: „Ich würde chen, daß die ,DDR' geneigt ist, Kern Monopol meinen, daß die Verträge an die ungeheuerliche Anlage von für Versöhnung sich klar sind, daß die Absich- Minenfeldern, Stacheldrahtver- ten der beiden Regierungen hauen und Fallen, die Europa sehr deutlich sind. Aber ich weiterhin in zwei Teile schneidet, Dem mit dem Anschein einer glaube, daß doch in einigen zu beseitigen." kirchenamtlichen Verlautbarung Fragen es gut wäre, wenn zu- Der Londoner konservative versehenen Aufruf der 25 evan- sätzliche, verdeutlichende Er- „Daily Telegraph" schreibt: „Die gelischen Theologen und Laien klärungen gegeben werden Reiseerleichterungen für die vom 29. März liegt eine Initia- könnten, das heißt nichts Neues. Westberliner zu Ostern sind na- tive von Professor Dr. Ludwig Ich bin auch nicht zur Verhand- türlich als ein .Bonbon' gedacht, Raiser zugrunde. In weiten lung berechtigt, und auch nicht um die Ratifizierung der Ver- evangelischen Kreisen herrscht der Auffassung, daß dies not- träge zwischen Westdeutschland, Verwunderung über den Aufruf, wendig sei in bezug auf den Rußland und Polen... zu för- der nur zwei Tage nach der von Inhalt der Verträge. dern und die wichtigen Land- der EKD ergangenen Ermah- tagswahlen in Baden-Württem- nung, sich nicht in die politische Aber es könnte manches eine berg zu beeinflussen. Sie werden Diskussion einzumischen, lan- Nuance deutlicher gesagt wer- den. Das wäre für die Ratifika- zu Pfingsten wiederholt. Wieder ciert wurde. einmal kann nur gesagt werden, tion von großer Wichtigkeit." Dem Aufruf ist bekanntlich daß die Verträge, so wie sie sich der leitende Bischof der „Ver- bieten, viel fortgeben und wenig einigten Evangelisch-Lutheri- gewinnen. Ein Passierschein schen Kirche Deutschlands" Schützenhilfe durch die Mauer in einer Rich- (VELKD), Dr. Hans-Otto Wölber tung ist es nicht wert, daß man (Hamburg), energisch entgegen- Eine willkommene Schützen- dafür den Hauptpassierschein getreten. Man müsse den Aufruf hilfe für Willy Brandt im Hinblick verkauft." Informationen gemeinschaft wird und weltweit schaft, Klaus von Dohnanyi, die Bessere einer Politik der Preisstabilität ihm zufallende Führungsrolle vor Konjunkturpolitik den Weg ebnet. allem durch eine realistische Ab- stimmung der Bildungsplanung auf die Praxis wahrnehmen wird. Die Alternative zur jetzigen Dieses verstärkte und ideolo- Koalition ist ein anderes politi- Will Regierung giefreie Engagement ist nach sches Klima, ist eine andere po- Pressefreiheit Meinung des DBB erforderlich, litische Konstellation, ist eine einschränken? um den bereits eingetretenen neue unverbrauchte, solide Bun- Vertrauensschwund gegenüber desregierung, die ihre Arbeit den Bildungsreformplänen der unter den Kernsatz stellt: „Soli- Will die Bundesregierung die Bundesregierung auszugleichen. dität und Stabilität". Pressefreiheit einschränken? Die Auffassung der CDU/CSU Diese Frage stellt für die Be- zur gesamtwirtschaftlichen Sanie- antwortung im Deutschen Bun- rung stellten ihre Sprecher in destag der CDU/CSU-Abgeord- Stopp für Ehmke einem Fünf-Punkte-Programm nete Heinrich Gewandt, der sich dar: Es gibt keine rasche Wie- damit beschäftigt, daß nach derherstellung zum Normalen. Pressemeldungen die Bundesre- Nachdem der Bundesrech- gierung die Weiterführung der in Nach allem, was geschehen ist, nungshof kürzlich in einem Gut- und noch mehr nach allem, was München bestehenden amerika- achten feststellte, daß im Bun- nischen Sendestationen „Radio unterlassen ist, muß sich die deskanzleramt eine Reihe von Free Europe" und „Radio Li- Wirtschaft der Bundesrepublik festen Mitarbeitern aus dem auf eine langfristige Sanierung berty" nur zugesagt hat, wenn Titel Honorare (800 000,- DM) be- einrichten. „Da nützt kein politisches Wohlverhalten und soldet werden und dies mit dem die Unterstützung der Ostpoli- Schwitzbad über Nacht mehr." Status der hoheitlichen Befug- Im einzelnen: tik nicht beeinträchtigt würden. nisse nicht in Einklang zu brin- Daß, wenn diese Meldung zu- gen sei, forderte das Bundes- Die Politik der CDU/CSU wird trifft, die Pressefreiheit in Gefahr kanzleramt nunmehr zusätzlich
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