26./27. APR 2019 Big Band und Orchester SAISON 19 /20 DIE NEUEN ABOS SIND DA! Marek Janowski Chefdirigent und künstlerischer Leiter ab 2019 / 2020 [email protected] dresdnerphilharmonie.de PROGRAMM Joe Lovano (*1952) / Arr. Michael Abene (*1942) „Alexander the Great“ (1999) für Tenorsaxophon, Big Band und Orchester „Emperor Jones“ (1990) für Trompete, Big Band und Orchester „The Dawn of Time“ (1992) für Altsaxophon, Big Band und Orchester Charles Mingus (1922 – 1979) / Arr. Michael Abene „Duke Ellington’s Sound of Love“ (1974) für Posaune, Big Band und Orchester PAUSE Wynton Marsalis (*1961) „Swing Symphony“ (2010) für großes Orchester und Jazz-Orchester 1. „St. Louis to New Orleans“ 2. „All American Pep“ 3. „Midwestern Moods“ 4. „Manhattan to LA“ 5. „Modern Modes and the Midnight Moan“ 6. „The Low Down Up On High“ Wayne Marshall | Dirigent Karolina Strassmayer | Altsaxophon Paul Heller | Tenorsaxophon Ruud Breuls | Trompete Percy Pursglove | Trompete (Swing Symphony) Ludwig Nuss | Posaune WDR Big Band Dresdner Philharmonie Verena Großkreutz „IT DON’T MEAN A THING IF IT AIN’T GOT THAT SWING“ DER AMERIKANISCHE JAZZ UND DIE EUROPÄISCHE KUNSTMUSIK Einer der Hits vom Meister des Funk-Jazz, beidseitige Anziehungskraft, die bis heute Herbie Hancock, heißt „Chameleon“. Ein anhält. Dabei handelt es sich eigentlich um Stück, das – zumindest was seinen Titel extrem gegensätzliche musikalische Welten. angeht – zur Jazz-Hymne erhoben werden Den Jazz prägen eine auf Bewegung bezoge- sollte. Dient doch der Farbwechsel des Cha- ne Rhythmik sowie spontane Interaktion und mäleons nicht nur der Tarnung, sondern vor Erfindung. Die europäische Instrumental- allem der Kommunikation mit den Artge- musik – nennt sie sich nicht Ballett oder nossen. Nicht anders der Jazz. Auch er kann Tanzsuite – verlor über die Jahrhunderte jederzeit eine andere Farbe annehmen: Er mehr und mehr ihren Groove. Sie wird schon ist die Kunst der Fusion zwecks kulturellen seit langem in kontemplativer Körperstarre Austauschs, er kann jeden Stil integrieren. konsumiert und zeichnet sich spätestens Der Jazz wird gerne als amerikanisches seit dem 19. Jahrhundert durch genaueste Pendant zur europäischen klassischen Musik Befolgung des schriftlich Fixierten aus. Aus- bezeichnet. Und schon bald nach der Geburt nahmen bestätigen da die Regel. des Jazz um 1900 offenbarte sich eine 2 26./27. APR 2019, Kulturpalast George Gershwin (ca. 1935), Igor Strawinski (1921) und Leonard Bernstein (1945) – Grenzgänger zwischen Jazz und Klassik Es war wohl der hohe künstlerische und experimentelle Anspruch beider Seiten, der dazu geführt hat, dass man trotzdem immer wieder zusammenfindet. Daraus ist eine ganze Menge mitreißender Musik entstan- den – man denke an George Gershwins sinfonischen Jazz, etwa an seine „Rhapsody in Blue“, an den großorchestralen Jazz Duke Ellingtons, der etwa in seiner „Nutcracker- Suite“ Tschaikowskis Musik harmonisch und rhythmisch auf Linie des Big-Band-Swings Joe Lovano brachte, an Igor Strawinskis neoklassizis- tische Werke für Jazzorchester oder an Leonard Bernstein, der die Meinung vertrat, Joe Lovanos und Michael Abenes Jazz sei „der ultimative gemeinsame Nenner „Symphonica“ des amerikanischen Musikstils“. „Stets habe ich versucht, durch mein Instru- Als fruchtbar erweist sich auch immer wieder ment zu singen“, pflegt Joe Lovano zu sagen, der Versuch, die für beide Seiten jeweils „und immer strebte ich dabei nach einem typischen Klangkörper zusammenzubringen eher schönen Klang.“ Joe Lovano zählt zu und sie miteinander musizieren zu lassen: den ganz großen Jazz-Tenorsaxophonisten das klassische Sinfonieorchester mit seinem unserer Zeit. Geboren 1952 in Cleveland, Riesen-Streicherapparat und die Big Band Ohio, ist er im virtuosen Bebop und im melo- (früher auch Jazz-Orchester genannt), disch großzügig sich entfaltenden Modal die aus Blasinstrumenten (vor allem Posau- Jazz zuhause. Ein produktiver Komponist, nen, Trompeten, Saxophonen) und einer der sich wie alle großen Jazzer, eine umfang- Rhythmusgruppe besteht. Zwei Klangwelten reiche Diskographie erspielt hat. treffen da aufeinander, die unterschiedlicher Seine zwanzigste CD für das Label Blue nicht sein könnten. Note veröffentlichte er im September 2008: Big Band und Orchester 3 „Symphonica“, eine Art Retrospektive auf Lieblings-Eigenkompositionen der vergangenen 20 Jahre sowie seine erste Zu- sammenarbeit mit einem großen Sinfonie- orchester – in diesem Fall das WDR-Sinfonie- orchester in einem gemeinsamen Auftritt Charles Mingus 1975 mit der WDR-Big-Band im November 2005. Lovano suchte für dieses Projekt sechs eigene Titel aus und ergänzte sie durch „Duke Ellington’s Sound of Love“ des Jazz- Großmeisters Charles Mingus. Für großes Orchester und Big Band hat sie dann Michael Abene (*1942) arrangiert, der von 2004 bis 2014 Chefdirigent der WDR- Big-Band war. Arrangement bedeutet im Jazz nicht nur Instrumentation, sondern es legt auch den Charakter eines Stückes fest. Ist es mehr rhythmisch oder eher melodiös angelegt? Jazz-Standards zum Beispiel liegen meist in Leadsheetform vor, d.h. nur die Melodie, der Text und die Harmonie- 4 26./27. APR 2019, Kulturpalast Duke Ellingtons Band kürzel sind notiert. Dieses musikalische Hintergrund. Wichtiger sind Blechbläser- Skelett muss der Arrangeur dann den chöre, Rhythmusgruppe und der virtuose Gegebenheiten der Aufführung anpassen. Wettstreit zwischen Alt- und Tenorsaxophon. Da gibt es natürlich große Unterschiede, Im entspannt groovenden „Emperor Jones“ ob es am Broadway, mit einer Tanzkapelle (Nr. 1) liefern die Streicher dann schon mehr oder einem Sinfonieorchester gespielt wird. Schmelz und eine deutlich farbigere Grun- Gute Arrangements waren stets mitverant- dierung für die solistischen Einlagen von Sax wortlich dafür, ob ein Stück ein Hit wird. und Piano. In „e Dawn of Time“ (Nr. 6) Was ist nun sinfonisch an Abenes Arrange- spielen die unterschiedlichen Orchesterfarben ments der Lovano-Stücke? Das Orchester immerhin im kurzen Intro eine Rolle, dann darin macht vor allem eins: den Gesamtklang dominieren wieder knackig-kernige Blech- satter, voller, farbiger, der ansonsten vom bläserarrangements, viel Rhythmus und ein Big-Band-Sound bestimmt wird. Da Lovano Duell zwischen Saxophon und E-Gitarre. als Solist ja selbst an der Aufführung beteiligt Dagegen kommen in Charles Mingus’ Ballade war, ging es natürlich immer um seine „Duke Ellington’s Sound of Love“ (Nr. 3) virtuose Präsenz. „Symphonica“ ist deshalb phasenweise auch mal Holzbläser-Farben ins eine Art siebensätziges Jazz-Solokonzert Spiel. für mehrere Instrumente, mit viel Freiraum für Improvisationen. „Alexander the Great“ (Nr. 4) ist ein solch hochvirtuoses Stück, hier agiert das Sinfonieorchester deutlich im Big Band und Orchester 5 JOE LOVANO CHARLES MINGUS * 29. Dezember 1952 in Cleveland, Ohio * 22. April 1922 in Nogales, Arizona † 5. Januar 1979 in Cuernavaca, Mexiko „ALEXANDER THE GREAT“ „DUKE ELLINGTON‘S SOUND Entstehung OF LOVE“ veröffentlicht 1999 Spieldauer Entstehung ca. 12 Minuten veröffentlicht 1974 Spieldauer „EMPEROR JONES” ca. 12 Minuten Besetzung Entstehung Big Band: 2 Altsaxophone , 2 Tenorsaxophone, veröffentlicht 1990, entstanden Ende der Baritonsaxophon (Saxophone alternierend mit Sopran- 1980er Jahre saxophon, Flöten und Klarinetten), 5 Trompeten, Spieldauer 4 Posaunen (auch Euphonium), Gitarre, Klavier, ca. 6 Minuten Kontrabass, Drumset Orchester: 3 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, „THE DAWN OF TIME“ 4 Hörner, Schlagwerk (Vibraphon, Glockenspiel, Röhrenglocken, Xylophon, Schellenbaum, hängendes Entstehung Becken, Triangel), Streicher veröffentlicht 1992 Spieldauer ca. 8,5 Minuten Arrangements Besetzung Die Arrangements der Werke von Joe Lovano und Big Band: 2 Altsaxophone , 2 Tenorsaxophone, Charles Mingus wurden von Michael Abene (*1942) Baritonsaxophon (alle Saxophone alternierend mit für das Album „Symphonica“ (2008) erstellt und Sopransaxophon, Sopranino, Flöten und Klarinetten), 2005 während eines Livekonzerts mit der 5 Trompeten, 4 Posaunen (auch Euphonium), Gitarre, WDR Big Band und dem WDR Rundfunkorchester Klavier, Kontrabass, Drumset unter seiner Leitung aufgenommen. Orchester: 3 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, Schlagwerk (Vibraphon, Glockenspiel, Röhrenglocken, Xylophon, Schellenbaum, Triangel), Streicher 6 26./27. APR 2019, Kulturpalast Wynton Marsalis Wynton Marsalis’ „Swing Symphony“ Haydns, Johann Nepomuk Hummels und In Wynton Marsalis’ „Swing Symphony“ Leopold Mozarts. Seitdem spielt er jedes dagegen arbeiten Orchester und Big Band Jahr gleich mehrere Alben ein. Technisch gleichberechtigt zusammen. Auch als herausragend und improvisationsstark erhielt Komponist versucht der geniale Trompeter Marsalis höchste internationale Auszeich- immer wieder den Spagat zwischen klassi- nungen – sowohl als klassischer als auch als schen Formen der europäischen Kunstmusik Jazz-Trompeter. In den Jahren 1984 und und der Sprache des Jazz. Marsalis wurde 1985 erhielt er als erster Musiker je einen 1961 in New Orleans, der Wiege des Jazz, in Grammy im Klassik- und Jazz-Bereich. Sein eine Musiker-Familie hineingeboren. Kein Oratorium „Blood on the Fields“ wurde 1997 Wunder also, dass seine Laufbahn schon früh mit dem Pulitzer-Preis im Bereich Musik in den Funk- und Jazzbands und den Mar- ausgezeichnet – als erstes Jazz-Werk. Er ist ching Bands seiner Heimatstadt startete. Er Mitbegründer der einflussreichen Organisa- studierte dann an der berühmten New Yorker tion „Jazz at Lincoln Center in New York“ Juilliard School. Sein Schallplattendebüt gab
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