398 VIT. Witterungs- und Gesundheitsverhältnisse Berlins im Mai 1816. Der Witterungsstand im diesjährigen Mai lässt siehalsein von dem normalen auffallend abweichender bezeichnen, denn die Herrschaft der be- kannten kalten Tage, der sogenannten gestrengen Herren,die für diesen Monat in der Regel einen Nachwinter von längerer oder kürzerer Dauer za verhängen pflegen, erstreckte sich diesmal fast ununterbrochen iiber den ganzen Monat, ausserdem war auch eine sehr geringe Menge an Niederschlägen bemerkenswerth. - Die mittlere Temperatur betrug nur 8,16° R. oder 10,2 C., war aloG gegenüber dem 25jahrigen Mittel für diesen Monat um 2,55° zu gering. - Während diedurchschnittliche Temperatur des Mai sonst um 4° die des April zu übersteigen pflegt, übertraf dieselbe die des diesjährigen April nur um 0,310 und die durchschnittliche Temperatur des April um nur 1,44° - Seit 1719 hat hier der Mai nur noch 4 Mal eine niedrigere Durchschnitts- temperatur anfzuweisen gehabt, nämlich 1740: 7,14°, 1814: 8,10°, 1851: 8,06°, 1864: 8,01°. - Der wiirmste Tag, der einzige zugleich, an dem das absolute Maximum 20° beobachtet wurde, war der 31. mit 13,90 im Tagesmittel, der kälteste der 8. mit 4,27°, auf denselben Tag fiel auch das absolute Minimum 0,60. - Die durchschnittliche Temperatur in den einzelnen Wochen war folgende: Therm. R. Barometerst. I .- 6. Mai 7,75° 28" 0,37" 7.-13. ,, 5,29° ¶28" 2,56" 14.-20. ,, 7,490 28" 1,29" 21.-27. ,, 9,940 27" 9,53" 28. 29. 30. 12,18° 27"11,91" r.31. Dio Temperaturverhältnisse in den einzelnen Wochen waren mithin recht schwankende ,denn während die ersten Tage wie die letzten des vorigen Monats recht warni waren, sank die Temperatur doch schon in den näch- sten Tagen um ca. 3 Grad; obwohl am. und 6. wieder eine Steigerung eintrat,erreichtedie Wärme doch in der Zeit vom 7. bis 28. an keinem Tage die normale Höhe dieses Monats, in der 2. Woche fehlten sogar 4 bis 5 Grad an derselben. - Besonder kühl war der 19. Mai; derselbe zeigte Heruntergeladen von: NYU. Urheberrechtlich geschützt. nur ein Tagesmittel von 4,47° bei einem absoluten Minimum von 1,2°.Erst in den letzten Monatstagen vollzog sich eine wesentliche Aenderung in der Witterung; denis während am 27. das Thermometer im Maximum nur bis 10,80 stieg, erreichte es in den folgenden Tagen 12,4°, 15,6', 17und am letzten Mai - zum ersten Mal überhaupt in diesem Jahre- den Stand von 20 Grad. Das Barometer zeigte im Mittel 28" 0,11", mithin gegen das 25jährige Mittel dieses Monats 0,51" weniger. Das Maximum 28" 5,19" erreichte der Luftdruck am 8. Abends 10 Uhr bei niedrigem Thermometerstand und Ostwind, das Minimum 27" 7,04" am 26. Nachmittags 2 Uhr bei Nordwest- Wind, eine Differenz von nur 10,15", gegen den vorigen Monat also,wo dieselbe 13,13" betrug, eine Abnahme. - Die auffallendste Schwankung zeigte das Barometer in der Zeit zwischen dem 19. und 23., in diesen Tagen fiel es non 7 Linien. - Das Psychro-Thermometer ergab als mittlere Dunstsparniung gegen 2,61" im vorigen Monat. Das Maximum wurde am 31. (2 Uhr Nach- mittags) bei Südwestwind, das Minimum 0,80" am 19. Nachmittags 2 Uhr bei Südostwind beobachtet.Die grösste Abweichung zwischen Sonnen- und Schattentemperatur wurde am 6.(10 Uhr Vormittags) verzeichnet, nämlich 18,8° in der Sonne und 9,2° im Schatten. Die relative Feuchtigkeit betrug 62 Procent, am trockensten, 22 Procent, war die Luft am 19. (2 Uhr Nachmittags) bei Südostwind und nur 6,6° Wärme. Die Niederschläge waren dementsprechend äusserst gering, bloss 5,9701, während das l5jährige Mittel in diesem Monat für Berlin eine Niederschlags- höhe von 24,70" angiebt, diesmal also um das 3fache zu wenig,wogegen umgekehrt der März dieses Jahres das St/2fache des Durchschnisan Nieder- schlägen aufwies. - Beobachtet wurden Tage mit Regenneun und Nebel einmal, dieselbe Anzahl wie im April.Die Himmelsbedeckung entsprach einem durchschnittlichen Character, denn es gab im Mai heitere Tage8 gegen8 im April halbbedeckte ,, 8 ,, 9 ,, bedeckte ,, 15 , 13 ,, ,, und zwar war an keinem Tage der Himmelganz bedeckt, noch ganz klar. Die mittlere Windrichtung berechnete sich auf 90 13'von West nach Nord gegen 28° 37' von Süd nach West im vorjährigen Mai.Die Abweichung der Windrichtung gestaltete sich nach dem 2üjährigen Mitteldes Mai auf Tage reducirt (drei Beobachtungen an einem Tage)folgendermaassen: 399 bei 21 Nordwinden + 9,80 Typhus.Flecktyphus. 6 Nordoatwinden = - 3,00 L Berlin - Cölin - Dorotheenstadt 3 1 9 Ostwinden = + 1,60 II. Friedrichstadt 3 1 4 Sildoatwinden = - 335 III. Friedrich- und Schüncberger-Voretadt 3 -. 15 Südwinden = - 0,45 IV. Friedrich- und Tempelhofer-Vorstadt 15 Südwestwinden = - 3,90 V. Luisenstadt j ens. 5 15 Westwinden - 1,95 VI. Luisenstadt (liess, und Neu-CölIn li 8 Nordwestwinden = + 1,25. VII. Stralauer-Viertel 4 2 Die kalten Winde herrschten in diesem Monat vor, die der Aequatorialströ- VIII. Königstadt 5 7 mung wurden in Ihrem Einfluss auf die Temperaturverhiltnisse dieses Mai IX. Spandauer-Viertel 1 1 durch jene geschwächt. X. Rnsenthaler-Vurstadt 1 - Die Gesundheitsverhältnisse weisen mit Rücksicht auf die vorherrschend Xl. Oranienburger-Vorstadt 4 2 kalte Witterung in dieseni Monat keine Zunahme in der Sterblichkeit auf, XII. Frledrich-Wilholmstadt-Moahit 6 denn während im vorigen Monat 2060 Personen starben, wurden in diesem, XIII. Wedding I der einen Tag mehr hat, 2118, nämlich 1179 männliche und 939 weiblIche Ganz Berlin46 15. Personen als gestorben verzeichnet.Die Sterblichkeitsziffer beträgt pro Mille für den Mai 2,14 gegen 2,10 im April oder auf das ganze Jahr berechnet, Die Sterbefälle am Flecktyphus tratenalleim VIII. Standes - Amts- die Bevölkerung zu 990000 angenommen, 27,05 pro Mille. - bezirk (Barackenlazareth), ein, bei 12 derselben wurde die frühere Wohnung In den einzelnen Standesamtsbezirken stellte sich die Sterblichkeit In ermittelt; die ersten Fälle kommen 1m Arbeitshause vor, jedoch ist nicht diesem Monat gegen die im vorigen pro Mille der Bevölkerung: festgestellt worden, woher dieselben dahin eingeschleppt wurden. Gern-Steuer- leist. pro Kopf Standesamtabezirk. , der Einwohner . ., 1.Q. 1876 inR.-M. I. Berlin-Cölln-Dorothst. 20,8 26,5 +5,7 4,23 II. Friedrichstadt. 17,9 23,3 +5,4 3,91 Ill. Friedr.- n. Schöneberg.- Vorstadt 23,4 17,4 -6,0 4,91 IV. Fricdr.- u. Tempelhof.- Vorstadt . 23,9 24,0 +0,1 2,67 V. Luisenstadt jene. - 34,1 34,0 -0,1 1,64 VI. Luisenstadt diess. u. Neu- CölIn 23,9 21,8 -2,1 2,74 Vil. Stralauer Viertel. 30,3 26,4 --3,9 1,82 VIII. Königstadt 32,-2 30,8 -1,4 1,90 IX. Spandauer Viertel - . 26,1 24,9 -1,2 2,47 X. Rosenthaler Vorst. - . 34,0 29.3 -4,7 1,58 XI. Oranienburger Vorst. '28,9.28,7 -0,2 1,61 XII. Friedr.-Wilhelm -Stadt, Moabit u. Königsplatz 29,9 32,8 +2,9 2,50 XIII. Wedding 33,9 36,5 +2,6 1,14 Ueberhaupt in Berlin 27,5327,05 2,48 Es hat eine Zunahme diesmal in der Altstadt, sowie in den beiden Aussen-St.adttheilen Wedding und Moabit mit Friedrich-Wilhelmstadt statt- gefunden, während in allen übrigen Theilen der Stadt eine Abnahme con- statirt werden konnte, namentlich in der Rosenthaler-Vorstadt ist dieselbe bedeutend, am günstigsten steht jetzt die Friedr.- und Schöneberger-Vorstadt da, die im April jedoch eine Zunahme zeigte.Im Vergleich mit der Folge der Stadttheile nach deren Wohlhabenheitsverhäitniss war die Sterblichkeit des Mai verhâltnissmässig geringer bei der inneren Luisenstadt, dem Stra- lauer-Viertel und der Rosenthaler- und Oranienburger-Vorstadt, ungiinstiger im Standesamtsbezirk Berlin-Cölln, Dorotheenstadt und Friedrich-Wilhelm- stadt-Moabit. Heruntergeladen von: NYU. Urheberrechtlich geschützt. In den einzelnen Wochen des Mai starben: 1.- 6. )fai = 388 (für die volle Woche = 463), 7.-13. ,, = 461, 14.-20., 481, 21.-27.,, = 495, 28.9. 30. u. 31. = 293(für die volle Woche = 501) Die Sterblichkeit hat aleo von der 2., Woche ab zugenommen, wo das Wetter kühler wurde.Die Kindersterblichkeit bis zu einem Jahre betrug in diesem Monat 771 (bezw. 906 mit den Todtgeboimen) gegen 757 (bezw. 902) im vorigen, oder 36,4Proc. (bezw.42,7Proc.) gegen 36,7 Proc. (bezw.43,SProc.) mithin eine absolute Zunahme, jedoch im Vergleich mit der Gesainmtsterb- lichkeit relativ eine Abnahme. - Die Zahl der gestorbenen Kinder beläuft sieh im Vergleich mit den gleichzeitig Geborenen auf 20,9 Proc. (bezw. 24,5 Proc.) bei einer fortdauernd hohen Geburtenzahl.Fast ein Drittel der Kinder starb an Abzehrung (15,8 Proc.) und Krämpfen (15,5 Proc), dagegen an Brechdurchfall nur 7,1 Proc., jedoch an Lungenentzündung und Abzehrung ea. 8,2 Proc. Was die Gesammtaterblichkeit betrifft, so haben sich die Sterbe- rafle gegenüber denen im vorigen Monat vermehrt bei vermindert bei Lebensschwäche um 29 auf 118 Krämpfen uni 29 auf 158 Typhus 24 » 4G Bräune 16 56 Altersschwäche ,, 19 » 62 Abzehrung » 13 » 58 Brechdnrchftll 19 ,, 59 Lungenlähmung » 8» 37. Masern » 16 » 28 Flecktyphus ,, 14 » 15 Wassersucht ,, 8,24 Darmentzlndung , 8»34 Lungenentzündung , - » 152 Schwindsucht 6 » 332 Diarrhöe » 5 » 49 Das erneute Auftreten der Infectionakrankheiten Masern und Typhus in diesem Monat lt bemerkenswerth, die Typhusfälle verdoppelten sich nahezu, dann trat aber auch der Flecktyphus, von dem bIsher nur vereinzelte Fälle 'vorgekommen waren, huflger auLAuf die einzelnen Standesamtebezirke verdieilten sich die Typhus- und FlecktyphusUe folgendermauseu:.
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