R LINDAUER E U mit Amtsblatt der A D BÜRGERZEITUNG Stadt Lindau (B) N I 14-tägliche Nachrichten aus Verwaltung, Wirtschaft, L BZ Kultur und Sozialem erscheint kostenlos 29. September / Ausgabe KW 39/06 an alle Haushalte Praktizierte Nächstenliebe seit 1237: Heilig-Geist-Hospital auf der Insel Hospital soll ein Ort der Begegnung und kultureller Mittelpunkt werden Wenn Hospitalarchivarin trieb bzw. -auftrieb erzählt. Waisenhaus, Krankenanstalt, Rosmarie Auer und Stif- Das Spital unterhielt am Star- Entbindungsstation und Irren- tungsverwalter Klaus zeljoch im Kleinen Walsertal haus. Immer aber stand der Höhne über „Ihr“ Hospital oberhalb von Baad zwei eige- soziale Auftrag im Mittel- berichten, dann wird ein ne Alpen. Rund 80 Stück Vieh punkt, war das Hospital für unglaublich spannendes wurden im Frühjahr über Bre- die Bürger der Stadt da. und interessantes Stück genz, Dornbirn, Schwarzen- Stadtgeschichte lebendig. berg, entlang der Bregenzer Reformation und Ökumene – Ach nach Schoppernau und Säkularisierung brachte das Leider sind die Zeiten, in über den Diedamskopf und Hospital um seinen Reich- denen das Heilig-Geist-Hospi- die Hohe Starzel zu den bei- tum tal in der Schmiedgasse 18 den Alpen im Kleinen Walser- 1525 schlossen sich Hospital über umfangreiche Lände- tal getrieben. Den Diedams- und Stadt der Reformation reien, weitläufigen Grundbe- kopf kennen die Lindauer an. Die Patronatskirchen hin- sitz, Weinberge, Mühlen, Wäl- heutzutage als Skigebiet bes- gegen blieben beim alten der ja sogar Alpen im Bregen- tens. Im September trieben Glauben, da sie im Hochge- zer Wald verfügte, seit der Schoppernauer Hirten die richt der katholischen Grafen Säkularisierung vorbei. Viele Herde für eine „gescheite von Montfort lagen. 400 Jahrhunderte lang sorgte das Das Heilig-Geist-Hospital, das auf eine rund 800-jährige Geschichte Brotzeit“ in nur fünf Tagen Jahre lang praktizierte das Hospital als Arbeitgeber für zurückblicken kann, kämpft ums Überleben. wieder zurück nach Lindau. Evangelische Hospital leben- zahllose Menschen in der dige Ökumene, indem es Stadt und im Umland dafür, Hospital doch seit der ebenso Es gab zwei Küchen, eine Erster Weinberg an der katholische Geistliche ein- dass niemand Hunger leiden notwendigen wie teuren Re- Metzgerei, eine Bäckerei, eine Schneeberghalde – Spital setzte und Kirchen und Dorf- musste, ein gerechtes Aus- novierung des Hauses in den Küferei und eine Brennerei. Namensgeber für Lindauer schulen unterhielt. Zahlreiche kommen fand aber auch im 90er Jahren einen schweren Die Spitaler-Laible waren die Wein Dokumente und Urkunden im Krankheitsfall Aufnahme fand. Kampf ums Überleben. Zins tägliche Brotration. Nach his- Rund 20 Weintorggel in und bestens gepflegten und von Jetzt ist das Hospital selbst und Tilgung schlagen mit torischem Rezept aus Dinkel- um Lindau sorgten dafür, Rosmarie Auer mustergültig auf Hilfe von außen angewie- rund 500.000 Euro pro Jahr mehl gebacken, schmecken dass der Wein in Strömen betreuten Archiv belegen sen. zu Buche, eine Last, die sie heute noch ausgezeich- floss. Bis nach Berg bei Kress- dies. (Fortsetzung auf S. 2) das traditionsreiche und ge- net. Den Wein, ein Elbling, bronn reichten die Wein- Spital hat der Stadt Jahrhun- schichtsträchtige Haus aus würden wir heutzutage als berge. Der erste Weinberg derte lang unter die Arme eigener Kraft nicht mehr allei- viel zu sauer verschmähen. wurde in Lindau bei der gegriffen ne tragen kann. Für damalige Verhältnisse Schneeberghalde nachgewie- Dem Stiftungsverwalter Klaus war die tägliche Weinration sen. Aber auch das gesamte Ansichten Höhne stehen die Sorgenfal- Bis weit ins 19. Jahrhundert aber eher märchenhaft. Bis Wannental war mit Weinre- ten auf der Stirn, kämpft das hinein half das Hospital der vor einigen Jahren lieferte ben bedeckt. Heute ist leider Liebe Mitbürge- freien Reichsstadt Lindau das Hospital auch Brennholz nur noch der Torggel am rinnen und Mit- bürger, in dieser In dieser Ausgabe: immer wieder aus der Klem- und sogar Christbäume aus Fuße des Hoyerbergs übrig me, wenn der Rat der Stadt den eigenen Wäldern. Dank geblieben. Mit einem Augen- Stadtratsperio- de wurde ich als Geschäftsleben: sich nicht im Stande sah, eines kaiserlichen Privilegs zwinkern erinnert Rosmarie Stiftungspflege- Jubiläum Reichssteuern oder auch durften die „Spitaler“ sogar Auer daran, dass sie beim rin für das Hei- 75 Jahre Haus für Tischkul- Kriegskontributionen zu zah- im Kleinen See exklusiv auf Wiederaufleben des Wein- lig-Geist-Hospi- tur Hans Erath. S. 10 – 11 len. Heute drückt eine Schul- Fischfang gehen. baus in Lindau vor rund 25 denlast von knapp 8 Millio- Jahren als Namensgeberin Angelika Rundel, tal bestellt. Die- Stiftungspflegerin ses Amt stellt Lindauer Rückblick: nen Euro das Haus. Vorbei die Alpen am Diedamskopf – in (Lindauer Spitalhalde) fun- eine Art Binde- Viel los in und um Lindau Zeiten, als Dörfer wie Wei- fünf Tagen 80 Stück Vieh gierte und das Anbaugebiet glied zwischen dem Stadtrat einer- Von Fischerstechen bis ßensberg, Opfenbach und nach Lindau getrieben in Brüssel dank ihrer fundier- seits und dem Hospital anderer- Viehscheid. S. 12 – 14 Laimnau dem Hospital unter- Das Spital unterhielt auch ten geschichtlichen Kennt- standen und die dort woh- mehrere Mühlen, so die Unte- nisse „salon- und genehmi- seits dar. Das Hospital ist seit vie- len Jahrhunderten dem Wohl der Aus dem Vereinsleben: nenden Menschen als Leib- re Spitalmühle, die ehema- gungsfähig“ machen konnte. Menschen in Lindau verpflichtet. Zukunft für die Eisbahn eigene dem Hospital den lige Giovanolimühle (beim Diesen Auftrag erfüllt das Hospital Der Förderverein Kunsteis- Zehnten abliefern oder Hand- jetzigen Sportplatz) und die In seiner wechselvollen Ge- nachweislich seit dem Jahr 1237 stadion Eichwald über- und Spanndienste leisten Obere Spitalmühle beim heu- schichte über mindestens im Sinne praktizierter Nächsten- nimmt die Betriebsfüh- mussten. Im Umkehrschluss tigen Spitalmühlweg. Rosma- acht Jahrhunderte diente das liebe. Das traditionsreiche und rung. S. 20 – 21 genossen die Menschen aber rie Auer kommt ins Schwär- Hospital als Armenhaus, auch soziale Sicherheit und men, wenn sie vom Alpab- Männer- und Frauenpfründe, geschichtsträchtige Haus benötigt in diesen wirtschaftlich schwieri- Sonderseiten: wurden im Krankheitsfall im gen Zeiten Ihre Hilfe. Ich bitte Sie, Nordic Walking Tag Spital um Gottes Lohn ge- das Hospital aktiv zu unterstützen, Am 7. Oktober: Sportlich pflegt. Vorbei auch die Zeiten, sei es durch Spenden oder durch und mit Spaß Kilometer als die Burg Gießen, die tatkräftige ehrenamtliche Mithilfe. sammeln. S. 22 – 23 „Speisekammer“ des Hospi- tals, das Haus mit Lebensmit- Nur so kann dieses Senioren- und Pflegeheim, das ein interessantes Gesund leben: teln aller Art versorgte. und unverzichtbares Stück Stadt- Optometrisches Zentrum geschichte widerspiegelt, auf Dau- Sehen – ein Garant für Hospital als Selbstversorger er erhalten werden. Nutzen Sie die Lebensqualität. S. 31 und Arbeitgeber kulturellen Möglichkeiten und die Das Spital war auch einer der wunderschönen Räumlichkeiten. größten Arbeitgeber in der Erscheinungstermine So bringen Sie Leben ins Haus und gesamten Region. Die Pro- helfen mit, dass das Hospital auch dukte aus Feld, Wald und Ihre nächste erscheint weiterhin ein Ort der Begegnung BZ Flur, aus den Weinbergen und jeweils am: zwischen der Hospitalfamilie und Weihern, aus Sägemühlen, der Stadtbevölkerung bleibt. Freitag, 13.10.2006 aus zahlreichen Betrieben Freitag, 27.10.2006 und Höfen wurden im Hospi- Angelika Rundel Freitag, 10.11.2006 tal von Mägden, Knechten Stadträtin und Stiftungspflegerin und Fachkräften verarbeitet. Alte Ansicht des Spitals aus der Vorgelperspektive. 29. September 2006 Berichte aus Lindau BZ Nr. 39/06 Fortsetzung von Seite 1 Engagement der Lindauer Bürger gefragt Die BZ wird das Archiv des genutzt haben. Die wunder- alen Auftrag im Sinne einer Hospitals in einer der nächs- schöne, ökumenische Haus- praktizierten Nächstenliebe ten Ausgaben eigens vorstel- kapelle bietet sich ideal für erfüllt. Jetzt ist es an der Zeit, len. Hochzeiten und auch Taufen dass sich die Bürger für „ihr“ an. Entsprechende Anfragen Hospital engagieren sollten“. Die Zeiten änderten sich für sind an die Hospitalverwal- Höhne denkt neben der ver- das Hospital dramatisch, als tung zu richten. stärkten Nutzung der vielfälti- die Säkularisierung 1805 ver- gen kulturellen Möglichkeiten langte, dass sich das Spital „Wir haben einen sozialen auch an die Gründung eines von allen nicht unmittelbar Auftrag“ für alle Betroffenen Fördervereins. dem Hospital dienenden Wirt- – so Klaus Höhne. Und den schaftsbetrieben und Lände- nimmt das Heilig-Geist-Hos- Das Spital soll neben seiner reien trennen musste. Die pital in vollem Umfang wahr. eigentlichen Bestimmung als meisten Liegenschaften wur- Auch Menschen mit einer Senioren- und Pflegeheim den damals versteigert, aber kleinen Rente werden aufge- auch wieder ein Ort der die armen Landwirte hatten nommen. Auf Selbstzahler Begegnung zwischen der Spi- kein Geld, um für die wertvol- In einer Urkunde aus dem Jahr 1237 wird das Hospital zum ersten Mal kann das Haus aber nicht ver- talfamilie und der Stadtbe- len Immobilien ein echtes erwähnt. Seit dieser Zeit ist das traditionsreiche Haus im Sinne der zichten. 115 alte und pflege- völkerung werden. Spenden Interesse zu zeigen. Die Folge Nächstenliebe für die Bürger tätig. bedürftige Menschen finden sind natürlich jederzeit herz- war ein dramatischer Preis- im Hospital Heimat, 16 davon lich willkommen. WV verfall.
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