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Privater Hörfunk VISUAL 2016-05-19 Jahrbuch 2015-16 Zwischenseiten final.indd 3 19.05.16 15:04 Privater Hörfunk | Allgemeine Lage 1 Allgemeine Lage des privaten Hörfunks Das Radio erfreut sich ungebrochener Be­ dem Fernsehen auch zu den am meisten ge­ liebtheit beim Publikum, weil man sich beim nutzten Informationsmedien, dahinter folg­ Radio hören entspannen kann, weil es unter­ ten Tageszeitung, Internet und Zeitschriften. hält und Spaß macht, aber auch, weil es in­ Die Gewichtungsstudie hat TNS Infratest formiert und Denkanstöße liefert. im Auftrag der Medienanstalten erstellt. Die Untersuchung hat auch ergeben, dass Infor­ Radio bleibt viel genutztes Informations- mationssuchende im Radio besonders häufig medium _ Laut Media­ Analyse schalteten eine höhere Formalbildung aufweisen. Bei im Jahr 2015 drei von vier Deutschsprachigen der Frage nach dem wichtigsten Informa­ täglich das Radio ein und blieben im Durch­ tions medium landete Radio allerdings nur schnitt 178 Minuten dran. Damit war Radio auf Rang vier hinter Fernsehen, Internet und in Deutschland das meist genutzte Medium Tageszeitung. nach dem Fernsehen. Wie die Gewichtungs­ studie zur Relevanz der Medien für die Mei­ Musikstreaming setzt Radio zu _ Dieses nungsbildung in Deutschland ermittelt hat, Ergebnis überrascht nicht, denn viele Hörer zählte das Radio im Jahr 2015 zusammen mit nutzen ihr Lieblingshörfunkprogramm vor­ _ - Abb. 39 Informierende Mediennutzung gestern | in Prozent Fernsehen , % , % , % Radio , % , % , % Internet , % , % , % Tageszeitungen , % , % , % Zeitschriften , % , % , % ◼ Informierende Mediennutzung ◼ Andere Nutzung 1 Zeitschriften, Nachrichtenmagazine, Wochenzeitungen Basis: 69,241 Mio. Personen ab 14 Jahre in Deutschland, n = 2.800 Quelle: TNS Infratest – MedienGewichtungsStudie 2015­II. 124 Allgemeine Lage | Privater Hörfunk wiegend wegen der Musik. Auf diesem Ge­ Individualisierung und die wachsende Zahl biet hat das Radio inzwischen aber neue nicht­ linearer Angebote lässt den Medien­ Konkurrenz bekommen: Videoportale wie konsum zunehmend zersplittern. Youtube und Streamingdienste wie Spotify, Deezer oder Apple Music locken das Publi­ Digitalisierung schafft neue Formen der kum mit zig Millionen Songs auf ihre Platt­ Höreransprache _ Um weiterhin wahrge­ form. Das Wachstum dieser Anbieter geht nommen zu werden, müssen Radiosender einerseits zulasten von Downloadangeboten deshalb neben etablierten Verbreitungswe­ wie iTunes oder dem Verkauf physischer Ton­ gen wie UKW, Kabel oder Satellit auch im träger, es tangiert aber auch die Radiosender, Internet präsent sein und neben ihrem Live-​ die ihre Kompetenz als Empfehler neuer Stream zusätzliche Angebote bereitstellen, Musik verteidigen müssen. Dies umso mehr, die auf die individuelleren Bedürfnisse des weil Spotify und Co. personalisierte Angebote Publikums eingehen. Ebenso wichtig ist es ausspielen und via Targeting sowie Log­In für die Hörfunkbranche, dass sie im Netz auf­ viele Daten über ihre Nutzer sammeln kön­ findbar ist. In diesem Zusammenhang kommt nen, die sie auch für die Werbevermarktung dem Radioplayer eine wichtige Rolle zu. Er einsetzen. Sie bieten ihren Nutzern auch die ging im Frühjahr 2015 als nicht­ kommerziel­ Möglichkeit, eigene Playlisten zu erstellen les Gemeinschaftsangebot an den Start und und sie via Social Media mit anderen zu teilen. bündelt die Live­ Kanäle von privaten und Zudem werden die Streamingplattformen öffentlich­ rechtlichen Anbietern. Der Aggre­ dem Radio ähnlicher, indem sie hörfunktypi­ gator soll der Hörfunkbranche aber auch den sche Inhalte wie Comedy, Nachrichten oder Weg in die Dashboards der PKW­ Hersteller Hörbücher auf ihren On­Demand­P lattformen ebnen und ihr einen alternativen Weg zum anbieten und diese Bestandteile zum Teil herkömmlichen Empfang über die Autoan­ sogar von Radiostationen beziehen. tenne ebnen. Der Boom des Musikstreamings zeigt Wenn es um das Auffinden von Audio­ exemplarisch, wie sich die Medienlandschaft angeboten im Internet geht, muss auch die durch die Digitalisierung verändert hat. Politik faire Rahmenbedingungen für das Immer mehr Menschen organisieren ihren Radio schaffen. Die EU hat im Herbst 2015 Alltag über das (mobile) Internet, das sie zur zwar die so genannte Netzneutralität festge­ individuellen Kommunikation über Social-​ schrieben, doch ihre Entscheidung blieb an Media­ oder Microbloggingdienste nutzen; vielen Stellen unklar und nährte so den Ver­ viele informieren sich auch im Netz oder kon­ dacht, dass künftig internationale Internet­ sumieren dort Videos und Musik. Zugleich oder Telekommunikationskonzerne gegen­ sind die Anforderungen des Publikums an die über anderen Mitspielern begünstigt werden. Medien gestiegen: Die Menschen erwarten Eine neutrale Verbreitung ist aber eine wich­ im digitalen Zeitalter, dass sie alles immer tige Voraussetzung dafür, dass auch Radio­ und überall abrufen können. Der Trend zur unternehmen künftig gleichberechtigt mit 125 Privater Hörfunk | Allgemeine Lage allen anderen Online­A ngeboten zu den Nut­ die technische Systemfrage für landesweite zern gelangen können. und bundesweite Hörfunkangebote bereits als geklärt an. Sie wollen DAB+ künftig auch Digital terrestrischer Empfang über DAB+ _ für Lokalstationen sowie Bürger­ und Aus­ Ein weiterer Schwerpunkt bei der Digitali­ bildungsradios als Standard etablieren. Um sierung betrifft den Antennenempfang des die Wirtschaftlichkeit zu verbessern, können Radios. Nach dem Neustart des Hörfunkstan­ mehrere lokale UKW­ Verbreitungsgebiete zu dards DAB+ im Jahr 2011 wurden zwar deut­ einem größeren, gemeinsamen DAB+-​Sende­ lich mehr Endgeräte für diesen Empfangs­ gebiet zusammengefasst werden. Zudem weg verkauft. Den Durchbruch hat das Digi­ können in diesen Multiplexen auch andere talradio aber noch nicht geschafft. Um die nicht­ lokale Programme verbreitet werden. Akzeptanz bei den Hörern weiter zu erhöhen, ist es deshalb nötig, dass die Radio anbieter Werbekunden erhöhen den Druck auf weitere attraktive Programme entwickeln und Radio _ Für die Akzeptanz von DAB+ bei den die Endgeräteindustrie mehr DAB­ Empfän­ Programmveranstaltern ist es aber von ent­ ger auf den Markt bringt. Damit der Umstieg scheidender Bedeutung, dass der digitale vom analogen UKW auf DAB+ gelingt, hat die Hörfunkstandard künftig auch die Regiona­ European Broadcasting Union (EBU) bereits lisierung und Personalisierung von Radio­ 2014 die Smart­ Radio­ Initiative mit dem Ziel angeboten erlaubt und es möglich wird, In­ gegründet, dass künftig jedes verkaufte Ra­ halte an konkrete Zielgruppen zu adressieren. diogerät neben UKW auch DAB und Internet­ Genau das erwartet auch der Werbemarkt radio empfangen kann. Auch das Bundes­ vom Radio der Zukunft. Viele Unternehmen ministerium für Verkehr und digitale Infra­ wollen ihre kommerzielle Kommunikation struktur will den Umstieg auf DAB+ fördern effizienter gestalten und sind daher bestrebt, und hat im April 2015 ein Digitalradio­ Board Kontakte zielgenauer anzusteuern. Auch das ins Leben gerufen, in dem der Bund, die Län­ so genannte Trading erhöht den Druck auf der, die Anbieter des privaten und öffentlich­ die werbefinanzierten Radioanbieter und ihre rechtlichen Rundfunks sowie Handel und End­ Vermarkter. Trading beschreibt ein spezifi­ geräteindustrie die weiteren Schritte auf die­ sches Einkaufsverhalten der Mediaagentu­ sem Weg abstimmen. Um DAB+ zum Haupt­ ren, bei dem diese ohne konkreten Auftrag verbreitungsweg zu machen, haben zudem durch einen Werbungtreibenden bei Ver­ im März 2016 über 300 öffentlich­rechtliche marktern Inventar erwerben, um es gegen und private Sender aus mehr als 12 Ländern Aufschlag an künftige Kunden weiterzuver­ in Paris die Europäische Digitalradio Allianz kaufen. Sender und Vermarkter sehen in gegründet. Trading eine Gefahr für die Wirtschaftlichkeit Die Medienanstalten haben sich eben­ ihrer Angebote, haben bislang aber noch falls für DAB+ als künftigen digital terrestri­ kein Mittel gefunden, wie sie die mächtigen schen Standard ausgesprochen und sehen Agenturkonglomerate an diesem Einkaufs­ verhalten hindern können. 126 Entwicklung des Programmangebots | Privater Hörfunk 2 Programmliche und wirtschaftliche Entwicklung 2.1 Entwicklung des Programm­ Die Hälfte des Angebots entfällt auf vier angebots Bundesländer _ Das umfangreichste Privat­ radioangebot findet man in Bayern. Dort Das umfangreiche Angebot im deutschen waren Anfang 2016 insgesamt 84 Programme Privatradiomarkt bietet den Hörern in jedem auf Sendung, von denen die meisten (69) Bundesland eine große Auswahl an Program­ lokal über UKW empfangbar warden. Neben men. Anfang 2016 waren zwischen Sylt und Bayern wiesen Nordrhein­W estfalen (45) und Lindau insgesamt 283 private Angebote über Berlin/Brandenburg (29) die zahlenmäßig UKW und Digitalradio empfangbar. Dabei größten Angebote unter den Bundesländern wurden bundesweite Programme nicht be­ auf; das Quartett vereinigte 52 Prozent des rücksichtigt, die zusätzlich in einigen Bundes­ Gesamtangebots auf sich. Interessant ist ländern über lokale UKW Stützfrequenzen auch die Entwicklung im Lokalradio, das viele oder Simulcastausstrahlungen via DAB ver­ Jahre auf Baden­W ürttemberg, Bayern, Nord­ fügen. Betrachtet man die Programme nach rhein ­Westfalen und Sachsen beschränkt Rundfunkverbreitungswegen, so fällt auf, war. Inzwischen haben die Gesetzgeber je­ dass UKW weiterhin eine dominierende Rolle doch in weiteren Ländern die Basis für wei­ spielt: 234 Angebote werden analog über tere Lokalradiostationen geschaffen und so Antenne ausgestrahlt, nur 30

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