Arno Kersting 1918 - 2011 Der Professionalisierungsprozess vom Industriellen Formgeber zum Industrial Designer Inaugural - Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Philosophie an der Bergischen Universität Wuppertal Fachbereich F Design und Kunst vorgelegt von Dipl. Ing. Des. Cornelia Elisabeth Margarete May im November 2013 Die Dissertation kann wie folgt zitiert werden: urn:nbn:de:hbz:468-20150917-125050-2 [http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn%3Anbn%3Ade%3Ahbz%3A468-20150917-125050-2] Erklärung Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig, ohne fremde Hilfe sowie unter Angabe sämtlicher Hilfsmittel verfasst habe. Ferner bestätige ich, dass diese Arbeit weder in dieser noch in ähnlicher Form schon einmal zu Prüfungszwecken vorgelegt worden ist. Erftstadt, den 19.11.2013 Tag der mündlichen Prüfung: 21.10.2014 Erstgutachterin: Prof. Dr. Gerda Breuer, em. an der Bergischen Universität Wuppertal Zweitgutachter: Prof. Dr. Hermann Sturm, em. an der Universität Duisburg - Essen Zusammenfassung Vor dem Hintergrund einer historisch, unscharfen Definierbarkeit des Berufes des Industrial Designers thematisiert die Dissertation den Professionalisierungsprozess des deutschen Industriellen Formgebers zum Industrial Designer in der Zeit von 1920 bis 1976. Charakteristische Kriterien, wie die Vollzeittätigkeit, die staatliche Anerkennung durch ein Diplom, die Bildung von lokalen, nationalen oder internationalen Körperschaften und eines Berufskodex markierten in dieser Arbeit chronologische Stationen, die den Prozesszustand nachvollziehbar machten. So war zunächst ein terminologischer Freistil besonders in der Zeit zwischen den 1920er und 1960er Jahren zu beobachten. Zurückzuführen war dies auf die starken Fluktuationen bezüglich der Ausbildungsfragen und einer fehlenden Lobby innerhalb des Professionalisierungsprozesses. Hier war erkennbar, dass autodidaktisch geprägte Industrielle Formgeber bis in die 1950er Jahre das Berufsbild charakterisierten und Folgegenerationen prägten, ohne durch eine Ausbildung auf den Beruf vorbereitet gewesen zu sein. Dies bot zahlreichen Berufen, besonders dem des künstlerisch begabtem Ingenieurs, die Chance, das fehlende Berufsbild zu formen. In den 1950er Jahren entwickelte sich das Berufsbild, welches allmählich durch den Begriff des Industrial Designers umschrieben und in den 1960er Jahren manifestiert wurde. Nachvollziehbar waren diese Beobachtungen besonders durch signifikante Entwürfe aus dem Werk Arno Kerstings bezüglich der Entwicklungen des Kunststoffdesigns und im Vergleich mit Entwürfen aus dem Werk des Vaters Walter Maria Kersting, der als Pionier der Industriellen Formgebung bekannt ist. Exemplarisch wurde untersucht, ob tatsächlich bestimmte historische Stationen als Merkmal des Prozesses gesehen werden können und welche Veränderungen damit in der Praxis für die tägliche Arbeit des Gestalters verbunden waren. Ein grundlegendes Ergebnis war, dass unter veränderten Arbeitnehmer- Arbeitgeber- Beziehungen neue Rahmenbedingungen für die Praxis des Industriellen Formgebers geschaffen wurden. Diese ermöglichten eine intensivere Auseinandersetzung des Industriellen Formgebers mit Kunststoffformgebungsverfahren, damit verbunden waren erweiterte, kreative Spielräume. Der autodidaktische Charakter konnte bis in das heutige Berufsbild transportiert werden, das informelle Lernen ist auch heute ein wesentlicher Bestandteil der sich im Prozess befindlichen, gestalterischen Tätigkeit. Vorwort Die vorliegende Arbeit wurde im Fachbereich Design und Kunst der Bergischen Universität Wuppertal als Dissertation eingereicht. Besonderen Dank möchte ich meiner Betreuerin Prof. Dr. Gerda Breuer aussprechen, die mir diese Arbeit ermöglichte und mir stets mit Rat und Tat zur Seite stand. Ebenso ausdrücklich danke ich Herrn Prof. Dr. Hermann Sturm für die Begutachtung der Arbeit. Angeregt wurde diese Dissertation durch die Übergabe des Nachlasses von Arno Kersting an die Bergische Universität in Wuppertal im Jahre 2003, dessen Objekte und Zeichnungen ich systematisch registriert habe. Die Tätigkeit während der Ausstellung „Arno Kersting, Industrie Design nach 1945“, anlässlich seines 90sten Geburtstages im Dezember 2008, hat meine Absicht, diese Arbeit zu schreiben, bestärkt. Zahlreiche Gespräche mit Frau Prof. Dr. Gerda Breuer und Herrn Dr. Christopher Oestereich, dem ich dafür besonders danke, haben mich bei der Umsetzung des angegebenen Themas begleitet. Die Übernahme des Nachlasses bot mir die Gelegenheit, an einem Beispiel exemplarisch zu untersuchen, wie ein „industrieller Formgeber“ in der Nachkriegszeit seinen Beruf ausübte und wie sich Veränderungen durch Reformen und Neuerungen auf die gestalterische Tätigkeit zur Herstellung industriell gefertigter Serienprodukte auswirkten. Ich lernte Arno Kersting im Alter von 85 Jahren als einen lebensfrohen und aufgeschlossenen Menschen kennen, der meine Untersuchungen mit vielen Geschichten und Berichten aus seinem Leben bereicherte. Seine unerschöpfliche Geduld und sein Enthusiasmus für seinen Beruf zeigten sich in Gesprächen über seine Entwürfe und in der Zusammenarbeit mit seinen Kollegen und Auftraggebern. Diese Arbeit wäre in der vorliegenden Form nicht ohne den unermüdlichen Beitrag Arno Kerstings zustande gekommen. Die Mithilfe seiner Tochter Margret Larres, seiner Brüder Horst und Rainer Kersting sowie seiner Schwägerin Mechtild Kersting, die Frau seines verstorbenen Bruders Gerwald Kersting, hat ebenfalls zur Aufklärung einiger Fragen beigetragen. Gespräche mit ehemaligen Mitarbeitern des Unternehmens Ford wie Josef Traben, Anton Mattheis, Rolf Jung, Jörg Schäfer und Heinz Berhalter haben die Arbeit bereichert. Besonders möchte ich Carl Friedl Wülfing und Dietrich Tenner danken, die mich in Fragen zur Monografie sehr unterstützten. Ich danke dem Fachbereich Kunst- und Design der Universität Wuppertal für die Bereitstellung der im Nachlass Arno Kerstings enthaltenen Abbildungen, Zeichnungen, Schriftstücke und Modelle. Ich bedanke mich weiterhin für die Bereitstellung des Nachlasses Walter Maria Kerstings durch Michael Schneider und Klaus Crößmann vom Institut für Neue Technische Form e.V. sowie für Hinweise und Anregungen von Prof. Dr. Heinz G. Pfaender, Prof. Günter Kupetz und Jörg Ludwig, der mich bei meinen Recherchen über Instrumente der Firma Leybold unterstützte. Thomas Goebel half mir ebenso wie Klaus Poehlchen und Dietrich Kuhlgatz bei den Recherchen zum Telefon Europa , dafür bin ich ebenfalls sehr dankbar. Herrn Wolfgang Röver danke ich sehr für die Bereitstellung von Daten bezüglich der Ausbildung an der Folkwang Universität der Künste in Essen. Des Weiteren bin ich all denen zu Dank verpflichtet, die das Manuskript gelesen und mir beratend zur Seite gestanden haben. Für die unermüdliche Kommunikationsbereitschaft danke ich Frau Dr. Carola Hagnau sowie Frau Dr. Sibylle Kautz- Freimuth, die mich durch zahlreiche Gespräche unterstützten., Ich danke meinem Vater Bernhard Heinrich Renners für seine unkomplizierte und klare Meinung sowie meiner Mutter Sigrid Renners für ihre herzliche Unterstützung während meiner gesamten Studienzeit. Schließlich bin ich meinem Ehegatten Dr. Thomas May für seinen geduldigen Ansporn besonders verbunden. Meinen Eltern, meinem Mann Thomas und meinen Kindern Svante, Viktor und Henning in Liebe gewidmet Inhaltsverzeichnis Einleitung 5 1.1 Forschungsstand 9 1.2 Methode 16 2 Familiäre Linien der Industriellen Formgebung 23 2.1 Arno Kersting 23 2.1.1 Ausbildung und Studium 24 2.1.2 Erwerbstätigkeit, Arbeitsgemeinschaften, Arbeitgeber, Produktlandschaft 24 2.1.2.1 Die Kersting Modellwerkstätten GmbH, Waging 25 2.1.2.2 Ford- Werke 1952 bis 1958 25 2.1.2.3 Freie Mitarbeit von 1953 bis 1995 26 2.1.2.3.1 Konsumgüter 27 2.1.2.3.2 Investitionsgüter 29 2.2 Der Vater Walter Maria Kersting 31 3 Der Nachlass Arno Kerstings 34 3.1 Der materielle Befund 34 3.2 Der Quellenbefund 38 3.3 Der sprachliche Befund 40 3.4 Zwischenergebnis: Der Nachlass als Grundlage zur Beantwortung von Fragen 40 4 Bewertungskriterien zur Beurteilung des Professionalisierungsprozesses 42 4.1 Berufsgruppen und Spezialisierung der gestaltenden Arbeit vor 1933 44 4.2 Berufsbezeichnungen im Wandel 53 4.2.1 Historischer Überblick bis 1926 54 4.2.2 Der Begriff der Industriellen Formgebung 57 4.2.2.1 Vor dem Zweiten Weltkrieg 57 4.2.2.2 Nach dem Zweiten Weltkrieg 58 4.2.3 Englische und amerikanische Bezeichnungen 61 4.2.3.1 Begriffe in Deutschland nach 1945 63 4.2.4 Begriffsverwendungen im Umfeld Arno Kerstings 66 4.2.5 Industrial Design - Versuch einer Definition 71 4.3 Private und staatliche Bildungseinrichtungen im Umbruch 76 4.3.1 Handwerker- und Meisterschulen, Ausbildungsstätten im Professionalisierungsprozess 80 4.3.2 Akademische Bildung und Studiengänge 85 4.3.2.1 Werkkunstschulreform: Probleme und Lösungsversuche 89 4.3.2.2 Schwerpunkte und Zielsetzungen an Fachschulen und Ingenieurschulen 92 4.3.2.3 Entwicklungen an Hochschulen und Akademien 96 4.4 Interessenvertreter 100 4.4.1 Organisierte Tätigkeiten im Dritten Reich 101 4.4.2 Körperschaften der Industriellen Formgebung 102 4.4.2.1 Körperschaften außerhalb von Deutschland 103 4.4.2.2 Körperschaften des privaten Rechts 104 4.4.2.2.1 Institute 105 4.4.2.2.2 Vereine und Verbände 106 4.4.2.3 Körperschaften des öffentlichen Rechtes 107 4.4.2.3.1 Landesgewerbeämter 108 1 4.4.2.4 Ausschüsse, Arbeitsgemeinschaften und Arbeitskreise 109 4.5 Zwischenergebnis: Der Professionalisierungsprozess und Bewertungsmöglichkeiten zur Beurteilung des Berufes des Industrial Designers 111 5 Die
Details
-
File Typepdf
-
Upload Time-
-
Content LanguagesEnglish
-
Upload UserAnonymous/Not logged-in
-
File Pages444 Page
-
File Size-