Beziehungen Der Auswanderer Zur…

Beziehungen Der Auswanderer Zur…

©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at BURGENLÄNDISCHE HEIMATBLÄTTER Herausgegeben vom Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv / Landesbibliothek und Landesmuseum 54. Jahrgang Eisenstadt 1992 Heft Nr. 3 Der ideelle und wirtschaftliche Rückfluß der Auswanderung Beziehungen der Auswanderer zur alten Heimat in dreidimensionalen Dokumenten und Zeugnissen Von WolfgangMeyer, Eisenstadt. Mit dem Begriff „Auswanderung” wird üblicherweise eine endgültige Handlung mit dem Abbrechen der bisherigen Bindungen und Beziehungen ver­ bunden. Für burgenländische Verhältnisse sind hier jedoch einige Ergänzungen und Korrekturen anzubringen. Zum einen bleibt eine Verbindung zur alten Hei­ mat bei einer echten Auswanderung durch verwandtschaftliche Beziehungen über Generationen hinweg aufrecht und wird auch in vielfältiger Form prakti­ ziert (brieflich und durch gegenseitige Besuche = siehe z. B. Burgenländische Gemeinschaft). Zum anderen wandert eine nicht zu vernachlässigende Gruppe nur temporär aus, um durch besser bezahlte Arbeit in der Heimat dann mehr leisten zu können bzw. hier dann den Lebensabend zu verbringen. Beiden Auswanderungsgruppen ist das Bedürfnis zu eigen, die Verbindung zur alten Heimat in mannigfaltiger Art zu unterstreichen und darüber- hinaus den Zurückgebliebenen bzw. dem Gemeinwesen der Zurückgebliebenen finan­ zielle Hilfe zukommen zu lassen und sie so am Wohlstand der Ausgewanderten teilhaben zu lassen. Dieser Rückfluß drückt sich nun in verschiedenen Formen und auf unter­ schiedliche Art und Weise aus. Einerseits werden Denkmäler geschaffen, die in religiöser Vertiefung an die Auswanderer erinnern sollen, oder es werden zum Wohle der Gemeinschaft Anschaffungen geleistet oder gefördert (vom Kirchen­ fenster bis zur Motorspritze der Feuerwehr oder bis zur geförderten Straßenver­ bindung oder Brücke). Darüber hinaus zeigt sich als weitere Möglichkeit des Rückflusses im privaten Bereich die Errichtung von Wohngebäuden und Gehöf­ ten zu einem Zeitpunkt, da unsere Heimat unter Kriegsnachwehen und wirt­ schaftlicher Rezession leidet. Ziel des vorliegenden Beitrages ist es nun, jene Objekte ansatzweise aufzu­ listen und darzustellen, die durch die Verbundenheit der Auswanderer zu ihrer alten Heimat in dieser entstanden sind und noch heute beispielgebend die dörfli­ ©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at 106 Meyer: Rückfluß der Auswanderung 3/92 che Kultur beeinflussen oder von ihr benutzt werden. Darüber hinaus soll diese Auflistung dazu beitragen, diese Denkmäler und Zeugen eines Zusammengehö­ rigkeitsgefühls über Tausende von Kilometern hinweg, der Anonymität und dem Desinteresse zu entreißen und sie in Hinkunft auch für die Denkmalpflege als zu beachtende Objekte greifbar zu machen.1 Die gegenständliche Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständig­ keit, sie soll vielmehr an Hand der vorgestellten2 Möglichkeiten und Sachberei­ che die an der Landeskunde Interessierten anregen, ihren Wissensstand und ihre Kenntnisse zu verknüpfen, um das Netz der Informationen zu verdichten und zu vervollständigen.3 Gliederung A. Rückflüsse in unbewegliche Einrichtungen 1. Baudenkmäler sakraler Natur a) Wegkreuze und Flurdenkmäler b) Kirchen und Kapellen c) Ortsfeste Einrichtungen d) Grabdenkmäler 2. Gebäude öffentlichen Interesses, Gemeindebereich a) Feuerwehr b) Kindergarten c) Schulen d) Brücken etc. e) Kriegerdenkmäler 3. Private Bautätigkeit a) Rückwandererhäuser 1 Im wesentlichen stützt sich der Beitrag auf die Arbeiten Ludwig Graupner: Amerikawan- derung im Güssinger Bezirk, Wien 1949, und Walter D u j m o v i t s Die Amerikawanderung der Burgenländer, Stegersbach 1975. Walter D u j m o v i t s Die Amerikawanderung der Burgenländer, Dissertation, Wien 1975. Darüber hinaus darf für zahlreiche mündliche Hinweise gedankt werden, die der Autor von D u j m o v i t s für die Vorarbeiten und Grundlagenbeschaffung zur Gestaltung des Teilbe­ reichs „Reflexion und Rückfluß” der Landesausstellung 1992 Raum IX erhalten hat. 2 Die vorhandene Quellenlage ist äußerst dürftig und man kann manche Informationen lediglich aus „Randbemerkungen” rückschließen. Es erscheint erforderlich, Orts-, Kirchen- und Schul­ chroniken besonders auf diese Nebenbemerkungen hin zu durchleuchten. 3 Um das oben Erwähnte zu konkretisieren besteht natürlich auch die Möglichkeit der Rückkoppe­ lung durch Ausstellungsbesucher. Und hier darf höflichst gebeten werden, sich mit allen mögli­ chen Informationen entweder an das Bgld. Landesarchiv, 7000 Eisenstadt, Freiheitsplatz 1 oder an den Autor, Wolfgang Meyer, 7052 Müllendorf, Feldgasse 6 zu wenden. ©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at 3/92 Meyer: Rückfluß der Auswanderung 107 Die Auswanderung und ihre Zeugnisse in der alten Heimat Originalmaßstab 1 : 300 000 Legende ▲ Flurdenkmale, Wegkreuze, „ Amerikanerkreuze ’ ’ • Kriegerdenkmale, Friedhofskreuze O Gedenksteine ■ Kirchen □ Kircheneinrichtungen fest (Fenster, Altäre) V Kircheneinrichtungen beweglich (Glocken, Orgel, Meßgeräte) A Grabdenkmal • Weltliche Bauten (z.B. Schule, Brücke, Feuerwehr­ gerätehaus etc.) O Bewegliche Einrichtungen (z.B. Motorspritzen, Abb. 1 Vereinsleben etc.) • Rückwandererhäuser ©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at 108 Meyer: Rückfluß der Auswanderung 3/92 B. Rückflüsse auf bewegliche Einrichtungen 1. Sakraler Bereich a) Glocken b) Kreuzweg c) Meßgeräte d) Orgel 2. Gemeindebereich a) Feuerwehr b) Vereine 3. Privater Bereich a) Technische Neuerungen in Küche b) Technische Neuerungen in Hof und Wirtschaft A l a Flurdenkmäler und Wegkreuze Hier sind grundsätzlich drei Zeitpunkte für die Errichtung zu unterschei­ den. Das Denkmal wird vor der Abfahrt ins Ungewisse gesetzt (z. B. Breiten­ brunn), oder aber von der neuen Heimat aus wird Verbindung mit dem burgen­ ländischen Heimatort aufgenommen und die Errichtung verlangt oder initiiert und bezahlt (z. B. Piringsdorf). Die dritte Möglichkeit ergibt sich für den Rück­ wanderer zum Zeitpunkt seiner Ankunft im Burgenland (z. B. Mischendorf ?). Badersdorf 1906 Inschrift: „Errichtet zur Ehre Gottes durch die nach Amerika gewanderten Gläubigen 1906, renoviert I960”4. Namentlich sind folgende Personen angeführt: Augustin F. 3mal; Bamber J.; Besenhofer J.; Fang J.; Fang F.; Fang M.; Gangl F. 2mal; Gabriel F.; Heiden J. 2mal; Heiden F.; Horvath St. u.J.; Kaufmann J.; Kummer F. 2mal; Kummer J.; Muhr J. 2mal; Muhr F.; Müller F.; Gabriel J. 2mal; Galfuss J.; Glasner E.; Glasner A. 3mal; Glasner M.; Glasner J.; Glas- ner M. u. K.; Golacz J. 2mal; Müller M.; Oswald T.; Oswald M.; Rabolt L.; Schmied J. u. K.; Schneider F.; Schwarz J.; Schwarz F.; Simon; Steiner J.; Zogmann J.; Lacko F.; Standort:5 ÖK 50, Blatt 168 = 7707, R53380, H28650, Höhe 250 m 4 Lit.: Bgld. Gern., 1989, 9/10, S. 6 5 Die Standortangabe unter Zuhilfenahme des Bundesmeldenetzes entspricht den Bedürfnissen nach einer eindeutigen, rekonstruierbaren Ortsbezeichnung und ist von jedem Feuerwehrmann, Gendarmeriebeamten, Rotkreuzhelfer und Bundesheerangehörigen auf Grund seiner Ausbildung lesbar, bzw. von jedem Erwerber einer Karte anhand der dort befindlichen Erläuterungen inter­ pretierbar. Bezüglich der Forderung nach Eindeutigkeit der Ortsangabe siehe auch W.Meyer: Buchbesprechung in BHB142. Jg., Eisenstadt 1980, S. 199 — 203. Unterstrichen wird die Forde­ rung zusätzlich durch die Tatsache, daß mehrere „Amerikanerkreuze” zwischen 1986 und 1992 Wanderungen durchgemacht haben. ©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at 3/92 Meyer: Rückfluß der Auswanderung 109 Breitenbrunn 1922 Inschrift: „Zur Ehre Gottes errichtet durch Wohltäter 1922” .6 Die Mittel zur Errichtung des Kreuzes stammen aus den Einspielergebnis­ sen einer Theatergruppe, die im Winter 1921/22 ihre Stücke zum Besten gab. Der Großteil der Theatergruppe wanderte nach Südamerika aus und ließ vor ih­ rer Abfahrt dieses Kreuz errichten. Standort: ÖK 50, Blatt 78 = 7812, R78950, H l 1840, Höhe 190 m Burg 1906 Inschrift: ,,Isten dicsösegere aboldogsagos szüz Mariatisztelete- re es lelkük üdvössegere emeltettel az Amerikaban tartozkodo Quari hivek? 1906” .7 Standort: Hauptplatz; ÖK 50, Blatt 168 = 7707, R55500, H30770, Höhe 250 m Deutsch-Bieling ? Inschrift: „Gelobt sei Jesus Christus” . Angefertigt wur­ de das Kreuz von der Fa. Hudetz in Szombathely.8 Standort: Nordwestliche Osteinfahrt, ÖK 50, Blatt 168 = 7707, R57500, H08300, Höhe 205 m (Kreuzsignatur in der Karte!). Abb. 2 Abb. 2: Deutsch Bieling Abb. 3: Edlitz 6 Lit.: Bgld. Gern., 1989, 11/12, S. 6 7 Lit.: Bgld. Gern., 1989, 7/8, S. 6 8 Lit.: Bgld. Gern., 1986, 7/8, S. 6 ©Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv, download unter www.zobodat.at 110 Meyer: Rückfluß der Auswanderung 3/92 Deutsch Schützen 1904 Inschrift: „Gelobt sei Jesus Christus. Gewidmet von den in Amerika weilenden Pfarrkindern aus Deutsch Schützen. 1904. Neu erstellt im Jahre 1967” :9 Standort: Hauptplatz vor Haus Nr. 96; ÖK 50, Blatt 168 = 7707, R58860, H25350, Höhe 227 m Eberau 1908 Inschrift: „Gelobt sei Jesus Christus. Gewidmet von den Pfarrkindern aus Amerika” :10 Standort: ÖK 50, Blatt 168 = 7707, R59710, H18750, Höhe 215 m Edlitz 1909 Inschrift: „Gewidmet zur Ehre Gottes durch die Arbeiter in Nordamerika 1909. Renovierung1983” 11 .Abb. 3 Standort: Südlicher Ostausgang; ÖK 50, Blatt 168 = 7707, R57990, H21480, Höhe 227 m (Kreuzsignatur in der Karte!). Gaas 1900 Inschrift: „1900 Jesus Christus der

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