Mit ARBEITERPRESSEKORRESPONDENZ C 16640 Nr.94 MÄRZ/APRIL 1992 50 Pfennig Moskau: Jelzin hetzt Polizei auf Demonstranten Sowjetunion am Scheideweg ,. d .. 1 J 1 1 " ?* ,.. ... f', ..,. ,~ " , t" (.~I)gi?h\\\ t\tllr.!" "1·:I~·~<·~J·j""1 '"l\ '/~';'. jn Am Tag der Sowjetarmee In Moskau: Milizen wurden für eine Provokation gegen prosowjetische Demonstranten mobilisiert. "Weißer Zar" Boris wollte neuen Blutsonntag. Weg mit der Jelzin-Regierungl Mehr als 12000 Mann Miliz und OMON-"Anti-Verbre­ nuar auf einige Zehntausende beschränkt, doch wächst in cher"-Eliteeinheiten in Kampfmontur wurden in Moskau der sowjetischen werktätigen Bevölkerung zunehmend die gegen eine Demonstration ins Feld geführt, die am 23. Fe­ Unruhe und Verzweiflung angesichts der exorbitanten Preis­ bruar zur Feier des Tages der sowjetischen Armee stattfand. erhöhungen und des Lebensmittelmangels. Die Produktion Als die Demonstranten versuchten, durch die Polizeibarri­ geht in den Keller, im Januar fiel sie insgesamt um 17 Pro­ kaden zu marschieren, die das Stadtzentrum abriegelten, zent, bei Stahl sogar um 27 Prozent. Das offene Zurschau­ stürmten Bullen mit SchlagstÖCken auf sie los. Ein 16 Jahre stellen von Macht am 23. Februar war eine bewußte Provo­ alter Jugendlicher, der auf einem Lkw stand und eine rote kation des russischen Präsidenten Boris Jelzin und des Mos­ Fahne mit Lenins Porträt schwenkte, wurde auf besonders kauer Bürgermeisters Popow mit dem Ziel, die gesamte so­ brutale Weise verprügelt. "Ich habe dort gestanden, weil ich wjetische werktätige Bevölkerung einzuschüchtern. den Kommunismus und Lenin unterstütze", sagte er. Ein Zum ersten Mal seit dem vermurksten stalinistischen Demonstrant, der 71jährige sowjetische Generalleutnant Putsch und Jelzins proimperialistischem Gegenputsch im a. D. Nikolai Peskow, starb, nachdem er von Polizisten ge- letzten August haben die kapitalistisch-restaurativen Kräfte treten worden war. , Blut auf den Straßen Moskaus vergossen. Ein Moskauer Zwar blieb die Teilnehmerzahl in der Reihe von Demon­ Pro-Jelzin-Fernsehkommentator fühlte sich gezwungen, strationen in Moskau seit den Preiserhöhungen vom 2. Ja- Fortgesetzt auf Seite 15 Oberbürgermeister, Stadtpräsidenten U.S.w. Unter dem Bild Spiegels im Kieler Rathaus steht: "Dr. Wilhelm Spiegel. Verteidigt Kielhorn und 1911-1933 Mitglied der Stadtverordnetenversammlung. 1919-1924 Stadtverordnetenvorsteher. Bögelein! Für diesen Mord wurde von der faschistischen Justiz kein Beteiligter zur Rechenschaft gezogen! Im Gegenteil: Das Komitee fiir soziale Verteidigung ruft zu Protesten gegen Kallmerten avancierte, wurde Kriegsrichter und reihte sich den Schauprozeß gegen die beiden Antifaschisten Karl Kiel­ in deren Blutlinie ein. Nach dem Uberfall auf die Sowjet­ horn und Gerhard B6gelein auf, die in der SPD-Hochburg union trieb er sein Unwesen im Bereich der Heeresgruppe Hamburg vor dem Landgericht stehen (siehe Spartakist Nr. Nord, später "Kurlandbrückenkopf' unter dem Befehl des 92, Januar). Schickt Protestbriefe und -telegramme an das Kriegsverbrechers Foertsch, der von sowjetischen Militärge• Hamburger Landgericht, Große Strafkammer 22, Richter Diet­ richten zu 25 Jahren Haft wegen besonders schwerer Kriegs­ helm Erdmann, Sievekingsplatz 3 (Strajjustizgebliude), W-2000 und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt wurde, Hamburg 36! Weg mit den Anklagen! Wir drucken hier einen 1955 als Nichtamnestierter der BRD-Regierung übergeben Leserbrief an die UZ, Zeitung der DKP, ab, der dort bisher und dann - Generalinspekteur der Bundeswehr wurde! nicht ver6ffentlicht wurde. Auf Kallmertens Blutkonto geht das Todesurteil an 100 Kiel, 15. Februar 1992 sowjetischen Partisanen und vieler deutscher Soldaten, die sich der aussichtslosen Lage im Kurlandbrückenkopf be­ Liebe Genossinnen, liebe Genossen! wußt waren. Wie heute nachmittag am Telefon besprochen, sende ich Dieser Mann kam eines Tages ins sowjetische Kriegs­ Euch die Abschrift eines Artikels zum Prozeß gegen Ger­ gefangenenlager 57 in Klaipeda. Die sowjetischen Untersu­ hard Bögelein und Karl Kielhorn an die UZ. chungsorgane ermittelten gegen ihn. Mitgefangene, denen er in der faschistischen Armee übel mitgespielt hatte, er­ Mit sozialistischen Grüßen! kannten ihn und übten Selbstjustiz. Die sowjetische Lager­ Ernst D. leitung' mißbilligte dieses Tun. Aber da sehr viele Nazi- und Kriegsverbrechen aufgeklärt werden mußten, hatte der "Fall Vom Komitee für soziale Verteidigung Hamburg (KfsV) Kallmerten" seinen Abschluß gefunden. erfuhr ich: Nach 41 Jahren verbeißt sich nun die Bundesjustiz in Seit 18. Dezember 1991 läuft vor der 22. Strafkammer diese Sache auf Grund der Aktenschnüffelei und Stasi-Hy­ des Landgerichts Hamburg ein Prozeß gegen 2 Antifaschi­ sterie! Da paßt es den Sozialistenfresserl! und Antikommu­ sten: Gerhard Bögelein und Karl Kielhorn. Sie werden nisten wunderbar in den Kram, einen Uberläufer zur So­ beschuldigt, am gewaltsamen Tod des kriegsgefangenen wjetarmee (Gerhard Bögelein), der Schulter an Schulter mit faschistischen Blutrichters Erich Kallmerten im Kriegsge­ Sowjetsoldaten half, seine Heimat vom Faschismus zu be­ fangenenlager Klaipeda (Sowjet-Litauen) schuldig zu sein. freien und einen Leiter eines Antifaaktivs (Karl Kielhorn), Ich kenne Klaipeda, den Antifaschisten Karl Kielhorn der in mühevoller Kleinarbeit half, Klarheit in den Köpfen und den "Fall Kallmerten" aus meiner damaligen Arbeit seiner Landsleute zu schaffen und darüber durch Schaffung dort. Ich schrieb in der UZ Nr. 172 vom 5. August 1983 vorbildlicher Kultureinrichtungen das Leben erträglich zu darüber. gestalten, in die Nähe eines Mörders zu rücken! Untadelige Doch der Reihe nach: Kallmerten war ein Altnazi, Jura­ Antifaschisten sollen diffamiert werden, nicht aber der Na­ student und SA-Mann. Im Frühjahr 1933 war er an der zimörder posthum verurteilt werden. Dagegen muß man Ermordung des sozialdemokratischen und jüdischen Kieler beim genannten Gericht protestieren. Bürgervorstehers bzw. Stadtverordnungsvorsitzenden, des Rechtsanwalts Spiegel beteiligt. Das Bild Spiegels hängt im Kieler Rathaus in der Reihe der Kieler Bürgermeister, Zum Kampf der SpAß SPARTAKIST ~ gegen Hexenjagd herausgegeben von der In den letzten Wochen erhielt die Spartakist-Redaktion eine SPARTAKIST-ARBEITERPARTEI DEUTSCHLANDS Reihe von Leserbriefen zur antikommunistischen Hexenjagd. Internationale Kommunistische Uga Nachfolgend ver6ffentlichen wir Auszage aus zwei Briefen. Auf (VIerte InternatlonaUsten) Seite 24 dieser Ausgabe ist ein ausfiihrlicher Artikel zu diesem REDAKTION: Marianne Clemens, Toralf Endruweit, Thema abgedruckt, der auch auf Fragen und Kritik aus den Michael Jäger, Doris Kohn (herausgebende Redakteurin), Leserbriefen antwortet. Bert Matthes (Produktion), Jan Norden, Max Schütz (verantwortliCher Redakteur), Kurt Weiss, Augsburg, den 4. Januar 1992 Fred Zierenberg VERTRIEB: J. Pfeiffer Liebe Genossinnen und Genossen! PresserechUich verantwortlich: C. Rosen, 2000 Hamburg 74 Erscheint Im Verlag Avantgarde GmbH Ihr mutiger Aufruf vom 13. Dezember 1991 ("Spartakist 4") Postfach 110231,2000 Harnburg 11, Fax (040) 330154 zugunsten von Erich Honecker und seinen Getreuen ist auf Postfach 51 0855, 1000 Berlln 51, Fax (030) 4911479 Redaktion Spartakist: Tel. Westberlin 491 45 48, Korrespondenz über Verlagsanschrift Umwegen (Berlin/Erlangenrrauplitz[Steiermark]/München/ Abonnement (10 Ausgaben) DM 5, - an Verlag Avantgarde Augsburg) heute zu mir gelangt. Konto 11988-S01, Postgiroamt Frankfurt/Maln, BLZ 500 10080 Signierte Artikel entsprechen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion Als (leider anstellungsloser) Osthistoriker glaube ich, die Gedruckt In einem gewerkschaftiich organisierlen Betrieb DDR-Geschichte kompetent beurteilen zu können und ISSN 0173-7430 beobachte deshalb mit machtlosem Gram, wieviel Unrecht Nr.94 März/April 1992 gegenwärtig den einst leitenden SED-Persönlichkeiten wi- Fortgesetzt auf Seite 20 =M~Ä~R=~~A~P~R~IL~19~9~2~ ___________________ ~ __________________________________~3 Martha Phillips 10. März 1948 9. Februar 1992 Unsere geliebte Genossin kist-Kandidatin für den Stadt­ Martha Phillips starb am 9. Fe­ rat von Oakland bei den Wah­ bruar in Moskau. Als Berufs­ len im Frühjahr 1983. revolutionärin und als Unter­ Während ihres ganzen Le­ stützerin der trotzkist ischen bens war Martha als Kämp• Politik der Spartacist-Tendenz ferin für die Frauenbefreiung (Internationale Kommunisti­ engagiert und widmete sich auf­ sche Liga) seit 20 Jahren lebte merksam allen Fragen der be­ und arbeitete Martha zum Zeit­ sonderen Unterdrückung, und punkt ihres Todes als Englisch­ sie war stark an der Gründung lehrerin in Moskau. Als füh• der Bay Area Labor Black render Kader unter den Ge­ League for Social Defense (Li­ nossen, die daran arbeiten, das ga der Arbeiter/Schwarzen für revolutionäre Programm von soziale Verteidigung) beteiligt. Lenin und Trotzki in seinem Sie nahm aktiv an Kampagnen Ursprungsland wieder zu ver­ des Partisan Defense Commit­ wurzeln, beteiligte sich Martha tee teil (einer klassenkäm pferi­ an dem entscheidenden Kampf, sehen Organisation für die dessen Ergebnis noch in der rechtliche und soziale Verteidi­ Schwebe ist. Ihr Tod ist ein gung in Übereinstimmung mit schwerer Schlag für die zukünf• den politischen Ansichten der tige sowjetische Sektion der SL/U.S.) und war einer seiner IKL und eine niederschmet­ Sprecher. 1982 half sie bei der ternde Tragödie für viele in Organisierung der kämpferi• unserer Partei, die ihr nahe schen Massendemonstration standen. Unser Mitgefühl gilt am 27. November, die den Ku auch
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