perspektiven des demokratischen sozialismus Zeitschrift für Gesellschaftsanalyse und Reformpolitik 31. Jahrgang 2014 Heft 1 ISBN 978-3-89472-591-4 ISSN 0939-3013 Herausgegeben im Auftrag des Vorstandes der HDS von Nils Diederich, Iring Fetscher, Helga Grebing, Leo Kißler und Karl Theodor Europa Schuon Redaktion: Bernhard Claußen, Klaus Faber, am Scheideweg Horst Heimann, Arne Heise, Ulrich Heyder, Jens Kreibaum, Kira Ludwig, Thomas Meyer, Roland Popp (Schlussredaktion), Walter Reese-Schäfer, Hans-Joachim Schabedoth, Klaus-Jürgen Scherer, Joachim Spangenberg Redaktionsleitung: Tobias Kühne eMail: [email protected] HDS-Geschäftsstelle: c/o Kulturforum WBH, Wilhelmstr. 141 10963 Berlin Weitere Informationen unter: www.hds-perspektiven.de www.perspektiven-ds.de Verlag und Abo-Vertrieb: Schüren Verlag GmbH, Universitätsstr. 55, D-35037 Marburg Informationen zu perspektiven ds und zum Verlagsprogramm des Schüren Verlags finden Sie im Internet: www.schueren-verlag.de Die perspektiven ds erscheinen zweimal im Jahr. Einzelpreis 9,90 , Jahresabo 16,90 incl. Versand. Der Bezugspreis für HDS- Mitglieder ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. © Schüren Verlag GmbH Alle Rechte vorbehalten. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Für unverlangt eingesandte Manu- skripte wird keine Haftung übernommen. Anzeigenverwaltung: Schüren Verlag Druck: Gruner-Druck, Erlangen Der demokratische Sozialismus bleibt für uns die Vision einer freien, gerechten und solidari- schen Gesellschaft, deren Verwirklichung für perspektivends uns eine dauernde Aufgabe ist. Das Prinzip unseres Handelns ist die soziale Demokratie. Hamburger Grundsatzprogramm der SPD 1/14 INHALT Editorial 4 Klaus Faber EU-Perspektiven: auch in 50 Jahren kein demokratischer THEMENSCHWERPUNKT: Bundesstaat? 64 EUROPA AM SCHEIDEWEG Gregor Fitzi Heinz-J. Bontrup Ja! Nein! Vielleicht… Europa- Die EU in der Krise. Die Stimmungen in Italien 76 Wirtschafts- und Währungsunion endlich richtig aussteuern 6 Jennifer L. Allen/Terence Renaud Europäische Geschichte aus Udo Bullmann/Caroline Somnitz Sicht US-amerikanischer Europa besser machen: Eine Studenten am Beispiel neue Balance zwischen Deutschlands 83 moderner Wirtschaft und sozialer Demokratie 17 WILLY-BRANDT-SPEZIAL Dierk Hirschel Europa braucht einen Tobias Kühne Politikwechsel 25 Willy Brandt und kein Ende? 88 Michael Fischer Bernd Rother Europas Krise – am Ende des Willys Hundertster – Eine «demokratischen Kapitalismus»? Nachlese 91 Anmerkungen zur «Streek’schen Frage» 33 Klaus Schönhoven An der Spitze der Sozial- Andreas Maurer demokratie 1964–1987. Legislativmacht und Führungsstil und Politik- Politisierung: Der Spagat des verständnis von Willy Brandt 102 Europäischen Parlaments 43 Werner Wobbe Demokratie versus Eurobüro- kratie – ein deutsches Trauma 53 2 Perspektivends 31. Jg. 2014 / Heft 1 Inhalt BEITRÄGE UND DISKUSSIONEN Das antiautoritäre Fundament der SPD; Erler, Hans: Zur Aktualität Dieter Klein des Judentums. Vorträge 1997 bis Doppelte Transformation und 2010 165 ein neues linkes Crossover 109 Helga Grebing Klaus-Jürgen Scherer Wandel durch Annäherung? Gedankensplitter über ein Überlegungen zu Engelberg, außergewöhnliches Wahljahr 121 Ernst: Wie bewegt sich, was uns bewegt? Evolution und Revolution Kira Ludwig in der Weltgeschichte 168 Die Geschichte der Hochschul- initiative Demokratischer Sozialismus e. V. Teil 2: Autorinnen und Autoren 172 Die frühen Jahre (1980–1984) 130 Michael Müller/Kai Niebert Politik im Anthropozän. Die sozial-ökologische Trans- formation wird zur Systemfrage 140 Horst Heimann Neues aus der Welt des Antikapitalismus – und des Demokratischen Sozialismus 149 REZENSIONEN UND BERICHTE Edgar Göll Rezension zu Haderlapp, Thomas/ Trattnigg, Rita: Zukunftsfähigkeit ist eine Frage der Kultur. Hemmnisse, Widersprüche und Gelingens- faktoren des kulturellen Wandels 162 Sebastian Voigt Tradition und Verdrängung. Über die geistesgeschichtlichen Wurzeln der Sozialdemokratie. Rezension zu Erler, Hans: Judentum und Sozialdemokratie. Perspektivends 31. Jg. 2014 / Heft 1 3 EDITORIAL Die Europäische Union steht am Scheide- werten mag, bleibt die Frage eines linken weg. Wie werden die ökonomischen und Reformbündnisses, eines «linken Crossover», sozialen Krisen gemeistert werden, die mehr als akut. Eine progressive Reformpoli- sich immer weiter ausbreiten und die Ge- tik jedenfalls ist mit der Union kaum mög- meinschaft zu zerreißen drohen? Liegt die lich und nach den aktuellen Umfragen ver- Zukunft Europas in einer stärkeren institu- harrt die SPD im 25-Prozent-Turm. Drohen, tionellen Integration oder kann eine sozia- auch angesichts der AfD, «österreichische le Demokratie am besten in Nationalstaa- Verhältnisse»? Aber nicht nur um die SPD ten organisiert werden? Und wie eigentlich soll es gehen, auch Bündnis 90/Die Grü- wird Europa aus einem nicht-deutschen nen und die Linkspartei erwecken derzeit Blickwinkel wahr genommen? All diesen nicht den Eindruck, ernsthaft und konstruk- Fragen wollen wir im Themenschwerpunkt tiv an einer Mehrheit links der Mitte zu ar- dieser Ausgabe der perspektiven ds nachge- beiten. Beide «Partner» der Sozialdemokra- hen. So unterschiedlich sich unsere Autorin- tie wirken vielmehr selbst in der Opposition nen und Autoren dieser komplexen Mate- inhaltlich ausgebrannt und altmodisch, zie- rie auch annähern, eines wird deutlich: Auf hen sich auf hinlänglich bekannte Positio- eine Freihandelszone oder die sprichwörtli- nen zurück, ohne mit zukunftsweisenden Al- che «Gurkenkrümmung» wollen sie das eu- ternativen glänzen zu können. Mit ein paar ropäische Projekt nicht reduziert sehen. Zu Lockerungsübungen jedenfalls, da herrscht den Gurken wird es in diesem Heft auch auf allen Seiten eine erhebliche Naivität, noch erhellende Einsichten geben. wird es nicht getan sein. Den Beitrag von In Anschluss an das Jubiläumsjahr Dieter Klein verstehen wir als Einstieg in 2013 wollen wir mit einem kleinen Willy- die Diskussion und hoffen auf Ergänzungen Brandt-Spezial sowohl einen Rückblick als und Widerspruch. auch einen Ausblick wagen. Was bleibt vom Zweitens werden wir weiterhin der Fra- Gedenken übrig und warum sich überhaupt ge nachgehen, wie eine konstruktive und noch mit Brandt beschäftigen? Vielleicht innovative Kapitalismuskritik im 21. Jahr- können die Beiträge zeigen, dass es sich im- hundert nicht nur entwickelt, sondern zu- mer noch lohnt. dem in praktische Politik überführt werden Es gibt zwei Debatten, die wir in den kann. Denn es ist ja erstaunlich, dass ein perspektiven ds und auf unseren Tagun- weit verbreitetes aber auch diffuses Unbe- gen in Zukunft verstärkt führen wollen und hagen gegenüber marktradikalen Lösungs- zu denen wir unsere Leserinnen und Leser ansätzen bisher noch zu keiner politischen herzlich einladen und zu Stellungnahmen Trendwende oder Bündelung der Kräfte ge- auffordern möchten. Nach den ersten Mo- führt hat. Verschläft die Sozialdemokratie – naten der Großen Koalition, wie auch im- Stichwort Steuersenkungen, Freihandelsab- mer man ihre Erfolge oder Misserfolge be- kommen oder NSA-Skandal – gerade eine 4 Perspektivends 31. Jg. 2014 / Heft 1 Editorial große Chance auf Erneuerung und Aufstieg politische Linke nie ganz erholen können. zu alter Stärke? Soziale Bewegungen gibt es Was also waren Ursachen und Folgen dieser ja, aber beiderseitig herrscht weitgehend Katastrophe, gerade aus dem Blickwinkel Desinteresse und Sprachlosigkeit. der Sozialdemokratie und der Arbeiterbe- Der Ausbruch des 1. Weltkrieges jährt wegung? Auf zahlreiche Beiträge zu diesen sich in diesem Jahr zum hundertsten Mal. Fragen sind wir gespannt! Die großen Verkaufserfolge von voluminö- sen Überblicksdarstellungen zeigen, dass Zum Schluss möchten wir unserem lang- dieses Ereignis nach wie vor bewegt und jährigen Vorstandsmitglied Nils Diederich bedrückt. Auch für die deutsche und die eu- ganz herzlich zu seinem 80. Geburtstag am ropäische Sozialdemokratie waren die Aus- 24. Mai gratulieren! wirkungen des Krieges verheerend, nicht nur aufgrund der vielen Toten. Die Interna- tionale zerbrach ebenso wie die parteipoli- Viele Anregungen und auch etwas Freude tische Einheit der Arbeiterbewegung, von beim Lesen wünscht im Namen der den Folgen der «Urkatastrophe des 20. Jahr- Herausgeber und der Redaktion hunderts» hat sich auch die gesellschafts- Tobias Kühne Perspektivends 31. Jg. 2014 / Heft 1 5 THEMENSCHWERPUNKT: EUROPA AM SCHEIDEWEG Heinz-J. Bontrup Die EU in der Krise Die Die Wirtschafts- und Währungsunion endlich richtig aussteuern EU-Asymmetrien und Unvollkommenheiten gelegten Ökonomievariante, die als primiti- Die Europäische Union (EU) erstreckt sich ve neoliberale Spielart einseitig dem Markt mit dem jüngsten Mitglied Kroatien auf 28 (Wettbewerb) und den Kapitalinteressen zu- Mitgliedsstaaten, aber nur 18 Länder (zum gewandt ist und alles Staatliche und damit 1. Januar ist Lettland dazu gekommen) un- die Politik diskreditiert.2 terliegen mit dem Euro einer Europäischen So ist es im bisherigen Ergebnis auch Währungsunion und damit der autonomen wenig erstaunlich, dass sich die EU, mit ih- Geldpolitik der Europäischen Zentralbank ren wirtschaftlich stark heterogenen Län- (EZB). Es existiert zwar ein Europäisches Par- dern, in einer tiefen wirtschafts-, finanz- und lament, aber keine Europäische Regierung. politischen Funktionskrise befindet, woraus Vielmehr gibt es eine «Ersatzregierung» aus sich bereits eine Legitimationskrise entwi- Europäischem Rat und Europäischer Kom- ckelt hat. «Anstelle des erhofften Zusam- mission mit einem Kommissionspräsiden- menwachsens
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