Der Schießsport im Amt Malchow Reinhard Kallaene, Gesamtvorstandsmitglied des Deutschen Schützenbundes Im Schießsport verbinden sich wie in wohl keiner anderen Sportart, sportliches Leistungsstreben mit der Pflege von jahrhundertelangen Traditionen und Brauchtum. Das Deutsche Schützenwesen hat eine lange Tradition, dessen Wurzeln bis ins 11. Jahrhundert zurück reichen. Der Schießsport, hauptsächlich im Deutschen Schützenbund v. 1861 organisiert, ist seit 1896 mit seinen Kugeldisziplinen, dem Bogen- und Armbrustsport, eine olympische Disziplin. Heute werden 15 verschiedene Disziplinen geschossen. Der Deutsche Schützenbund ist der viertgrößte Sportverband im Deutschen Olympischen Sportbund. Der Landesschützenverband Mecklenburg-Vorpommern, hervorgegangen aus dem Mecklenburger Schützenbund 1865 und dem Vorpommer - Provinzialen Schützenbund v. 1848, ist mit seinen Mitgliedern der viertgrößte Sportverband im Landessportbund Mecklenburg-Vorpommerns. 1. Schützenverein Malchow v. 1884 e. V. Vorsitzender: 1990 Schützenoberst Helmut Sauer 2000 Schützenoberst Horst Aulig 2005 Schützenoberst Henry Bartels 1884 wurde von schießsportlichen Männern der Schützenverein Malchow v. 1884 gegründet. Die Tradition der Schützengesellschaft hat aber viel ältere Wurzeln. So sollen schon, zum Schutze der Stadt im 15. und 16. Jahrhundert die wehrfähigen Männer erfasst worden sein. 1776 erließ Herzog Friedrich von Mecklenburg-Schwerin eine Patentordnung zur Bildung von Schützenzünften im Land. Nach mündlicher Überlieferung soll die Schützengemeinschaft im Revolutionsjahr 1848, in Folge der Revolution verboten worden sein und hat ihre Privilegien, das Gilderecht, verloren. Eine weitere Traditionslinie der Schützen führt in die Zeit der Kinder- und Volksfeste. Im Antrag an den Magistrat der Stadt Malchow 1837 auf Genehmigung eines „Kinder- und Schulfestes“ waren schon das Armbrustschießen nach „der Scheibe oder dem Vogel“ enthalten. Das Schießen war in den früheren Jahrhunderten nicht nur eine Verteidigungsangelegenheit sondern ein beliebter Massensport. So wurde jährlich um die Würde eines Schützenkönigs und der Ritter gekämpft. Die Königswürde war eine hohe Ehre, aber auch ein kostspieliges Unterfangen. Der 1. Schießstand befand sich neben, dem schon lange abgerissenen Braun`schen Lokal in der Moltkestrasse, der heutigen August-Bebel-Strasse. Schon 2 Jahre später, 1886, wurde ein neuer Schießstand am heutigen Buchenwaldweg erbaut. Neben dieser Schießsportanlage entstand in schöner Lage das Schützenhaus. Besonders verdient gemacht, hat sich dabei Carl Leßle, der Musikdirektor der Militärmusikschule. Bild 1 Königsschuss Bild 2 Historische Königsscheiben Bild 3 Schützenorden von 1886 und 1890 1909, zum 25-jährigen Bestehen des Vereins wurde C. Ginap Jubiläumsschützenkönig. Geschossen wurde mit Bleikugeln auf mit Stiefelwichse gefärbte Metalltafeln. Die damalige Anlage ermöglichte das Schießen auf 60 m, später auf 150 m und ab 1928 auch für Kleinkalieberwaffen mit Anzeigedeckung und Scheibenständen. In der Malchower Presse, den „Malchower Nachrichten“, wurde das Vereinsleben der Schützen immer wieder gewürdigt. Bild 4 Königsschuss 1929 wurde durch den Mecklenburger Landesschützenbund (MSB 1865) eine Umfrage in Mecklenburg durchgeführt mit dem Inhalt, welche Vereinigungen ihm angehören. Hier wird der Schützenverein Malchow mit dem Gründungsdatum 02.08.1884 genannt. Im Februar 1934 wird der Mecklenburgische Landesschützenbund in „Gau Hansa des Deutschen Schützenbundes“ umbenannt. Alle Vereine hatten das Führerprinzip einzuführen. Am 4. März 1934 wurde, auf dem Schützentag in Schwerin, die Auflösung des Mecklenburger Landesschützenbundes beschlossen. Das Banner des Mecklenburger Landesschützenbundes wurde 1936 dem Museum in Schwerin übergeben. 1934 begingen die Malchower Schützenbrüder mit vielen Gastschützen ihr fünfzigjähriges Bestehen. Bild 5 Schützenausmarsch Aus einer Antwort der Stadt Malchow, auf ein Schreiben der Gauleitung der NSDAP vom April 1937 (Verhältnis des Schützenfestes zum Volksfest) geht hervor, dass der Schützenverein Malchow vom Reichssportführer als Sportverein des Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen anerkannt ist. Bild 6 Königsproklamation 1940 Durch Gesetz des Kontrollrates vom 10. Oktober 1945 wurde der Deutsche Schützenbund aufgelöst. Im östlichen Teil Deutschlands wurde mit der Gründung der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) am 07.08.1952 die Ausübung des Schießsports wieder möglich. In Alt Schwerin bestand die GST-Grundorganisation „Franz Böhm“, wo der Schießsport betrieben werden konnte. Die Waffen der Sportorganisation wurden zentral aufbewahrt. An den Schulen in Malchow wurden die Arbeitsgemeinschaften (AG) „Junge Schützen“ gebildet. 1954 wurde in den Räumen der Maschinen-Traktoren-Station (MTS) mit dem Luftgewehr geschossen, später in den Räumen der Erich-Weinert-Schule. Einer der Initiatoren war der Lehrer Gerhard Moeller. Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft „Sportschützen“ nahmen mit Unterstützung der GST an den Schulmeisterschaften in Waren sowie zentralen Veranstaltungen in Neubrandenburg und Berlin teil. Auf einer Zentralen Veranstaltung der GST in Berlin, wurde die Arbeitsgemeinschaft für die guten Ergebnisse ausgezeichnet. Auf der ehemaligen Schießstätte am Buchenwaldweg wurde auch begonnen mit den Kleinkalieberwaffen zu schießen, aber bald wieder eingestellt. Am 01.07.1990 gründeten 24 Interessenten des Schießsports, auf dem Plauer Werder, den Schützenverein Alt Schwerin. Sein erster Vorsitzender wurde Helmut Sauer. 1991 wurde der Verein dann Umbenannt in Alt Schwerin- Malchow. Da der Verein keine eigene Schiessstätte besaß, wurde mit Sondergenehmigung das Kleinkalieberschießen in einer Sandkuhle auf dem Plauer Werden durchgeführt. 1991 wurde mit der Aufnahme von Mitgliedern aus der Gemeinde Göhren-Lebbin, der GST-Schießstand in Wendhof wieder entdeckt und mit der Rekonstruktion begonnen. Die Mehrzahl der Mitglieder kam aus Malchow, und so war es Folgerichtig das auf der Jahreshauptversammlung am 19.03.1993 einstimmig beschlossen wurden, den Verein in Schützenverein Malchow v. 1884 e. V. um zu benennen. Seit 1993 wurde der Königsschuss wieder durchgeführt, der Erste Schützenkönig wurde Peter Becher, der heutige Bürgermeister der Gemeinde Göhren-Lebbin. Bild 7 Königsproklamation im Rathaus Am 27.11.1993 wurde in Wendhof bei Göhren-Lebbin die neue Vereinsschießstätte feierlich eingeweiht. Bild 8 Eröffnung Schießsportstätte Wolfgang Remer, Präsident des Landessportbundes zerschnitt feierlich das symbolische Band. Beim anschließenden Schießen um die Ehrenscheiben siegte Wolfgang Remer gefolgt vom Malchower Bürgermeister Joachim Stein und dem stellv. Landrat Konrad Schliemann mit gleicher Ringzahl. Der Kleinkaliberschießstand besteht aus acht Bahnen 50 m, davon 4 Bahnen die auf 25 m verkürzt werden können. 2005 wurde dann eine elektronische Luftgewehranlage angeschafft mit rechnergestützter Auswertung. Bereits seit 1994 wurde die Jugendarbeit unter Anleitung anerkannter Übungsleiter durchgeführt .Von den Verantwortlichen wird das auf Landes- und Kreisebene geförderte Kooperationsprojekt „Gemeinsam Sport in Schule und Verein“ an den Malchower Schulen durchgeführt. Besonders die Schüler der Beruflichen Schule zur Integration schulpflichtiger Jugendlicher wurden einbezogen. Die Jugendarbeit wird von Dr. Peter Girnt, Trainer C, geleitet. In Vorbereitung eines Schießsportstättenneubaus fuhren 1994 Bürgermeister Joachim Stein, der damalige Bauamtsleiter Volker Bensch, der damalige Vorsitzende Helmut Sauer und Reinhard Kallaene zum Schützenverein Ramelsloh, um die dortige Schießsportstätte zu besichtigen. Auf der Jahreshauptversammlung des Schützenvereins Malchow v. 1884, am 28.02.1995, wurde zum Neubau durch den Bürgermeister Stein in seinem Schlusswort, positiv Stellung genommen. Die Vorplanung wurde in den späteren Jahren durchgeführt, aber die Baudurchführung auf Grund der fehlenden Finanzierung und der Nichtbeteiligung weiterer Partner wie Jäger und Polizei nicht weiterverfolgt. Das 1. Schützenfest nach der Wiedergründung wurde 1994 gefeiert und dann jährlich bis 1999. Auf dem 5. Landesschützentag, 1994 in Neubrandenburg, wird die neue Vereinsfahne feierlich geweiht. Neben den jährlichen Vereinsmeisterschaften, den Schützenfesten und der Proklamation der Majestäten war ein Höhepunkt die Organisation und Durchführung des 25. Mecklenburger- Landesschützenfestes 1995. Die Inselstadt Malchow war für 3 Tage die Schützenhauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns. Der damalige Präsident und heutige Ehrenpräsident des Landesschützenverbandes Mecklenburg-Vorpommerns Peter Viezens und der Bürgermeister Joachim Stein eröffneten das 25. Mecklenburger-Landesschützenfestes. Viel Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Sport waren angereist. Der damalige Ministerpräsident Dr. Bernd Seite war extra von einer anderen Veranstaltung mit dem Hubschrauber eingeflogen. Präsidenten und Vizepräsidenten anderen Landesschützenverbänden und Landesschützenbünden waren gekommen. Der absolute Höhepunkt war der große Festumzug, der Schützenausmarsch, an dem 60 Vereinigungen und 11 Spielmanns- und Fanfarenzüge teilnahmen. Bild 9 Eröffnung des 25. Mecklenburger Landesschützenfest Bild 10 Ehrengäste im Rathaus Seit 1996 wird jährlich der Tag der Majestäten auf der Schießsportstätte Wendhof gefeiert. Es werden die Majestäten und Vorstände der befreundeten Vereinigungen eingeladen. Der Damen-Müritz-Pokal des Landesverbandes M-V, mit teilnehmenden Schützinnen aus ganz Mecklenburg-Vorpommern, wird jährlich, ab 1997 auf der Schießsportstätte ausgeschossen.
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