Monats-Gazette

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Nummer März 2012 74 Monats-Gazette Aktuelles, Interessantes, Informatives aus der Oldtimerszene 13. Rallye int. des Alpes 1950 Rallye international des Alpes und Engländern, der Italiener und Deut- 1950 schen und einigen Schweizern eine mo- torisierte Militärkolonne der Schweizer Man kann sich das heute nicht einmal Armee in den Weg. Ein Artillerieschies- annäherungsweise vorstellen: 1950 sen war angesagt. fuhren 94 Teams mit aktuellen Serien- Jetzt kamen die Rallyefahrer mit der Sportwagen auf normalen, ungesicher- großzügig berechneten Sollzeit in Kon- flikt und da war es nicht verwunderlich, ten Straßen eine Rallye über 3.056 km bellen und Karten. 94 waren am Start, quer durch Zentraleuropa über unzählige dass viele Teilnehmer die versäumte Zeit 36 erreichten das Ziel. Gewonnen wurde mit waghalsiger Fahrweise kompensie- Alpenpässe. die Rallye vom Ehepaar Appleyard auf Die „Rallye International des Alpes“ ren wollten. Doch nicht nur die Schwei- Jaguar XK 120 vor sage und schreibe zer Armee machte sich breit, auch die von 1950 führte von Marseille in die vier Dyna-Panhard, alle ohne Strafpunk- französischen Alpen, in die Dolomiten, Schweizer Post mit ihren „Cars Alpins“ te. baute fahrende Sperren auf. Zwei Drittel über den Großglockner und via Schwei- Die Mindestgeschwindigkeit war hub- zer Alpen zurück nach dem Zielort in der Straßenbreite war blockiert, überho- raumabhängig vorgegeben, 60 km/h für len ein beinahe unmögliches Unterfan- Cannes. Sechs Tage, 3.056 Kilometer, die größten Fahrzeuge auf den Land- bergauf, bergab, auf nicht abgesperrten gen. straßen, 110 km/h auf der Autostrada. Doch nicht genug des Unheils! Bei Straßen, über eine Unzahl von Pässen, Die Rallye International des Alpes war ohne große Pausen, die Blicke auf die der Talfahrt herrschte leichter Gegen- im Gange, doch bei der zügigen Fahrt verkehr. Von Gletsch her schlichen die nächsten Kurve, auf Uhren, Schnittta- stellten sich den Teams der Franzosen Clubnachrichten des Classic Oldtimer Veteranen Club 1 Autotouristen bergaufwärts. Als ob sie Monte Carlo. Die zweite 719 km lange mit sich und den kochenden Motoren Etappe brachte die Teilnehmer nach nicht schon genug beschäftigt waren, Cortina d’Ampezzo. Die dritte Teilstre- sahen sie sich plötzlich „total verrückten cke endete nach 396 km in Innsbruck, Rallyefahrern“ gegenüber. Angst und die vierte stellte den Teams die Pässe Schrecken verbreitete sich. Hasstiraden, Brenner, Passo di Monte Givo, das Drohungen, Steinwürfe! Dazu die Staub- Stilserjoch und den Berninapass in den plage, die trockenen Kehlen, die am Weg und umfasste 307 km bis nach St. Straßenrand abgestellten Wagen, die Moritz. Die fünfte Etappe führte über wild gestikulierende Ferienreisende aus den Oberalp, den Furka-Pass und den dem Flachland. Laut zeitgenössischen Forclaz in 382 km nach Mégève, wo die Berichten herrschte am Furka wahre Ka- letzte Etappe über 628 km ansetzte und Editorial tastrophenstimmung. Und als krönender die verbliebenen Fahrzeuge über 628 Abschluss noch dies: In Gletsch ver- km wieder zurück nach Cannes brach- Nachdem die Oldtimersaison erst am sperrten Postautobusse die Zufahrt zur te, wo die Teams am 20. Juli erwartet Beginn steht, möchte ich meine Gedan- Zeitkontrolle! wurden. Als spezielle „Sonderprüfung“ ken kurz in die Vergangenheit schweifen war auf der Autostrada Turin-Bergamo lassen und zwar unter dem Motto: ein Einkilometer-Rennen mit fliegendem Schön wenn man nicht weiß, was es Start eingeplant. Die schnellsten, das kostet … Ehepaar Appleyard auf dem Jaguar XK 120, durchfuhren diese Strecke mit Es ist schon viele Monde her, dass einem Schnitt von 176,470 km/h. ich, nachdem mein Oldtimertraum Als zusätzliche Würze gab es zu- Jaguar E-Type befriedigt wurde, mei- sätzlich noch Wertungsprüfungen am ner Brigitte die Vision von einem Aston Martin zögerlich näher bringen wollte. Auf die Frage wer, wie, wo und was das sein soll, erklärte ich ihr, für welches Fahrzeug mein Herz schlug. Da ich Die Strapazen für Technik und Mensch ehrlicher weise aus pekunären Gründen müssen damals extrem gewesen sein. von Autos dieser Marke aus den 1960er Die Berichterstatter der Automobil Revue Jahren maximal träumen kann, ist es die betrachteten denn auch die Rallye des Type AM V8 Volante. Kurz die techni- Alpes eher als Rennen auf öffentlichen schen Daten: Straßen, denn als Rallye im herkömm- lichen Sinne. Die Rallye des Alpes trug zurecht das Attribut “international”: Von den sich am Start einfindenden 94 Teams stammten 35 aus Frankreich, 34 aus England, 8 aus Holland, 6 aus der Stilserjoch und am Col de Vars. Wer Schweiz, 4 aus Spanien, 2 aus Italien gewinnen wollte, musste die ganze und je eines aus Belgien, Griechenland, Rallye überleben und durchhalten, was Luxemburg, Norwegen und Portugal. nur 36 der 120 angemeldeten Teams Damit war diese Sternfahrt der wohl überhaupt schafften. Strafpunkte gab es bedeutendste Langstreckenwettbewerb für Zeitunter/-überschreitungen gegen- für Serienfahrzeuge in Europa. 3.056 über den auf Basis der vorgeschriebe- km von Marseille nach Cannes. Die nen Durchschnittsgeschwindigkeiten Sternfahrt nahm am 13. Juli 1950 ihren errechneten Sollzeiten. Nur die App- Ein bulliger V8 Zylinder mit 5300 ccm Start in Marseille, die erste Etappe leyards auf dem Jaguar XK 120 und vier und ca. 300 PS. Bei Aston Martin steht brachte 614 km Straße - über mehrere Dyna-Panhards kamen ohne Strafpunkte VOLANTE immer für die Cabrio-Ausfüh- Pässe und Umwege - und führte nach ins Ziel. Gesamtsieger wurden damit die rung. Das ist mein Objekt der Begierde. Alternativ dazu gibt es von Aston Martin auch eine Limousinenvariante genannt LAGONDA. Technisch ident, je- doch ein komplett anderer Zugang zum Thema Design. Wenn es Aston Martin gelungen wäre auch die Reifen eckig zu konstruieren, so wären an diesem Fahr- zeug keine Rundungen vorhanden. Bei der Optik dieses Autos gibt es nur ein ja 2 Clubnachrichten des Classic Oldtimer Veteranen Club oder nein. Brigitte gehört zu der zweiten Appleyards. Den Sieg aber mussten die 1974). Sein bekanntestes Werk ist Gruppe. Selbst mein Argument, dass Engländer trotz schnellsten Zeiten mit der Liniennetzplan der London Un- dieses Fahrzeug in finanzieller Schlag- sage und schreibe vier Dyna-Panhard derground, die mit dem Verzicht auf distanz sei, konnte sie in keiner Hinsicht teilen. Die 610 ccm-Zweizylinder- topografische Genauigkeit eine sehr überzeugen. Motörchen wurden infolge der veralteten übersichtliche Darstellung ermöglichte. Irgendwann sahen wir dann einmal Handicap-Formel derartig bevorteilt, Jede Linie wurde durch einen eigenen einen James Bond Film – „Goldfinger“. dass keine weiteren Teams den begehr- Strich repräsentiert, der nur waagerecht, Vielen von euch wahrscheinlich bekannt. ten Alpenpokal mit nach Hause nehmen senkrecht oder diagonal im 45°-Winkel Dabei fuhr der bekannteste Geheim- konnten. verläuft. Dieses Modell diente als Vorbild dienstagent seinen berühmten Aston Nur 36 der startenden 94 Teams für Netzpläne vieler weiterer Städte. kamen ins Ziel, nur 94 der 120 ange- Im Jahre 1933 arbeitete Beck als tech- meldeten Equipen hatten es überhaupt nischer Zeichner in der Signalabteilung bis zum Start geschafft. Die große von London Underground. Damals wa- Distanz und das wohl teilweise mörde- ren Liniennetz- rische Tempo forderten ihren Tribut. Die pläne üblich, auf Ausfallgründe waren vielfältig: Unfälle, denen die Linien Kühlerschaden, Bruch des Drehstabs, topografisch Bruch der Ventilsteuerung, Defekt der richtig dargestellt Brennstoffzufuhr, Getriebedefekt, etc. waren, oft auf Das Chaos am Furkapass begründete der Basis eines das schlechte Image des Rallyesportes Stadtplans. Dies Martin DB 5. Brigitte sah dieses Auto in der Schweiz. Die Journalisten tobten hatte zur Folge, und meinte mit Unschuldsmiene: sich süffisant in sensationslüsternen dass die Statio- „Wenn schon ein Aston, warum nicht Artikeln aus. Der Ruf nach Verbot wurde nen im Zentrum sehr nahe beieinander so einen? Der würde mir gefallen!“ laut, Behörden legten bei zukünftigen lagen, jene in den Vororten jedoch sehr Mir blieb zunächst der Mund offen. Bewilligungsgesuchen ihr Veto ein weit auseinander. Beck war überzeugt, Nicht nur das dieser Wagen bei einem und so verschwanden bald einmal die dass bei einem Plan der Underground Gutteil der Oltimerenthusiasten zu den großen internationalen Rallies von den nicht unbedingt die topografische Ge- absoluten Favoriten zählt, so kann man Schweizer Alpenpässen. Doch diese oft nauigkeit erforderlich ist. Der Fahrgast dieses Auto getrost auch als Wertanlage pausenlosen Jagden durch ganz Europa will wissen, wie er von einer Station zur bezeichnen. waren Auslaufmodelle des Rallyespor- anderen gelangt und wo er von einer Was für Brigitte spricht ist: tes. Der aufkommende Touristenverkehr Linie in eine andere umsteigen kann. 1. Sie hat ja doch einen guten Ge- auf den Alpenstraße gab ihnen den Nur die Topologie, also die räumliche schmack. Rest. Neue Konzepte mussten diese Beziehung der Stationen untereinander, 2. Sie schätzt meine finanzielle Lage Langstreckenfahrten in die Schranken war seiner Meinung nach entscheidend. besser ein als sie ist. weisen. Der moderne Rallyesport kün- So begann er, in seiner Freizeit einen 3. Sie ist prinzipiell nicht gegen einen digte sich an: Kurze, langsame Überfüh- Liniennetzplan zu entwerfen, der einem weiteren Oldtimer. rungsetappen und abgesperrte Spezial- elektrischen Schaltplan ähnelte und auf 4. die Farbe ist ihr egal, wenn sie nur prüfungen auf Bestzeit gefahren. dem die Stationen im gleichen Abstand rot ist. zueinander

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