Liebe Bürgerinnen und Bürger, IM DIALOG Kommt der Zeitung der Stadt Aschaffenburg für ihre Bürgerinnen und Bürger Reisende zurück Sonderausgabe · Februar 2014 nach Aschaffen- burg, grüßen ihn schon aus der Ferne die Tür- me von Schloss Johannisburg. Und gleich fühlt er sich angekommen in der Heimat. Das war nicht immer so. Die Älteren unter uns erin- nern sich noch an die Trümmer, die sich nach dem Krieg an der Stelle türmten, an der sich zuvor das stolze Wahrzeichen unserer Stadt erhob. Als das Schloss, von Bomben getrof- fen, in Flammen stand und mit vielen anderen Gebäuden der Stadt in Schutt und Asche sank, da verließ viele Bürger der Mut. Auch wenn es damals viel Kraft gekostet hat in einer Zeit, in der viele Menschen ihr Dach über dem Kopf verloren hatten, war es ein richtiger und weiser Entschluss, das Schloss Stein für Stein wieder aufzu- bauen. Die Aschaffenburger bekamen damit nicht nur ein Stück Heimat zurück, sondern auch die Hoffnung auf ein Le- ben in Frieden und Wohlstand © Bayerische Schlösserverwaltung / in ihrer Stadt. Heute stellt das www.schloesser.bayern.de Schloss Johannisburg wieder ein einzigartiges Kleinod für Aschaffenburg dar. Mit den Kunstwerken, die dort präsen- tiert werden, sowie mit den in Schauräumen und Depots EIN SCHLOSS FÜR DIE vorhandenen Museumsstücken bewahrt das Schloss einen großen Teil des Gedächtnisses ASCHAFFENBURGER der Stadt. So steht es für die lange Geschichte Aschaffen- 400 Jahre: von der Prachtresidenz zum kulturellen Zentrum burgs, baut zugleich die Brü- cke in die Zukunft und ist für die Bürger ein Symbol unserer Statt im Sportunterricht zu turnen, ten. Vom Patron der dazugehörigen geweiht wird die gewaltige Vierflügel- Gemeinschaft, in der sie sich klopften Schulkinder in den 50er Jah- Kapelle, Johannes dem Täufer, leitet anlage 1614, und von da an führen die aufgehoben fühlen können. ren Steine für den Wiederaufbau, und sich der Name der Burg und des heu- Mainzer Kurfürsten ihre Regierungsge- Wir Aschaffenburger sind fast zwei Drittel der Aschaffenbur- tigen Schlosses her: Johannisburg. schäfte häufig von Schloss Johannis- stolz auf unsere Stadt und auf ger nennen es als Wahrzeichen ihrer Sie wird der zweite Regierungssitz der burg aus. Hier halten sie Hof. Entspre- das Schloss. Deshalb könnte Stadt: das Schloss Johannisburg. Mainzer Erzbischöfe und im Laufe der chend prächtig ist die Einrichtung: die es keinen besseren Grund Vor 400 Jahren wurde es eingeweiht. nächsten Jahrhunderte immer wieder Fürstengemächer und Kaiserzimmer, zum Feiern geben, als der Vier Jahrhunderte, in denen es umge- erweitert und umgebaut – bis sie 1552 die Silberkammern und die weitläufi- 400. Geburtstag von Schloss baut, zerstört und wieder aufgebaut im Markgräflerkrieg zerstört wird. Al- gen Kellergewölbe. Die Räume haben Johannisburg. Er gibt uns wurde, viele unterschiedliche Men- brecht Alcibiades von Brandenburg- vergoldete Decken, an den Wänden Anlass zurückzublicken auf die schen gesehen hat, mal den Fürsten Kulmbach und seine Truppen haben hängen Gobelins und Gemälde und geschichtsträchtigen Jahre vor als Residenz diente, mal den Bürge- „zu Aschoffenburg (…) die herrlich, alt die Türen sind reich mit Holzschnitze- der Zerstörung, die schwere rinnen und Bürgern als Verwaltung, reichscanzlei verbrennt, die nimmer reien verziert. Als „eines der schönsten Zeit des Krieges und auf den in denen es mal als prächtig und mal mag widerum restaurirt werden ….“, Schlösser in Teutschland“ beschrei- Aufschwung, den Aschaf- als unansehnlich beschrieben wurde. heißt es in einer zeitgenössische Chro- ben es Reiseberichte des 17. und 18. fenburg in den vergangenen Unbestritten ist: Das Aschaffenburger nik. Doch der Schreiber irrt. Zumindest Jahrhunderts. Stefan Pac allerdings, Jahrzehnten erleben durfte. Schloss Johannisburg gehört zu den teilweise wird die mittelalterliche Burg Generalschreiber des Großfürstentums Ich wünsche uns allen eine bedeutendsten Schlossbauten der Re- wieder hergerichtet. Litauen, findet: „… inwendig entspricht schöne, feierliche und fröhliche naissance. Und es dominiert bis heute es nicht der äußeren Fassade, wie alle Zeit des Erinnerns an 400 das Bild der Stadt Aschaffenburg. Ein prächtiges Schloss entsteht deutschen Bauten.“ Jahre Schloss Johannisburg. Aber auf Dauer ist das keine Lösung. Eine Burg wird Regierungssitz Die Bürger leisten Frondienste Rund 40 Jahre später gibt deshalb Erz- Ihr Seine Geschichte beginnt vor fast 800 bischof und Kurfürst Johann Schwei- Rund 900 000 Gulden (etwa 200 000 Jahren. Im zweiten und dritten Jahr- kard, der ranghöchste katholische Euro) hat der Renaissancebau gekos- zehnt des 13. Jahrhunderts lässt Erz- Reichsfürst, dem evangelischen Bau- tet. Johann Schweikards Vorgänger Klaus Herzog bischof Siegfried II. an der Stelle des meister Georg Ridinger aus Straßburg hatten dafür Rücklagen gebildet. Sie Oberbürgermeister heutigen Schlosses eine Burg errich- den Auftrag, ein Schloss zu bauen. Ein- reichten aber nicht. Fortsetzung S. 2 400 JAHRE SCHLOSS ASCHAFFENBURG 2 Das Schloss nach seiner Die Vorgängerburg um 1540 auf einer Zerstörung 1945 Zeichnung von Veit Hirsvogel d.J. (Foto: Walter Karl Rahrbach, Sie wurde 1552 zerstört. 1608 wurde Aschaffenburg (SSAA).) mit dem Bau des Schlosses begonnen. (GKV Aschaffenburg-Tafel 25) Mit Darlehen bei Gemeinden, Privatpersonen und Ban- ken, aber vor allem mit den Frondiensten der Untertanen Schloss Johannisburg als Neben- oder Hauptresidenz und Asche legen. Am 8. Mai 1945, dem Tag der Kapi- – gleichsam Steuern in Naturalform – und Strafgeldern des Erzstiftes Mainz und seiner Nachfolgestaaten. 1814 tulation, flattern weiße Fahnen an seinen Mauerruinen. aus Gerichtsverfahren konnte der Schlossbau finanziert geht das Fürstentum Aschaffenburg an das Königreich werden. Bayern. Das Schloss dient nun der königlichen Familie Die Aschaffenburger räumen auf Den Dreißigjährigen Krieg und die weiteren Kriege des als Residenz. Doch weder die häufigen Besuche des „Wir standen vor den Trümmern und dachten uns: Nie 17. und 18. Jahrhunderts übersteht das Schloss fast späteren Königs Ludwig I. noch die selteneren seiner mehr ist das aufzubauen“, erinnert sich der Zimmerer unbeschadet, obwohl es nacheinander von Schweden, Nachfolger können Stadt und Schloss wieder die Be- Hans Schießer. Doch schon bald beginnt die Diskussion Spaniern, Italienern, Wallonen und schließlich von den deutung früherer Jahrhunderte verleihen. Die Zeiten, in um den Wiederaufbau. Argumente für und wider werden Franzosen besetzt wird. denen Schloss Johannisburg eine Schaltzentrale des ausgetauscht. Und abermals sind es die Aschaffenburger Alten Reiches und dann Residenz eines souveränen selbst, die dem Schloss eine Chance geben möchten. Der Klassizismus zieht ein Staates gewesen war, sind endgültig vorbei. Ein Aktionsausschuss kämpft um den Wiederaufbau, der Im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts lässt Kurfürst Frankenbund und das Main-Echo rufen die Bevölkerung Friedrich Carl Joseph das Innere des Schlosses klassi- Bomben zerstören das Schloss zu Spenden auf und zahllose Helferinnen und Helfer be- zistisch umgestalten und die dem Glanz seines Hofes Das 20. Jahrhundert ist noch jung und der 1. Weltkrieg ginnen, die Trümmer wegzuräumen. Stück für Stück wird entsprechenden Anlagen wie Schönbusch, Schöntal wütet. Die Schlossräume sind zum Lazarett umfunktio- das Schloss wieder aufgebaut und damit zu einem kultu- und Fasanerie errichten. 1798 wird Aschaffenburg für niert. Keine Prinzen und Könige wandeln durch die Gän- rellen Zentrum für das ganze Untermaingebiet. die nächsten Jahre zum ständigen Wohnort des Main- ge, Verwundete liegen hier. 1918 ist der Spuk vorbei, 1964 ist der größte Teil wieder hergestellt. Das zer Kurfürsten. Wertvolle Möbel, Gemälde, die kurfürst- die Monarchie ist Geschichte. König Ludwig III. dankt Schloss wird als Museum wieder eröffnet. Im Main- liche Bibliothek, eine Sammlung wertvoller Paramente ab und das Schloss wird Sitz der Stadtverwaltung und Echo steht damals zu lesen: „Und du, Aschaffenburger und eine Kupferstichsammlung gelangen nach Aschaf- anderer Einrichtungen. Schloss Johannisburg ist nun Bürger, der du nun öfter zu den Spitzen der Schlos- fenburg. Erst als Großherzog Carl Theodor von Dalberg ein Haus für die Aschaffenburger Bürgerinnen und Bür- stürme, besonders des Ostturms, hinaufhorchen und am Abend des 30. September 1813 Aschaffenburg für ger. Hier suchen sie im Zweiten Weltkrieg Schutz vor schauen wirst, sei stolz und dankbar: Dein Schloss – es immer verlässt, endet nach fast 200 Jahren die Zeit von den Luftangriffen, bis Bomben das Schloss in Schutt gehört dir – ist wieder erstanden.“ AUSSTELLUNG IM SCHÖNBORNER HOF DANNER-PREIS 2014 Wahrzeichen der Stadt Aschaffenburg: Junges Kunsthandwerk Schloss Johannisburg im Schlossmuseum Alte Ansichten des Schlosses, aber auch Aschaffenburg: Schloss Johannisburg“, Mit dem Danner-Preis prämier- des Vorgängerbaus, originale Baupläne die vom 16. Mai bis 18. Juli im Stadt- und te Werke zeigt eine Ausstellung und Urkunden sowie das Selbstportrait des Stiftsarchiv, Wermbachstraße 15, zu sehen vom 18. Oktober bis 11. Januar Baumeisters Georg Ridinger präsentiert ist. im Schlossmuseum. Daneben die Ausstellung „Wahrzeichen der Stadt Dokumentiert werden die wechselhaften ist eine Auswahl weiterer Ob- Ereignisse rund um das Schloss über die jekte zu sehen, die von einer Jahrhunderte hinweg. Daneben faszinieren internationalen Jury ausgewählt zum Thema ausgewählte Fotografien des wurden. Aschaffenburger Kunst- und Heimatmalers Der Danner-Preis ist die be- Adalbert Hock (1866
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