Festschrift 150 Jahre Waldhof, 33 Seiten

Festschrift 150 Jahre Waldhof, 33 Seiten

Geleitwort Wer das Wort WALDHOF hört, denkt an Abgeschiedenheit, In Wohnungen auf dem WALDHOF sind Familien aus Ruhe und Idylle. Auf den ersten Blick trifft das auch auf Templin und Umgebung gezogen. So wird eine Normali- den WALDHOF der Stephanus-Stiftung in Templin zu: Am sierung der Lebensumstände behinderter Menschen immer Rande der Stadt gelegen, strahlt er Ruhe und auch ein mehr zur Wirklichkeit und bleibt keine Vision. wenig Idylle aus. Aber das Wesentliche dieser Einrichtung Hervorzuheben ist, dass die Mitarbeiterschaft neben der beschreiben diese Eindrücke nicht. Der WALDHOF ist ein Anforderung der Erfüllung der gesetzlichen Vorgaben, Ort des Dienstes am Nächsten und der gemeinsamen nach neuen Wegen der Integration sucht und der Arbeit, der Lebendigkeit und der Gemeinschaft. Einbindung in das Leben der Gesellschaft ein besonderer Jeder Mensch, unabhängig von den individuellen Stellenwert gegeben wird. Fähigkeiten und Grenzen, ist eine von Gott geliebte Person. Das jüngste Beispiel ist die WALDHOFSCHULE - Eine Schule Mit dieser Gewissheit wird hier gelebt, was eigentlich für alle -, die sich aus der Förderschule für geistig Behin- überall selbstverständlich sein sollte: Das Miteinander von derte zu einer Integrationsgrundschule entwickelt hat, Menschen, die sich so annehmen können, wie sie sind. in der das gemeinsame Lernen von Kindern mit und ohne Förderbedarf eine von allen akzeptierte Selbstver- Schon lange ist der WALDHOF kein abgeschlossenes ständlichkeit ist. Mit Projekten wie diesem stellen sich die Refugium sozial-diakonischer Arbeit mehr. Die Begegnung Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Problemen und und das Miteinander wirken in die Stadt und den Land- Anforderungen der heutigen Zeit und leisten damit kreis hinein und leisten in dieser Region einen unschätzba- einen Beitrag zur Entwicklung unserer Gesellschaft. ren Beitrag zu Akzeptanz und Teilhabe am Leben von Deutlich wird dabei immer, dass alle Arbeit kein Selbst- Menschen mit Behinderungen. zweck ist, sondern Dienst am Nächsten - als Ausdruck der Liebe Gottes zu uns Menschen. In den vergangenen 150 Jahren haben die im WALDHOF wohnenden und arbeitenden Menschen so manche Verän- derung erfahren, ertragen und auch mitgestalten können. Die alten Gebäude stehen noch, aber das Leben und Arbeiten in ihnen ist nicht mehr mit der Vergangenheit ver- gleichbar. Neue Häuser sind gebaut worden. Torsten Silberbach Die großen Schlafsäle gibt es schon lange nicht mehr. Direktor der Stephanus-Stiftung Die Bewohnerinnen und Bewohner leben überwiegend in Einzelzimmern. Sie haben mehr denn je die Möglichkeit, ihr Leben nach ihren Vorstellungen zu gestalten. Frauen und Männer mit Behinderung sind vom WALDHOF in die Stadt gezogen, wohnen dort in einer Außenwohngruppe oder in Wohngemeinschaften. Weitere Auszüge sind geplant. 2 Grußwort Mit herzlichen Segenswünschen begleite ich das 150-jährige Es ist einer der größten Aktivposten der Kirche, dass die Bestehen des WALDHOFES in Templin, das sich im Januar die- Chance gegeben war, unsere Diakonie so auszubauen, wie es ses Jahres jährte und nun mit einer Festwoche zur Sommer- in den letzten Jahrzehnten gelungen ist. Aber in unserem zeit begangen wird. Die Losung der Herrnhuter Brüderge- helfenden Handeln muss auch deutlich zum Leuchten meine, die über dem Gründungstag am 25. Januar 1854 kommen, dass es sich dabei um eine Ausdrucksform des stand, lautete: „Wer des Dürftigen spottet, der höhnt dessel- Glaubens und nicht nur um einen Beitrag zum Sozialstaat ben Schöpfer; und wer sich über eines anderen Unglück handelt. Im christlichen Menschenbild geht es um viel mehr erfreut, wird nicht ungestraft bleiben.“ (Sprüche 17,5). als nur um moralische Ansprüche an den Menschen. Über 150 Jahre ist der jetzt zur Stephanus-Stiftung gehören- Es geht weit grundlegender um eine elementare Anerken- de WALDHOF in Templin diesem Bibelwort verbunden ge- nung des Menschen. Im christlichen Verständnis ist die blieben. Als Knabenrettungshaus wurde er in der Mitte des Würde des Menschen gerade deshalb unantastbar, weil sie 19. Jahrhunderts gegründet, um verwahrloste Stadtjungen nicht in den Leistungen oder der Leistungsfähigkeit des aufzunehmen. Heute werden etwa 500 Menschen stationär Menschen, sondern in der Beziehung Gottes zu jedem oder ambulant sowie in Tageseinrichtungen betreut und einzelnen Menschen begründet ist. Wir meinen in der begleitet. Ein Wohnstättenverbund mit differenzierten pflegenden, helfenden und bildenden Zuwendung den Angeboten für Menschen mit geistiger und mehrfacher Menschen selbst, nicht seine Leistungen. Denn der Mensch Behinderung, eine Behindertenwerkstatt, eine integrative ist mehr, als er selbst aus sich macht - das ist der Kern der Grundschule, eine Integrationskindertagesstätte sowie eine Botschaft von der unverdienten Annahme und unverlier- Frühförder- und Beratungsstelle im ambulanten Dienst für baren Anerkennung des Menschen durch Gottes Gnade. Vorschulkinder mit Entwicklungsverzögerungen zeigen die Der WALDHOF in Templin ist ein überzeugendes Beispiel vielfältigen Lehr- und Betreuungsangebote des WALDHOFES. dafür. Möge das biblische Leitwort des Gründungstags Der WALDHOF ist zudem eine Einrichtung der Stephanus- „Wer des Dürftigen spottet, der höhnt desselben Schöpfer; Stiftung, die Menschen mit und ohne Behinderung auf und wer sich über eines anderen Unglück erfreut, einem Areal integriert. Mit dem in Deutschland einmaligen wird nicht ungestraft bleiben.“ auch in den nächsten Jahren Konzept der integrativen WALDHOFSCHULE - Eine Schule für und Jahrzehnten die Arbeit auf dem WALDHOF bestimmen alle - wird das Bemühen um Integration von Behinderten und möge Gott seinen Segen für diese Arbeit geben. und Kommunikation zu Nichtbehinderten deutlich Es grüßt Sie herzlich gemacht. Als einer der größten Standorte diakonischer Ihr Arbeit im Landkreis Uckermark ist der WALDHOF zudem ein wichtiger Arbeitgeber in der Region. Neugierig auf die Kirche sind Menschen in unserer Gesell- schaft oft in allererster Linie, weil sie neugierig sind auf einen helfenden Glauben, weil sie Zutrauen haben zu einer Bischof Dr. Wolfgang Huber helfenden Kirche. Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz 3 Grußwort Liebe Bewohnerinnen und Bewohner, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des WALDHOFES, liebe Festgäste, auf das 150-jährige Bestehen des WALDHOFES in Templin Diese Idee findet Anklang. Steigende Schülerzahlen können Sie sehr stolz sein. Ich freue mich darauf, mit belegen, dass mehr und mehr Eltern von diesem Konzept Ihnen gemeinsam zu feiern und habe sehr gern die überzeugt sind. Gemeinsames Lernen von Kindern mit Schirmherrschaft über das internationale Sportfest über- und ohne Förderbedarf ist wichtig. Sie lernen mit- und nommen. voneinander. So stellt sich auf selbstverständliche Art und Weise die Achtung vor der Persönlichkeit und den Mög- Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die sozialen lichkeiten ein, die in jedem von uns vorhanden sind. Fragen und die allgemeine Bildung, ohne Ansehen von Diese Anlagen zur Entfaltung zu bringen, dient dem Wohl Geschlecht oder Status, drängende Probleme. Mehr der einzelnen ebenso wie den Entwicklungsperspektiven Chancengleichheit und bessere Unterstützung gerade für der Gesellschaft. diejenigen, die aufgrund von Lernschwierigkeiten am Rand der Gesellschaft standen, war auch Ziel der diakonischen Gut, dass es Sie gibt! Ich gratuliere Ihnen herzlich zum Bewegung. 150-jährigen Bestehen und wünsche Ihnen viele weitere erfolgreiche Jahre. Mit der Idee des WALDHOFES betraten engagierte Mitglieder der Kirchengemeinde vor 150 Jahren erfolgreich Neuland. Und noch immer sind Sie für die Benachteiligten da, heute unter anderem mit einem richtungsweisenden integrativen Schulkonzept, das Kindertagesstätte und Matthias Platzeck Grundschule umfasst. Ziel ist es, den Weg der Schüler bis Ministerpräsident des Landes Brandenburg zur Berufsausbildung zu begleiten. 4 Grußwort Liebe Bewohnerinnen und Bewohner, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, verehrte Freunde des WALDHOFES, im Namen der gesamten Bürgerschaft der Stadt Templin die immer wieder nach neuesten Erkenntnissen saniert und gratuliere ich dem WALDHOF ganz herzlich zum umgebaut werden. Die heimischen Baubetriebe freuen sich 150-jährigen Bestehen. Mit dieser Gratulation verbinde ich über diese Maßnahmen, die ihnen Beschäftigung bringen. die besten Wünsche für eine weitere gute Entwicklung Der WALDHOF ist nicht nur selbst einer der größten dieser nun weit über die Grenzen unserer Region Arbeitgeber unserer Stadt. Er beschäftigt viele andere wirkenden diakonischen Einrichtung für Menschen mit Dienstleister und ist somit ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Behinderungen. Aber auch aus unserem gesellschaftlichen Leben ist der Mitte des 19. Jahrhunderts begann in Templin die durch WALDHOF nicht mehr wegzudenken. Er wirbt für eine die damaligen Stadtväter initiierte Entwicklung zu einer behindertenfreundliche Kur- und Bäderstadt Templin; Erziehungs- und Bildungsstadt. Der „Verein zur Erziehung seine Jahresfeste sind fester Bestandteil im Veranstal- sittlich verwahrloster Kinder“ war mit der Eröffnung des tungskalender der Bevölkerung. Rettungshauses Templin am 25. Januar 1854 sicherlich ein Die Behindertensportler des WALDHOFES haben feste Vorreiter dieser Entwicklung. Freundschaften in mehreren Ländern Europas und mit Aber auch jetzt - nach 150 Jahren - ist der WALDHOF ihren sportlichen Aktivitäten sind sie hervorragende wieder Vorreiter mit der WALDHOFSCHULE, der „Inte- Botschafter unseres Heilbades. Für die Chronik der Stadt

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