Dunkel Ist Die Nacht, Rigoletto!

Dunkel Ist Die Nacht, Rigoletto!

DUNKEL IST DIE NACHT, RIGOLETTO! Musiktheater nach Verdi, Shakespeare und Hugo URAUFFÜHRUNG DUNKEL IST DIE NACHT, RIGOLETTO! MUSIKTHEATER NACH VERDI, SHAKESPEARE UND HUGO Musik von Giuseppe Verdi // Musikalische Bearbeitung und Neukompositionen von Michael Wilhelmi // Kompositorische Mitarbeit und Instrumentierung von Florian Bergmann // Libretto von Francesco Maria Piave // Texte von Victor Hugo und William Shakespeare // Bearbeitung und Fassung von Nadja Loschky und Anne Christine Oppermann // In italienischer und deutscher Sprache mit Übertiteln Schlussstück Rigoletto ................................................................Evgueniy Alexiev, Stefan Imholz Der Tod ist groß. Gilda ............................................................................................Veronika Lee Wir sind die Seinen Duca .....................................................................................Christopher Basile lachenden Munds. Sparafucile .................................................................................Moon Soo Park Wenn wir uns mitten Borsa ...............................................................................................Lorin Wey im Leben meinen, Marullo........................................................................................Caio Monteiro wagt er zu weinen Ceprano .........................................................................................Bojan Heyn mitten in uns. Akkordeon .....................................................................................Valentin Butt Herren des Bielefelder Opernchors RAINER MARIA RILKE Statisterie des Theaters Bielefeld Bielefelder Philharmoniker Musikalische Leitung Anne Hinrichsen Inszenierung Nadja Loschky Co-Regie Juana Cano Restrepo Bühne Anna Schöttl Kostüme Katharina Schlipf Choreogra ie Christopher Basile Licht Johannes Paul Volk Konzeptionelle Mitarbeit Yvonne Gebauer Dramaturgie Anne Christine Oppermann Choreinstudierung Hagen Enke Musikalische Einstudierung Younghwi Ko, Adam Laslett, Anahit Ter-Tatshatyan Regieassistenz und Abendspielleitung Cara Schlieper Ausstattungsassistenz Anna Kleinemas, Vincent Krafft Inspizienz Michela Saulig Souf lage Susanne Plänitz Übertitel Anne Christine Oppermann Übertitelrepetition Anna Janiszewska Leitung Statisterie Alexander Peters, Andrea Wittler Technische Direktion Daniel Adriaans Produktionsleitung Christa Beland Einrichtung Bühne Rolf Mitschke Beleuchtung Johann Kaiser Ton- und Medientechnik Falko Heidemann; Morgan Belle Maske Ina Heidemann; Svenja Dau Kostümdirektion Heiko Heldsdörfer Gewandmeisterinnen Katrin Mondorf, Silke Wille Requisite Anke Freyer Werkstattleitung Stefan Imholz, Evgueniy Alexiev Imholz, Evgueniy Stefan David Schmitt Malersaal Edgar Hahn Schlosserei Burkhard Leugers Tischlerei Thomas Titel: Fehse Dekowerkstatt Sarah Hanning Premiere . Oktober , Stadttheater Aufführungsdauer ca. Stunde und Minuten, keine Pause Christopher Basile. Christopher Basile. Lachen. Gelächter. Was für andere Denn missgestaltet, einsam und verhasst, Menschen Ausdruck der Freude und der ist er vom Wohlwollen des Herrschers Geselligkeit ist, bedeutet für Rigoletto abhängig wie kaum ein anderer. Während Zwang und Schrecken. Als Narr bei Hofe Rigoletto sich für sein öffentliches Leben muss er stets bereit sein, Lachen zu selbst verachtet, hofft er, im Privaten ein erzeugen; ungeachtet dessen, ob ihm anderer Mensch sein zu können. Vor einigen selbst zum Lachen oder zum Weinen Monaten hat er seine Tochter Gilda zu sich zumute ist. Sein Lachen kann Existenzen geholt. Um für die Halbwaise nichts als ein vernichten, denn der Narr ist stets in liebevoller Vater zu sein, darf sie jedoch der Nähe des Throns. Rigoletto genießt auf keinen Fall mit seiner verdorbenen Welt seine Macht und fürchtet sie zugleich. in Kontakt kommen. Besessen achtet er da- rauf, seine Tochter verborgen zu halten – zu ihrem und seinem eigenen Schutz. Doch eines Nachts wird Rigolettos schlimmster Albtraum wahr; seine beiden Lebenswelten berühren sich, sein Gebieter trifft auf Gilda. Von nun an wird Rigoletto nur von einem Wunsch getrieben: Rache! Sein Hass macht ihn blind für Gildas Leid. Erst über dem Leichnam des Herrschers meint der Narr, wirklich frei lachen zu können. Aber der Albtraum hat gerade erst begonnen. Valentin Butt, Evgueniy Alexiev Butt, Evgueniy Valentin WELCHE NACHT VOLL GEHEIMNIS »In dieser Dunkelheit sieht man nichts«, klagt Als er dann im Blitzstrahl den Leichnam seiner Rigoletto, als er nachts die Hö¥linge zwar Tochter erkennt, klammert er sich lieber an den hören, aber nicht sehen kann. Dass sie ihm Glauben, ver¥lucht zu sein, statt die Schuld in unbemerkt zusätzlich die Augen verbinden, seiner Blindheit den Gefühlen und Wünschen um ihn unwissentlich zum Handlanger der Gildas gegenüber zu suchen und in seinem Entführung seiner eigenen Tochter zu machen, Unvermögen, ihr sein Innerstes zu offenbaren. erscheint fast über¥lüssig: Ein Großteil der »Wie ein Blitz, wie eine plötzliche Erleuch - Handlung von Rigoletto trägt sich in ¥insterer tung« durchfuhr es auch Giuseppe Verdi, als er Nacht zu und selbst wenn ein Lichtstrahl die- ¦§¨© auf der Suche nach neuen Opernstoffen ses Dunkel durchdringt, können oder wollen ein Schauspiel Victor Hugos las: »Oh, Le Roi die Protagonisten das Gesehene nicht er- s’amuse ist der großartigste Stoff und vielleicht kennen und begreifen. Rigoletto glaubt, die sogar das größte Drama der Moderne.« ¦§ Jahre Nacht sei seine Verbündete. Nur in ihrem Schutz zuvor war das Stück am Tag nach seiner Pariser schleicht er zu seiner Tochter Gilda, in der Uraufführung mit einem fünfzigjährigen Auf- Hoffnung bei ihr – die von seinem Tage werk führungsverbot belegt worden. Vordergründig nichts erfahren soll – ein anderer, besserer wurden moralische Bedenken angeführt, aus- Mensch sein zu können. Doch die Nacht kennt schlaggebender dürften aber politische Implika- keine Verbündeten. Im Schutze der Dunkel- tionen gewesen sein: Die Darstellung der ero- Moon Soo Park heit gaukelt auch der Duca der gutgläubigen tischen Ausschweifungen König François’ I., die Gilda vor, er sei ein anderer, verschleiern die grausamen Belustigungen seines Hofnarren Hö¥linge ihre Verbrechen, schlüpft Gilda in Triboulet und die Amoralität des gesamten Hof- Neben diesen bahnbrechend neuen Dramen Dass aus dem französischen König François I. Männerkleidung und lauert der Mörder jeden staates ließ die just unter Louis-Philippe I. res- publizierte der Dichter sozialkritische und poli- und seinem Narren Triboulet ein unde¥inierter Abend an derselben Ecke. So wenig Rigoletto taurierte Monarchie in keinem guten Licht er- tisch engagierte Romane wie Notre-Dame de Herzog von Mantua und sein Narr Rigoletto die Nacht durchdringen kann, so blind ist er scheinen. Hinzu kam, dass der Zuschauersaal Paris ¬auch bekannt unter dem Titel Der Glöckner werden mussten, war vorhersehbar und am auch in Bezug auf seine eigene Verantwortung sich in ein Schlachtfeld verwandelt hatte. Im von Notre-Dame®, Die Elenden, Die Arbeiter des ehesten zu verschmerzen. Ebenso, dass die und die ihn umgebende Wirklichkeit. Er glaubt, Vorwort zu seinem geradezu unaufführbaren Meeres oder Der lachende Mann. »ekelhafte Amoralität« beanstandet wurde und ein Doppelleben führen zu können, doch Cromwell hatte Hugo die klassizistische Tradition Als Verdis Wahl auf das skandalumwitterte gemildert werden musste. Bei anderen Dingen gerade der besessene Versuch, seine Lebens- verworfen und ein Manifest des romantischen Schauspiel Der König amüsiert sich ¥iel, konnte war Verdi aber nicht zum Einlenken bereit, welten voneinander getrennt zu halten, führt Schauspiels entworfen. Und auch in seinen er bereits ahnen, dass auch in Venedig, wo die sondern drohte unverhohlen damit, das Projekt ihn unweigerlich näher an den Abgrund und in späteren Dramen wie Hernani oder Der König Uraufführung geplant war, ihm die Zensur das abzubrechen. Die körperliche Entstellung des tiefste Einsamkeit. Zwar erkennt er, dass ihn amüsiert sich verfolgte er seine Ziele weiter. Er Leben schwermachen würde. In der Tat ließen Narren und – scheinbar nur ein nebensächliches von einem Mörder kaum etwas unterscheidet: wollte das Hässliche und Groteske zwischen die Schwierigkeiten nicht lange auf sich warten, Detail – der Sack, in dem die Leiche Gildas ver- Statt mit dem Messer tötet er mit seinem der Schönheit darstellen, die Grenzen zwischen aber der Komponist war nicht von seinem Ent- borgen liegt, sollten entfernt werden. Das Häss- Lachen. Doch die Schuld dafür lastet Rigoletto Komödie und Tragödie sowie deren strenge schluss abzubringen. »Ich sage es dir in aller liche und das Groteske, für dessen Darstellung der Natur an, die ihn missgestaltet habe, und Regeln einreißen, kurzum: die Wirklichkeit auf Freundschaft, dass ich – ob sie mich nun in Gold sich Victor Hugo stark gemacht hatte, erregten der Gesellschaft, die sich daran ergötzt, ihn die Bühne bringen. Die Anhänger des Klassizis - aufwiegen oder ins Gefängnis werfen – unmög- auch in der Oper Anstoß. Für den Komponisten wie einen Hund auf seine Opfer zu hetzen. In mus und der Monarchie tobten, während die lich ein anderes Buch vertonen kann«, teilte er lag aber gerade darin der Reiz: »Ich habe näm- einer Gewitternacht wähnt der Narr, die Welt jungen Romantiker und Oppositionellen Hugo zu einem Vertrauten im Teatro La Fenice mit. Wie lich dieses Sujet wegen all dieser Eigenschaften aus den Angeln heben und ungestraft Rache ihrem Anführer erkoren, was wiederholt bei bei Hugos Vorlage vermischten sich politische und originellen Züge

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