AZ SURSEE 31. Oktober 2018 Beilage Surseer Woche, Sempacher Woche, Trienger Woche INDUSTRIE- UND IHV HANDELSVEREINIGUNG REGION SURSEE-WILLISAU IM DIGITALEN AUFWIND Editorial Josef Sommer, Präsident der Industrie- und Handelsvereinigung Region Sursee-Willisau Digitalisierung – packen wir es an! «Viele haben Respekt vor der Digitalisierung» Liebe Leserinnen und Leser Die Schweiz ist Innovationsweltmeister, Natürlich ist der Weg auf dem Pfad der Digi- «Geschäftsführer müssen bei der Digitalisierung als Vorbilder wirken», ist IHV-Präsident Josef Sommer überzeugt. FOTO STI so der Global Innovation Index 2018, der talisierung nicht immer einfach. Er verlangt jährlich 126 Länder auf ihre Innovations- gelegentliches Innehalten und Überdenken kraft hin prüft. Zu den 80 untersuchten – und manchmal auch eine Extraschlaufe. Der digitale Wandel macht sich auch in un- Wie kann man sich Prozesse vorstellen, die kommt die Digitalisierung auch bei den Pro- Kriterien des Reports vom Juli 2018 zählen Bei Ihnen im KMU genauso wie in der Po- serer Region bemerkbar. Im Interview erklärt digitalisiert werden? duktionsbetrieben zum Tragen. Die ganze unter anderem das Bildungssystem sowie litik. Hier klären wir derzeit viele Einzelfra- IHV-Präsident Josef Sommer, welche Chancen Oft sind es repetitive Arbeiten, welche die Produktion wird heute zunehmend digital die Investitionen in Forschung und Ent- gen und tendieren dazu, das grosse Ganze und Risiken die Digitalisierung birgt und was Unternehmen digitalisieren. Ein einfaches abgebildet und gesteuert. Sie entwickelt wicklung, aber auch die Anmeldung neu- aus den Augen zu verlieren. Unternehmen brauchen, um aus dem Wandel Beispiel findet sich im Bürobereich: Beispiels- sich stetig weiter. er Patente – also der zukunftsträchtigen gestärkt hervorzugehen. weise wird immer mehr mit Plattformen Ideen aus der Wirtschaft. An sogenannten Einzelne Industrien zu regulieren, Verbote gearbeitet, auf denen Dokumente auto- Der Druck zu wachsen und sich weiterzuent- Weltklasse-Patenten, sprich an Ideen mit auszusprechen und noch mehr lähmende Josef Sommer, die Digitalisierung beschäf- matisiert verarbeitet werden. Heute haben wickeln nimmt mit der Digitalisierung zu. internationaler Bedeutung, ist die Schweiz Bürokratie stehen dem Fortschritt aber im tigt Gewerbe und Industrie mehr denn je, Unternehmen oft gar keine eigenen Server Das ist so. Jede Entwicklung hat auch ihre besonders reich. Weg. Damit wir die Wettbewerbsfähigkeit keine Branche ist nicht davon betroffen. Wie mehr im Haus, sondern sichern Daten in der Schattenseiten, wobei man dies aber dif- unserer KMU stärken können, brauchen nehmen Sie als Präsident der Industrie- und Cloud. Die Form, wie wir Daten speichern, ferenziert betrachten muss. Wettbewerbs- Auch hier in der Zentralschweiz, rund um wir jedoch genau das, was uns seit jeher Handelsvereinigung Region Sursee-Willisau ist somit ebenfalls ein Beispiel für die Digi- druck gab es auf dem hochentwickelten Sursee, haben sich Unternehmen mit in- auszeichnet: ein starkes duales Bildungssy- dieses Thema wahr? talisierung. Wirtschaftsstandort Schweiz schon immer. novativen digitalen Ideen etabliert, so zum stem, Investitionen in den Forschungs- und Die Digitalisierung ist in aller Munde. Jeder Mit der Digitalisierung verändern sich ge- Beispiel Peax mit ihrem digitalen Briefkas- Entwicklungsstandort Schweiz, Unterneh- spricht von ihr, doch nicht immer ist klar, In welcher Branche macht sich die Digitali- wisse Bedingungen. ten oder die Softwareschmiede Base-Net. mertum und somit auch Raum für Innova- was sie für die betroffenen Unternehmen sierung am stärksten bemerkbar? Und das Know-how des Web-Karten-Spe- tion. Packen wir es an! für Folgen hat. Oft stelle ich fest, dass Re- Der Non-Food-Detailhandel ist zum Beispiel Gibt es eine Branche, in der die Digitalisie- zialisten Endoxon aus Luzern steckt heute spekt gegenüber der Frage vorhanden ist, deutlich betroffen. Ganze Branchenzwei- rung eine untergeordnete Rolle spielt? bereits in Google Maps, das wir für die was die Digitalisierung eigentlich mit sich ge wie Musik, Bücher und Schuhe erleben Das ist schwierig zu sagen. In spezialisierten Routenberechnung und Navigation nut- FRANZ GRÜTER bringt. Manchmal sind es kleine Schritte, die einen gewaltigen Schub in Richtung Online- Branchen, in denen das Handwerk noch zen. Innovation made in Switzerland, aus NATIONALRAT bereits als Digitalisierung verstanden wer- Handel. Aufgrund der zunehmend digitali- eine andere Bedeutung hat, gibt es das Foto Titelseite: KEYSTONE/WESTEND61 dem Herzen der Schweiz! VERWALTUNGSRATSPRÄSIDENT GREEN den können. sierten Schnittstelle zum Endkonsumenten bestimmt. Dieses Handwerkskönnen kann 2 IHV INDUSTRIE- UND HANDELSVEREINIGUNG REGION SURSEE-WILLISAU IHV INDUSTRIE- UND HANDELSVEREINIGUNG REGION SURSEE-WILLISAU 3 Josef Sommer, Präsident der Industrie- und Handelsvereinigung Region Sursee-Willisau Projekt «Befähigung der KMU-Landschaft zur Digitalisierung» «Industrialisierung 4.0 ist keine Revolution» «Unternehmen kitzeln und gluschtig machen» nicht digital ersetzt werden. Dort wird die Dies müssen sich alle Unternehmen bewusst nehmen tun gut daran, mit innovativen Viele KMU fühlen sich angesichts der Digita- Digitalisierung nie die Rolle spielen, die sie in sein. Um diesen Change-Prozess zu meis- Ideen die Schnittstelle zu ihren Kunden lisierung überfordert. «Das muss nicht sein», jenen Betrieben spielt, die beispielsweise in tern, braucht es intensive Kommunikation, zu erobern oder zu verteidigen. Es nützt sagen die Initianten eines regionalen Pro- grossen Mengen produzieren. Diese Firmen praxisbezogene Aufklärungsarbeit, Projekt- nichts, wenn wir die besten Produkte der jekts, das Orientierung im digitalen Dschun- kommen nicht darum herum, Prozesse digi- arbeit in gemischten, bereichsübergreifen- Welt haben, wenn ein anderer Marktteil- gel verspricht. tal abzubilden, gewisse Stellen abzubauen den Teams und Personalentwicklung. nehmer die Schnittstelle zum Kunden be- und neue zu schaffen. setzt. Die digitale Transformation schert sich Haben es kleinere Firmen schwieriger mit nicht um Unternehmensgrösse. Egal, ob Wie gehen KMU in unserer Region mit den den anstehenden Herausforderungen? Welche Risiken und Chancen sehen Sie für Familien- oder Grossunternehmen: Kun- neuen Herausforderungen um? Kleine Unternehmen sind für grössere Ver- die Region? den wollen über neue Kanäle be- und um- Das Projekt «Befähigung der KMU-Land- änderungen oft auf externe Ressourcen Als Chance sehe ich bei unseren vielfältig worben werden, digitale Technologien und schaft zur Digitalisierung», das unter an- angewiesen, was mit Aufwand und Kosten aufgestellten Unternehmen das Potenzial Cloud-Dienste sollen das Tagesgeschäft derem vom Regionalen Entwicklungsträger verbunden ist. Ausschlaggebend ist bei klei- für neue Geschäftsmodelle. Zum grössten vereinfachen, automatisieren, dabei flexib- Sursee-Mittelland ins Leben gerufen wurde, neren Betrieben zudem die Geschäftslei- Risiko gehört die erfolgreiche Bewältigung les und vernetztes Arbeiten ermöglichen, unterstützt bei der Orientierung in der digi- tung oder der Inhaber: Es spielt eine grosse des erwähnten Change-Prozesses. Unter- die Produktion effizienter und (hoffent- talen Welt. Es bietet Erstberatung an und Rolle, wie viel Eigeninitiative, Know-how nehmen bauen auf ihre Mitarbeitenden, lich) günstiger machen. Dass über 70 Pro- vermittelt Anlaufstellen, die beim Umsetzen und Leidenschaft bei diesen Personen vor- und diese müssen in diesem Prozess eng zent der Schweizer KMU die Digitalisierung von digitalen Projekten helfen. Wir merken, handen sind, um vorwärts zu kommen. Wer begleitet werden. als einschneidenden Eingriff erleben, wie dass die Firmen auf dieses Angebot anspre- sein Unternehmen für die Digitalisierung eine Studie der Fachhochschule Nordwest- chen. Das Bedürfnis, sich auszutauschen, ist öffnen will, muss als Geschäftsführer immer Wird es unter dem Strich nicht weniger schweiz von 2017 zeigt, erstaunt nicht. Es vorhanden. Auf der anderen Seite spüre ich, als Vorbild agieren. Arbeitsplätze geben? erstaunt auch nicht, dass die Digitalisie- dass einzelne Unternehmen immer noch Re- Es gehen vermutlich mehr Arbeitsplätze rungsbemühungen der KMU unterschied- spekt haben vor der Digitalisierung. Wie weit ist die Digitalisierung in der Region verloren, als gewonnen werden. Das ist lich weit gediehen sind: Während über 60 im nationalen Vergleich fortgeschritten? branchenabhängig. Es wird Veränderun- Prozent der KMU neue Technologien ein- Die Offenheit gegenüber der Digitalisierung Wie es schweizweit aussieht, kann ich nicht gen geben. Klar ist, dass sich langfristig geführt und ihre Position auf dem Markt ist also nicht immer vorhanden ... sagen. Im internationalen Vergleich nimmt die Aufgabenbereiche von Mitarbeitenden angepasst haben, sind nur rund 30 Prozent Bei einigen Unternehmen spüre ich die Sor- die Schweiz einen Spitzenplatz ein, auf verändern werden. Repetitive Arbeiten wie davon mit ihren (ersten) Schritten in der di- ge vor den Folgen der Digitalisierung. Di- Augenhöhe mit den skandinavischen Län- zum Beispiel das Abheften von Unterlagen gitalen Welt zufrieden. gitalisierung heisst: Ein weisses Blatt neh- dern. Grundlegende Voraussetzungen wie werden immer weniger nachgefragt. Aller- men, Prozesse definieren und sich fragen, Zugang zu Breitbandinternet, Verbreitung dings bringen auch digitale Prozesse repe- «Das Tagesgeschäft absorbiert viele» Manuel Lichtsteiner von der Kreativfabrik 62 hilft Unternehmen, bei der Digitalisierung den
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