Graubünden Nummer 44 | März 2019 Pfarreiblatt Fegl Parochial Grischun | Bollettino Parrocchiale Grigione 2 Pfarreiblatt Graubünden | März 2019

Graubünden Nummer 44 | März 2019 Pfarreiblatt Fegl Parochial Grischun | Bollettino Parrocchiale Grigione 2 Pfarreiblatt Graubünden | März 2019

GRAUBÜNDEN Nummer 44 | März 2019 PFARREIBLATT Fegl parochial grischun | Bollettino parrocchiale grigione 2 Pfarreiblatt Graubünden | März 2019 DEN WEG MIT CHRISTUS Editorial Foto: Atelier LE RIGHE GmbH Foto: MITGEHEN Liebe Leserin Lieber Leser Im März beginnt die Fastenzeit, eine Zeit die Rosmarie Am 6. März beginnt die Fastenzeit – und Schärer wichtig und lieb ist. Dem «Pfareiblatt Graubünden» damit die Zeit, in der wir uns auf Ostern hat sie erzählt, weshalb dem so ist und wie sie diese vorbereiten. Wir alle haben vermutlich Vorbereitungszeit auf Ostern für sich nutzt und gestaltet. während dieser Tage unsere ganz eigenen Rituale und Gewohnheiten: Sei es das Ver- Rosmarie Schärer hat einen Schleier, trägt ihn aber selten. Sie ist keine Non- ne oder Ordensschwester, aber trotzdem eine Braut Christi. Rosmarie Schärer zichten auf etwas, das wir gerne essen oder ist eine geweihte Jungfrau. Das Offensichtlichste im Leben einer geweihten tun, sei es die aktive Teilnahme am Sup- Jungfrau sei der Verzicht auf eine Ehe – auch wenn sie die Ehe als etwas pentag oder an einer anderen Aktion in der sehr Wichtiges erachte, so Rosmarie Schärer. Und mit einem Schmunzeln, Pfarrei, seien es vermehrte Messbesuche … das um das Getratsche der Mitmenschen weiss, fügt sie an: «Als geweih- te Jungfrau weihen wir unser Leben Gott, um ganz aus der Liebe zu Gott In unserem Hauptartikel (S. 2–4) wollten zu leben – und nicht, weil wir keinen Mann abbekommen hätten. Unsere wir von der geweihten Jungfrau Rosmarie Lebensform weist auf das Reich Gottes hin, in dem die Beziehung zu Gott Schärer wissen, wie sie die Fastenzeit für vollauf genügen wird.» Eine geweihte Jungfrau lebt in einem öffentlichen kirchlichen Stand und ist sich gestaltet und wie sie sich auf Ostern direkt dem Bischof unterstellt. Der gesamte Lebensunterhalt muss selbst fi- vorbereitet. nanziert werden. Die ausgebildete Pastoralassistentin Rosmarie Schärer ar- Die Vorbereitungszeit auf Ostern wird seit beitet heute als Redaktorin der «Schweizerischen Kirchenzeitung» und ist 50 Jahren mit den Ökumenischen Jahres- als Mentorin für die Studierenden der Religionspädagogik an der Universität Luzern zuständig, welche später für das Bistum Chur arbeiten werden. kampagnen von «Fastenopfer», «Brot für alle» und später auch von «Partner sein» gestaltet. Anlässlich des Jubiläumsjahres, «Pfarreiblatt Graubünden»: Was bedeutet Ihnen die Fastenzeit? Rosmarie Schärer: Die Fastenzeit ist mir sehr wichtig. Sie ist eine Zeit der findet am 8. März ein grosser Aktionstag in Besinnung, um zu sich selber zu kommen und um «leer zu werden». Dabei Chur statt (S. 4–6). Das Thema der dies- kommt man zu seinem Innern und hat Gelegenheit, sich auf das Wesentliche jährigen Kampagne lautet « Gemeinsam für auszurichten. Es ist schön, dass die Fastenzeit vor Ostern 40 Tage dauert – starke Frauen – gemeinsam für eine besse- manchmal braucht es eine kleine Anlaufphase; und die kleine Fastenzeit im Advent ist schnell vorbei. re Welt». So erstaunt es nicht, dass der Ak- tionstag auf den 8. März gelegt wurde – den Was ist für Sie das Wesentliche, auf das Sie sich ausrichten? Internationalen Tag der Frau. Das Wesentliche ist Gott, Gott finde ich in mir drinnen – und dadurch finde Jedes Jahr wird am ersten Freitag im März ich zu mir. Je mehr ich mich selber zurücknehme, desto mehr finde ich zu der Weltgebetstag gefeiert. Die diesjährige Liturgie kommt aus Slowenien. Sie lesen darüber auf den Seiten 6 bis 7. Von Herzen wünsche ich Ihnen eine geseg- nete Fastenzeit, in der Sie immer wieder Momente der Ruhe und Gottesnähe erleben dürfen. Mit herzlichen Grüssen Wally Bäbi-Rainalter Präsidentin der Redaktionskommission © Atelier le Righe © Kirche in Not März 2019 | Pfarreiblatt Graubünden 3 mir selbst. Was nebensächlich ist, fällt weg. Was Rosmarie Schärer in mich ausmacht, das bleibt zurück. Es tut mir sehr ihrem Büro und gut, zur Quelle – zu Gott – zu kommen, auf ihn Besprechungszimmer zu hören. in Chur. Wie wissen Sie, dass Gott zu Ihnen spricht und nicht Ihr Unterbewusstes? Wenn in mir etwas «aufgeht», wenn ich einen in- neren Frieden spüre – dann weiss ich, dass Gott zu mir gesprochen hat. Ich erkenne seinen Willen am tiefen Frieden und an der Ruhe, die sich in mir ausbreiten – gerade auch dann, wenn ich um eine Entscheidung ringen muss. Wie stimmen Sie sich auf die Fastenzeit ein? Da ich täglich das Stundengebet bete, werde ich durch die Texte in die Fastenzeit hineingenom- men. Auch durch die Messen, an denen ich täg- lich teilnehme. Wie fasten Sie? In der Adventszeit esse ich keine Schokolade. Beide Fastenzeiten – Advent und die grosse Fas- tenzeit vor Ostern – gestalte ich so, dass ich auf etwas verzichte, was mir schwerfällt. Haben Sie einen Tipp für unsere Leserinnen und Leser, wie sie die Fastenzeit sinnvoll gestalten könnten? In der Fastenzeit geht es um Fragen wie: Wie © Atelier le Righe komme ich wieder zur Ruhe? Wo werde ich ab- gelenkt vom Wesentlichen? Wie komme ich zu Karfreitag und Karsamstag … und dann: Ostern, Gott? Der Verzicht auf etwas, das uns zur lieben die Auferstehungsfeier. Gewohnheit geworden ist, bietet eine gute Gele- Diese Freude, wenn nach 40 Tagen das Hallelujah genheit, sich auf das Wesentliche zu besinnen. wieder ertönt und die Glocken wieder volltönend Oft ist es schwierig, in die Ruhe der Fastenzeit läuten. Wer bei der Messfeier zuhört, erfährt, was hineinzukommen, es braucht Übung und Durch- wir glauben – das ist auch für Aussenstehende haltewillen. spannend. Mit der Liturgie werden Emotionen ge- weckt – und an Ostern wird die Freude über das Wie sähe ein guter Einstieg in das Ostergesche- Leben mit allen Sinnen erfahrbar. hen aus? Die Karwoche ist ideal, sich auf Ostern vorzube- Welche Gewichtung innerhalb des Kirchenjahres reiten: Die Messen sind so ausdrucksstark, es ge- hat Ostern für Sie? schieht so viel, dass auch kirchenferne Personen Ostern ist für mich das Hauptfest, es braucht den verstehen, um was es geht, angesprochen und Tod und die Auferstehung Jesu Christi, damit wir ergriffen werden. erlöst sind. Wir alle wissen: Es gibt das Böse in der Welt. Wir Christen glauben aber daran, dass Können Sie das bitte etwas ausführen? Gott uns vom Bösen erlöst hat. Der Palmsonntag beginnt mit dem Hosianna und hört mit der Passionsgeschichte auf – und wir Vom Bösen erlöst hat …? spüren bereits, hier stimmt etwas nicht. Sobald wir uns vom Guten abwenden, geschieht Dann Gründonnerstag mit dem letzten Abendmahl Böses. Als Christen glauben wir an die Erbschuld, und anschliessend das stille Hinübergehen in den was in der Geschichte vom Sündenfall ausge- Karfreitag, die Klagepsalmen, bei denen – je nach drückt wird. Die Frage war nun, wie wir mit Gott Der Anhänger, den viele Region und Pfarrei – Kerzen ausgelöscht werden. in Kontakt treten können, wie wir die Distanz zu geweihte Jungfrauen Die spezielle Läuteordnung während der Passions- ihm überbrücken können. In Jesus Christus wur- tragen, vereint tage, das Schweigen der Glocken und – je nach de es möglich, weil er ganz Mensch geworden Kreuz, Bischofsstab Region – das Erklingen der Ratschen/Kleppern am und zugleich ganz Gott geblieben ist. Jesus Chris- und Öllämpchen (S. 2). 4 Pfarreiblatt Graubünden | März 2019 Gläubigen dabei realisieren, dass wir mit ihm mit- gehen – in den Tod und weiter zur Auferstehung und zum Leben. Spiritualität der geweihten Jungfrauen Noch haben die geweihten Jungfrauen – weltweit sind es etwa 5000 – keine gemeinsame, festge- legte Spiritualität. Regelmässig treffen sie sich, um daran zu arbeiten. Für Rosmarie Schärer gibt es starke Verbindun- gen zur seligen Maria Celeste Crostarosa (1696– 1755), die 1731 den Orden der Redemptoristin- nen gründete. Ein Zitat aus dem «Plan des Vaters», der Maria Celeste Crostarosa von Jesus Christus © Atelier le Righe offenbart wurde, fasst für Rosemarie Schärer die- se Spiritualität deutlich in Worte: «Prägt daher in Rosmarie Schärer tus konnte uns mit Gott versöhnen, uns zu Gott eurem Geist sein [Christi] Leben ein, folgt ihm eif- vor dem Kreuzweg bringen. Sein Weg lief auf den Tod hinaus, endet rig nach und seid auf Erden lebendige Abbilder in der Kapelle aber nicht dort. Am Ende war die Auferstehung, meines geliebten Sohnes, der allein euer Haupt, des Priesterseminars war das Leben, das siegt. euer Ursprung ist.» St. Luiz in Chur. Die Instruktion Ecclesiae Sponsae Imago (Das Was können die Menschen aus der Karwoche Bild der Kirche als Braut), die am 4. Juli 2018 mitnehmen? veröffentlicht wurde, widmet sich als erstes kirch- Mit der Liturgie der Karwoche können wir den liches Dokument eingehend dem Stand der gott- Weg mit Jesus mitgehen. Es ist wichtig, dass die geweihten Jungfrauen. (sc) «GEMEINSAM FÜR STARKE FRAUEN» – JUBILÄUMSKAMPAGNE 2019 Seit 50 Jahren engagieren sich «Fastenopfer», «Brot für alle» und später auch «Partner sein» mit der Ökumenischen Kampagne für eine gerechtere Welt. «Gemeinsam für starke Frauen – gemeinsam für eine bessere Welt» so das Motto der diesjährigen Kampagne. Am 8. März findet dazu in der Stadtbibliothek in Chur ein ökumenischer Aktionstag statt. Seit einem halben Jahrhundert klappt die öku- Der Schwerpunkt der Ökumenischen Kampag- menische Zusammenarbeit der kirchlichen Hilfs- ne 2019 besteht deshalb u. a. darin, die Frauen organisationen bei den jährlichen Kampagnen und ihre Rechte im Kontext des Rohstoffabbaus zur Fastenzeit. Der Einsatz für Menschenrechte zu stärken. Die Gewinnung von Rohstoffen wie und Menschenwürde zieht sich wie ein roter Fa- beispielsweise Coltan, Gold, Soja, Palmöl, Erdöl den durch die Arbeit der letzten Jahrzehnte. So oder Wasserkraft durch transnationale Unterneh- auch bei der Jubiläumskampagne 2019, die men haben in der Regel katastrophale Folgen für vom 6. März bis zum 21. April dauert. Im Ju- die Bevölkerung vor Ort, vor allem für die Frauen. biläumsjahr stehen Frauen und ihr Einsatz für Denn Frauen haben kaum Zugang zu Informati- Menschenrechte im Zentrum. Als mutige Akteu- onen und werden weder von den Unternehmen, rinnen setzen sich diese Frauen für ihre Rechte dem Staat noch von der eigenen Gemeinschaft und Lebensgrundlagen ein und kämpfen für eine in Entscheidungsprozesse miteinbezogen, obwohl Wirtschaft, die Menschen achtet und die Umwelt sie von den Folgen am stärksten betroffen sind: bewahrt.

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