K. Wyborny Comédie Artistique herausgegeben von Thomas Friedrich (Mannheim) Ergänzungsband I-S ________________________________________________________________________ EDITIONSPLAN UND INHALT DER GESAMTSERIE: ZUM GELEIT GRUNDZÜGE EINER TOPOLOGIE DES NARRATIVEN 1. SIEBEN TAGE EIFERSUCHT 2. VEREINIGT 3. AUS DER KNABENZEIT 4. SULLA 5A. EINE EPISODE AUS DEM HUNDERTJÄHRIGEN KRIEG 5B. EIS 5C. UNSTERBLICHE GESCHICHTE 6. ELEMENTARE SCHNITT-THEORIE DES SPIELFILMS 7. DIE DAME IN BLAU 8. HOLLIS 9. LAGO mit bislang fünf Ergänzungsbänden: 1S. PLINIUS DER ÄLTERE, NATURALIS HISTORIAE Band 35 (Supplement zu „Sieben Tage Eifersucht“) 5BS. VÖLKERWANDERUNG (Supplement zu „Eis“) 6S. SCHRIFTEN ZUM FILM (Supplement zu „Elementare Schnitt-Theorie des Spielfilms“) 9S. AUSNAHMEZUSTAND (Supplement zu „Lago“) sowie 9SM. MATERIALIEN ZUM AUSNAHMEZUSTAND ________________________________________________________________________ K. Wyborny ____________________________________________ COMÉDIE ARTISTIQUE (AUS EINEM KÜNSTLERLEBEN) Ergänzungsband I-S Plinius der Ältere, Naturalis Historiae Buch 35 VON DEN FARBEN, DER MALEREI UND DER PLASTIK Nach dem Latein der Teubner-Ausgabe von Karl Mayhoff in der deutschen Übersetzung von K.Wyborny -- Ein Supplement zu „Sieben Tage Eifersucht“ -- Herausgegeben und mit einem Vorwort von Thomas Friedrich -- Fassung vom 19. 9. 2015 -- 5 © 2015 Klaus Wyborny Über den Autor: Klaus Wyborny, geb. 1945 bei Magdeburg. Studium der theoretischen Physik an der Uni- versität Hamburg und der Yeshiva University New York. Seit 1968 eigene Filme, die auf der Documenta 5 und 6, sowie auf zahlreichen internationalen Filmfestivals liefen - u. a. Dämo­ nische Leinwand (1969), Die Geburt der Nation (1973), Bilder vom verlorenen Wort (1975), Das szenische Opfer (Preis der deutschen Filmkritik 1980), Das offene Universum (1991), Sulla (Großer Preis des Filmfestivals Split 2002), Studien zum Untergang des Abendlands (2010), Syrakus (in Zusammenarbeit mit Durs Grünbein, 2012). Etliche seiner Filme sind in Mu- seen wie dem Museum of Modern Art New York, dem Deutschen Filmmuseum Frankfurt, dem Filmmuseum München oder der Hamburger Kunsthalle aufbewahrt. Seit 1974 unter- richtete er auch an zahlreichen renommierten Universitäten, Kunst- und Filmhochschulen insbesondere Filmgeschichte und die Theorie des Filmschnitts. Seit 2009 ist er Professor an der Hochschule Mannheim. 2013 erhielt er in Frankreich den Prix Walter Benjamin. 6 VON DEN FARBEN, DER MALEREI UND DER PLASTIK 7 Inhalt: Vorwort von Thomas Friedrich S.9 Inhalt von Plinius, Naturalis Historiae, Buch 35 (aus Buch 1) S. 23 Plinius, Naturalis Historiae, Buch 35 S. 27 Anhang 1 Die vorliegende Plinius-Übersetzung betreffende Passagen aus „Sieben Tage Eifersucht“ S. 169 Anhang 2 Lexikoneintrag „Pictura“ aus A Dictionary of Greek and Roman Antiquities (London 1890) S. 187 Anhang 3 Lexikoneintrag „Apelles“ aus A Dictionary of Greek and Roman Biography and Mythology (London 1872) S. 263 8 Vorwort des Herausgebers (noch sehr vorläufige erste Fassung) - 1 - Dieses Buch - im wesentlichen eine deutsche Neuübersetzung des 35. Buchs von Plinius Naturalis Historiae - entstand auf sonderbare Weise. Lange existierte es nur als Auswuchs, der aus „Sieben Tage Eifersucht“, dem ersten Roman der Comédie Artistique herauswucherte. Im Juni 2011 wurde diese inzwischen fast zweihundert- seitige Wucherung dann abgetrennt. In den seitdem entstandenen punktuell immer wieder leicht verbesserten Neufassungen war sie jedenfalls nicht mehr enthalten. Dass diese „Wucherung“ jetzt trotzdem veröffentlicht wird, hat zweierlei Funktion. Zum einen ist daran erkennbar, bis in welche Regionen „Sieben Tage Eifersucht“ einmal vorgedrungen ist. Und zum anderen kann man sie nun auch isoliert in Au- genschein nehmen, was, wie wir sehen, für Freunde der Malkunst per se interessant ist. Denn bei dem legendären 35. Buch von Plinius Naturalis historiae handelt es sich um einen für die Entwicklung der europäischem Malerei so wichtigen Kern- text, dass man eine in etlichen strittigen Teilen von der bisherigen deutschen Aus- gabe sich absetzende Neuübersetzung nur begrüßen kann. Zu ihrem vollen Verständnis ist aber, wenn nicht nötig, so doch zu empfehlen, ein gewisses Verständnis der Struktur der „Sieben Tage Eifersucht“ zu entwickeln. Es handelt sich um einen klassischen Künstlerroman. Sein Protagonist ist ein gewis- ser Carl, der sich 1979 in Hamburg und New York auf dem Gebiet der Malerei und der Performance betätigt, weil er - er ist 35 - von seinem bisherigen Betäti- gungsfeld, dem Film, auf unklare Weise enttäuscht ist. Was leider dazu führt, dass seine 25-jährige Freundin Roberta ihn mit einen jungen Maler betrügt. In den Wirren seiner Eifersucht, von denen ausführlich berichtet wird, wendet sich Carl, stark verkürzt, daraufhin wieder von der Malerei ab und dem Film zu. Um diesen Handlungsfaden rankt sich jedenfalls die etwa 1990 entstandene gut 200-seitige Grundsubstanz der „Sieben Tage Eifersucht“. Sie ist als subjektive Er-Erzählung konstruiert, in der man sich die ganze Zeit dicht am Denken des Protagonisten be- findet und alles mehr oder weniger aus dessen subjektiver Erlebens-Sicht berich- tet wird. Dadurch fehlt naturgemäß ein gültiger Überblick, sodass das Ganze eher als eine ein spezifisches soziologisches Biotop - die Hamburger Künstlerszene also des Jahres 1979 - erhellende Studie wirkt. Diese verrät wohl auch einiges über das Welt-Kunstgeschehen jener Zeit, dessen Aussage-Gültigkeit wurde aber durch das 9 Konkret-Soziologische in erheblichem Ausmaß limitiert. - 2 - Wie in allen subjektiven Er-Erzählungen bleibt der eigentliche Erzähler dabei auf komplexe Art anonym, was. z.B. in Kriminalromanen, zwar für eine gewisse Span- nung sorgt, zugleich aber immer eine gewisse Schwäche ist. Wohl daher wurde etwa 1998 ein zweiter Erzähler in den Roman eingeführt, der in deutlich anderer, weit betulicher und weniger direkt beteiligter Sicht schrieb und die bis dahin vorliegen- de Er-Erzählung bearbeitete und kommentierte. Dieser Erzähler führt sich (in Ab- schnitt II-2) folgendermaßen ein: „Dieser Bericht, als so etwas ließe es sich vielleicht am Ehesten bezeichnen, nähert sich jetzt (schrieb ich naiv im Verlauf des Jahres 1998, als ich dem Dargelegten erstmals ei- ne gewisse Gültigkeit verleihen wollte) einem heiklen Teil. War das Beschriebene bislang mehr oder weniger mit Wirklichkeit verbunden, mit jungen Menschen, die nach Höherem streben, die wachsen und leben wollen, mit Plänen und mehr oder weniger bekannten In- stitutionen, in denen man sie realisieren will, mit der bekannten Gesellschaftsmechanik al- so, die, wie von Carl (...) immerhin schon begriffen, nicht eigentlich bösartig ist, wohl aber Gutartigkeit nur am Rande kennt, so wird es nunmehr, wie sich leicht denken lässt, gehäuft zu eigentümlichen Verrenkungen im Inneren der beteiligten Personen kommen. Von de- nen haben die meisten zwar einiges wahrgenommen - ein Selbstmordversuch wie der des Roland ist schließlich vielen von uns begegnet -, sie darzustellen ist trotzdem nicht unpro- blematisch. Die Eifersucht der anderen, solange sie zur relativen Vernunft zurückfindet, erscheint uns vor allem komisch, sie reizt zu einem darüber sich erhebenden, letztendlich gesunden Gelächter. Anders sieht es aus, wenn es nicht bloß mit missglücktem Selbstmord endet, sondern in einem veritablen Blutbad - dann will das Gelächter nicht recht mehr ge- lingen. Solchen Fällen nähert man sich beklommenen Gefühls, selbst als ausgewachsener Stoiker, und fragt sich, was zu derart überzogenem Handeln hat reizen können.“ Diese Erzähler-Erscheinung, die das Geschehen im Weiteren immer wieder in die- ser unbeteiligt-abgehobenen Art kommentiert, ist etwa 55 Jahre alt und bleibt lan- ge vollkommen namenlos. Dann aber, gegen Ende des Buches (in Abschnitt V-C) offenbart sich diese Persönlichkeit doch: „... und diese neue Niederlage veränderte unseren Carl erneut und noch einmal entscheidend; und wieder wurde er, in einer Reihe schmerzhaft robuster Häutungen, zu et- was anderem, er wurde zu - mir; warum soll ich es noch verheimlichen: er wurde zu mir, der 10 ich all dies nun aufschreibe, mit mitunter leider schon eisigem Atem, um all das zu verste- hen, was derzeit mit mir geschah. Dabei war es inzwischen weit weg, so weit, dass selbst das Schlimme daran kaum noch schmerzte. Ich hatte es so gut wie vergessen.“ Anders als bei subjektiven Er-Erzählung des Grundkörpers handelt es sich also um einen in der Wirklichkeit verankerten sogenannten authentischen Ich-Erzähler. Diese Erzählinstanz ist allerdings, wie wir wissen, in der besseren Literatur noch tückischer als der subjektive ER-Erzähler, dessen das Geschehen wie eine Kamera begleitende Anonymität man, insbesondere in der Trivialliteratur, meist unhinter- fragt hinnimmt. Auch in diesem Fall ist das so, denn der betulich-behäbig vor- gehende Ich-Erzähler ist mit dem wirklichen Autor (also dem stets hyperaktiven Klaus Wyborny) offensichtlich ebensowenig identisch, wie, im Fall von „Doktor Faustus“, der pedantisch-ausgeglichene Serenus Zeitblom mit Thomas Mann. Un- geachtet dessen reflektiert dieser Ich-Erzähler selbstherrlich immer wieder das bis- lang Geschriebene, und versucht dem Ganzen eine Gestalt zu geben, die über das aktuell erlebte hinausging. Dabei reflektiert er auch seine Vorgehensweise: „Es entsteht große Unsicherheit darüber, ob und wie weit man das glätten soll. Bei höherer sprachlicher Eleganz könnte das Dargestellte, vielleicht muss es das sogar, darin er- sticken. Zweifellos wäre jedermann wohler, wenn es sich in eine leichte Komödie verwan-
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