Alfried Krupp Fellows 2011/12

Alfried Krupp Fellows 2011/12

Alfried Krupp Fellows 2011/12 1 Inhalt 4 Vorwort 10 Dr. Elena Aronova Professor Dr. Bärbel Friedrich, „The Politics and Contexts of Science Wissenschaftliche Direktorin des Studies During the Cold War: Instituting Alfried Krupp Wissenschaftskollegs the Studies of Science in the U.S.A., Greifswald U.S.S.R, and the U.K. in the 1950s-1970s“ 20 Professor Dr. Margarita Balmaceda „Energy rents, energy dependency and politics in the former USSR“ 30 Privatdozent Dr. Roswitha Böhm „Krise schreiben. Prekäre Arbeitswelten in der europäischen Gegenwartsliteratur“ 42 Privatdozent Dr. Leonhard Fuest „Poetopharmaka: Heilmittel und Gifte in Literatur und Medien“ 52 Professor Dr. Karl-Ludwig Kunz „Rechtsstaatlichkeit in der Spätmoderne“ 2 62 Professor Dr. Olaf Mörke 120 Abschlussausflug auf die Insel Hiddensee „Die Geschwistermeere: Eine Bezie- der Fellows 2011/12 hungsgeschichte von Ost- und 24. und 25. September 2012 Nordsee“ 124 3. Alumni-Treffen 74 Professor Dr. Birgit Recki 8. und 9. Juni 2012 „Die instrumentelle Dimension der Freiheit. Technik als anthropologisches 128 Alumni-Fellows Radikal“ 82 Professor Dr. Folker Reichert Gelehrter Eigensinn: Carl Erdmann im Dritten Reich 92 Dr. Martina Roesner „Organismus – Geschichte – Bewusst sein: Die systematischen Dimensionen des Lebensbegriffs in der Phänomeno- logie Edmund Husserls“ 102 Privatdozent Dr. Jörg Schuster „Studien zu einer Kulturpoetik der deutschen Literatur 1930–1960“ 114 Fellowlectures der Fellows 2011/12 3 Professor Dr. Bärbel Friedrich Wissenschaftliche Direktorin des Alfried Krupp Wissenschaftskollegs Greifswald Vorwort Wieder einmal endete im September das Stu- ausklingen lassen. Wie schon in den Jahren dienjahr der Fellows mit einem Aufenthalt zuvor bot der Abschlussausflug der Fellows auf Hiddensee. Als ich mit der letzten Fäh- ausreichend Gelegenheit, auf die vergange- re in Kloster eintraf, empfingen mich Sturm nen zwölf bzw. sechs Monate zurückzublicken, und Regen, beides war am nächsten Morgen Bilanz zu ziehen und Pläne für die Zukunft zu wie weggeblasen. So konnten wir unsere tra- schmieden. Besondere Freude herrschte un- ditionelle Wanderung zum Leuchtturm auf ter den Fellows über die vielen wissenschaft- dem Dornbusch bei Sonnenschein genießen, lichen Kontakte, die sie in ihrer Kollegzeit einige Attraktionen der Insel erkunden und knüpfen konnten, und die Freundschaften, den Aufenthalt bei einem Strandspaziergang die durch die enge Zusammenarbeit im Kolleg 4 entstanden. Aber auch Wehmut kam ange- da im Kolleg im Rahmen der ukrainistischen sichts des bevorstehenden Abschieds bei den Sommerschule „Greifswalder Ukrainicum“. Fellows auf, der wir durch die Ankündigung des Ausbaus der Fellow-Alumni-Initiative Frau Dr. Elena Aronova aus San Diego teil- und die Aussicht auf zukünftige Besuche im te mit Frau Balmaceda zahlreiche Interessen. Kolleg und in Greifswald ein wenig begegnen Ursprünglich aus Russland stammend, ver- konnten. brachte sie als Juniorfellow nur sechs Monate im Kolleg. Während ihres Aufenthaltes wid- Den längsten Weg nach Hiddensee hatte Frau mete sich die Biologin und Wissenschaftshis- Professor Margarita Balmaceda zurückgelegt. torikerin dem Vergleich der Wissenschafts- Sie war eigens aus Boston nochmals ange- kulturen in den USA, in Großbritannien und reist, wo das Wintersemester an der Harvard der UdSSR, und zwar zur Zeit des kalten Krie- Universität bereits Anfang September begon- ges. Hierzu organisierte sie einen Workshop nen hatte. Ihr Forschungsthema über Ener- im Kolleg, der eine Reihe hoch angesehener giebereitstellung und Energieabhängigkeiten internationaler Gäste zu seinen Referenten in Russland, der Ukraine, Belarus und Litau- zählte. Der Erfolg ihrer Tätigkeit wird durch en war nicht nur wissenschaftlich von hoher eine dreijährige Tätigkeit als Research Fellow Aktualität, sondern auch politisch sehr bri- im Max-Planck-Institut für Wissenschaftsge- sant. Als sprachkundige Politikwissenschaft- schichte in Berlin sichtbar, wo sie seit Sep- lerin hatte sie zuvor im osteuropäischen und tember 2012 tätig ist. Wir freuen uns, dass baltischen Raum Recherchen angestellt und Frau Aronova in unserer geographischen dabei aufschlussreiche Erkenntnisse über den Nähe verbleibt und gewiss bald wieder den Transfer und die komplexen Implikationen des Weg nach Greifswald und ins Kolleg finden Energiegeschäftes gewonnen, die ihr zahlrei- wird. che Einladungen zu Vorträgen und Tagungen bescherten. Diese Thematik war dann auch Frau Professor Birgit Recki war durch frühe- Gegenstand von lebhaften Diskussionen im re Teilnahmen an philosophischen Tagungen Anschluss an einen Vortrag von Frau Balmace- des Kollegs und durch Gastvorträge schon 5 wohl bekannt und hat das „geschenkte Jahr“ und Literatur als Heilmittel und auch als Gift – wie sie ihre Fellowzeit nannte – offensicht- stellte er die Frage, inwieweit die revolutio- lich sehr genossen. Mit Elan und Tatkraft nären Veränderungen durch das Internet und widmete sie sich der Frage, inwieweit Technik die neuen Medien bei den Nutzern heilsam die Handlungsoptionen und die Willensfrei- oder vergiftend auf die Rezeption von Lite- heit des Menschen beeinflusst. Darüber hat ratur und den Umgang mit Texten wirken. Er sie mehrfach referiert und Teile ihrer Arbeit veranstaltete im Sommer einen Workshop zur im Rahmen einer Vorlesung im Institut für Thematik seines Projekts, an dem auch die Philosophie der Ernst-Moritz-Arndt-Univer- Fellows Roswitha Böhm und Jörg Schuster, sität Greifswald präsentiert und zur Diskus- ebenfalls Literaturwissenschaftler, sowie Ver- sion gestellt. Birgit Recki hat durch lebhafte treter der Greifswalder Germanistik teilnah- Diskussionsbeiträge bei Abendvorträgen, die men. Herr Fuest war zudem ein wichtiger Dis- aktive Teilnahme an Tagungen und durch kutant und Vermittler in den Diskussionen im kulturelle Anregungen die Kollegaktivitäten Umfeld der Vortragsreihen „Literatur.Kultur. stark befördert und bereichert. Sie war unter Theorie“, die in den vergangenen Semestern den Fellows und im Kreis ihrer Greifswalder zu einer erfolgreichen und vielbeachteten In- Fachkollegen stets eine gefragte Gesprächs- tensivierung der Kooperation zwischen Uni- partnerin. versität und Kolleg beigetragen haben. Als ein durchaus streitbarer Geist im krea- Im Zentrum der Studien von Frau Privatdo- tiven Sinne zeigte sich auch Herr Privatdo- zentin Dr. Roswitha Böhm stand die Rezep- zent Dr. Leonhard Fuest. Als Literaturwis- tion und Analyse prekärer Arbeitswelten in senschaftler und Thomas Bernhard-Kenner der deutschen, französischen und spanischen hatte er für die Zeit im Kolleg ein Projekt mit Literatur der letzten 20 Jahre. Besonders ver- dem nicht alltäglichen Titel „Poetopharmaka: traut ist Frau Böhm mit der französischen Heilmittel und Gifte in Literatur und Medien“ Sprache und der französischen Kultur. Sie ar- ausgewählt. Ausgehend von den Diskussio- beitete daher im Vergleich zu Quellen aus an- nen in der Antike um die Wirkung von Schrift deren historischen Zeitabschnitten der fran- 6 zösischen Literatur Berührungspunkte und kürzlich mit einem Lise-Meitner-Stipendium Spezifika heraus und legte so den Grundstein ausgezeichnet und arbeitet inzwischen an für eine „Poetik des Prekären“. Die Ergebnisse der interdisziplinären Forschungsplattform ihres Forschungsprojekts diskutierte sie inten- „Religion and Transformation in Contem- siv mit den anderen Fellows und Greifswal- porary European Society“ der Universität der Literaturwissenschaftlern. Insbesondere Wien, wo sie inzwischen mit einem früheren zur Greifswalder Germanistik unterhielt sie Fellow, Herrn Dr. Donecker, kommuniziert. gute Kontakte und beteiligte sich rege am Tagungs- und Vortragsprogramm des Kollegs. Herr Privatdozent Dr. Jörg Schuster war der Frau Böhm schloss in der Zeit ihres Aufent- dritte im Bunde der „Literaten“ in diesem Fel- haltes im Kolleg ihre Habilitation an der Frei- lowjahrgang. Die Ausgangsthese seines auf en Universität Berlin ab, wo sie nunmehr als die neuere deutsche Literatur ausgerichteten Privatdozentin tätig ist. Forschungsvorhabens lautete kurz gefasst, dass moderne literarische Schreibweisen – Auch Frau Dr. Martina Roesner ist durch ein wie sie im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts besonderes Verhältnis zu Frankreich geprägt. vorherrschen – regressiv in der Zeit von 1930 Ihr Philosophiestudium hatte sie über zahlrei- bis 1960 fortgeführt und auch nach dem che in- und ausländische Stationen schließ- Ende des zweiten Weltkrieges formal als Ge- lich an die Sorbonne geführt, wo sie promo- staltungsmöglichkeiten zur Verfügung ste- viert wurde. Sie erforschte in ihrem Projekt hen. Es gelang ihm, diese These mit zahlrei- den Lebensbegriff aus einer naturphilosophi- chen Beispielen zu stützen und die Resultate schen Perspektive, abgegrenzt von der mo- seiner Arbeit in einem von ihm organisierten dernen Biologie und Evolutionstheorie. Dabei Workshop im Kolleg zum Thema „Die ande- vermag sie auf der Basis ihres tiefgründigen re Moderne“ vorzustellen und zu diskutie- philosophischen Wissens und beeindrucken- ren. Auch Jörg Schuster hat – wie oftmals der Sprachkenntnisse den Bogen sehr weit zu von ihm betont – von den Interaktionen mit spannen. Diese Talente blieben auch andern- Mitgliedern des Wolfgang-Koeppen-Archivs orts nicht verborgen. Martina Roesner wurde und des Instituts für deutsche Philologie der 7 Universität Greifswald sehr profitiert. Dabei Strafrecht, Kriminologie, Rechtsphilosophie, ist anzunehmen, dass diese Wechselwirkung Rechtstheorie und Rechtssoziologie an der auch synergistische Effekte auf das Institut Universität

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