Menschen Geschichten Energie #01.2021 SOMMER Das Magazin von AllgäuStrom Die Wucht des Wir Das Comeback der Genossenschaften Räume für Träume Die neuen Zukunftszonen im Allgäu Schlaues Netz Das smarte Sicherheits- konzept von AllgäuNetz So geht Mächler Mut, Passion und die Überzeugung, das Richtige zu tun: sechs AllgäuerInnen und ihr Erfolgskonzept Editorial Endlich Sommer! Die letzten Monate 18 haben uns allen viel abverlangt. Jetzt geht es wieder raus, öffnen sich neue Perspek- tiven. Und Räume für Begegnung, zu- mindest im Freien. Wir von AllgäuStrom haben in der zurückliegenden Zeit vor allem eins gelernt: Vieles geht leichter, MAI 2021 wenn man es gemeinsam anpackt. Als INHALT Verbund von neun Partnern ist das seit jeher Teil unserer Philosophie. Und na- türlich sind wir nicht die Einzigen, die Was uns antreibt Was uns bewegt das im Allgäu leben. Wie viel sich bewir- 04 Menschen von hier und heute 10 Die Wucht des Wir ken lässt, wenn viele Gleichgesinnte die Ärmel hochkrempeln, erzählen wir auf Ein Trüffelsucher, eine Jungbäuerin, ein Ob Sennerei, Dorfladen oder Bürgerbahn- den folgenden Seiten. Von Menschen, die Hautmaler – sechs Porträts von hof – im Allgäu erlebt die traditionelle Menschen, deren Passion uns begeistert Idee der Genossenschaft eine Renaissance. gemeinsam einen Dorfladen am Leben Aus gutem Grund erhalten, Bauern, die ihren Käse gemein- sam vermarkten, Bürgern, die eine alte 18 Zukunftszonen Brauerei vor der Abrissbirne bewahren, Vom Mini-Haus bis zur Coworking-Villa – oder jungen Gründern, die sich mit ande- 10 überall im Allgäu entstehen neue Räume für ren Kreativen in neuen Coworking-Büros gemeinsames Arbeiten, Leben, Kreativsein zusammentun. Im Vordergrund steht hier 2 nicht der Profit, sondern die Rendite der Was uns versorgt 3 Gemeinschaft. Und ein Stück gelebte 24 Ein Netz mit Köpfchen Heimat. Wir finden, das passt perfekt zur Warum das Allgäuer Stromnetz auch Idee von AllgäuStrom. massive Schwankungen im Europäischen Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der 32 Verbundnetz abfedern kann Lektüre – und einen Sommer voller ge- meinsamer Momente! Was uns verändert 04 30 Region im Rückspiegel Der Ursprung des AÜW-Kraftwerks in der Sulzberger Au Was uns interessiert [email protected] 31 Was Kunden uns fragen Wie viel Allgäu steckt eigentlich in AllgäuStrom? 34 32 Trauerspiel in drei Akten Unser Kolumnist Martin Buchholz erklärt, Impressum Zitt, Shutterstock, Andreas Herzhoff, Stocksy Philip Mirbach, Constantin warum das Perpetuum mobile ein uner- füllter Menschheitstraum bleiben wird Herausgeber AllgäuStrom c/o Allgäuer Überlandwerk (AÜW) GmbH, Illerstraße 18, 87435 Kempten, Telefon: 08 31/25 21-0. Verant- Fotos: wortlich für den Inhalt: Sandra Oberhaus (V.i.S.d.P.) 34 Die perfekte Tour Verlag C3 C3 Creative Code and Content GmbH, Heiligegeistkirchplatz 1, 10178 Berlin/Standort München. Gesellschafter der C3 Creative Drei grandiose Radrouten für jeden Code and Content GmbH sind zu 85 % die Burda Gesellschaft mit beschränkter Haftung, Offenburg, und zu 15 % die KB Holding GmbH, Geschmack, vorgeschlagen und Berlin. Alleinige Gesellschafterin der Burda Gesellschaft mit beschränkter Haftung ist die Hubert Burda Media Holding Kommandit- Zitt; Andreas erprobt von AllgäuStrom Mitarbeitern gesellschaft, Offenburg ◆ Redaktion/freie Autoren: Barbara Esser (Ltg.), Caroline Mascher, Uli John-Ertle, Klaus Mergel, Beate Strobel ◆ Gestaltung: Michael Helble, Andrea Hüls ◆ Bildredaktion: Amelie Amon ◆ Projektleitung: Marlene Freiberger ◆ Produktion: Wolfram ◆ ◆ Götz (Ltg.) Lektorat: Lektorat Süd Druck: Schöler Druck & Medien GmbH, Konrad-Zuse-Str. 2, 87509 Immenstadt Titelfoto: Was uns antreibt Was uns antreibt atürlich hatte Josefine Menschen Steiger Wünsche für die N Zeit nach ihrer Rente. Wovon man so träumt von hier nach einem erfüllten Berufsleben: einmal den Jakobsweg gehen, viel rei- sen, sich was Schönes leisten. Doch und heute dann machte sie 2019 den „Fehler“, ihr berufliches Herzensprojekt mit in Das Allgäu steckt voller die Rente zu nehmen und „in mein Wohnzimmer zu lassen“. Vier Jahre Energie – dank der zuvor hatte sie als Leiterin des Bereichs „Ausbildung“ der IHK Menschen, die hier jeden Schwaben auch die Verantwortung Tag Außer gewöhnliches für die Integration Hunderter junger Geflüchteter in den Arbeitsmarkt bewegen. Sechs übernommen. Alles lief blendend. aktuelle Beispiele. Dank ihrer Beziehungen zu Allgäuer Ausbildungsbetrieben konnte sie ih- Text: Caroline Mascher ren Schützlingen – junge afghanische Fotos: Andreas Zitt Männer zumeist – optimal helfen. „Die sind alle super integriert, arbei- ten hart und haben sich nie etwas zuschulden kommen lassen“, sagt sie. Eine Erfolgsstory also? Leider nein. 4 gibt es Denn die bayerische Abschiebepolitik 5 zerstöre alles, was zuvor mühsam auf- auch im Allgäu. Ich habe gebaut worden sei. Von einem Tag auf den anderen verlieren die afghani- mit meinen Hunden schen Mitarbeiter ihre Genehmigung schon 14 verschiedene für die Erwerbstätigkeit und sind zum Nichtstun verdammt. Die verzweifel- Arten entdeckt. « ten Jungen haben vor jedem monat- » Mein einziger Wunsch lichen Sammelabschiebeflug nach Simon Schauer (35) ist, dass diese jungen Trüffelsucher Kabul und ihrer ungewissen Zukunft große Angst und Sorge. Aus ihrem www.gourmetundmeer.de Menschen irgendwann Engagement für Jobs ist daher zu- nehmend ein Kampf ums Bleiben angstfrei leben ge worden. Ihr einziger Wunsch sei mittlerweile: „Dass diese jungen können bei uns. « Menschen irgendwann angstfrei leben Josefine Steiger (65) er Adrenalinkick kommt, ren und dank einer Sondergenehmi- Gasthund eine Knolle. Seitdem dreht können bei uns.“ Gereist ist Steiger Flüchtlingshelferin wenn der Hund zu graben gung der bayerischen Staatsregierung sich bei Simon Schauer alles um die seit Rentenbeginn nur einmal – nach D beginnt. „Dann musst du ist Schauer auch in seiner Oberallgäuer tolle Knolle. Indien, zusammen mit sechs jungen sehr schnell sein“, sagt Heimat unterwegs. Trüffel im Allgäu, Immer neue heimische Trüffelarten Afghanen, denen sie half, in der Simon Schauer und lacht. „Denn echt jetzt? Aber ja. Simon Schauer, der entdeckt er mit seinen Hunden. Und Botschaft in Delhi ein Visum zu nicht nur wir Menschen sind wild auf Trüffel aus Istrien in seinem Laden in bietet jetzt auch geführte Trüffel- bekommen. diese Knolle.“ Für den 35-jährigen Hofen und auch online vertreibt, hat touren an. Sogar eine Trüffelplantage Zimmermeister aus Sonthofen gibt es die Allgäuer Bodenschätze eher durch hat Schauer angelegt. In drei Jahren nichts Schöneres, als mit seinen bei- Zufall entdeckt. Befreundete Trüffel- will er dort den schwarzen Burgun- den Spürhunden Skadi und Fraye auf sucher aus Istrien brachten eine dertrüffel ernten. „Mein Vater ist Trüffelsuche zu gehen. Meist tut er Lieferung, man ging im Wald spazie- Förster, da habe ich das Jäger-und- das in Istrien. Aber seit einigen Jah- ren und prompt erschnüffelte der Sammler-Gen wohl einfach in mir.“ Was uns antreibt Was uns antreibt o geht es jedes Mal. Jemand erzählt ihr etwas S (neulich beim Arzt eine alte Dame von ihrem ver- storbenen Mann, dem Bildhauer) oder bringt etwas vorbei (zuletzt ein altes Tagebuch), und Ingrid Müller nimmt die Spur auf und beginnt zu recher- chieren. Sie marschiert in Archive, gräbt weitere Fundstücke und Doku- mente aus – und macht am Ende dar- aus eine Ausstellung in ihrem kleinen Dorfmuseum im Glögglerhaus in Altusried. Über Teddybären zum Bei- spiel. Oder über die Geschichte der ütmôlar“ nennt er sich – Hütekinder im Allgäu. Hautmaler. Und das ist Seit 26 Jahren ist die gelernte H Daniel Bensmann gleich Bilanzbuchhalterin Heimatpflegerin zweifach. Als Tätowierer im Landkreis Oberallgäu. Und ihre sticht er Bilder in die menschliche Begeisterung nimmt immer noch zu. Haut, als Künstler hat er sich dem Ihr gehe es bei ihrer Spurensuche um Malen auf Tierhäuten verschrieben. Respekt, sagt Ingrid Müller. „Respekt Worin für ihn der Unterschied liegt? 6 auch vor der Leistung derer, die vor „Das Tätowieren ist meine Passion, 7 uns da waren.“ Aufmerksam hört sie aber eben auch mein Broterwerb. den Menschen zu und bewahrt ihre Beim Malen auf Pergament hingegen Geschichten auf. Dabei hilft es kann ich mich kreativ verwirklichen.“ natürlich, dass sie Allgäuer Dialekte Am Material Haut fasziniert ihn, liebt – plus den schlesischen, mit dem „dass es einer der ältesten Malunter- » Meine Eltern sie als Kind von Heimatvertriebenen gründe in der Menschheitsgeschichte aufgewachsen ist. „Meine Eltern ist“. Gezeichnet und gemalt hat haben immer haben immer von ‚der Heimat‘ der 31-Jährige immer. Und auch das gesprochen, und ich habe mich Thema Haut war stets präsent – von ‚der Heimat‘ gewundert, von was sie da reden“, Bensmanns Vater ist gelernter Gerber erinnert sich Ingrid Müller. und hat in Hindelang eine Hirsch- gesprochen, und Ihre eigene hat sie – auch dank ihres leder-Schneiderei. ich habe mich Engagements – längst gefunden. Dennoch absolvierte der Sohn zunächst eine Ausbildung in Metall- gewundert, von baukonstruktionstechnik. Und hätte wohl ein Ingenieursstudium drange- was sie da reden. « hängt, wäre da nicht diese Leiden- » Ich wollte nie Ingrid Müller schaft fürs Tätowieren. „Ich hatte das Heimatpflegerin Glück, einen Freund zu finden, der Geld damit https://www.altusried.de/ mich tätowiert und mir sein Hand- verdienen. de/kultur/dorfmuseum werk vermittelt hat“, sagt Bensmann. Der Autodidakt kann von seiner Vielleicht war Tattoo-Kunst gut leben, aber auch seine Hautbilder sind begehrt. „Ich das der Schlüssel wollte nie Geld damit verdienen“, zum Erfolg.
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